Osteoporose richtig behandeln

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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Fax: 04105-5805629

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Chirotherapie
 
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Osteoporose

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PROTOKOLL

Osteoporose richtig behandeln

Miri: Kann ich durch Training meinen Knochenstatus verbessern? Mir wurde gesagt - nein. Ich gehe seit 3 Jahren regelmäßig ins Fittnesstudio und die Knochendichtemessungen verbessern sich kontinuierlich. Wird falsch gemessen, oder ist man inzwischen erkenntnisreicher, dass man eben doch die Schraube zurückdrehen kann?

Dr. med. Knut Behle: Die Bedeutung eines Muskelaufbautrainings für den Knochenstoffwechsel kann nicht unterschätzt werden. Bis vor 30-40 Jahren hat man geglaubt, dass z.B. der Einfluss im fortgeschrittenen Alter fehlen würde. Mittlerweile gilt selbst für Menschen jenseits der Siebziger-Jahre-Grenze die Empfehlung "Turne bis zur Urne". Insofern ist die Verbesserung der Knochendichte nach einem gezielten Muskelaufbautraining nicht ungewöhnlich.

Buddy: Ich habe fortgeschrittene Osteoporose. Hüfte und Oberschenkel sind besonders betroffen. Seit einiger Zeit habe ich Gangunsicherheit und ein Schwächegefühl in den Beinen. Ebenso ziemliche Schmerzen in der linken Hüfte die ins Bein ausstrahlen. Ist das muskulär bedingt oder macht die Osteoporose die Schmerzen? Dankeschön für die Antwort!!

Dr. med. Knut Behle: Gangunsicherheit und Schwächegefühl in den Beinen sind keine klassischen Zeichen für eine Osteoporose. Insofern kommen eher neurologische oder muskuläre Störungen in Betracht. Die weitere Diagnostik muss hier fortgesetzt werden, um den eigentlichen Störungen auf den Grund zu gehen.

Ulrike_Hansa: Bin 55 Jahre alt. Aufgrund starker Knochenschmerzen wurde bei mir eine Knochendichtemessung durchgeführt. Der Wert liegt bei -4.9 und mir wurde gesagt, damit sei ich im Bereich einer 75 – 80jährigen. Das hat mich schwer geschockt. Jetzt geht es gleich richtig los mit Spritzen. Kann ich noch wieder richtig feste Knochen bekommen?

Dr. med. Knut Behle: Ein BMD-Wert von -4,9 ist in der Tat sehr niedrig. Ich gehe davon aus, dass die Knochendichtemessung mit einer DEXA-Messung durchgeführt wurde. Sollte die Messung mit einer quantitativen Computertomographie (QCT) erfolgt sein, wäre dringend eine DEXA-Messung anzustreben. Zum zweiten ist dringend eine Labordiagnostik erforderlich, um ggf. sekundäre Osteoporosen auszuschließen. Vom Ergebnis der Diagnostik ist dann die weitere spezifisches Therapieempfehlung abhängig. Man kann sicherlich den Knochenabbau aufhalten und ggf. vielleicht wieder etwas anheben.

Lekko_M: Hat Osteoporose vielleicht eine Nähe zu Rheuma? Rheuma zieht sich leider durch unsere Familie mütterlicherseits, wobei ich nicht weiß, ob das erblich ist. Mir fällt es einfach nur auf und bisher hat es keiner untersucht, ob da eine Verbindung besteht. Gibt es dazu Forschung?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt bestimmte Arten von rheumatischen Erkrankungen, die in der Tat eine Auswirkung auf den Knochenstoffwechsel haben. Häufig spielen bei der Entstehung der Osteoporose zusätzlich die verabreichten Medikamente bei Rheumaerkrankungen (z.B. Cortison) eine weitere Rolle. Die Rheumatoide Arthritis stellt einen Risikofaktor für das Entstehen einer Osteoporose da.

Clodia: Bilde ich mir das ein, oder nehmen Osteoporose-Erkrankungen zu? Woran liegt es, was kann ich anders, besser machen?

Dr. med. Knut Behle: In den letzten zwanzig Jahren hat sicherlich die Anzahl der Osteoporoseerkrankungen nicht deutlich zugenommen. Aber durch die verbesserte Diagnostik und die Aufklärung weiter Bevölkerungsteile werden sicher mehr Osteoporoseerkrankungen diagnostiziert. Ein ganz wesentlicher Faktor in Bezug auf die Prävention ist ein gesunder Lebensstil und eine knochengesunde Ernährung.

Suse_Melden: Wenn die Phase von Kalzium und VitaminD vorbei ist und man richtige Medikamente nehmen muss, was ist dann besser ein Medikament, das den Abbau der Knochen stoppt oder ein Medikament, das den Neuaufbau fördert?

Dr. med. Knut Behle: Sie stellen eine ganz wesentliche und wichtige Frage in Bezug auf die Therapie. Heute werden generell zunächst Medikamente empfohlen, die den Kochenabbau stoppen. Diese sind seit vielen Jahren gut untersucht und relativ sicher. Knochenaufbauende Medikamente stehen zur Verfügung, werden aber für gewöhnlich nicht als Erstmedikation verwendet. Die Therapieempfehlung richtet sich neben den Ergebnissen der Knochendichtemessung und ggf. der Laboruntersuchungen nach den Begleiterkrankungen.

Erika: Was sind die Entscheidungs-Faktoren für eine Osteoporose-Therapie: Lebensalter, DXA-Wert und was noch?

Dr. med. Knut Behle: Sie nennen bereits wesentliche Entscheidungsfaktoren, wie Lebensalter und Ergebnis der DXA-Messungen. Wichtig sind noch die Risikofaktoren, die möglicherweise eine vorzeitige Therapie rechtfertigen: bereits erlittene Frakturen, Rheumatoide Arthritis und die Einnahme verschiedener Medikamente, die sich negativ auf den Stoffwechsel auswirken.

Regine: Seit meiner Teenagerzeit habe ich schlechte Zähne. Es wurde immer gesagt, die seien zu „weich“. Jetzt habe ich Osteoporose. Ist da ein Zusammenhang? Könnte eine Osteoporose Therapie sich auch positiv auf meine Zähne auswirken?

Dr. med. Knut Behle: Der einzige Zusammenhang, der sich bei Ihrer Schilderung aufdrängt, ist die Versorgung mit Calcium. Ein Calciummangel führt sowohl zu einer schlechteren Mineralisation des Knochens und auch des Zahnes. Ein wesentlicher Faktor ist hier das Vitamin D. Um hier einen etwaigen Mangel auszuschließen, sollte der Vitamin D-Spiegel bestimmt werden.

Strauss: Meine Mutter ist noch relativ jung mit 67 Jahren, bekommt aber die sogen. 6-Monatsspritze gegen Osteoporose. Sie meint, jetzt können sie aufhören mit sportlicher Betätigung. Ist das so?

Dr. med. Knut Behle: Zunächst ist es sehr positiv, dass Ihre Mutter wohl bereits adäquat behandelt wird. Ich gehe davon aus, dass die Basistherapie mit Calcium und Vitamin D parallel durchgeführt wird. Das Einstellen von sportlicher Betätigung ist nicht schlau, da mittlerweile klar ist, dass nicht nur ein positiver Effekt auf Muskeln und Knochen besteht, sondern auch das Sturzrisiko bei Menschen reduziert ist, die sich regelmäßig sportlich betätigen.

Vosswinkel: Eigentlich soll ich eine OP an der Speiseröhre bekommen, damit das Sodbrennen aufhört. Aber ich kann mich dazu nicht entschließen. Deshalb nehme ich seit gut 5 Jahren Magensäurehemmer, meist Omeprazol. Kann es sein, dass mein Körper dadurch nicht genügend Inhaltsstoffe aus der Nahrung zieht und ich deshalb so schlechte Knochen bekommen habe? Wie gehe ich jetzt dagegen an? Doch Speiser.-OP und dann Kalzium-Behandlung?

Dr. med. Knut Behle: Die Frage, ob eine Speiseröhrenoperation sinnvoll ist oder nicht, kann ich von hier naturgemäß nicht beantworten. Das Sodbrennen ist sicher auf Dauer für die Speiseröhre sehr schlecht. Es gibt Hinweise darauf, dass im Alter ein längerer Gebrauch von sogen. Protonenpumpenhemmern die Osteoporose begünstigt. Eine negative Auswirkung von Omeprazol auf die Nahrungsaufnahme kann man sicher vernachlässigen.

Bonilla: An der Lendenwirbelsäule hatte ich vor zwei Jahren eine Stenose-Operation. Sehr gut gelungen. Mein gegenwärtiger Knochendichte-Wert beträgt -2,5. Es ist angedacht mit einer Einnahme von Alendron zu beginnen. Aber nicht zwingend. Ich bewege mich ausreichend, ernähre mich gut. Wann ist der richtige Zeitpunkt. Bin kein bißchen scharf darauf, zu früh Medikamente zu nehmen

Dr. med. Knut Behle: Es gibt eine klare Strategie gemäß der sog. DVO-Leitlinien, wann eine medikamentöse Therapie begonnen werden sollte. Ganz wesentlich spielen hier die Ergebnisse der DEXA-Messung und das Lebensalter eine Rolle. Beim Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren kann auch mit einer spezifischen Therapie, z.B. mit Alendron, früher begonnen werden. Hier ist es sicherlich sinnvoll, einen Osteologen zu Rate zu ziehen. Dieser wird Ihnen sicher eine leitliniengerechte Therapie empfehlen.

Sabrina_Krutzmer: Was macht es für einen Unterschied, ob ich Calcium und Vitamin-D vor oder nach dem Frühstück einnehme?

Dr. med. Knut Behle: Bei der Einnahme von Calcium ist es relativ unerheblich, ob Sie es vor oder nach dem Frühstück zu sich nehmen. Es sollte aber nicht mit Magnesiumpräparaten zeitgleich eingenommen werden. Das Vitamin D sollte grundsätzlich zur fettreichsten Mahlzeit eingenommen werden.

Hintermayer: Vitamin D allein reicht ja wohl nicht, damit es in die Knochen geht. Hilft ein Solarium, oder muss es echte Sonne sein?

Dr. med. Knut Behle: Sie stellen eine ganz wichtige Frage. Die Vitamin D-Einnahme reicht in der Tat nicht aus, weil das Vitamin D in der Haut unter dem Einfluss von UV-Licht aktiviert wird. Leider ist das UV-Spektrum eines Solariums nicht geeignet, die Einstrahlung der Sonne zu ersetzen.

Schaffhausen: Ich weiß, dass Medikamente sehr komplex sind und dementsprechend auch in die natürlichen Vorgänge eingreifen. Mir ist auch klar, dass das so sein muss, damit eine Wirkung erzielt werden kann. Dennoch beunruhigt es mich, wenn ich Details über nachhaltige Eingriffe in den Knochenstoffwechsel lese. Konkret geht es um eine Spritzenbehandlung für meine Mutter (74 Jahre), die Einfluss nimmt auf Proteine, die den Knochenaufbau entweder hindern oder fördern. Genau habe ich das nicht verstanden. Wirkt das Prinzip bei jedem, oder muss man das ausprobieren?

Dr. med. Knut Behle: Die Behandlung mit Denosumab ist eine etablierte Therapie der Osteoporose. Wie Sie richtig schreiben greift dieser Antikörper in den Signalweg des Knochenumbaus ein. Hier hemmt er die Entwicklungen und Aktivität von Abbauzellen (Osteoklasten). Dieses bewerkstelligt der Antkörper allerdings so spezifisch in diesem Signalweg, dass andere Stoffwechselvorgänge weitgehend unbeeinflusst bleiben.

Werner_Mertens: Hätte gern einen Hinweis zur besten Bewegung gegen Osteoporose

Dr. med. Knut Behle: Im Gegensatz zu allgemeinen Empfehlungen wie Schwimmen, Spazierengehen oder Radfahren, hat ein gezieltes Muskelaufbautraining sicherlich den größten Effekt auf Muskeln und Knochen.

Anki_Kruse: Wie unterscheiden sich die unterschiedlichen Therapien mit VitaminD/Kalzium und echten Medikamentenstoffgruppen?

Dr. med. Knut Behle: Grundsätzlich stellt die Therapie mit Calcium und Vitamin D die sogen. Basistherapie dar. Unabhängig von der Gabe weiterer, spezifischer Osteoporose-Therapeutika. Es gilt allgemein die Empfehlung pro Tag 1.000mg Calcium und 1000IE Vitamin D3 zu sich zu nehmen.

Brigitte: Sehr geehrter Herr Dr. Behle, ich bin 48 Jahre und hatte in 2016 Brustkrebs triple negativ (Gendefekt RAD51C) und erhalte halbjährlich 4 mg Zometa als Infusion. Gegen meinen Reflux (mit Barrett-Mukosa) nehme ich täglich 40 mg Esomep ein. Ich treibe regelmäßig in der Woche Sport und habe trotzdem oft Knochenschmerzen vornehmlich Becken und mache mir natürlich Gedanken, da eine diffuse Osteopenie festgestellt wurde. Beeinträchtigt die tägliche Einnahme der PPI vielleicht die Wirkung von Zometa? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Dr. med. Knut Behle: Wenn Sie eine Knochendichte auf dem Niveau einer Osteopenie haben, müssten Sie bei Fehlen von anderen Risikofaktoren noch keine spezifische medikamentöse Osteoporosetherapie erhalten. Zometa ist als Bisphosphonat ein Medikament, was den Knochenabbau hemmt. Insofern ist es eher günstig, obwohl die Dosierung weit über der osteoporosespezifischen Dosis liegt. Das Esomep hat lediglich auf lange Sicht einen vergleichsweise geringen negativen Einfluss auf die Knochendichte. Insofern arbeiten die Substanzen theoretisch gegenläufig. Da Sie aber Zometa als Infusion bekommen, legt sich dieses Bisphosphonat direkt an die Knochen an und verbleibt auch dort. Deshalb ist die zeitgleiche Einnahme eher unbedenklich.

Lina: In unserer Familie ist zu Osteoporose bisher nur etwas aus der Familie meines Vaters bekannt. Muss ich besondere Vorkehrungen für mich für die Wechseljahre treffen?

Dr. med. Knut Behle: Die familiäre Häufung von Osteoporose ist ein wesentlicher Risikofaktor. Ob und wann Sie ggf. eine Osteoporose bekommen ist von vielen weiteren Faktoren abhängig. Insbesondere ist sie Peak Bone Mass abhängig. Das ist die maximale Knochendichte, die man in der Regel zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr erreicht. Diese ist ganz wesentlich von knochenfreundlicher Ernährung abhängig. Eine besondere Rolle spielt die Östrogenexpositionszeit. Das bedeutet, dass der Knochen um so besser ist, je länger Sie unter Östrogeneinfluss sind. Ideal wäre demzufolge eine frühe erste Regelblutung, ausgeprägte Stillzeiten und ein später Eintritt in die Wechseljahre.

Ute.Badur: Kündigt sich ein Witwenbuckel an, so dass man was dagegen tun kann? Wir sehen ja regelmäßig die Premierministerin von Großbritannien und ich habe das Gefühl, dass sich ihre Haltung stark verändert hat. Ist das der Anfang?

Dr. med. Knut Behle: Ein sogen. Witwenbuckel kündigt sich nicht an. Durch den ganz langsamen, schleichenden Verlauf bleibt die vermehrte Vorneigung des Oberkörpers häufig vom sozialen Umfeld unbemerkt. Für gewöhnlich fällt die vermehrte Vorneigung der Brustwirbelsäule eher Personen auf, die nicht so häufig Kontakt mit den Betroffenen haben. Parallel zum Witwenbuckel besteht ein Tannenbaumphänomen. Bei diesem zeigen sich charakteristische Hautfalten, die man bei der Betrachtung des entkleideten Oberkörpers von hinten erkennen kann. Aber auch das ist in der Regel kein Frühzeichen für eine Osteoporose, sondern eher ein Zeichen für ein bereits fortgeschrittenes Geschehen.

Andreas 52 Jahre: Hallo zusammen, mich hat es mittlerweile richtig erwischt. Vor zwei Jahren Frakturen L1-L5. Am 10 dieses Monats wurde nach langen wieder mal Geröntgt. Diesmal der rechte Fuß. Im Ärztebericht steht: Ausgeprägte Deformation des rechten Fußes. Periphere Pulse sind bds. Nicht tastbar. Dringender V.a. pAVK. CVI Grad /// ° bds., V.a. pAVK, Weichteilinfektion am Unterschenkel. Weiter steht dann noch diabetscher Charcot-Fuß … Meine Frage, über welche Medikamente soll ich noch mit den Ärzten sprechen. Ausser Schmerzmittel bekomme ich Kalizmagon D3 1000/800 Aldronsäure 10 mg einmal täglich. Gibt s andere Medikamente die den Verlauf verlangsamen? Ich habe ständige Angst vor neuen Brüchen, am meisten das Mal was am Hals oder Gnick bricht. Knacken tut es genug wenn ich gehoben werde. Muss ich mir da wirklich Gedanken darüber machen?

Dr. med. Knut Behle: Neben dem offenbar fortgeschrittenen Gefäßleiden bestehen bei Ihnen Frakturen praktisch jedes Lendenwirbelkörpers. Sollten die Frakturen ohne entsprechende Verletzung z.B. Sturz o.ä. aufgetreten sein, muss man von einer deutlich erhöhten Frakturgefährdung ausgehen. Die Behandlung mit den von Ihnen angegebenen Medikamenten ist sicher sinnvoll. Nachdem von Ihnen angegebenen Begleitumständen ergäbe sich nur die Frage, ob es sich tatsächlich um eine primäre Osteoporose handelt, oder ob eine andere Grunderkrankung zusätzlich die Knochendichte beeinträchtigt. In jedem Fall würde ich einen Osteologen aufsuchen, der die entsprechende Labordiagnostik komplettiert.

AndreaRaeke: Wenn Schmerzen ins Kreuz schießen, ist das ein Hinweis auf Osteoporose? Danach fällt mir eigentlich jede Position schwer, sitzen, stehen, liegen, alles problematisch. Das geht nach einer Weile wieder weg. Früher passierte das alle paar Wochen, jetzt alle paar Tage.

Dr. med. Knut Behle: Ein großes Problem der Osteoporose ist, dass sie zunächst keinerlei Schmerzen verursacht. Für gewöhnlich wird eine Osteoporose erst dann diagnostiziert, wenn bereits ein Bruch eingetreten ist. Die ins Kreuz schiessenden Schmerzen sind eher ein Hinweis auf ein mechanisches Problem, als auf das Vorliegen einer Osteoporose.

Lina_Schmerl: Jetzt habe ich die Diagnose, es ist Osteoporose und erstaunlicherweise soll ich mich trotz der Medikamente möglichst viel bewegen. Andererseits sind meine Knochen durch den Mangel an Stabilität ja viel mehr in Gefahr. Wie passt das zusammen?

Dr. med. Knut Behle: Beide von Ihnen angegebenen Therapieoptionen - Medikamente und Bewegungstherapie - haben ihre Berechtigung. Auf der einen Seite verhindern die Medikamente eine weitere Verminderung der Knochendichte. Auf der anderen Seite ist das Muskelaufbautraining sinnvoll, um durch die verbesserte Muskulatur eine ausreichende Stabilisierung zu gewährleisten. Es gibt inzwischen sehr gute Programme zum Muskelaufbau auch bei Vorliegen einer Osteoporose. Ein Verzicht auf Bewegung ist sicherlich nicht optimal. Sie sollten nicht auf Bewegung verzichten.

Julie Schrank: Meine Tochter trinkt seit sie ca. 17 Jahre alt ist jeden Tag Cola. Es ist mir nicht gelungen, sie davon abzubringen. Seit inzwischen 9 Jahren. Ich denke, das grenzt schon an Suchtverhalten. Sie braucht ihre Cola angeblich. Neben dem ganzen Zucker- und Chemiezeugs habe ich jetzt gelesen, dass Cola auch zu Osteoporose führen soll. Ein Albtraum, ich kenne das von meiner Mutter. Könnte Herr Dr. Behle sagen, was da dran ist? Vielen Dank für eine Antwort.

Dr. med. Knut Behle: Das Hauptproblem der Cola-Getränke ist der hohe Phosphatanteil. Einen erhöhten Phosphatanteil haben aber auch z.B. konservierte Wurstwaren. Das Problem des hohen Phosphatanteils ist, dass die Calciumaufnahme behindert wird. Das ist im Prinzip eines der zentralen Probleme der Colagetränke für die Knochen. Gegen einen moderaten Genuß von Cola kann man angesichts der anderen Angebote im Bereich der Ernährung kaum wirksam argumentieren. Der relativ hohe Zuckeranteil ist sicher ein anderer Aspekt, der aber bei der Entstehung der Osteoporose weniger bedeutsam ist. 

Skorpion: Gibt es sowas, dass man zu jung ist für wirksame Osteoporose-Medikamente? Mein Gynäkologe meine der Beginn der Erkrankung sei ungewöhnlich früh und deshalb wolle er noch nicht mit echten Medikamenten behandeln. Jetzt frage ich Dr. Behle, würde es nicht Sinn machen, sofort das Übel an der Wurzel zu packen?

Dr. med. Knut Behle: Gerade bei einem frühzeitigen Auftreten einer nachgewiesenen Osteoporose ist es besonders wichtig, dass man andere Ursachen für die Verminderung der Knochendichte ausschließt. Da die Osteoporose altersassoziiert auftritt gibt es in der Tat leitliniengerechte Therapien für die Frau erst ab ca. 50 Jahren. Sollte allerdings vor dem 50. Lebensjahr bereits eine Osteoporose diagnostiziert worden sein, kann man hier sicher wirksam eingreifen.

Henner: Verläuft Osteoporose bei Männern genauso, wie bei Frauen? Genauso intensiv?

Dr. med. Knut Behle: Im Prinzip verlaufen die Kurven der Knochendichte-Werte im Verlauf des Lebens bei den Männern ähnlich, wie bei den Frauen. Wie bei der Muskelmasse verläuft die Kurve der Frauen jedoch etwas tiefer. Das bedeutet, dass Frauen im Schnitt eine etwas geringere Knochendichte und geringere Muskelmasse besitzen. Der einzige gravierende Unterschied besteht in den Wechseljahren der Frau, in denen der Knochenmasseverlust deutlich größer ist, als im gleichen Zeitraum bei den Männern. Nach dem Ende der Wechseljahre verlaufen die Kurven beinahe wieder parallel.



Ende der Sprechstunde.