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Brustkrebs - Fortgeschrittener Brustkrebs kann auch in Knochen gehen

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
(Mitinhaber und Gesellschafter)
Gynäkologischer Onkologe
Quadrat P7, 16-18
68161 Mannheim

Tel.: 0621/ 12 50 64 20
Fax: 0621/ 12 50 64 29

E-Mail: diel@cgg-mannheim.de

 

Schwerpunkte

Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie

Primäre Therapie des Brustkrebses
Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie

Osteoporoseprophylaxe
beim Mammakarzinom
Postmenopausal


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PROTOKOLL

Brustkrebs - Fortgeschrittener Brustkrebs kann auch in Knochen gehen

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir beginnen um 19 Uhr.

Alina : Wirkt sich Tamoxifen auf die Augen aus? Habe große Angst davor weil ich stark kurzsichtig und bereits mehrfach gelasert bin. Die größte Angst habe ich vor Nebenwirkungen auf meine Augen, aber mindestens so viel Angst vor Metastasen in der Leber oder den Knochen.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Viele Frauen, die Tamoxifen einnehmen, leiden insbesondere unter Augentrockenheit. Das liegt daran, dass sich die unerwünschten Wirkungen von Tamoxifen in allen Haut- und Schleimhautbereichen auswirken können. Ich empfehle in diesem Fall, sich mit einem Augenarzt zu beraten. Oft hilft der Einsatz von künstlicher Tränenflüssigkeit. Im schlimmsten Fall muss die Behandlung unter- oder abgebrochen werden.

Nele : Meine Mutter hatte ein Rezidiv, dass leider erst festgestellt wurde, als es zu groß zum operieren war. Sie hat dann erst eine Chemotherapie bekommen. Meine Angst ist groß, ohne ihr das zu sagen, dass sich schon Metastasen gebildet haben, von denen noch keiner was weiß. Zerstört die Chemotherapie auch mögliche Metastasen in den Kochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es könnte durchaus sein, dass sich gleichzeitig Metastasen in anderen Organen abgesiedelt haben könnten. Um dies auszuschließen, empfehle ich eine Abklärung der Lungen, der Leber und des Skeletts. Eine Chemotherapie, die derzeit durchgeführt wird, hat selbstverständlich auch einen Einfluss auf vorhandene oder noch nicht nachweisbare Metastasen. Insofern kann eine Chemotherapie bei Ihrer Mutter durchaus sinnvoll sein.

Kathrin : Kann aus einer mit Flüssigkeit gefüllten Zyste ein Tumor werden?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zysten in der Brustdrüse sind in den allermeisten Fällen völlig harmlos. Wenn die Zysten sehr groß sind, kann man die Flüssigkeit abpunktieren und den Inhalt auf veränderte Zellen untersuchen. In sehr seltenen Fällen kann auch innerhalb einer Zyste ein bösartiger Brusttumor wachsen. Aber, wie schon gesagt, Zysten sind zumeist harmlos und sollten durch Ultraschall kontrolliert werden, beziehungsweise bei Schmerzen abpunktiert werden.

Maya : Welchen Vorteil bietet eine intraoperale Bestrahlung? Bin ich dann besser geschützt gegen eine Verteilung der Zellen z.B. in die Knochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die intraoperative Bestrahlung wird derzeit noch in großen Studien getestet und ist keineswegs Standard. Der Vorteil der intraoperativen Bestrahlung besteht darin, dass nach dieser Prozedur die Brust von außen in geringerer Dosis nachbestrahlt werden muss. Diese Technik der intraoperativen Bestrahlung wird allerdings nur einem kleinen Kreis von Patientinnen angeraten werden. Nämlich den Frauen mit kleinen und begrenzten Tumoren.

öli : Im Juni wurde bei mir ein gut differenziertes nicht invasives Intraduktales Karzinom G1 festgestellt. ICD-O-M:8500/2 ICD-C-50 B-Klassifikation:B5a Vorbefund:H02/1050,H/02/1040 Pathologie:Paraffineinbettung an der tumornahen Seite zum Teil koaguliert; neben mastopathischen Herdbildung auch ein DCIS-Ausläufer! Die Entfernung vom Faden ist auf etwa 0,6 cm zu schätzen. Ein Expander wurde direkt nach der Entfernung eingesetzt. Es wurde eine Bestrahlung der Brustwarze empfohlen. Die Bestrahlung wurde nach 5 Sitzungen abgesetzt. Frage, muss aus Sicherheitsgründen die Brustwarze vor einem geplanten Eigenfettaufbau entfernt werden?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn der bösartige Tumor, der bei Ihnen entfernt wurde, einen Sicherheitsabstand zur Brustwarze von ca. einem Zentimeter hatte, besteht kein Risiko. Diese Frage muss sehr ausführlich mit Ihrem Operateur und dem Pathologen, der die endgültige Diagnose festgelegt hat, besprochen werden.

annkathrin : Was ist das besondere an dem Wirkstoff Denosumab? Ist das das gleiche wie XGEVA? Worin liegt die besondere Stärke?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Denosumab ist ein Antikörper, der unter dem XGEVA zur Behandlung von Knochenmetastasen eingesetzt wird. Der gleiche Wirkstoff wird unter dem Handelsnamen Prolia, in einer geringeren Dosierung, zur Therapie der Osteoporose eingesetzt. Der Antikörper verringert bei Patienten mit Knochenmetastasen die Zahl der Komplikationen, die durch Knochenmetastasen verursacht werden können. Dazu gehören Knochenbrüche und Knochenschmerzen. In großen Studien hat Denosumab eine Überlegenheit gegenüber den mitgetesteten Bisphosphonaten gezeigt. Deswegen kann man diesen Antikörper derzeit als Goldstandard bei der Therapie von Knochenmetastasen betrachten.

Jazzi : Ich bin im März 2013 zweimal an Brustkrebs operiert worden (pT1a (4mm) N(0/4) M0 G2 R0) und befinde mich zurzeit in Bestrahlung. Die Operation war ziemlich radikal bis ins gesunde Gewebe hinein. In wieweit macht eine Bestrahlung Sinn? Was ist mit Krebszellen, die sich evtl. im Körper verteilt haben, was ist mit möglichen Metastasen in Leber und Knochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Soweit ich das aus Ihrer Frage erkennen kann, handelt es sich bei Ihnen um einen Brustkrebstumor mit relativ guter Prognose (bedauerlicherweise haben Sie die Hormonrezeptoren nicht benannt). Die Gefahr, dass dieser Tumor Metastasen setzt, ist gering, aber durchaus gegeben. Eine Strahlentherapie vermindert das Risiko eines Wiederauftretens in der gleichen Brust. Hat aber auf die Metastasierung zunächst keinen Einfluss. Sollte der Tumor allerdings in der Brust nochmals wiederkommen, steigt auch das Metastasierungsrisiko. Daher empfehlen wir auch die Bestrahlung kleiner Tumoren.

Fegefeuer : Chemotherapie und Selen- hierzu liest man ganz unterschiedliche Empfehlungen. Auch meine therapiebegleitenden Ärzte haben dazu konträre Auffassungen. Welche Empfehlung geben Sie?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich muss mit aller Eindringlichkeit davor warnen, eine Chemotherapie und eine Therapie mit Selen in einen Topf zu werfen. Die Chemotherapie hat nachweislich bei vielen Patientinnen einen lebensrettenden oder einen lebensverlängernden Effekt. Die Therapie mit Selen hat einen ergänzenden Charakter. Wir wissen, dass viele Patientinnen mit Brustkrebs einen Selenmangel haben. Wir wissen aber auch, dass die ergänzende Behandlung mit Selen nicht zu einer Verbesserung des Überlebens führt. Ich warne eindringlich davor, statt einer notwendigen Chemotherapie nur eine Selenbehandlung durchzuführen.

Katja : Bei einem Screening ist bei mir ein invasiver lobulärer Tumor von- 10 mm entdeckt worden. Es folgte eine Operation. Es gab keinen Lymphbefall, keine Metastasen. Bin 51 Jahre alt. Ich bekomme Bestrahlung und dann soll eine Behandlung mit Aromatasehemmer begonnen werden. In unserer Familie ist Osteoporose, deshalb hatte ich meine Knochendichte zu Beginn der Wechseljahre bestimmen lassen. Sie liegt im unteren Normbereich. Deshalb möchte ich die Antihormone nicht nehmen. Leider habe aber einer hormonpositiven Krebsbefund. Was tun?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Prinzipiell ist es ein Vorteil, wenn Sie einen hormonabhängigen Tumor haben. Denn nur dadurch wird eine antihormonelle Therapie sinnvoll und kann helfen, das Überleben zu verbessern. Wenn Sie ein Risiko für eine Osteoporose haben, macht es Sinn, regelmäßig die Knochendichte messen zu lassen. Sollte die Knochendichte unter der Therapie deutlich absinken, sollten Sie mit einer knochenschützenden Therapie (Bisphosphonate, Denosumab) behandelt werden. Auf jeden Fall empfehle ich eine Behandlung mit Vitamin D (z. B. 1.000 IE Einheiten) und eine knochengesunde Lebensweise (Sport und calciumhaltige Lebensmittel wie Käse, Milch u. a.).

Anke : Was ist ein hypodensa irregulärer und scharf begrenzter Herd?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Dieser Begriff gehört zur Diagnostik durch Mammographie und bedeutet, dass dieser Herd radiologisch nicht so dicht wie das normale Brustdrüsengewebe ist und einen nicht typischen Aufbau besitzt. Ich bitte Sie, diesen Befund in aller Ausführlichkeit mit dem Röntgenarzt, der den Befund geäußert hat, zu besprechen.

Ricarda : Hatte OP und Bestrahlung. Dann war alles eine Zeitlang ganz gut, jetzt habe ich ständig Zysten neben der Stelle, wo der Tumor entfernt wurde. Mein Frauenarzt punktiert die in Abständen, und meint, man sollte da nichts weiter machen. Ist Prof. Diel anderer Meinung?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wie schon zuvor gesagt, sind Zysten im Brustdrüsengewebe häufig und in aller Regel harmlos. Insbesondere junge Frauen neigen dazu, Zysten in der Brust zu entwickeln. Wenn diese Zysten im Ultraschall nicht auffällig erscheinen, muss man nichts weiter unternehmen. Zysten, die Schmerzen bereiten, sollten abpunktiert werden.

Tex : Ich weiß, dass die nachfolgende Strahlenbehandlung ganz punktuell gemacht wird. Trotzdem die Frage, ob damit auch mögliche verstreute Zellen in der Brust vernichtet werden, die sich dann in der Leber oder den Knochen festsetzen könnten?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: In der Tat dient die Bestrahlung nach einer Operation, bei der die Brust belassen wurde, dazu, kleine verbliebene Tumorherde in der Brust zu zerstören. Insofern hat die Strahlentherapie nicht nur einen verringernden Einfluss auf das Entstehen eines erneuten Tumors in der Brust, sondern auch auf eine spätere Metastasierung.

Casteldyk : Durch die Brustkrebserkrankung meiner Frau ist die gesamte Familie in einer schweren Belastungssituation. Unser Sohn, der eine Lehr 300km entfernt macht ist depressiv, wegen der Erkrankung seiner Mutter. Ich muss meine Frau und den Sohn stützen, was nicht mehr lange so geht. Meiner Frau geht es inzwischen recht gut nach OP und Bestrahlung. Nach Beendigung sind jetzt aber erhöhte Tumormarker festgestellt worden. Allerdings hatte sie nach der letzten Bestrahlung eine Mittelohrentzündung (Mitten im Sommer!) Nach meiner Kenntnis gehen da auch Tumormarker hoch bei Entzündung. Sie bekam ein Antibiotikum. Trotzdem bleibt die große Angst, ob da ein Zusammenhang besteht, oder ist der Krebs jetzt wieder aktiv und alles geht von vorn los? Bedeutet das evtl. ein Fortschreiten insgesamt inkl. Ausbreitung in Organe und Knochen? Wir können nicht mehr, wenn jetzt wieder alles anfängt.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Prinzipiell ist Brustkrebs gut heilbar. Von allen Erkrankten werden in Deutschland ca. 85 % geheilt. D. h., es ist eine Erkrankung, die durchaus verglichen werden kann mit Bluthochdruck und Diabetes. Das nur zu Ihrer Beruhigung. Wenn die Tumormarker ansteigen, ist es wichtig, dass eine Kontrolle erfolgt. Tumormarker, die sich innerhalb von zwei Monaten verdoppeln, können auf ein Wiederauftreten der Erkrankung hinweisen. Daher sollte eine weitere Abklärung der Lungen, der Leber und des Skeletts erfolgen. Bei manchen Frauen (ca. 15 %) sind die Tumormarker erhöht, bleiben aber auf gleichem Niveau und sind daher kein Hinweis auf ein Wiederauftreten der Erkrankung. Daher sollte in jedem Fall eine Kontrolle des Tumormarkers nach sechs bis acht Wochen erfolgen.

Krohne : Ist ein ganzheitlicher Ansatz im Rahmen von alternativer Medizin evtl. der Schlüssel, um Knochenmetastasen bei meiner Frau zu verhindern? Oder ist das bei einer so schweren Erkrankung wie Brustkrebs nicht überlegenswert, weil in jedem Fall knackharte schulmedizinische Medikation stattfinden muss?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Brustkrebs ist in den meisten Fällen heilbar (siehe Antwort zuvor). Der Hauptgrund dafür ist die erfolgreiche Behandlung des Brustkrebses durch die Schulmedizin. Das kann keine alternative Behandlung leisten! Viele Patienten nehmen neben der Schulmedizin auch komplementäre / alternative Therapieangebote in Anspruch. Das ist menschlich verständlich aber medizinisch fragwürdig, da keine andere Methode die Erfolgsraten der Schulmedizin erhöhen kann. Zur ganzheitlichen Behandlung zähle ich auch Verfahren wie Sport nach Krebs, Normalisierung des Körpergewichtes und Reduktion des täglichen Stresses. Wer diese drei letztgenannten Punkte erfolgreich umsetzt, hat das Konzept der ganzheitlichen Medizin bereits erfüllt. Wer der Ansicht ist, dass alternative Heilmethoden zu seinem Wohlergehen beitragen, kann dies auch machen. Für viele Patientinnen bedeutet dies eine Rückgewinnung von Autonomie über den eigenen Körper. Man muss nur wissen, dass sich diese Methoden nicht auf die Heilungsrate auswirken.

Klasen : Meine Mutter hat ein entzündetes Mammakarzninom. Ich wusste gar nicht, dass so etwas möglich ist. Es macht alles noch viel schwieriger. Wir befürchten, dass die Ärzte durch diese Komplikation evtl. andere Dinge aus dem Blick verlieren, wie z.B. dass ja auch Metastasen im Körper sein können. In welcher Reihenfolge geht man Therapie und Diagnostik an?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ein so genanntes entzündliches Mammakarzinom wird in der Schulmedizin als inflammatorisch bezeichnet. Das bedeutet, dass sich Tumorzellen bereits in der Haut der Brust befinden und diesen Effekt hervorrufen. Der inflammatorische Brustkrebs gilt als sehr aggressiv und sollte zunächst durch eine Chemotherapie behandelt werden. In den allermeisten Fällen lässt sich trotzdem nicht eine Entfernung der Brust verhindern. Natürlich besteht beim entzündlichen Brustkrebs auch die Gefahr von Metastasen. Dies muss vor einer Behandlung abgeklärt werden. Die Chemotherapie verringert das Risiko eines Auftretens des Tumors in anderen Bereichen des Körpers.

Kindt : Wir feiern unsere Silberhochzeit mit einer Kreuzfahrt, die ich bereits vor fast einem Jahr gebucht habe. Vor 3 Wochen wurde meinre Frau die rechte Brust abgenommen und soll schnellstmöglich mit Chemotherapie beginnen. Ist es verantwortbar 14 Tage lange diese Reise zu machen bevor alles losgeht? Oder lieber verschieben? Würde sich durch die Reise z.B. das Risiko für Metastasen erhöhen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten, da ich nicht weiß, wie aggressiv der Tumor Ihrer Frau ist. Normalerweise ist Brustkrebs kein Notfall und man kann auch mit der Chemotherapie bis zu zwei Monaten warten. Wenn Ihre Ärzte der Ansicht sind, dass eine Chemotherapie unbedingt schnell durchgeführt werden muss, könnten Sie auch mit der Behandlung beginnen und nach einer Woche für 14 Tage auf Kreuzfahrt gehen. Alles Weitere sollten Sie mit den behandelnden Ärzten besprechen.

Ruth : Nachdem in meiner linken Brust ein Tumor entfernt worden war, stellte man fest, dass sich kaum sichtbare Ausläufer von Krebszellen entwickelt hatten. Mir wird nun empfohlen, die Brust abnehmen zu lassen. Vorher mache ich aber noch eine Chemo. Kann es nicht sein, dass die Chemo so gut wirkt, dass auch die Ausläufer in der Brust "erwischt" werden und mir dadurch eine Brustamputation vielleicht erspart bleibt?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Bedauerlicherweise kenne ich nicht die medizinischen Bezeichnungen Ihres Brustkrebses. Wir führen in aller Regel eine Chemotherapie vor der Operation durch, um einen vorhandenen Tumor zu verkleinern. Trotzdem muss die Brust im Anschluss danach operiert werden. Oft zeigt sich danach kein Tumorgewebe mehr. Wenn durch die Chemotherapie sich nachweislich in der Mammographie oder im Ultraschall der Brust kein Tumorgewebe mehr nachweisen lässt, muss die Brust nicht zwangsläufig entfernt werden.

MODERATOR: Der Experte macht eine kurze Pause. Wir setzen die Beantwortung Ihrer Fragen in wenigen Minuten fort.

Birte : Habe einen HER2-positiven Tumor. Stimmt es, dass Tamoxifen eventuell schlecht oder sogar kontraproduktiv wirkt?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Das kann man getrost mit "Nein" beantworten. Diese Antwort bezieht sich allerdings nur auf Frauen, deren Tumore hormonabhängig sind. Bei Frauen, bei denen die Hormonrezeptoren des Tumors negativ sind, ist der Einsatz von Tamoxifen sinnlos.

Schönfeldt : Frage als Sohn. Wonach richtet sich das Schema der Chemotherapie? Was muss berücksichtigt werden, wie können wir unsere Mutter unterstützen ohne ihre Autonomie einzuschränken?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Diese Frage lässt sich ohne weitere Angaben nur sehr schwer beantworten. Zunächst müsste ich wissen, ob Ihre Mutter neu erkrankt ist oder ob sich der Tumor nach einer Erstbehandlung als Metastasen wieder gezeigt hat. Eine Chemotherapie kann in vielen Fällen hilfreich und lebensrettend sein. Das hängt allerdings von der jeweiligen Situation ab. In Ihrem Fall kann ich ohne weitere Informationen keine bessere Antwort geben.

Carina : Mamma-Ca 2009 Jetzt eine Metastase am Pankreasschwanz. Es wird versucht, die Metastase mit Chemo zu zerstören. Kann die dadurch ganz weggehen? Finde den Preis hoch, denn jetzt sind meine Knochen in Gefahr. Habe ohnehin beginnende Osteoporose und die Chemo tut ihr Übriges. Es wird eine Chemotherapie aus verschiedenen Substanzen zusammengesetzt, kann man das auch knochenschonend machen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Metastasen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) sind so selten, dass ich keinen einzigen Fall kenne. Sie sollten unbedingt abklären lassen, ob es sich in diesem Fall nicht um ein Pankreaskarzinom handelt. Ohne den feingeweblichen Nachweis einer Brustkrebsmetastase ist jede weitere Behandlung unklar. Sollte es sich tatsächlich um eine Pankreas-Metastase handeln, würde auch ich zu einer Chemotherapie raten.

Marion : Mir wurde vor 7 Jahren die linke Brust entfernt. Der Tumor war hormonabhängig. Ich bekam 2 Jahre Zoladex und 5 Jahre Arimidex. Meine Frage: Wie lange soll eine Hormontherapie durchgeführt werden und was macht das mit meinen Knochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Welche Therapie für Sie die richtige ist, kann ich nicht beantworten, da ich Ihr Alter nicht kenne. Die von Ihnen aufgeführten Therapien haben einen negativen Einfluss auf Ihre Knochengesundheit. Sie sollten sich sicherheitshalber einer Knochendichtemessung unterziehen. Ist Ihr Knochen osteoporosegefährdet, bietet sich eine Behandlung mit Bisphosphonaten / Denosumab an.

Ally : Letztes Jahr bin ich an beidseitigem Brustkrebs erkrankt. MetastasenFLymphknoten in den Eierstöcken und die Lymphknoten waren auch befallen. Eierstöcke weg und Lymphknoten raus. Die Chemotherapie hat sehr gut gewirkt, eine Seite konnte brusterhaltend operiert werden. Dann erfolgte die Strahlentherapie. Jetzt bin ich seit Ende April mit der Behandlung fertig, es gibt keine Tumore mehr und das Blut ist auch in Ordnung. Nur habe ich immer noch sehr starke Knochenschmerzen und es geht nicht ohne Schmerzmittel. Außerdem bin ich immer schlapp und müde. Wie lange kann der Zustand noch dauern?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ob der Tumor erfolgreich behandelt wurde, kann ich nur sehr schwer beurteilen. Wenn ein Wiederauftreten ausgeschlossen ist, kann man sich in der Tat der Knochengesundheit widmen. Sollten Sie Schmerzen im Skelettsystem haben, sollte man zunächst mit einem Knochenszintigramm eine Metastasierung in das Skelett ausschließen. Ist diese Untersuchung unauffällig, befürchte ich, dass Ihre Schmerzen nicht vom Knochen kommen, sondern von den Gelenken (erhalten Sie eine antihormonelle Therapie?). Gelenkbeschwerden können gut mit Schmerzmedikamenten behandelt werden (z. B. Diclofenac).

S. Rathje : Nach einer Hoden - Krebsoperation zur Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit bekommt mein Bruder Testosteron. Jetzt hat er Schmerzen in den Brüsten. Sind Ihnen ähnliche Fälle bekannt? Gibt es da überhaupt Dokumentationen zu, von denen man etwas ableiten könnte? Wer hat die meiste Erfahrung in der Behandlung eines solchen Falles?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Insbesondere bei Bodybuildern, die sich mit Testosteronen und Androgenen vollpumpen, ist der Einsatz von Tamoxifen und Aromatasehemmern häufig. Das hat damit zu tun, dass die Androgene die Vorstufen für Östrogene sind. In den Fett- und Nebennierenzellen in Östrogene umgewandelt werden (unter dem Effekt des Enzyms Aromatase). Das bedeutet, dass der übermäßige Einsatz von Testosteron auch zu einer Erhöhung der Östrogene und des Brustdrüsenwachstums bei Männern führen kann. Ich würde sagen, bei Ihrem Bruder ist die Testosterondosis zu hoch. Ich empfehle dringend, diesen Aspekt mit dem behandelnden Urologen / Fertilitätsmediziner zu besprechen.

Birdy : Meine Frau hatte vor 8 Monaten einen Tumor in der linken Brust der auf nichts reagiert hat, also man konnte keine neuen Medikamente einsetzen. Sie bekam nach der Operation eine Chemotherapie, aber man sagte uns, dass die Rückfallquote sehr hoch ist. Wir leben jetzt mit dieser ständigen Sorge und sind bei jedem Ziehen und drücken voller Angst, dass es sich um einen Rückfall handelt und schon irgendwo Metastasen sitzen. Bei Brustkrebs gehen die ja wohl direkt in die Knochen. Stimmt es, dass bei dieser Art Brustkrebs die zusätzliche Gefahr von Knochenmetastasen besonders groß ist?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ihre Frage ist ohne weitere Informationen nicht beantwortbar. Wie schon oben gesagt, ist die Heilungsrate von Brustkrebs in Deutschland sehr hoch (siehe oben). Die von Ihnen gegebenen Angaben müssen mit einem erfahrenen Arzt ausführlich besprochen werden, so dass Sie sich ein Bild von der Aggressivität des Tumors und der Rückfallwahrscheinlichkeit informieren können. Metastasen bei Brustkrebs finden sich insbesondere im Knochen, aber auch in der Leber und in den Lungen. In Ihrem Fall würde ich mir eine zweite Meinung einholen (wenn gewünscht, auch bei mir). Meine Kontaktdaten finden Sie im Internet.

Kruse : Gibt es ein Ranking innerhalb der Brustzentren in Deutschland? Wie bei anderen Einrichtungen muss es doch auch in diesem Bereich besonders gute und weniger gute geben. Woran erkenne ich die?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Brustzentren gibt es viele in Deutschland, was aber nicht heißt, dass sie in einem dieser Brustzentren gut, sehr gut oder optimal behandelt werden. Der Nachteil der Brustzentren in Deutschland ist, dass die Beratung und Therapie in aller Regel sehr unpersönlich ist. Die Patientin in Not glaubt, dass ein Brustzentrum, das besonders viele Patientinnen behandelt, auch besonders kompetent sein muss. Das ist ein Irrtum. Die Behandlung des frühen Brustkrebses ist einfach und wird von Leitlinien bestimmt. Ich würde meine Behandlung davon abhängig machen, wo ich menschlich und gut betreut werde. Das wird durch kein Ranking und keine Internetseite garantiert. Ich empfehle durchaus auch die Behandlung in gynäko-onkologischen Spezialeinrichtungen. (Meine Kontaktdaten finden Sie im Internet)

Maike : Sollten bei meiner Mutter nach Operation und Bestrahlung die Tumormarker kontrolliert werden? Das wird gegenwärtig nämlich gar nicht gemacht. Wie aussagekräftig ist so ein Ergebnis?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Bestimmung von Tumormarkern ist ein schwieriges Gebiet. In den Leitlinien wird die Bestimmung von Tumormarkern nicht empfohlen. Das hat damit zu tun, dass nach vorhandener Studienlage die regelmäßige Bestimmung von Tumormarkern nicht zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens beiträgt. Nur in 40 bis 50 % aller Fälle sind Tumormarker bei einer Metastasierung erhöht. In den anderen Fällen kann auch ein Wiederauftreten der Erkrankung erfolgen, ohne dass der Tumormarker reagiert. In den Fällen, in denen ein Tumormarker ein frühes Wiederauftreten der Erkrankung aufzeigt, kann eine intensive Behandlung einer frühen Metastasierung durchaus hilfreich sein. Deswegen empfehle ich meinen Patientinnen großzügig Tumormarkerbestimmungen durchführen zu lassen. Aber nur der erfahrene Arzt weiß mit der Interpretation dieser Bestimmungen sinnvoll umzugehen.

Anne Pol : Meine Mutter hat mir das zunächst verschwiegen, aber aufgrund einer Fettleber kann bei ihr die Krebsbehandlung nicht so hoch dosiert werden, wie es eigentlich sein müsste. Seit ich das weiß, gucke ich insgesamt mehr hin. Ich finde z.B. auch, dass die begleitende Kontrolle durch Sono und Mammo eher rudimentär ist. Müsste nicht aufgrund der Diagnose und der nicht hundertprozentigen Therapie auch mal ein CT oder MRT (ich verwechsele diese beiden Verfahren leider immer )gemacht werden wegen Metastasen in Knochen und Organen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch in Ihrem Falle kann keine sinnvolle Antwort erfolgen, da die entscheidenden Informationen zum Krankheitszustand Ihrer Mutter fehlen. Eine Fettleber ist in aller Regel kein einschränkender Faktor bei einer Chemotherapie. Metastasen können in unterschiedlichen Organen auftreten (siehe oben), sind aber nur bei ca. 15 % aller Frauen mit Brustkrebs nachweisbar. Eine regelmäßige Nachsorge mit MRT oder CT wird nicht generell empfohlen, kann aber bei einer sehr aggressiven Tumorerkrankung sinnvoll sein.

Lucy : Nach Brustrkebs in beiden Brüsten, aber klein, deshalb brusterhaltend und keine LK betroffen, gehe ich alle 3 Monate zur Nachkontrolle inkl. Szintigraphie. Ich bekomme eine hohe Dosis Selen, nehme täglich Tamoxifen. Auch noch Zometa. Ich vertrage die Therapie gut. Sorge macht mir die Möglichkeit von Knochenmetastasen. Mein Arzt sagt, ich sei auf einem guten Weg, aber die Sorge bleibt. Bisher mache ich nichts Besonderes zum Knochenschutz. Wäre das sinnvoll oder erforderlich?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Brustkrebs führt nur in 15 bis 20 % der Fälle zu Metastasen (siehe oben). Tamoxifen hilft, eine Metastasierung zu vermeiden. Die zusätzliche Gabe von Zometa schützt Ihren Knochen vor Osteoporose und - mit Einschränkungen - auch vor Knochenmetastasen. Zum Knochenschutz kann zusätzlich beitragen Vitamin D und regelmäßiger Sport.

Hiltrud : 2 Jahre nach Ablatio der rechten Brust, Diagnose T1/M0(N0, 90 % hormonabhängig, 47 Jahre alt. Habe jetzt auch die Eierstöcke entfernen lassen, 2 Jahre Tamoxifen und Enantone, will jetzt auf Aromatasehemmer switchen. Alles so weit auf Schiene. Jetzt lese ich hier, wie hochgradig gefährdet man für Knochenmetastasen ist. Schützen mich die zuvor genannten Maßnahmen davor?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Soweit ich das sehe, haben Sie keinen hochaggressiven Tumor und sind auch nur in geringem Maße metastasengefährdet. Die von Ihnen aufgeführten Maßnahmen tragen dazu bei, die Gefahr einer Metastasierung zu verringern. Die Gefahr einer Metastasierung in den Knochen ist weiterhin gegeben, allerdings sehr gering.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich danke allen Teilnehmern dieser Sprechstunde für die vielen interessanten Fragen und die rege Teilnahme. Nun wünsche ich Ihnen schönen Abend und verabschiede mich.



Ende der Sprechstunde.


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