Welt-Osteoporosetag: Neue Erkenntnisse und Therapien

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
Schulstr. 9
21220 Seevetal-Maschen

Tel.  04105-580560
Fax: 04105-5805629

k.behle@orthopaedie-maschen.de
www.orthopaedie-maschen.de

 
Schwerpunkte
 
Chirotherapie
 
Sportmedizin

• Trainierausbildung
• Dozententätigkeit
• Betreuung versch. Sportvereine
• Physikalische Therapie und Balneologie

 
Osteoporose

• Knochendichtemessung (DEXA)
• Qualitätszirkel Osteoporose
 

Terminvereinbarung

Tel.: 04105-58056-0
Fax  04105-5805629
info@orthopaedie-maschen.de

Online-Terminkalender über die Homepage

PROTOKOLL

Welt-Osteoporosetag: Neue Erkenntnisse und Therapien

Skupin: Stimmt es, dass Schilddrüsenerkrankungen Osteoporose auslösen können? Unter welchen Bedingungen?

DR. MED. KNUT BEHLE: Sie haben völlig Recht. Eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) ist ein Risikofaktor und ein wichtiger Auslöser einer sogn. sekundären Osteoporose. Das Schilddrüsenhormon führt zu einer Steigerung des Stoffwechsels und beim Knochen im Ergebnis zu einer Verminderung der Knochenmasse.

Janne-59: Vigantoletten hat schon meine Mutter genommen. Soll ich jetzt auch nehmen. Einerseits sicherlich ein gut erprobtes Medikament, aber ist das heute noch zeitgemäß in der Osteoporose Vorbeugung?

DR. MED. KNUT BEHLE: Die Versorgung mit Vitamin D ist ein wesentlicher Pfeiler der sogen. Basistherapie. Insofern ist die Vitamin-D-Substitution gerade in unseren Breiten von herausragender Bedeutung. Vitamin D wird in verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen angeboten.

Claudine: Die Trümmerbrüche meiner Mutter (73, Stadium3) sollen zementiert und die Wirbel verblockt werden. Klingt zunächst gut. Bei näherer Information gingen bei mir alle Alarmglocken an. Zu viele Komplikationen, zu viele Misserfolge. Gibt es dazu eine Alternative?

DR. MED. KNUT BEHLE: Im Abhängigkeit von der Ausprägung und von der Lage der Trümmerbrüche ist eine operative Stabilisierung häufig sinnvoll, um bei instabilen Brüchen eine drohende Beschädigung des Rückenmarks zu vermeiden. Häufig gelingt es durch eine Einbringung von Knochenzement, eine zusätzliche Stabilisierung zu gewährleisten. Dies kommt aber sehr auf die Bedingungen des Einzelfalles an. Eine Versorgung mit einem Korsett ist eine gängige Möglichkeit bei der Versorgung von Wirbelkörperbrüchen, kommt aber bei Trümmerbrüchen nicht in Betracht.

Lu_Hager: Kann man zu viel Vitamin D einnehmen? Was passiert dann? Habe das Gefühl meine Zwillingsschwester lutscht die Tabletten wie Bonbons.

DR. MED. KNUT BEHLE: Die sogen. therapeutische Breite ist beim Vitamin D ausgesprochen hoch. Das bedeutet, dass die Einnahme selbst größerer Mengen kaum zu Schädigungen führt. Den genauen Bedarf kann man häufig nach einer Blutuntersuchung genauer festlegen. Als gängige Empfehlung gelten 800-1000IE.

Pia_Johns: Gibt es eine Faustregel, wie lange man sich in der Woche im Freien aufhalten sollte, denn täglich schaffe ich das ohnehin nicht. Für mich ist der Winter zwar keine Belastung, aber ich bin kein Draußen-Mensch. Das erweist sich jetzt, wo ich älter werde, offenbar als Problem. Ist der Aufenthalt an frischer Luft „alternativlos“?

DR. MED. KNUT BEHLE: Es gibt tatsächlich eine Faustregel für den Aufenthalt im Freien. Diese bezieht sich auf ca. 30 Minuten mit freien Armen und Dekolleté in der Mittagssonne. Das ist aber in der Tat nur eine sehr vage Faustregel. Eine ausreichende Sonneneinstrahlung wird in der Regel nur bis ca. zum 37. Breitengrad erreicht (auf diesem Breitengrad liegt Athen). Eine ausreichende Sonneneinstrahlung z.B. in Hamburg (51. Breitengrad) wird häufig nicht erreicht. Dadurch, dass die Aktivierung von Vitamin D unter UV-Einfluss in der Haut vonstatten geht, liegen in unseren Breiten häufig Vitaminspiegel unterhalb der Norm vor.

Wiegand_Paulsen: Weil in unserer Familie von beiden Seiten ein Osteoporoserisiko besteht, sollen auch wir Männer mit 50 eine Knochendichtemessung machen lassen. Ich fand den Gedanken ziemlich lächerlich. Aber ich lache jetzt nicht mehr und kann nur jedem Mann empfehlen, das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich bin gefährdet! Wer hätte das gedacht. Bei mir besteht bereits eine wie mir der Arzt sagte manifeste Osteoporose und es beginnt eine Therapie. Zunächst habe ich Bisphosphonate erhalten, die ich jetzt regelmäßig nehme. Später soll ich Spritzen bekommen. Warum der Wechsel, oder anders, warum nicht gleich Spritzen?

DR. MED. KNUT BEHLE: Zunächst einmal vielen Dank für den Hinweis auf das Osteoporoserisiko bei Männern. Dies ist in der Tat noch nicht sehr präsent. Sollten sie allerdings schon mit 50 eine manifeste Osteoporose haben, wäre in jedem Falle eine Laboruntersuchung angezeigt, um eine sogen. sekundäre Osteoporose auszuschließen. Die Einnahme von Bisphosphonaten ist sinnvoll, da diese Medikamente seit gut 20 Jahren auf dem Markt sind und viele gute Studien die Wirksamkeit belegen. Eine Umstellung auf eine Injektionstherapie ist in der Regel nur dann sinnvoll, wenn die Bisphosphonat-Therapie versagt.

Gerlind.Zimmer: Meine Mutter hatten offenbar Wirbelbrüche, von denen wir nichts wussten und deshalb sind die krumm zusammengewachsen. Der Orthopäde sagt, dass könne jetzt der Anfang von einer Buckelbildung sein. Das hat uns total schockiert. Müssen wir das so hinnehmen, oder kann man das verhindern. Meine Mutter ist 72 und erhielt zeitgleich die Diagnose einer Osteoporose-Erkrankung.

DR. MED. KNUT BEHLE: Tatsächlich ist es so, dass bei Wirbelbrüchen im Bereich der Brustwirbelsäule häufig die Höhe der Vorderkante des Wirbelkörpers abnimmt. Dadurch wird die Brustwirbelsäule vorn etwas niedriger und es kommt zur Buckelbildung. Ein unschöner Begriff dafür war früher "Witwenbuckel". Solange die gebrochenen Wirbelkörper nicht verfestigt haben, kann eine Korsettversorgung eine Zunahme der Vornüberbeugung reduzieren. Dies gilt allerdings nur so lange, wie die Wirbelbrüche noch nicht sich komplett verfestigt haben.

Trützschler: Rauche seit 25 Jahren mal mehr, mal weniger. Hat das wirklich Einfluß auf die Knochenfestigkeit? Hat rauchen meine Knochen geschädigt? Mir wurde gesagt, ich hätte eine beginnende Osteoporose. Was tun?

DR. MED. KNUT BEHLE: Aus verschiedenen Gründen ist es sinnvoll, das Rauchen einzustellen. Dabei ist die Verminderung der Knochenmasse tatsächlich (wenn auch nicht größtes) Problem des Rauchens. Ob das Rauchen tatsächlich Ihre Knochen geschädigt hat, kann nur eine Knochendichtemessung klären. Je nach Ergebnis der Kochendichtemessung und des sogen. Basislabors, wird man Ihnen eine differenzierte Therapieempfehlung aussprechen können.

Küppi: Manchmal habe ich das Gefühl, man tut was gegen die eine Krankheit und erzeugt ein neues Problem, weil die Behandlung z.B. schädlich für innere Organe ist. Wie viel Dekristol kann ich nehmen, ohne damit andere Organe zu schädigen? Viel hilft viel, oder nicht?

DR. MED. KNUT BEHLE: Dekristol ist eine bewährte Option, um einen Vitamin-D-Mangel auszugleichen. Den genauen Bedarf kann man mit einer Vitamin-D-Untersuchung im Blut feststellen. In Abhängigkeit von dem Blutergebnis kann man Ihnen eine sehr gute Dosisempfehlung geben, so dass eine Organschädigung nicht zu erwarten ist.

Schneider1961: Ich habe meiner Frau vor 5 Jahren eine meiner Nieren gespendet. Es geht ihr gut damit. Mir auch. Es war die richtige Entscheidung. Leider hat sie jetzt Osteoporose bekommen. Daran schuld sein soll das Immunsuppresivum. Aber damit sind wir in der Falle, denn das muss sie lebenslang nehmen. Was ist möglich, um die Osteoporose zu stoppen?

DR. MED. KNUT BEHLE: Auch bei einer möglichen Nierenschädigung gibt es Möglichkeiten, eine Osteoporose zu behandeln. Bei Nierentransplantierten taucht häufig eine Sonderform der Osteoporose auf. Welche Medikamente und in welcher Dosierung für Sie geeignet sind, sollten Sie mit dem Nephrologen erörtern. Ernährung und ein knochengesunder Lebensstil unterstützen häufig eine medikamentöse Therapie.

Annika_Löhn: Aufgrund eines Unfalls mit Bänderriss im Knie und Kniescheibenbruch hat sich meine Statik verändert. Ich bewege mich auch weniger. Jetzt habe ich Angst, dass ich deshalb eine Osteoporosekandidatin bin. Wie kann ich trotzdem gegenan arbeiten und vorbeugen? Wechseljahre kommen auf mich zu!

DR. MED. KNUT BEHLE: Die Verminderung der Knochendichte kann durch eine Vielzahl von Lebensstilveränderungen reduziert werden. Die allgemeine Förderung der Muskelkraft und der Koordination reduzieren zudem auch das Sturzrisiko. Insofern haben Sie viele Therapieoptionen in eigener Hand. Sollten Sie relativ frühzeitig in die Wechseljahre kommen und hierdurch zuwenig knochenschützendes Östrogen produzieren, kann eine Knochendichtemessung und eine Laboruntersuchung helfen, eine adäquate Therapie zu beginnen.

Moser: Wo finde ich eine Studie an der ich teilnehmen kann? Osteoporose ist in der 3. Generation immer wieder in unserer Familie und ich möchte mehr darüber wissen in der Hoffnung, dass meiner Tochter das mal erspart bleibt.

DR. MED. KNUT BEHLE: Sie können sich gern beim wissenschaftlichen Dachverband Osteologie www.dv-osteologie.org informieren. Hier bekommen Sie die entsprechenden aktuellsten Informationen.

Neele: Bin schon seit mehr als 20 Jahren bei dem gleichen Gynäkologen und hatte bisher vollstes Vertrauen. Ich habe zu Beginn der Wechseljahre eine von ihm angebotene Hormonbehandlung abgelehnt. Dafür soll ich jetzt zwei Mal im Jahr eine Spritze gegen Osteoporose bekommen. Ich weiß aber gar nicht, ob das notwendig ist. Bin auf nichts getestet worden. Ist das normal? Ich fühle mich ein Stück weit überfahren. Danke für eine Antwort von Dr. Behle.

DR. MED. KNUT BEHLE: Ob eine spezielle Therapie gegen eine Osteoporose sinnvoll ist, kann man nach Vorliegen einer Knochendichtemessung und Basislabors entscheiden. Es existiert eine Therapie mit Antikörpern gegen bestimmte Zellen. Diese Therapie hat sich sehr bewährt und wird tatsächlich durch zwei Spritzen pro Jahr unter die Bauchdecke realisiert.

Annalena: Meine Patentante, der ich sehr viel verdanke, liegt mit Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus. Unglücklicherweise hat sie sich einen von diesen Krankenhauskeimen eingefangen, was das alles nicht leichter macht. Ich habe sie in ein Einzelzimmer verlegen lassen und dafür die Kosten übernommen, damit nicht noch mehr dazu kommt. Was kann ich noch machen? Sie ist78 Jahre alt. Ach so, fast vergessen, Osteoporose hat sie auch.

DR. MED. KNUT BEHLE: Ein Oberschenkelhalsbruch ist einer der gravierendsten Komplikationen einer manifesten Osteoporose. Hier ist fast immer ein operatives Vorgehen erforderlich. Einer besonderen Bedeutung kommt der Rehabilitation zu. Bei einem osteoporotischen Oberschenkelhalsbruch ist so gut wie immer eine Osteoporosetherapie sinnvoll und erforderlich. Diese kann eigentlich schon im Krankenhaus beginnen. Sollte dies aus irgendwelchen Gründen im Krankenhaus oder in der Rehaklinik nicht begonnen werden, sollte das unmittelbar nach der Entlassung auf den Weg gebracht werden.

GünniR: Mit 62 Jahren habe ich Osteoporose bekommen. Bin platt, dachte Männer bekommen das nicht. Nehme Tabletten ein und frage mich, ob die Krankheit damit wirklich aufgehalten wird? Wie lange ich muss die Tabletten nehmen? Dauerhaft?

DR. MED. KNUT BEHLE: Aus Ihrer Schilderung entnehme ich, dass Sie wahrscheinlich Bisphosphonate einnehmen. Diese Medikamente haben sich bei der Therapie der Osteoporose des Mannes bewährt. Häufig gelingt es, die Erkrankung aufzuhalten, oder sogar einen kleinen Zuwachs der Knochenmasse zu erreichen. Die Therapiedauer ist im Wesentlichen von dem Ansprechen des Knochens auf die medikamentöse Behandlung abhängig. Die Entwicklung der Knochenmasse sollte regelmäßig durch Knochendichtemessungen kontrolliert werden.

Sandra K.: Hallo! Bei mir wurde letzte Woche Freitag Osteoporose diagnostiziert, inkl. Haltungsschäden. Ich war wegen Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich beim Arzt. Mir war bewusst, dass ich irgendwann auch Osteoporose bekommen kann, da Großmutter, Mutter und Onkel von der Krankheit betroffen waren/sind, allerdings erst mit Ende 50. Meine Großmutter ist damals min. 12 cm geschrumpft. Ich habe gefühlt 1.000 Fragen. Leider gibt es keine Selbsthilfegruppe Vorort und der nächste Arzt Termin ist erst in zwei Wochen. Ich bin erst 38 Jahre und voll Berufstätig im Schichdienst. Schwierig ist es den richtigen Kurs für Funktionstraining zu finden. Bei einem Verein wird auch Reha-Sport u.a. geboten. Die Empfangsdame meinte es ist eh alles das Gleiche in den Kursen und es ist nur eine Frage der Abrechnung bei der Krankenkasse. Ist dem so? Immer wenn ich länger sitze, auch Berufsbedingt, habe ich Schwierigkeiten beim Aufstehen mich Gerade zu richten. Ich habe gelesen, das eine orthopädische Korsage helfen kann. Wäre es sinnvoll eine zu besorgen? Ich hatte schon einmal ein Gewicht über 110 Kilo bei einer Größe von 175cm. Ich habe darauf hin über einen längeren Zeitraum es auf 82 Kilo geschafft. Im Juni beim Arzt habe ich geschockt fest gestellt, dass ich wieder 96 Kilo habe. Seit fast drei Monaten halte ich mich an Weight Watchers und habe es auf 84 Kilo geschafft. Eigentlich möchte ich es gerne weiter machen. Ist das sinnvoll? Da ich stressbedingt gerne auf Süßes zurückgreife, habe ich für mich die Süßigkeiten mit Ersatzzucker entdeckt. Obwohl ich eigentlich bedenken habe was Ersatzzucker betrifft, bzgl. der mehrwertige Alkohole. Ist Ersatzzucker bedenklich? Ich habe nie geraucht, Alkohol habe ich selten getrunken, war auch noch nie betrunken. Allerdings benötige ich starken Kaffee, welchen ich gerne mit wenig Zucker und Milch trinke. Wegen Weight Watchers nur noch zwei Becher am Tag. Koffein soll für die Knochen nicht so gut sein. Ist es sinnvoll, den Kaffeekonsum einzustellen? Ich bin bekennender Bücherjunkie. Es gibt fast nichts schöneres für mich, als am Wochenende/nach Feierabend die Füße hoch zu legen und ein gutes Buch zu lesen. Klar ist, dass ich mir mehr Zeit nehmen muss für Bewegungen und zum Sonne tanken. Ich fahre so gut wie immer mit dem Fahrrad zur Arbeit, 5,5 km hin und 5,5 km zurück, bei fast jedem Wetter. Eine Kollegin meint, dass die Kälte und die Nässe nicht so gut sind. Ist dem so? Einer meiner tiefverborgenden Wünsche ist es, ein Kind zu bekommen. Ohne einen richtigen Partner, kam es leider bisher nicht dazu. Ich gehe davon aus, dass es für mich gesundheitlich sinnvoller ist, auf ein eigenes Kind zu verzichten. Vielen Dank für die Rückmeldungen.

DR. MED. KNUT BEHLE: Ich versuche Ihre Fragestellungen etwas zu bündeln. Sie haben ja ausführlich Ihre Situation geschildert. Wenn Sie mit 38 Jahren bereits eine Osteoporose haben, ist das sicherlich höchst ungewöhnlich. Hier sollte man sich zügig über die Ursache klar werden. Eine Laboruntersuchung und eine Knochendichtemessung helfen da schon einmal entscheidend weiter. Mit der körperlichen Aktivität sprechen Sie einen weiteren wichtigen Pfeiler der Osteoporosetherapie an. Sie erwähnen den Rehasport bzw. das Funktionstraining. Hierbei handelt es sich in beiden Fällen um Gruppentherapien, die sicherlich besser sind, als gar nichts für den Körper zu tun. Beide Therapieoptionen beinhalten allerdings kein Krafttraining. Deshalb gebe ich zu bedenken, ob nicht ein individuelles Aufbautraining in einem gut geführten Fitness-Studio langfristig die sinnvollere Option ist. Es gibt sicherlich noch sinnvollere Bewältigungen von Stress, als den Verzehr von Süßigkeiten. Hierfür gibt es hervorragende Angebote, die zum Teil auch von den Krankenkassen übernommen werden. Zwei Becher Kaffee pro Tag sind bei ansonsten knochengesunder Ernährung sicherlich unbedenklich.

Jule_Pokorny: Ich brauche regelmäßig Cortison wegen Asthmaanfällen. Seit 10 Jahren. Mein Alter jetzt ist 37 Jahre. Wie kommt man aus dieser Cortison-Folge Schleife raus? Sport allein reicht wohl nicht. Was kann ich gegen Knochenentkalkung machen?

DR. MED. KNUT BEHLE: Häufig ist eine Behandlung ohne Cortison nicht möglich. Hierbei muss unterschieden werden, ob man Cortison als Tablette, oder als Spray benutzt. Die Benutzung eines Cortison-Sprays ist bis zu einer bestimmten Grenze verhältnismässig unbedenklich. Auch eine sogen. Stoßtherapie von Tabletten ist häufig nicht zu umgehen. Sollten Sie jedoch Cortison in Tablettenform mit einer Dosierung von 2,5 mg pro Tag über eine Zeit von mehr als drei Monaten einnehmen müssen, wirkt sich das in der Regel negativ auf die Knochenmasse aus. Hier ist dann in Abhängikeit von der Knochendichtemessung eine frühzeitige, knochenstabilisierende Therapie häufig die einzige Lösung, wenn auf Cortison nicht verzichtet werden kann.

Brigitte : Ich habe eine 40 Stunden Woche, die ich überwiegend im Sitzen verbringe. Oft muss ich mich, auch mit Schmerzen, zwingen mich aufzurichten. Ist es sinnvoll eine Orthese zu beantragen bzw. besser ein Stehpult beim Arbeitgeber/Krankenkasse? Ich fange auch jetzt erst mit Funktionstraining an.

DR. MED. KNUT BEHLE: Sie haben richtig erkannt, dass eine einseitig starre Sitzhaltung tendenziell ungünstig ist. Auch das Funktionstraining ist sicherlich eine gute Möglichkeit, die Beweglichkeit wieder zu verbessern. Ein Orthese ist sicherlich weniger hilfreich, da sie zum Einen im Sitzen relativ unbequem ist und zum Anderen die rückenstabilisierende Muskulatur ungünstig beeinflusst. Ein Stehpult ist eine sehr gute Variante, um die Arbeitshaltung zu wechseln. Hier wäre der erste Ansprechpartner der Arbeitgeber. Die Krankenkasse ist dafür nicht zuständig. Häufig ist ein elektrisch höhenverstellbarer Schreibtisch eine weitere, sehr gute Option, besonders wenn man regelmäßig Arbeiten am PC verrichten muss.

Paschmitz: Wie groß ist der erbliche Anteil einzuschätzen. Ich frage deshalb, weil sich in meiner Familie keiner recht „erinnert“. Will sagen: Da hat man sich früher einfach nicht drum geschert. Kein Bewusstsein. Deshalb ist es schwierig. Meine Oma, das erinnere ich selbst, hatte einen Buckel und ging relativ früh so mit Mitte 50 am Stock. Hängt das evtl. mit Osteoporose zusammen?

DR. MED. KNUT BEHLE: Eine der wesentlichen Risikofaktoren für das Auftreten einer Osteoporose ist in der Tat eine familiäre Häufung. Wenn Ihre Oma bereits mit Mitte 50 einen Buckel hatte, ist das sehr verdächtig auf das Vorliegen einer Osteoporse. Ihr persönliches Risiko bzw. die Situation Ihres Knochenstoffwechsels kann man nur für Sie individuell mit einer Knochendichtemessung und einer Laboruntersuchung sicher einschätzen. Vom Ergebnis der Untersuchung ist abhängig, ob die Erfordernis einer knochenstabilisierenden Therapie besteht.

Ingrid Pöche : Welche Nahrungsmittel Stärken die Knochen? Welche Nahrungsmittel entkalken die Knochen? Stimmt es, dass Kuhmilch die Knochen entkakt?

DR. MED. KNUT BEHLE: Es gibt ohne Zweifel Nahrungsmittel, die man zur Prävention bzw. zur knochengesunden Ernährung verwenden kann. Zunächst sind kalziumreiche Nahrungsmittel hilfreich. Milch, Joghurt, Käse usw. Hierzu zählen auch kalziumreiche Mineralwässer. Vermeiden sollte man vor allem phosphatreiche Nahrungsmittel wie Cola, konservierte Wurstwaren u.ä. Dazu gibt es ausreichend Literatur bis hin zu speziellen Kochbüchern. Als erster Hinweis mag das Faltblatt "Osteoporose und Ernährung" vom Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. wichtige Tipps liefern.

Trudel: Nimmt unsere Knochenmasse ab, weil wir letztlich nicht für die Lebensjahre ausgelegt sind, die wir inzwischen erreichen? Ist Osteoporose also eigentlich ein natürlicher Prozess?

DR. MED. KNUT BEHLE: Sie sprechen eine interessante Beobachtung an, die letztlich seit über 30 Jahren Gegenstand der Forschung ist. Erst seit Ende der 80er Jahre ist überhaupt bekannt, wie sich die Knochenmasse im Laufe des Lebens ändert. Erst Mitte der 90er Jahre hat man sich international darauf geeinigt, ab wann man von einer Normabweichung im Sinne einer Osteoporose sprechen kann. Dies ist z.Z. immer noch der etablierte Faktor für die Diagnose und die erforderliche Therapie einer Osteoporose.

W-Schmitdt68: Meine Mutter ist vergangenes Jahr gestolpert und hingefallen. Sie hat sich dabei den Oberschenkelhals gebrochen. Ist aber trotz ihrer 84 Jahre ganz gut zuwege. Das Problem ist nur, dass sie jetzt sehr ängstlich ist, was sie unsicher gehen lässt und der Kreislauf kann wieder von vorn beginnen. Davor haben wir alle Angst. Für zwei Dinge erbitte ich Rat: Ich suche eine möglichst wenig belastende Behandlung für die diagnostizierte Osteoporose. Muss aber einfach in der Handhabung sein. Ich bin nämlich nicht so sicher, ob das mit der täglichen Tabletteneinnahme wirklich klappt. Zweitens, wie bekommt sie wieder innere Sicherheit, wie können wir ihr die Angst vor einem erneuten Sturz nehmen?

DR. MED. KNUT BEHLE: Zwei Dinge sind wirklich für die strategische Behandlung Ihrer Mutter von Bedeutung. Punkt 1 ist sicherlich die adäquate Behandlung der Osteoporose mit Medikamenten. Wenn Sie Bedenken haben, dass Ihre Mutter Tabletten mit ausreichender Zuverlässigkeit einnimmt, kämen auch Injektionen in Betracht. Dann wäre eine entsprechende medikamentöse Therapie sichergestellt. Punkt 2 ist eine Verbesserung der Gang- und Standsicherheit, das ist sicherlich hilfreich. Dies wird häufig von Selbsthilfegruppen in guter Qualität angeboten. Sollte dies nicht möglich sein, käme auch eine Verordnung von Einzelkrankengymnastik in Betracht.

Pressberg: Was ist das nur für eine Bezeichnung senile Osteoporose. Da geht es doch um die Knochen. Ja, meine Mutter hat eine Osteoporose Diagnose, aber senil ist sie kein bisschen. Meine Mutter war schockiert und ich finde das auch befremdlich. Ihr Kopf funktioniert bestens!

DR. MED. KNUT BEHLE: Der Begriff senile Osteoporose ist in der Tat ein wenig unglücklich gewählt, da er genau den Reflex auslösen kann, den Sie beschrieben haben. Das Senium beschreibt zunächst nur das Alter an sich. Insofern ist der Begriff senile Osteoporose, die im Alter auftritt. Dadurch, dass wir den Begriff senil aber häufig zweckentfremdet haben, kommt es zu dieser Fehlinterpretation. Der Begriff senile Osteoporose hat in keiner Weise etwas mit den intellektuellen Fähigkeiten zu tun.



Ende der Sprechstunde.