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Diabetes: Insulintherapie und Pens im beruflichen Alltag

Dr. med. Sonja Weber
Oberärztin der Medizinischen Klinik I, Innere Medizin
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt


Tel.: 0049-69-6301-6899
Fax: 0049-69-6301-6448
Email: sonja.weber@kgu.de
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 Schwerpunkte
 
• Gastroenterologie und Hepatologie
• Pneumologie und Allergologie
• Endokrinologie und Diabetologie
• Ernährungsmedizin

PROTOKOLL

Diabetes: Insulintherapie und Pens im beruflichen Alltag

DR. WEBER: Wir beginnen um 19 Uhr.

Binder : Mein Vater ist gerade erst dabei sich mit allem vertraut zu machen, weil er Neudiabetiker ist. Ich kann ihn nicht erreichen und auf diese Sprechstunde aufmerksam machen, deshalb stelle ich jetzt eine wichtige Frage. Was ist besser für einen Anfänger ein Fertigpen oder ein wieder verwendbarer Pen? Worin liegen die Vorteile?

DR. WEBER: Die Vorteile oder auch die Antwort auf die Frage, was besser für einen Anfänger ist, ein Fertigpen oder ein wiederverwendbarer Pen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei einem Fertigpen ist ein Patronenwechsel durch Ihren Vater nicht notwendig, so dass dies von manchen Patienten, besonders wenn sie feinmotorisch eingeschränkt sind, begrüßt wird. Sollten Sie oder Ihr Vater sich Gedanken bezüglich der Umweltfreundlichkeit von Fertigpens machen, so kann man Sie diesbezüglich beruhigen, da in den meisten Fällen die Fertigpens recycled werden.

Elekt : Mein Sohn ist momentan in der Bewerbungsphase für eine Tischlerlehre. Soll er schon im ersten Gespräch sagen dass er Diabetiker ist?

DR. WEBER: Letztendlich liegt es in seinem eigenen Ermessen, ob er schon im ersten Gespräch sagt, dass er Diabetiker ist. Vom medizinischen Standpunkt her ist dies - auch im Hinblick auf eine mögliche Hypoglycämie unter einer Insulintherapie mit erforderlicher Fremdhilfe - sinnvoll, obwohl er arbeitsrechtlich nicht dazu verpflichtet ist.

Simo : Ich spritze überwiegend in meine Bauchfalte, weil sie leider groß genug ist. Das ist praktisch und stört bei der Arbeit nicht. Trotzdem die Frage, wie wichtig ist es das mal zu ändern und auf den Oberschenkel usw. auszuweichen?

DR. WEBER: Das hängt u. a. auch von der Art des Insulins ab, das Sie verwenden. Die Bauchdecke zählt zu einer Injektionsstelle mit beschleunigtem Wirkungseintritt, die vor allem für das Normalinsulin herangezogen werden sollte. Basalinsulin sollte jedoch in eine Injektionsstelle mit verlangsamten Wirkungseintritt, wie z. B. den Oberschenkel, appliziert werden. Zu beachten gilt auch, dass durch häufiges Spritzen an dieselbe Stelle Gewebeschäden auftreten können, die eine sichere und gleichmäßige Insulinwirkung behindern können, deshalb sollten Sie darauf achten, Ihre Spritzstellen regelmäßig zu wechseln.

Lodge : Ich komme gut zurecht und kann das alles während der Arbeit machen, ohne dass es groß stört (Technische Zeichnerin), aber ich spritze schnelles und langsam wirkendes Insulin getrennt. Es wäre eine große Hilfe, wenn es einen besseren Pen geben würde, wo man besser erkennt, was man gerade spritzt. Wird so etwas evtl. demnächst entwickelt?

DR. WEBER: In der Regel ist an dem Namen des Insulins bzw. auch an der Kennzeichnung des Pens zu erkennen, ob Sie gerade ein schnelles oder ein langsam wirkendes Insulin applizieren. Sie können sich aber z. B. den Pen mit dem Basalinsulin mit einem Mond kennzeichnen, so dass Sie wissen, dass Sie das Basalinsulin zur Nacht spritzen. Da Sie das schnellwirkende Insulin mehrfach am Tag applizieren, kann es eine Hilfe sein, wenn Sie diesen Pen z. B. mit einer Sonne kennzeichnen.

W-Schmidt : Entspricht eine Stammzelltherapie bei Diabetes 1 den Kriterien der Schulmedizin, gibt es Studien etc.?

DR. WEBER: Eine Stammzelltherapie bei Typ I Diabetes gehört momentan noch nicht zu den etablierten Therapieformen, obwohl es Zentren gibt, die dies im Rahmen von Studien erforschen.

Pinneberg : Manchmal kommt das Insulin nach dem Spritzen wieder raus aus der Haut. Woran kann das liegen?

DR. WEBER: Hier besteht die Empfehlung, nach der Insulinapplikation noch einige Sekunden zu warten, bevor Sie die Nadel aus der Haut entfernen, um dem vorzubeugen.

Horchler : Schon zum dritten Mal in einem Jahr starker Durchfall über mehrere Wochen. Das schwächt sehr und stört total bei der Arbeit. Aber ich mache nichts anders als sonst, spritze regelmässig, esse normal, woran kann das liegen?

DR. WEBER: Bezüglich des starken Durchfalls über mehrere Wochen, der ganz verschiedene Ursachen haben kann, sollten Sie unbedingt einen Spezialisten aufsuchen, damit die Ursache diagnostiziert und behandelt werden kann. Hierzu ist ggf. eine Stuhluntersuchung und ggf. eine Darmspiegelung notwendig, neben der allgemeinen körperlichen Untersuchung und der Blutentnahme. Beachten sollten Sie auch, dass durch Durchfallerkrankungen Schwankungen in Ihrem Blutzuckerprofil auftreten können. Wichtig zu wissen wäre auch, wie Ihre derzeitige Blutzuckereinstellung ist.

Perdoni : Hatte neulich den Alkohol zur Desinfektion vergessen und habe dann einfach einen Tropfen Parfüm genommen. War kein Problem, aber bei meiner SH sind sie über mich hergefallen. Warum ist das so schlimm? Ist nix passiert.

DR. WEBER: Eine Desinfektion mit Alkohol ist in sauberer Umgebung und bei ausreichender Hygiene in der Regel nicht unbedingt notwendig. Sie sollten aber darauf achten, dass die keimtötende Wirkung nach einer alkoholischen Desinfektion (z. B. im Krankenhaus) erst nach zwei Minuten auftritt.

Kools : Gehe sehr sorgsam um mit Spritzen, Insulin etc. während der Arbeit um. Ist kein Problem, weil sich dort die zeitliche Abläufe wiederholend. Eher privat ist das Problem. Da ich retard spritze rolle ich die Insulinflasche, damit sich alles gleichmäßig mischt, bevor ich aufziehe. Neulich war ich mit meinem 10 jährigen Sohn im Wald und wir haben herumgetobt. Ich hatte meine Utensielien in den Taschen meiner Jacke verstaut. Hinterher war ich sehr unsicher, denn die Flasche ist sicherlich durchgeschüttelt worden und das soll sie ja nicht. Was passiert, wenn eine Flasche geschüttelt statt gerollt wird. Ich habe die Flasche beiseite gestellt. Kann ich sie trotzdem noch verwenden?

DR. WEBER: In der Regel sollte die Insulinwirkung noch vorhanden sein. Wenn Sie aber Bedenken haben, empfehle ich Ihnen, die Flasche oder Patrone zu verwerfen und eine neue zu beginnen.

Mira : Bin am überlegen, ob ich auf einen Pen umsteigen soll. Frage: haben die Nadeln auch einen Facettenschliff o.ä, damit es möglichst wenig schmerzt beim Einstechen?

DR. WEBER: Die Nadeln haben einen Facettenschliff, so dass es möglichst wenig schmerzen sollte. Da es sich bei den Pennadeln allerdings um Einmalartikel handelt, wird bereits durch eine einmalige Verwendung die Nadel stumpfer und der Gleitfilm auf der Oberfläche der Nadel wird abgenutzt. Eine Mehrfachverwendung, die aus gesetzlichen Gründen nicht empfohlen wird, geschieht daher formal auch auf eigene Gefahr.

anonym : Ich soll von Tabletten auf gespritztes Insulin umsteigen, weil es mir nicht gelingt genügend abzunehmen. Ich arbeite in einem Pflegeheim und das tägliche Spritzen ist für mich eine Horrorvorstellung, trotzdem bekomme ich das abnehmen nicht hin. Warum soll ich jetzt auch noch spritzen, wo doch bekannt ist, dass man damit noch mehr zunimmt?

DR. WEBER: Ich empfehle Ihnen, dass Sie diese Problematik noch einmal mit Ihrem betreuenden Arzt ansprechen und mit ihm zusammen ein Konzept erarbeiten, um Gewicht abzunehmen. Hierzu gehören Allgemeinmaßnahmen wie eine Ernährungsumstellung, eine Intensivierung Ihrer körperlichen Aktivität und ggf. auch die Betreuung im Rahmen eine strukturierten Gewichtsreduktionsprogrammes. Wahrscheinlich sieht Ihr betreuender Arzt durch eine Behandlung mit blutzuckersenkenden Tabletten keine ausreichende Einstellung Ihres Diabetes gegeben. Dies ist durch eine Umstellung auf eine Insulintherapie oftmals möglich, die oben genannten Maßnahmen können zusätzlich dazu beitragen, die Blutzuckereinstellung zu optimieren.

Rudine : Mein Mann hat seit 15 Jahren Diabetes Typ II und inzwischen schon Herzinfarkt und schweren Schlaganfall überstanden Trotz vorbildlicher Einhaltung der Medikamenteneinnahme und dervorgeschriebenen Insulingaben sind oftmals die Zuckerwerte sehr hoch wenn er wenig gegessen hat, dagegen hilft meist ein Stück Kuchen um diese wieder zu senken. Wie ist das möglich? Was machen wir falsch?

DR. WEBER: Es kann sein, dass im Rahmen einer möglichen Unterzuckerung eine Gegenregulation im Körper Ihres Mannes stattfindet und die Zuckerwerte möglicherweise ansteigen. Um hierzu genauere Angaben zu machen, müsste ich mir aber eine Blutzuckerdokumentation mit den gegessenen Broteinheiten, den eingenommenen Tabletten und dem gespritzten Insulin anschauen, um beurteilen zu können, ob diese Symptome noch andere Gründe haben. Äußerst wichtig ist, dass bei der Vorgeschichte Ihres Mannes der Diabetes optimal eingestellt ist, um einem erneuten Herzinfarkt oder einem Schlaganfall vorzubeugen.

Panic : Stimmt es, dass man eigene Zellen aus dem Beckenknochen nehmen kann, die dann dazu führen kann, dass die eigene Insulinproduktion wieder angeregt wird. Wie sinnvoll ist das? Schafft dass Heilung oder ist das eine begleitende Therapie?

DR. WEBER: Dies gehört in den Bereich der experimentellen Therapien, an denen momentan noch geforscht wird und die bislang noch nicht als Standardtherapie etabliert sind.

Henze : Was versteht man unter Pflege der Einstichstelle? Ich mache das, was empfohlen wird, was Desinifzierung usw. anbelangt.?

DR. WEBER: Wichtig ist ein regelmäßiger Wechsel der Einstichstellen, um Gewebeschäden vorzubeugen und eine gleichmäßige Insulinwirkung zu garantieren. Weiterhin sollten Sie die Einstichstellen regelmäßig bei Ihrem ärztlichen Besuch überprüfen lassen. Eine Desinfektion der Einstichstellen mit Alkohol ist in sauberer Umgebung und bei ausreichender Hygiene nicht unbedingt notwendig.

MODERATOR: Die Expertin macht eine kurze Pause. Die Beantwortung Ihrer Fragen setzen wir in wenigen Minuten fort.

So-Joitha : Ich kann die Scheu nicht überwinden, mich selbst zu stechen, auch nicht mit Pen. Hat Frau Dr. Weber eine Patentlösung?

DR. WEBER: Eine Patentlösung habe ich leider nicht für Sie, aber vielleicht kann es Ihnen hilfreich sein, die Insulinapplikation mit Ihrem betreuenden Arzt oder einer Diabetes-Beraterin Ihres Vertrauens zu üben. Sollten Sie eine ausgeprägte "Spritzangst" haben, kann auch eine psychologische Mitbetreuung sinnvoll sein. Ich bin mir sicher, dass Sie Ihre Scheu im Laufe der Zeit überwinden sollten.

Lu : Meine kleine Tasche ist immer dabei und ich bin sehr sorgfältig, mache regelmäßig tagsüber Zuckertest, besonders wenn ich eine berufliche Lunchverabredung habe. Dadurch kommt es, dass ich mal 8 oder 12 Einheiten spritze, oder so wie heute nur 6, weil der Tag schon mit guten Werten begonnen hat. Mein Arzt findet die Unterschiede zu groß. Ist das wirklich ein Problem?

DR. WEBER: Sie sollten Ihr Normalinsulin entsprechend der Menge der Broteinheiten Ihrer Mahlzeiten und der Höhe des Blutzuckerwertes dosieren. Bei einer intensiviert konventionellen Insulintherapie, wie Sie sie vermutlich durchführen, kann es durchaus zu Unterschieden in der Menge des applizierten Insulins kommen. Wichtig ist, dass Sie die für die Aufrechterhaltung eines gleichmäßigen Blutzuckerprofils erforderliche Insulinmenge applizieren.

Teufallis : Außendienstmitarbeiter in einem Medizintechnikunternehmen. Beruf leidet nicht. Ich nehme morgens und abends eine Tablette Metformin, was immer gut und einfach war. Jetzt soll ich aber zusätzlich Insulin spritzen. Mir behagt das gar nicht, aber mein Diabetologe sagt, dass es für mich das Sicherste sein würde. Eine Alternative sieht er nicht. Trotzdem die Frage an die Expertin, was vielleicht noch möglich wäre. Ich muss erwähnen ich habe Übergewicht und muss berufsbedingt häufig abends Essen gehen mit Kunden.

DR. WEBER: Um Ihre Frage umfassend beantworten zu können, müsste ich Ihre Blutzuckerdokumentation vorliegen haben. Alternativen, um Ihren Blutzuckerspiegel zu verbessern, können eine Gewichtsreduktion und auch eine Intensivierung Ihrer körperlichen Aktivität darstellen. Bei den abendlichen Geschäftsessen sollten Sie darauf achten, möglichst ausgewogen, bedarfsorientiert und vollwertig zu essen.

Silverpac : Ich arbeite in der Nähe von Verbrennungsöfen. Dadurch schwitze ich sehr viel und mein Arzt sagt, dass das mit den Tabletten so nicht mehr geht. Jetzt soll ich auf Spritzen gehen. Das wird aber nicht so einfach, weil es insgesamt sehr warm bei uns ist. Gibt es nicht doch eine Möglichkeit auf Tabletten zu bleiben? Mit dem abnehmen das krieg ich nicht hin.

DR. WEBER: Hierzu müsste ich wissen, welche blutzuckersenkenden Mittel Sie einnehmen und wie Ihr Blutzuckertagesprofil und Ihr Blutzuckerlangzeitwert (HbA1c) sind. Prinzipiell könnten Sie durch eine Gewichtsreduktion eine Verbesserung Ihrer Blutzuckerwerte erreichen. Tendenziell empfehlen die Fachgesellschaften eher eine frühzeitige Umstellung auf Insulin als ein "Ausreizen" der blutzuckersenkenden Medikation mit Tabletten.

S.Hempel : Einen Betriebsrat haben wir nicht, wo ich mich erkundigen könnte. Deshalb hier die Frage ob ich aus meiner Diabetes-Erkrankung arbeitsrechtliche Ansprüche ableiten kann? Bin Neudiabetiker. Oder stelle ich mich damit gleich ins Abseits?

DR. WEBER: Es besteht die Möglichkeit, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Hierzu müssten Sie einen Antrag bei Ihrem Versorgungsamt stellen. Der Grad der Behinderung wird anhand verschiedener Kriterien (u. a. Insulinpflichtigkeit) festgelegt.

Lorenz : Hatte gerade einen Tablettenwechsel, weil ich immer Darmprobleme hatte. Glibenclamid vertrage ich gut und soll jetzt zusätzlich Humalog spritzen. Wovon hängt ab, welches Insulin man spritzt, denn es gibt ja viele unterschiedliche Sorten? Ich würde gern so eine Testphase vermeiden, wo ich dann wechseln muss.

DR. WEBER: Die Entscheidung für ein Normalinsulin oder ein Basalinsulin hängt von den Blutzuckerspitzen und dem Insulinbedarf ab. Humalog gehört zusammen mit NovoRapid und Apidra zu den so genannten Insulinanaloga, einer Gruppe von Normalinsulinen oder Mahlzeiteninsulinen, die Blutzuckerspitzen nach dem Essen absenken sollen. Bei den Insulinanaloga kann in der Regel (bei normwertigen Blutzuckerspiegeln vor dem Essen) auf einen Spritz-Ess-Abstand verzichtet werden.

Muttutat : Meine Fingerkuppen sind nicht mehr so empfindlich wie früher. Ich merke das wenn ich dünne Dinge von der Tischplatte aufheben will. Es macht sich auch bemerkbar beim spritzen. Ich habe deshalb schon meinen Arbeitsplatz aus der Fertigung in die Verpackung gewechselt. Jetzt hat mir jemand erzählt, es gibt einen Pen, der besonders einfach in der Handhabung ist, bei leichten Sensibilitätsstörungen und die habe ich. Wie heißt der (Hersteller?)? Was kostet der, wo gibt es den, bekommt man den Pen auf Rezept?

DR. WEBER: Ich empfehle Ihnen, sich bei einem Diabetologen eine Auswahl der auf dem Markt verfügbaren Pens demonstrieren zu lassen und auszuprobieren, mit welchem Sie am besten zurechtkommen. Es gibt in der Tat Pens mit einer einfacheren Handhabung oder einem größeren Sichtfenster.

Könemann : Ich habe mir vor 2 Wochen den rechten Arm gebrochen. Trotzdem bekomme ich es hin, mit der linken Hand zu spritzen, obwohl ich Rechtshänder bin. Mit links bin ich aber nicht so variable und steche immer in das gleiche Areal. Wie schnell bildet sich dort so ein Fettkissen? Habe Sorge, dass sich das Insulin nicht mehr ausreichend verteilt.

DR. WEBER: Sie sollten trotz Ihres Armbruchs darauf achten, die Applikationsstelle zu wechseln, um weiterhin sicherzustellen, dass das Insulin sicher und zeitnah wirkt. Zusätzlich sollten Sie die Spritzstellen auf mögliche Verhärtungen untersuchen.

Jojo : Wie vermeide ich kleine Blutergüsse an den Einstichstellen? Spritze ausschliesslich in Bauch. Beine gehen nicht, weil Adern nicht so gut.

DR. WEBER: Sollten sich gehäuft Blutergüsse an den Einstichstellen bilden, sollten Sie dies Ihrem betreuenden Arzt zeigen, um ggf. eine Gerinnungs- oder Blutbildstörung auszuschließen. Ferner sollten Sie darauf achten, das Basalinsulin in den Oberschenkel zu applizieren und die Spritzstellen regelmäßig zu wechseln.

Alex_Bod : Meine Mutter hatte Diabetes und ist daran vor 30 Jahren elendig zugrunde gegangen. TypII war das. Ich weiß, dass die Therapien und Möglichkeiten jetzt viel besser sind, trotzdem habe ich immer große Sorge, diese Krankheit auch zu bekommen. Wie kann ich mich davor wirklich schützen? Was ist mit leichtem Übergewicht? Wie hoch ist dieser Gefahrenpunkt?

DR. WEBER: Dadurch, dass Ihre Mutter Typ II Diabetes hatte, können Sie dazu auch eine gewisse Veranlagung in sich tragen. Sie sollten auf eine gesunde Ernährung, ausreichende körperliche Aktivität und eine Gewichtsreduktion bei Ihrem leichten Übergewicht achten. Um ganz sicher zu gehen, dass bei Ihnen kein Diabetes oder eine gestörte Glucosetoleranzstörung (als Vorstufe des Diabetes) vorliegt, empfehle ich Ihnen die Durchführung eines 75 gr oralen Glucosetoleranztestes. Diesen können Sie bei Ihrem Hausarzt durchführen lassen.

FTSV : Vor 10 Wochen und 4 Tagen wurde bei mir Diabetes festgestellt und seither spritze ich. Natürlich bin ich noch fetter geworden. Es hilft mir auch gar nichts zu wissen, dass es daran liegt, dass jetzt alles was ich esse besser ausgenutzt wird. Das war vorher auch kein Problem, denn ich hatte auch damals schon Übergewicht. Warum habe ich nicht abgenommen, als der Diabetes noch unbehandelt war?

DR. WEBER: Da bei Ihnen direkt nach Diagnosestellung mit einer Insulintherapie begonnen wurde, gehe ich davon aus, dass Sie wahrscheinlich einen Typ 1 Diabetes haben. Bei einem unbehandelten Typ 1 Diabetes kann es in der Tat zu einer Gewichtsreduktion kommen, da ein Insulinmangel besteht. Vielleicht liegt bei Ihnen aber auch durch das bestehende Übergewicht eine Insulinresistenz vor, die erklären würde, warum Sie vor der Erstdiagnose kein Gewicht abgenommen haben. Um sicher zwischen Typ 1 und Typ 2 Diabetes differenzieren zu können, empfehle ich die Bestimmung von Autoantikörpern und des C-Peptid-Spiegels im Blut.

DR. WEBER: Ich bedanke mich ganz herzlich für die vielen interessanten Fragen und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.

 

Diese Sprechstunde ist ein Diabetes-Patienten-Service von Sanofi-Aventis.



Ende der Sprechstunde.


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