Therapietreue bei Osteoporose: Wirkung nur bei regelmäßiger Einnahme

OrthopädieZentrum
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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Osteoporose

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PROTOKOLL

Therapietreue bei Osteoporose: Wirkung nur bei regelmäßiger Einnahme

Dr. med. Knut Behle: Wir beginnen um 19 Uhr.

Metzer: Ist es möglich, dass eine Wirbelbruchfraktur länger zurückliegt? Monate, sogar Jahre???

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist es möglich, dass eine Wirbelfraktur nicht sofort erkannt wird, da sie auch nicht sofort Schmerzen verursachen muss. Manche Wirbelbrüche kann man sich in etwa so vorstellen, als ob man sich auf einen Umzugskarton setzt. Dieser wird dann allmählich nachgeben, aber nicht sofort zerstört sein. Insofern können Wirbelbrüche über Jahre unerkannt bleiben.

Bäuerlein: Wie wird ein Deckplattenbruch behandelt? Wie künftige Brücher verhindern?

Dr. med. Knut Behle: Die entscheidende Therapiefrage bei einem Wirbelkörperbruch ist, ob der Bruch stabil, oder nicht stabil ist. Liegt eine Instabilität vor - z.B. bei Beeinträchtigung der Wirbelkörperhinterkante - wird man eher zu einer operativen Versorgung tendieren. Leichtere Deckplatteneinbrüche können mit einer Korsettbehandlung behandelt werden. Bei frischen Brüchen, die über mehrere Wochen Beschwerden machen, kommt u.U. auch eine Kyphoplastie in Frage.

Judith: Was hat „Übersäuerung“ mit dem Kalziumhaushalt und Osteoporose zu tun? Wurde bei mir festgestellt und auch in dieser Reihenfolge zugeordnet.

Dr. med. Knut Behle: Sie haben völlig richtigerweise die Bedeutung des Kalziumhaushaltes für die Osteoporose erwähnt. Eine wesentliche weitere Bedeutung kommt der Versorgung mit Vitamin D zu. Der pH-Wert wird vom Körper selbst durch verschiedene Puffersysteme so eng reguliert, dass die von Ihnen angesprochene "Übersäuerung" weitgehend ohne Bedeutung ist.

Katja_Sternberg: Warum ist eine Osteoporose nicht umkehrbar? Der Knochen ist doch im ständigen Um- und Wiederaufbau. Wenn er sich dann nur noch gesund wieder aufbaut, muss doch auch die Krankheit irgendwann zu Ende sein?

Dr. med. Knut Behle: Eine ganz wichtige Frage stellen Sie da. In der Tat unterliegt der Knochen einem ständigen Umbau. Man kann davon ausgehen, dass das komplette Skelettsystem innerhalb von 6 - 7 Jahren vollständig umgebaut ist. Der Knochenaufbau und Knochenabbau halten sich etwa bis zum 40. Lebensjahr die Waage. Danach schlägt die Waage mehr Richtung Knochenabbau um. Hierdurch entsteht dann die verminderte Knochendichte, die irgendwann zur Osteoporose führt. Durch verschiedene Medikamente kann man diese Waage wieder etwas korrigieren. Eine völlige Wiederherstellung der Knochenmasse, wie bei einem 40jährigen Menschen, gelingt aufgrund der verschiedenen Stoffwechseleigenschaften jedoch nicht.

Katja_Sternberg: Warum ist eine Osteoporose nicht umkehrbar? Der Knochen ist doch im ständigen Um- und Wiederaufbau. Wenn er sich dann nur noch gesund wieder aufbaut, muss doch auch die Krankheit irgendwann zu Ende sein?

Anna Luisa: Seit 35 Jahren leide ich unter Arthrose . Seit 14 Jahren habe ich ein Fentanyl Pflaster. Dazu kam Ibu Vor 4 Jahren nach einem Sturz mit Wirbelbrüchen wurde Osteoporose dianostiziert. Seither habe ich 24 Stunden mehr oder weniger starke Dauerschmerzen, die sich auch durch Fenta plus Novamin nicht komplett beseitigen lassen , und mich nahe an eine Depression bringen . Ich bin belastet durch Schlaganfall meines Mannes und Hirntumor meiner Tochter , 25 , die bei uns lebt. Gibt es Hilfe , die mich wieder fit und leistungsfähiger macht , und meine Schmerzen erträglicher macht , so dass ich meinen Alltag leichter wird. Danke für Ihre Bereitschaft , mir zuzuören und zu antworten . Mit herzlichen Grüssen Anna Luisa

Dr. med. Knut Behle: Aus der Vielzahl Ihrer Erkrankungen würde ich mir eigentlich aus der Ferne nur zu Ihren Wirbelbrüchen einen Hinweis erlauben. Es stehen heutzutage hochpotente Medikamente zur Verfügung, die zum einen eine Osteoporosebehandlung ermöglichen und zum anderen kann auch eine adäquate Schmerztherapie in der Lage sein, die Schmerzen, die durch die Wirbelkörperbrüche entstanden sind, zu behandeln.

Anna: Ab welchem Wert der Osteoporose-Messung sollten die Medikamente eingenommen werden? Handelt es sich um Bisphosphonate oder gibt es noch andere Möglichkeiten? MfG Anna

Dr. med. Knut Behle: Die Behandlungsbedürftigkeit einer Osteoporose hängt nicht nur vom T-Wert der Knochendichtemessung ab. Es kommen einige Faktoren wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen hinzu. Aus der Zusammenschau der Gesamtergebnisse kann dann entschieden werden, welche leitliniengerechte Therapie Ihnen vorgeschlagen wird. Bisphosphonate sind seit 20 Jahren erprobte Medikamente bei der Osteoporose-Behandlung. Seit vielen Jahren gibt es aber auch ausreichend Alternativen (z.B. Denosumab).

Junifer: Warum ist Fastfood ungesund? Da sind doch auch eigentlich gesunde Zutaten drin.

Dr. med. Knut Behle: Man kann sicher sein, dass Fastfood relativ vitaminarm ist. Dafür enthält Fastfood kurzkettige Kohlenhydrate und gesättigte Fette. Insofern stellen sie keine Basis für eine knochengesunde Ernährung dar.

Porschen: Bei meinem Arzt kann ich nicht ausreichend nach den Dingen fragen, die ich wissen möchte und müsste in Zusammenhang mit der für mich noch neuen Osteoporose-Erkrankung. An die AOK möchte ich mich nicht wenden, denn eigentlich ist mein Arzt nett. Er gibt mir Information, hat aber niemals Zeit für meine Fragen, denn er hat mehrere Behandlungszimmer in denen die Patienten schon sitzen und auf ihn warten. Bevor ich eine Frage stellen kann ist er raus und im nächsten Zimmer. Beim nächsten Mal möchte ich aber wirklich Fragen stellen. Wie mache ich das richtig?

Dr. med. Knut Behle: Manchmal kann es hilfreich sein, sich die Fragen so präzise wie möglich zu Hause aufzuschreiben und dann bereits frühzeitig beim Arztkontakt zu erwähnen, dass man mehrere Fragen hat. Häufig ist es sogar eine Erleichterung für den Arzt, wenn er konkrete Fragen nacheinander beantworten kann und nicht den Eindruck hat, dass jetzt ein längeres Gespräch erforderlich ist, dessen Umfang er nicht einschätzen kann.

Buddy: Aufgrund von Blutbildveränderungen insbesondere verminderte Leukozyten wurde die Prolia Spritze erstmal ausgesetzt. Die Therapie hätte im Sommer d.j. beginnen sollen. Sollte man für die Spritze ein gut funktionierendes Immunsystem haben?? Was könnte ich stattdessen intensiv für die Osteoporose tun?? Dankeschön!!!!

Dr. med. Knut Behle: Zunächst ist erst einmal in jedem Falle wichtig, die Ursache für die verminderte Leukozytenzahl zu finden. Eigentlich ist Prolia ein ausgezeichnet verträgliches Medikament, welches ein geringes Profil an unerwünschten Wirkungen aufzeigt. Alternativ kommen immer noch Bisphosphonate in Betracht.

Holger: Es heißt immer, dass Medikamente hauptsächlich für Männer erforscht werden und auf die Besonderheit des Unterschieds zwischen Männern und Frauen keine Rücksicht genommen wird (z.B. Herzinfarkt). Deshalb die Frage, ob hier die Umkehr ist: Sind Osteoporosemedikamente für Frauen gemacht? Worauf muss ich als Mann achten?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist es bei der Osteoporose eigentlich anders herum. Da aufgrund der speziellen Stoffwechselverhältnissen bei Frauen die Osteoporose deutlich häufiger ist, wurden die meisten Medikamente direkt an den betroffenen Frauen getestet. Es sind auch nicht alle Osteoporosemedikamente für die Behandlung der Osteoporose des Mannes zugelassen. Insofern gibt es hier Unterschiede zu beachten. Es gibt Medikamente, die sowohl für Männer und Frauen zugelassen sind, aber sich zum Teil in der Darreichungsform unterscheiden.

Sarkisian: Mutter ist schwer angeschlagen wegen Osteoporose. Da gibt es mehrere richtige Medikamente, die unterschiedlich wirken. Nach welchen Kriterien findet die richtige Wahl für meine Mutter statt?

Dr. med. Knut Behle: Die Auswahl des richtigen Medikamentes hängt zum einen von der Art der Osteoporose ab. Zum anderen spielen Begleiterkrankungen eine wesentliche Rolle. Sollten z.B. Magen-Darmprobleme vorliegen, sollte man möglicherweise auf eine orale Gabe in Form von Tabletten verzichten. In jedem Fall steht eine ausreichende Auswahl von Medikamenten zur Verfügung.

Habermann_Berrit: Aufgrund eines Herzinfarktes vor 6 Jahren nimmt meine Mutter (jetzt 73) blutverdünnende Medikamente. Damals hat keiner darauf hingewiesen, dass die einen langfristigen Knochenschaden auslösen können. Nun haben wir das Problem mit einer fortgeschrittenen Osteoporose, unbemerkten und schlecht geheilten Wirbelbrüchen usw. Wie soll es jetzt weitergehen.

Dr. med. Knut Behle: Die weitere Behandlung hängt im Wesentlichen davon ab, welche Begleiterkrankungen bei Ihrer Mutter noch bestehen und welche Kontraindikation für bestimmte Medikamente vorliegen. In jedem Falle stehen auch kurzfristig wirksame Medikamente zur Verfügung, um die vorliegende Osteoporose zu behandeln.

Cottbus: Ist ein Herz-Schrittmacher ein Hinderungsgrund für eine Knochendichtemessung, oder geht das problemlos?

Dr. med. Knut Behle: Die Knochendichtemessung mit der DEXA-Methode ist problemlos möglich. Dies ist auch die einzige empfohlene Messmethode.

Chronik: Wegen Anorexia war ich schon mehrfach in stationärer Behandlung. Seit 2 Jahren geht es mir besser, bin jetzt 38. Aber jetzt kommt das nächste Problem: Man hat bei mir eine Osteopenie festgestellt. Seither nehme ich Calcium und VitaminD880. Eine Nachuntersuchung hat trotzdem schlechtere Werte erbracht. Was empfiehlt Dr. Behle als nächsten Schritt?

Dr. med. Knut Behle: Die Anorexia ist aufgrund des vorhandenen sehr geringen BMIs ein erheblicher Risikofaktor für das Entstehen einer Osteoporose. Da bei Ihnen eine Osteopenie vorliegt, befinden Sie sich in einem Vorstadium zu einer Osteoporose. Insofern ist die Substitution mit Vitamin D absolut notwendig. Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, ist eine umfangreiche laborchemische Untersuchung des Stoffwechsels.

RitaKunath: Gilt immer noch, dass zu wenig Magensäure oder Säureblocker dazu führen, dass die Knochen unterversorgt werden? Wegen Sodrennen bekomme ich Protonenpumpenhemmer, aber unser Hausarzt hat nichts von langfristigem Knochenschaden erwähnt. Nur im Beipack stand da was. Wie lange kann man so einen Säureblocker unbeschadet nehmen?

Dr. med. Knut Behle: Die Erkenntnis, dass sogen. Protonenpumpenhemmer einen negativen Einfluss auf den Knochenstoffwechsel haben, ist noch nicht so alt. Das hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass für eine vernünftige Aufnahme von Calcium Magensäure benötigt wird. Deshalb ist der Mechanismus der verminderten Magensäure auf den Knochen weitgehend erklärt.

Maria: Ich nehme 1 mal wöchentlich Alendronsäure 70 mg seit 3 Jahren Kann man dieses Medikament über eine so lange Zeit nehmen ?!

Dr. med. Knut Behle: Alendronsäurepräparate gibt es seit ca. 20 Jahren. Genauso lange gibt es mittlerweile Erfahrung mit Alendronsäure. Sollte die Knochendichte unter Alendronsäure sich positiv entwickeln, kann man die Therapie bedenkenlos noch einige Jahre durchführen.

Klemmer: Bisher war ich regelmäßig joggen und habe mich ziemlich fit gehalten. Seit einem Jahr habe ich ein neues Hüftgelenk und joggen ist tabu. Um ehrlich zu sein, habe ich ohnehin keine Lust auf Sport, obwohl ich mein ganzes Leben sportlich aktiv war. Aber irgendwas muss ich machen. Was Empfiehlt der Experte? Bitte kein Schwimmen. Ich hasse es.

Dr. med. Knut Behle: Alle Therapien sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, die keinen Spaß machen und somit zügig eingestellt werden. Gut untersucht ist der positive Effekt eines angeglichenen Muskelaufbautrainings. Insofern muss man dem Muskelaufbau und dem Krafttraining einen besonderen Stellenwert einräumen.

Mobi: Vor 4 Jahren sind meine beiden Eierstöcke entfernt worden. Ich war damals zu wenig informiert, denn es gab nur „Veränderungen“ an einem Eierstock. Aber mir wurde die Entfernung beider vorgeschlagen …dann sind Sie halt ab davon. Heute weiß ich, das war eine ganz falsche Entscheidung, weil der eine noch Hormon produziert hätte. Kann durch die Entfernung beider Eierstöcke meine jetzt diagnostizierte Osteoporose ausgelöste worden sein?

Dr. med. Knut Behle: Die Östrogenproduktion durch die Eierstöcke stellt einen wichtigen Knochenschutz dar. Ein Östrogenmangel führt demzufolge zu einer reduzierten Schutzfunktion. Im Fettgewebe wird allerdings immer noch etwas Östrogen produziert, so dass der weibliche Körper nicht ganz ohne Östrogene bleibt. Eine Östrogensubstitution hat man in der Vergangenheit wegen der möglichen negativen Auswirkungen auf hormonabhängiges Tumorwachstum eher vermieden. Aktuell sind aber die Östrogenersatztherapien wieder mehr im Fokus der Forschung. Sie können durch Raloxifen einen östrogenartigen Effekt am Knochen erzielen. Raloxifen entwickelt eine östrogenartige Wirkung am Knochen, ohne die Östrogenwirkung an der Gebärmutterschleimhaut oder der Brustdrüse hervorzurufen.

Tralle: Hätte gern eine Meinung zu Fluoriden. In der Schweiz wurde erfolgreich das Trinkwasser fluoridiert, um Karies zu verhindern. Das hat gut geklappt. Würde das gleichzeitig auf Knochen wirken? Ich habe länger dort gelebt und gehe davon aus, dass sich das positiv bei mir auswirkt.

Dr. med. Knut Behle: Fluoride waren eine der ersten Stoffe, die man zur Behandlung von Osteoporose verwendet hat. Durch die gewebliche Nähe von Zähnen zu Knochen ist es in der Tat so, dass fluoridiertes Trinkwasser den Kariesbefall senken kann. Die Therapie mit Natriumfluorid zur Behandlung der Osteoprose hat man indes wieder verlassen, da sich eine etwas veränderte Art von Knochen bildet, die dem ursprünglichen Knochen an Festigkeit unterlegen ist.

Heiki: Habe schon mehrere Wirbel gebrochen und nehme Alendronsäure. Reicht das aus?

Dr. med. Knut Behle: Die Wirkung der Alendronsäure soll ja zum Einen darin begründet sein, die Knochendichte zu stabilisieren und weitere Brüche zu verhindern. Sollte die DEXA-Messung einen positiven Effekt nachweisen, können Sie weiter Alendronsäure nehmen. Sollte jedoch unter Alendronsäure es zu einem erneuten osteoporotischen Bruch kommen, wäre der Wechsel auf ein anderes Medikament ratsam.

Herrmann: Vorwegschicken möchte ich, dass ich kein Alkoholiker bin, aber ich trinke zur Entspannung abends 1-2 Gläser Wein, wenn ich nach Hause komme, um mich runterzufahren. Das funktioniert gut, ich mache das seit 30 Jahren und es ist ein schönes Ritual, gegen das meine Frau nichts einzuwenden hat. Umso erstaunter bin ich, dass mir jetzt ein Endokrinologe nach einigen Irrwegen und vielen Untersuchungen gesagt hat, dass ich Osteoporose in fortgeschrittenem Stadium hätte und der regelmäßige Alkoholkonsum wohl ein zentraler Auslöser ist. Jetzt habe ich eine Krankheitsdiagnose und fühle mich gesellschaftlich beschädigt. Wie komme ich raus aus dieser Falle? Bin 61 Jahre alt.

Dr. med. Knut Behle: Es ist völlig unstrittig, dass bei der Osteoporose des Mannes ein erhöhter Alkoholgenuss einer der größten Auslöser- bzw. Risikofaktoren ist. Wenn Sie Osteoporose in einem bereits fortgeschrittenen Stadium haben, sollten Sie in jedem Falle alle Risiken vermeiden, welche den Knochen noch weiter angreifen. In jedem Falle haben Sie noch die Möglichkeit, Ihren Knochenstoffwechsel durch Anpassung Ihrer Lebensumstände günstig zu beeinflussen und eine deutlich höhere Lebensqualität zu erreichen.

H. Voigt: Kalzium soll ja aufs Herz schlagen. Ich habe seit einiger Zeit Bluthochdruck und versuche, durch richtiges Verhalten wie Ernährung und Bewegung zu verhindern, dass ich mit Blutdrucksenkern anfangen muss. Würde es reichen, wenn ich anstatt Kalzium nur Vitamin D zusätzlich nehme gegen eine Grenzsituation von naher Osteoporose, weil das sonst ein Problem mit dem Herzen geben könnte?

Dr. med. Knut Behle: Der Calciumwert im Blut wird vom Organismus gewöhnlich in sehr engen Grenzen gehalten. Insofern besteht bei einer normalen Calciumaufnahme von ca. 1.000mg pro Tag eigentlich kein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen. Sollten Sie sich in der Form ausreichend mit Calcium versorgen, können Sie den Schwerpunkt auf eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung legen. Die Vitamin-D-Versorgung in Deutschland ist grundsätzlich defizitär.

Aurora: Das ist alles ziemlich aufwändig, was ich da für die Knochengesundheit machen soll. Bewegung, kontrolliertes Essen usw. Unser Hausarzt sagt, es gibt keinen Ersatz für eine gesunde Ernährung und regelmäßiges Training. Schöner Spruch, hat auch eine Frau zu Hause, die alles für ihn macht. Ich weiß nicht mehr, wie ich das alles schaffen soll – voll berufstätig, 2 Kinder und Mann. Können andere zaubern? Ich nicht.

Dr. med. Knut Behle: Die Empfehlung für eine knochengesunde Ernährung und ein regelmäßiges Training ist sicherlich unstrittig richtig. Dass das im Einzelfall  nicht immer sofort, oder in gewünschtem Umfang umgesetzt werden kann, liegt in der Natur der Sache. Dennoch hat Ihr Hausarzt mit seiner Empfehlung natürlich völlig Recht. Ein körperliches Training von ca. 90 Minuten pro Woche ist sicherlich geeignet diesen Status quo zu erhalten.

L: Weinschenk: Als Kind musste ich jeden Tag Milchsuppe essen und habe mir geschworen, dass ich nie wieder Milch o.ä. anrühren werde, wenn ich selbst darüber entscheiden kann. Eine richtig gute Entscheidung war das offenbar nicht, denn meine Knochen sind nicht altersgemäß (bin gerade 54 Jahre geworden). Eigentlich ganz praktisch ich bekomme in Abständen Spritzen, aber ich bin erschrocken, dass es gleich richtig zur Sache geht. Kann man nicht ein bisschen harmloser mit Kalzium und Vitamin D anfangen? Ab welcher Mangelsituation geht es um Medikamente?

Dr. med. Knut Behle: Milch und verschiedene Milchprodukte sind ein wesentlicher Lieferant für das knochenwichtige Calcium. Das sind sie bei weitem aber nicht allein. Es gibt z.B. calciumreiche Gemüse und calciumreiche Mineralwässer. Aussagekräftige Tabellen zum jeweiligen Calciumgehalt finden Sie dazu im Internet. Ob jetzt bei Ihnen eine Versorgung mit Calcium und Vitamin D ausreicht, hängt im Wesentlichen von einer Knochendichtemessung ab. Wenn Sie sich noch in einem milden Stadium der Osteoporose befinden, kann eine Versorgung mit Calcium und Vitamin D durchaus ausreichend sein. Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Osteologie ist die Entscheidung, ob Calcium und Vitamin D ausreichen, Ergebnis einer umfangreicheren Analyse z.B. von Begleiterkrankungen.

Petra_Bidar: Immer wieder bekomme ich Cortison wegen Asthmaanfällen, auch vom Notarzt. Deshalb erhalte ich jetzt Injektionen gegen Knochenschwund. Kann man das auch mal wieder absetzen, oder für wie lange muss das weitergehen?

Dr. med. Knut Behle: Offensichtlich handelt es sich bei Ihnen um eine steroidinduzierte Osteoporose. Wenn Sie als Injektion Bisphosphonate bekommen, hält der Knochenschutz auch nach der letzten Injektion eine Weile an. Sollten Sie Denosumabinjektionen bekommen, ist bereits 6 Monate nach der letzten Spritze der Knochenschutz wieder drastisch reduziert. Solange Sie ein erhöhtes Frakturrisiko haben, sollte die Therapie in jedem Falle weitergeführt werden.

Helena: Stimmt es, dass K2 Vitamin die Knochen stärkt, aber die Blutbahnen nicht so belastet wie andere zusätzlich zugeführte Mineralien und Vitamine?

Dr. med. Knut Behle: Die Erkenntnis, dass Vitamin K die Knochen stärkt, ist noch nicht so alt. Hier sind die Forschdungsarbeiten noch nicht komplett abgeschlossen. eine Belastung der Blutbahn spielt eigentlich keine Rolle. Vielleicht meinen Sie aber auch den Eingriff von Vitamin K in den Gerinnungsstoffwechsel. Hier ist Vitamin K besonders wichtig. Eine Belastung der Blutbahn durch zugeführte Mineralien und Vitamine ist nicht bekannt.



Ende der Sprechstunde.