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Diabetes - Sicher reisen mit Insulin und Pen, aber wie?

Dr. med. Tobias Wiesner
Facharzt für Innere Medizin
Endokrinologe / Diabetologe
MVZ Stoffwechselmedizin Leipzig
Prager Str. 34
04317 Leipzig

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PROTOKOLL

Diabetes - Sicher reisen mit Insulin und Pen, aber wie?

anonym : Auf meine Reise durch Schottland mit Golf spielen etc. (Beginn in 18 Tagen) soll ich neben meinen üblichen Mischinsulin auch noch schnell wirkendes Normalinsulin mitnehmen. Ich bin den Umgang damit aber gar nicht gewohnt. Macht das trotzdem Sinn?

DR. WIESNER: Aus meiner Sicht ist es nicht sinnreich, in einer ungewohnten Situation, sprich einer Reise, neues Insulin auszuprobieren. Ich würde eher das Mischinsulin so wie bekannt nutzen und nötigenfalls die Dosis reduzieren in Abhängigkeit der sportlichen Aktivität. Aber noch einmal: Neue Umgebung mit eventuell ungewohnter Aktivität mit einem neuen Insulin ist aus meiner Sicht problematisch. Sollte in den 18 Tagen die Möglichkeit bestehen, sich mit dem neuen Insulin bekannt zu machen, ist dies in Absprache mit dem Diabetologen sicherliche eine lohnenswerte Alternative.

Regina Lied : Nach Osten fliegt man ja der zeit entgegen, also der Reisetag wird kürzer. Im welchem Verhältnis kann ich meine Dosierung mit Pen da am besten anpassen? Bei wie viel weniger Stunden Tageszeit wie viel Insulin weniger?

DR. WIESNER: Wenn man eine so genannte ICT mit Langzeit- und Kurzzeitinsulin macht, sollte man das Langzeit- und Kurzzeitinsulin bei Start wie gewohnt spritzen, dann empfehlen wir eine Blutzuckerkontrolle alle 3 Stunden und eventuell eine Korrektur entsprechend des bekannten Korrekturfaktors. Am Zielort angekommen ist die Empfehlung, die Uhr auf die lokale Zeit umzustellen und den Blutzucker alle drei Stunden zu kontrollieren und ggf. zu korrigieren. Am Morgen sollte dann das Basalinsulin und Bolus (=Kurzzeit)Insulin wie von zu Hause gewohnt injiziert werden. Wichtig ist, dass man sich den lokalen Zeiten anpasst und nicht die heimatliche Zeitrechnung fortführt. Unter diesem Schema entfällt das Rechnen der Insulineinheiten entsprechend der Zeitdifferenz, was ich für komplizierter halte. Einschränkend ist zu sagen, dass es natürlich nervend sein kann, alle drei Stunden den Blutzucker zu kontrollieren.

lale : Stimmt es dass man in Asien wegen der Ernährung eher Gefahr läuft in eine Unterzuckerung hinein zu kommen, als eine Überzuckerung?

DR. WIESNER: In der Tat geht ungewohnte Ernährung immer mit einer Fehleinschätzung der Kohlenhydrate einher. Insbesondere weil die asiatische Kost oft weniger Kohlenhydrate enthält als eigentlich erwartet, wenn man nicht Reis hinzu nimmt. Insgesamt empfehle ich daher eine eher vorsichtigere Abdeckung des Essens mit Insulin und ggf. ein "Nachspritzen" mit einem ultrakurzwirksamen Insulin, soweit genutzt.

Krätzig : Soll ich wirklich zur Sicherheit auch noch Ketonstreifen mitnehmen ins Flugzeug (wurde mir empfohlen)? Ich hatte das Problem noch nie.

DR. WIESNER: Ketonkörperteststreifen werden benutzt, um eine s. g. Ketoazidose beim Patienten mit einem Typ I Diabetes zu diagnostizieren. Da dieser Umstand auch mit einem Blutzucker > 13 mm/l oder 240 mg/dcl einhergeht, ist aus meiner Sicht die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers sinnreicher. Insbesondere, weil Sie bisher noch nie ein Ketoazidose-Problem hatten, macht es keinen Sinn, dies auf einer Flugreise auszuprobieren. Außerdem halte ich Flugzeugtoiletten auch für zu schmal, um dies unkompliziert durchführen zu können.

schimanski : Ich spritze ganz konventionell Mischinsulin. Mache meinen ersten Langstreckenflug und habe mich schon mal informiert. Ich soll mich in Kalifornien auf die dortige Zeit einstellen. Super Idee, aber keiner hat gesagt, wie ich den Übergang mache und ich habe vergessen zu fragen, weil das alles schon ziemlich aufregend für mich ist, weil es so viel zu bedenken gibt.

DR. WIESNER: Analog zu der obigen Frage ist dies ein Flug nach Westen. Ich würde empfehlen, am Abflugmorgen Ihr Mischinsulin (=Basal und Bolusinsulin in einer Ampulle) zu injizieren. Analog zu obiger Antwort sollte eine Blutzuckerkontrolle alle drei STunden stattfinden. Leider ist bei einem Mischinsulin eine Korrektur zu hoher Werte nicht möglich, so dass man sich hier eher in einem "Kohlenhydrateverzicht" üben muss. Am Urlaubsort angekommen, sollte man sich auch hier der lokalen Zeit anpassen und dann das Mischinsulin wie gehabt nutzen und auch hier sich sofort der lokalen Zeit anpassen und nicht etwa einen Schlaf einbauen, der der heimischen Zeit entsprechen würde.

Edi : Ich habe einen sehr empfindlichen Bauch durch die Schwangerschaft bekommen und es widerstrebt mir total, die Injektion in den Bauch zu setzen. Auch mein Mann bringt es nicht über sich, mir die Spritze zu setzen. Was bietet sich da am besten an alternativ?

DR. WIESNER: Wenn ich meine erfahrene Diabetesberaterin zitieren darf, steht uns für die Insulininjektion der gesamte Bauch bis hinten über dem Po zur Verfügung. Diese Frage würde ich detailliert mit einem Diabetologen und der Diabetesberaterin diskutieren. Da man sich hier sowohl den Bauch anschauen als auch geeignete Injektionskanülen aussuchen kann.

Norma aus Hamburg : Wieso können einige DIabetiker Tabletten nehmen, aber andere müsen spritzen. Ich denke mir, alle würden lieber Tabletten nehmen, ist doch viel einfacher.

DR. WIESNER: In der Tat wünschen sich sowohl Patienten als auch Ärzte eine einfache, unkomplizierte Therapie für den Diabetes. Leider sind nicht alle Patienten gleich, so dass bei einigen Patienten noch die eigene Insulinproduktion funktioniert, die "nur" mit Tabletten unterstützt werden muss. Andere PAtienten produzieren aber leider gar kein Insulin, so dass man hier eine geeignete Insulintherapie als Diabetologe finden muss. Aber dies macht mir als Diabetologen die Arbeit so spannend.

Reichardt_Wien : Gibt es eigentlich so richtige Reisesets mit allen Untensilien, die man gut ins Handgepäck nehmen kann. So dass man alles dabei hat? Ist so etwas sinnvoll?

DR. WIESNER: In der Tat bieten verschiedenste "Diabetesfachteams" so genannte Reisesets an, in denen man alles, was man braucht, unterbringen kann. Dies ist aus meiner Sicht auch sinnvoll, da gerade bei Flugkontrollen bei der Zolluntersuchung bzw. Sicherheitsuntersuchung man hier vorweisen kann, was man alles hat. Außerdem haben diese Sets häufig einen Temperaturschutz. Wichtig an dieser Stelle sei nochmal darauf hinzuweisen, dass man für Fliegen und Sicherheitskontrollen einen mehrsprachigen Diabetikerausweis dabei haben sollte, damit man auch dieses Reiseset mit Nadeln erklären kann. Im Falle eines Falles kann dieser Diabetikerausweis auch bei einer Unterzuckerung schnelle Fremdhilfe ermöglichen.

Gulan : Wie geht die Umstellung auf Ortszeit? Vorsichtig in die Zeitverschiebung hineinsprizen und den Rest radikal auf Ortszeit setzen?

DR. WIESNER: Ich würde in der Beantwortung auf diese Frage auf die obigen Antworten zum Flug nach Osten bzw. Westen hinweisen. Aus der Erfahrung heraus ist der erste Tag immer der schwierigste, so dass ich eher die Korrektur zu hoher Werte mit dem Mahlzeiteninsulin empfehlen würde. Das feste Schema des Basal- und Mahlzeiteninsulins aber der Ortszeit anpassen würde. Eine radikale Umstellung immer in Kontrolle des Blutzuckerwertes ist dann auch nicht mehr so radikal.

Reise : Ich wollte meinen Arzt bitten, mir eine Bescheinigung auszustellen, dass ich einen Insulin-Pen im Flugzeug für die Langstrecke nach DomRep brauche. Frage ist nur in welcher Sprache. Auf dem Rückflug versteht dort nachher keiner Deutsch. Wenn ich es übersetze ist es nicht offiziell. Muss das beglaubigt werden etc.? Erscheint mir ein riesiger Aufwand und ich hab schon kaum noch Lust auf den ganzen Kram. Dann noch das Datum, wie aktuell muss das sein?

DR. WIESNER: Aus meiner Erfahrung reicht eine deutsch/englische Bescheinigung für jegliche Airline aus. Diese finden sich auf den verschiedensten Homepages der insulinherstellenden Firmen als auch beim Deutschen Diabetikerbund. Außerdem vertreiben einige Firmen auch Diabetes-Pässe, die mehr als 10 Sprachen enthalten. Das Datum ist aus meiner Sicht egal, solange es jünger als ein Jahr ist. Das wichtigste ist aber, dass Sie sich die Lust an Ihrem Urlaub durch nichts und niemanden nehmen lassen. All diese Probleme sind unkompliziert lösbar.

HanneKlahm : Spritze mit Pen, geht aller bestens und mache das, falls erforderlich auch sehr diskret in der Öffentlichkeit. Das ist sicherlich ein Problem in arabischen Ländern. Wie verhalte ich mich richtig in den Emiraten? Geht noch weiter nach Dubai, sind die da gelassener oder täuscht das?

DR. WIESNER: Aus meiner Erfahrung und den Erfahrungen meiner Patienten ist das "Hantieren" mit Nadeln und Insulinpens eher problematisch. Auch im liberaleren Dubai sind schon Fragen nach Drogen aufgetaucht. Ich würde daher zum ungestörten Genusses des Urlaubs doch eine Situation jeweils suchen, die diese Probleme nach Möglichkeit vermeidet.

Semerak : Wir bekommen das sehr gut hin, als Familie und trotzdem ist es eine ziemliche Belastung, nicht nur technisch wie jetzt bei der Vorbereitung einer Reise nach Mallorca, auch psychisch, weil ich als Mutter natürlich die weitreichenden Konsequenzen weiß. Deshalb die Frage, stimmt es, dass daran geforscht wird, dass Typ 1 heilbar wird, oder die kaputten insulinproduzierenden Zellen wieder geheilt werden können? Mein Sohn ist jetzt 7 und hat mit 3 Jahren Typ 1 bekommen. Angenommen wird, dass es vererbt wurde, weil es in der Familie liegt. Hat er evtl. in seinem Leben die Chance auf Heilung? Übrigens hat mein Sohn kein Übergewicht.

DR. WIESNER: Als Diabetologe in meiner Zeit an der Universität in Leipzig haben wir viele rasante Entwicklungen erlebt. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass in naher Zukunft der Typ I Diabetes durch die Möglichkeit insulinproduzierende Zellen "zu züchten" der Typ I Diabetes heilbar ist. Es gibt inzwischen viele verheißungsvolle und erfolgreiche Therapieansätze. Wie schnell der Typ I Diabetes jedoch komplett heilbar ist, kann ich nicht beantworten, aber ich denke, dass wir sehr bald der Heilung sehr viel näher gekommen sind.

Chris Brühning : Weil ich spritze und dadurch ja das Meiste ausgleichen kann, möchte ich es wagen und dieses mal in Indien auch indisches Essen versuchen. Es spricht mich total an. Beim letzten Mal habe ich darauf verzichtet, was zur Folge hatte, dass wir ständig teuer in Sterne-Hotels gegessen haben. Da war die Reise die eigentliche Herausforderung für mich. Jetzt ist das anders. Trotzdem hat mich mein Arzt gewarnt nicht zu viel zu testen und nicht zu sehr von der gewohnten Kost abzuweichen. Wie finde ich das richtige Mittelmaß?

DR. WIESNER: Wenn ich eine Reise mache und nicht das lokale Essen austesten kann, habe ich vom Land maximal die Hälfte gesehen. Auch dieses sage ich meinen Patienten. Ich würde aber nicht zu jeder Mahlzeit ein Experiment machen, sondern mir kulinarische Highlights für jeden Tag suchen. Urlaub hat etwas mit erholen und erleben zu tun, auch kulinarische Erlebnisse. Außerdem klingen Sie in Ihrer Frage sehr insulinerfahren, so dass Sie das Insulin auch nutzen können, um "Blutzuckermisserlebnisse" auszugleichen.

anonym : Mir wurde gesagt das Arztattest über die Mitführung von speziell flüssigen Medikamenten muss ich vom Landesgesundheitsamt beglaubigen lassen. Wo finde ich denn so ein Amt? Habe noch nie davon gehört.

DR. WIESNER: Alle meine Patienten, die bisher um die ganze Welt geflogen sind, haben ein einfaches Arztattest ohne jegliche amtliche Beglaubigung ohne Probleme mit sich geführt. Problematisch sind meiner Erfahrung nach Flüssigkeitsmengen größer 100 ml. Keine Insulinampulle kommt über diese magische Grenze.

PSteinberger : Wir fliegen nach Antalya/Türkei und wollten uns bei dem Generalkonsulat in Frankfurt bestimmte Redewendungen, die Sinn machen und auch weitere Infos für Diabetiker holen. Aber die haben uns einen Vogel gezeigt und gesagt, dafür seien sie nicht zuständig. Ich kann doch nicht einfach auf der Straße einen Türken ansprechen. Wohin sollen wir uns wenden?

DR. WIESNER: In diesem Fall empfehle ich den Deutschen Diabetikerbund oder auch die Firma Berlin Chemie, die spezielle türkische Heftchen mit Redewendungen parat halten. Alternativ sind auch die Diabetesberaterinnen der Diabetologen gut auf diese spezielle Situation vorbereitet oder kennen bestimmte Adressen. Weiterhin kann man auch bei den insulinherstellenden Firmen über die jeweilige Hotline nachfragen.

zaneka2 : Typ 1. Meine Augen sind soweit okay, aber ich bin schon vor einem Jahr gelasert worden. Kann ich überhaupt einen Langstreckenflug verantworten, oder sollte ich lieber darauf verzichten?

DR. WIESNER: Diese spezielle Fragestellung beantworte ich bei meinen Patienten immer in Rücksprache mit dem behandelnden Augenarzt. So dass wir eine individuelle Entscheidung treffen. Diese ist vom Ausmaß der Augenerkrankung als auch der Laserbehandlung abhängig. In der Tat haben Sie recht, dass Flugreisen nach einer Lasertherapie sehr widersprüchlich diskutiert werden. Eine generelle Empfehlung kann ich - so gerne ich möchte - nicht geben.

Peiko : Ich habe kürzlich eine Veröffentlichung gelesen und da wurde darauf hingewiesen, dass die Leber einen sehr wesentlichen Anteil dabei hat, wo der Körper Fett einlagert und dass es sehr gefährlich ist und zu Diabetes und Insulinresistenz führen kann, wenn er Fett in der Leber einlagert. Gut zu wissen, aber was nützt mir das? Wen betrifft das und kann man aktiv diesen Prozess verhindern?

DR. WIESNER: In den letzten Jahren rückt die Leber immer mehr und auch erneut in den Fokus der Diabetestherapie. Das Wissen um die Ausgabe der Leber nützt in der Tat uns Wissenschaftlern und Diabetologen. Ein ganz pragmatischer Rat ist der nach gesunder Lebensweise mit kalorienbewusster Ernährung und körperlicher Aktivität.

Jens Müller : Wir möchten sehr, sehr gern wieder nach Tansania reisen. Da gibt es aber regelmäßig power-cuts und das macht mir Sorge, weil dann die gleichmäßige Kühlung meines Pens vielleicht nicht gewährleistet ist. Deshalb habe ich überlegt, solche Gefrierpatronen mitzunehmen, mit denen man eine Kühltasche kühlt. Der Inhalt wird aber gefroren. Wenn das jetzt an den Pen kommt, wäre das sicherlich zu intensiv, oder? Kann ich überhaupt dort hin fliegen, oder lieber lassen? Wir haben so viele Freunde dort und möchte meiner Frau und mir wieder ein Stück Normalität gönnen!

DR. WIESNER: Ich sage meinen Patienten, genießen Sie mit und vor allem trotz Ihrer Erkrankung das Leben und machen Sie das, worauf Sie Lust haben. Wenn eine Reise nach Tansania für Sie wichtig ist, dann finden wir als Diabetologen und Diabetesberaterinnen sicher eine Möglichkeit, Ihnen das zu ermöglichen. Ich würde Ihnen vorschlagen, dass Sie so genannte Kühltaschen benutzen, in denen Sie das Insulin lagern. Aber nicht das Insulin oder den Pen direkt neben den Kühlakku, weil dann ist die Wirksamkeit des Insulins zerstört. Pragmatische unserer Diabetesberaterinnen sind z. B., das Insulin ein feuchtes Handtuch oder Kleidungsstück wickeln und so die Zeiten, in denen "der Kühlschrank läuft" nutzen, ohne dass man in den Gefrierbereich kommt. Wichtig ist, dass das Insulin auch vor dem Sonneneinstrahlung in Tansania geschützt wird.

Mülheim : Wie mache ich das mit dem Solostar-Pen, wenn ich weniger spritzen muss wegen Nachtflug und Zeitumstellung etc.?

DR. WIESNER: Vor Abflug würde ich mit meinem Diabetologen die Reduktion des Insulins, so gewünscht, besprechen. An sich ist der Solostar ein unkompliziert zu verwendender Pen, mit dem auch geringere Dosen, z. B. bei Insulinreduktion, sicher und problemlos injiziert werden können.

anonym : Wir wollen 3 wochen nach Thailand. Davon eine Woche eine Rundreise. Momentan macht mich das ein wenig nervös, ob das überhaupt geht. Mit den Spritzen komme ich sonst gut zurecht, aber ich mache sorge um den richtigen Transport der Ampullen.

DR. WIESNER: Um eine der vorhergehenden Fragen aufzugreifen, möchte ich noch einmal eine generelle Empfehlung zu Reisen in warme Länder geben. Hier bietet sich einerseits die Kühltasche an, in der das Insulin nie neben dem Kühlakku liegen sollte, andererseits kann man auch kleinere - aber trotzdem unhandliche - Styroporbehältnisse oder kleine und handliche Thermosflaschen verwenden. Diese halten bei abendlicher Kühlung des Insulins im Hotelkühlschrank auch über den Tag relativ sicher die Temperatur des Insulins. Außerdem sei auf den Tipp mit dem feuchten Handtuch noch einmal hingewiesen.

Bodo : Könnte Dr. Wiesner ein paar praktische Ratschläge geben, wie man am besten auf Reisen verfährt? Wir wollen in 14 Tagen in den Bayerischen Wald fahren mit dem Auto. Aber mit Zwischenübernachtung. Eine Kühltasche habe ich besorgt, aber man soll das Insulin doch auf Temperaturen nicht mehr als 8 Grad halten. Ich weiß nicht, ob ich das während der Fahrt gewährleisten kann.

DR. WIESNER: Insulin ist empfindlich gegen Hitze und Kälte und Licht, also alles das, was auf so einer Reise passiert. Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Insulinvorräte bei 2 bis 8 Grad Celsius aufbewahrt werden sollen. Angebrochene Insulinpräparate, so z. B. der Insulinpen auf einer Reise, können aber in einer Kühltasche bei Temperaturen größer 8 Grad aufbewahrt werden. Hauptsache, sie werden nicht über 40 Grad gelagert oder am Kühlakku tiefgefroren. Das Insulin hält sich bei normaler Zimmertemperatur mindestens ein bis zwei Monate. Ein Insulinpen, der benutzt wird, sollte ja auch nicht wieder in den Kühlschrank gelegt werden, da es einerseits beim Spritzen brennen könnte, als auch die Wirkung nicht immer klar ist.

MODERATOR: Der Experte macht eine kurze Pause. Wir setzen die Beantwortung Ihrer Fragen in wenigen Minuten fort.

DR. WIESNER:

LRS : Muss ich die Mitnahme von Insulinampullen im Handgepäck vorher anmelden am Flughafen? Wie mache ich das im Ausland? Ich möchte alles bei mir haben, falls der Koffer umgeleitet oder verloren geht.

DR. WIESNER: Ich empfehle immer, die notwendigen Insulinampullen, Blutzuckermessgeräte, Teststreifen, sprich alle Diabetesutensilien, im Handgepäck zu haben. Eine spezielle Anmeldung am Flughafen ist meiner Erfahrung nach nicht notwendig, jedoch sollte das Attest mit dem Nachweis, dass man Diabetiker ist, ggf. auch mit der Benennung der Utensilien unkompliziert zückbar an der Sicherheitskontrolle vorgelegt werden können. Nie, nie, nie dürfen Insulinteststreifen und Insulin im Koffer sein, wenn dieser weg ist, ist der Urlaub hin!

Sprenger : Habe eine ganz kleine Kühltasche für Diabetiker Pen mit einem Gel, dass ganz kalt und hart ist und sich langsam verflüssigt, wenn es wärmer wird, aber richtig gut kühlt. Wie kann ich sicherstellen, dass es bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen keinen Ärger gibt. Diese Sicherheitskräfte werden ja immer amerikanischer (rüde). Was kann ich vorbereiten, um das zu vermeiden?

DR. WIESNER: Meine letzte USA-Reise mit "charmanter amerikanischer" Sicherheitskontrolle vor Augen, kann ich nur empfehlen, nie ohne Attest zu fliegen. Wobei gerade in den USA insulinkühlende Taschen bei den Sicherheitskontrollen zunehmend auch bekannt sind. Also wichtig ist es, ein Arztattest - am besten zweisprachig deutsch/englich - mit sich zu führen.

Absuklat : Stimmt es, dass man von dem HBA1-c-Wert keine Handlungsempfehlung ableiten kann, sondern nur Glukoseverlaufsprofile Aufschluss geben?

DR. WIESNER: Der HBA1-c-Wert ist nur ein Puzzlestein in der Beurteilung des Diabetes. Zunehmend löst sich die Diabetologie von der ausschließlichen Fokussierung auf diesen einen Wert, sondern nutzt in der Tat die Blutzuckermessprofile als auch viele andere Puzzlesteinchen. Zu diesen gehören auch Erkrankungen des Patienten, Folgekomplikationen des Diabetes, die Arbeit des Patienten (z. B. Kraftfahrer) als auch die persönlichen Wünsche. Somit ist es die Aufgabe des Patienten und des Arztes aus all diesen komplizierten einzelnen Dingen eine adäquate und befriedigende Therapie für beide zu erstellen.

nigman : Mein Freund (58) hat DIabetes diagnostiziert bekommen, aber er verweigert jede Behandlung. WOchen- oder tagelang schleppt er sich elend daher, wird manchmal fast ohnmächtig, dann ist er wieder überdreht. Er ist spindeldürr geworden. Ich mache mich große Sorgen. Er will einfach die Augen davor verschließen und glaubt, dass es wiederweggeht. Kann er so weitermachen? Was passiert, wenn er so weitermacht?

DR. WIESNER: Dieser Zustand ist ein dringend therapienotwendiger Umstand. Aus Ihren Schilderungen lese ich durchaus eine lebensgefährliche Situation. Leider ist der Diabetes nichts "was weggeht". Ganz klar, dies ist ein extrem gesundheits- wenn nicht sogar lebensbedrohender Zustand. Wir haben als Diabetologen verschiedenste Therapien, die nicht immer eine absolute Einschränkung des Patienten und Herauslösen aus dem gewohnten Umfeld bedeuten. Aber auch eine Insulintherapie kann mit den heute verfügbaren modernen Insulinen als auch Insulin-Pen-Systemen ein nahezu normales Leben mit hervorragender Lebensqualität ermöglichen.

Corinna : Unsere Tochter ist 9 Jahre, seit 6 Jahren Diabetikerin, kann sich also an ein Leben davor nicht wirklich erinnern. Die Krankheit gehört zu ihrem Alltag und sie geht auch richtig gut damit um. Im Herbst steht eine Klassenreise an. Ich tue mich ganz schwer damit, ihr die volle Verantwortung für sich selbst zu geben. Mein Kopf sagt, aber dass ich das tun muss, um sie zu stärken. Wie kann ich sie optimal darauf vorbereiten?

DR. WIESNER: Mehr noch als jeder Diabetologe oder Diabetesberaterin können andere betroffene Eltern Ihnen Antworten geben. Ich empfehle Ihnen daher eine Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen für Eltern mit Kindern mit Diabetes. Diese können über den Deutschen Diabetikerbund erfragt werden. Ich selbst erlebe auch sehr junge Patienten mit Diabetes als starke Persönlichkeiten, die mit Verantwortung sehr viel besser umgehen können als Gleichaltrige. Wichtig ist aber auch, dass auf dieser Reise das Umfeld nicht nur über den Diabetes, sondern auch über das Verhalten bei Über- und Unterzuckerungen informiert ist. Wir in Leipzig handhaben es so, dass unsere Diabetesberaterinnen in den Klassen durchaus die Erkrankung erklären und den Lehrern das Verhalten bei Unterzuckerungen erläutern. Das nimmt auf allen Seiten die Angst und macht die Reise für alle ruhiger und sicherer.

Brockhausen : Leider habe ich ziemlich schweres Übergewicht. Dies war bedingt durch eine hohe Reisetätigkeit mit ca. 250 ? 280 Flügen im Jahr und entsprechend ständigem Restaurantessen, auch durch Meetings. Ich hatte mir fest vorgenommen, dass ich mein Gewicht reduzieren will, wo ich jetzt in Altersteilzeit bin. Es gelingt mir aber nicht. Könnte der Experte mir einen Rat geben, ob für mich ein Magenband möglich wäre, trotz Diabetes?

DR. WIESNER: Für diese ganz spezielle Beantwortung der Frage möchte ich Sie bitten, mit Adipositas-Zentren Kontakt aufzunehmen. Ich selbst habe hier in Leipzig dank der Zusammenarbeit mit dem Adipositas-Zentrum der Universität Leipzig durchaus sehr gute Erfahrung gemacht mit der Adipositas-Chirurgie trotz des Diabetes. Die internationalen Arbeitsgruppen zeigen, was den Diabetes betrifft, sehr gute Ergebnisse. Es sollte jedoch in einem erfahrenen Zentrum erfolgen. Daher die Bitte wiederholt, mit einem derartigen Zentrum Kontakt aufzunehmen.

Schröder3 : Bin nicht unser Alt-Kanzler, habe aber folgende Frage: Zu unserem 10. Hochzeitstag wollen wir nach San Francisco fliegen wir uns dort kennen gelernt haben. Ich mache mir jetzt Sorgen, weil die Einreise in die USA ja inzwischen sehr zeitaufwändig und auch sehr rigide in der Ausführung ist und häufig 2 Stunden und mehr dauert. Nach meiner Berechnung müsste ich genau in dieser Zeit spritzen. Wie gehe ich damit um?

DR. WIESNER: Mit dem Wunsch verbunden, dass Ihre Einreise in die USA deutlich unter zwei Stunden erfolgt, würde ich einem meiner Patienten den Tipp geben, die Insulininjektion solange aufzuschieben, bis die Pass- und Sicherheitskontrolle erfolgt ist. Wenn man dann auf amerikanischem Boden steht, kann man ganz in Ruhe kalifornische Luft atmen und über die Insulininjektion und die Mahlzeit nachdenken und entsprechend Insulin injizieren. Sie sollten jedoch während der Wartezeit Ihr Blutzuckermessgerät als auch Traubenzucker und schnellwirksame Kohlenhydrate am Mann haben. Ansonsten wünsche ich Ihnen einen wunderschönen 10. Hochzeitstag.

ReiterF : Wir wollen im Spätsommer in unser Haus nach Estepona (Andalusien) und dann den Winter über bleiben. Andalusien ist nicht ?Spanien?, wir haben da schon die tollsten Sachen erlebt. Da ist eben ganz viel nordafrikanische Mentalität. Kann ich mir Insulin aus Deutschland schicken lassen, muss ich zurückfliegen zwischendurch und neues Insulin holen, oder kann ich mich wirklich darauf verlassen, dass ich dort das richtige und richt gelagerte (!!!!) Insulin bekomme?

DR. WIESNER: Aus meinem Patientenkreis habe ich Erfahrung mit Patienten, die den Winter über auf Teneriffa leben. Meine Erfahrung bisher war, dass man sich auf die Qualität des Insulins bei Erstanbietern, wie z. B. Sanofi Aventis, Lilly und Novonordisk verlassen kann. Ein Zuschicken des Insulins ist, wenn es nicht über einen Paketdienst erfolgt und klar definierte Lagerungsbedingungen hat, eher problematisch. Teilweise handhabe ich es aber auch so, dass wir gemeinsam ausrechnen, wie viel Insulin für die Zeit benötigt wird und der Patient mit einem Attest von mir die Menge mit nach Spanien nimmt.

pooch : Kleine Liste, was unbedingt doppelt mitgenommen werden muss wäre hilfreich! Danke.

DR. WIESNER: Ich empfehle immer einen Ersatzpen. Ich empfehle ungefähr 50 % mehr Insulinteststreifen mitzunehmen. Bei Reisen über Landesgrenzen erhalten die Patienten von mir ein zweites Blutzuckermessgerät. Ich empfehle auch einen Sicherheitsvorrat an Insulin, der in Abhängigkeit der Dauer der Reise bei + 50 % der anvisierten Gesamtdosis liegt.

Laue : Stimmt es, dass eine gute Blutzuckereinstellung sich auf auch das Herz positiv auswirkt? In der Umkehr, kann ein 3.wöchiger Urlaub, wo alles anders ist durch andere Umgebung etc. sich schon herzschädigend auswirken?

DR. WIESNER: Aus meiner Sicht hat Urlaub immer etwas mit Erholung, zur Ruhe kommen, Dinge tun, für die man nie Zeit hat zu tun. Etwas besseres für mein Herz kann ich mir nicht vorstellen. Aber ganz ernsthaft, kurzfristig erhöhte Blutzuckerwerte im Urlaub bzw. ungewohnter Umgebung sind nicht zu vermeiden und sollten in keinster Weise zu Stress im Urlaub führen. Daher kann man davon ausgehen, dass ein Urlaub, in dem der eine oder andere Blutzuckerwert "ausreißt", das Herz nicht groß beeinträchtigt. Wichtig ist, dass man sich den Urlaub mit dem Diabetes schön macht.

Reichholz : Wie kann ich lernen zu erkennen, wie ein BZ zustande gekommen ist, also herleiten von bestimmter Ernährung, mehr oder weniger Bewegung etc.? Das habe ich als Schularbeiten von meinem Diabetes-Zentrum mitgebracht. Aber es keiner detailliert gesagt, wie das geht. Ziemlich blöd finde ich.

DR. WIESNER: Auch jetzt zitiere ich wieder meine erfahrene Diabetesberaterin: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Aber auch hier ganz ernsthaft: Man kann nur beobachten und lernen, Dinge anders machen, Dinge wiederholen, bestimmte Nahrungsmittel ausprobieren oder weglassen und so versuchen, den Blutzucker zu verstehen. Nichts desto trotz werden Sie viele Blutzuckerwerte finden, die weder Sie noch wir erklären können.

Richter : Was sind postprandiale Spitzen, die besonders schädlich sein sollen

DR. WIESNER: Als postprandiale Spitzen bezeichnet man Blutzuckerwerte, die nach dem Essen (= postprandial) auftreten. Bei Nichtdiabetikern liegen diese Spitzen unter 140 mg/dcl.

Czeslaw : Ich bin TypII Diabetiker (aauf Tabletten) seit 4 Jahren und ich mache regelmässig eine Blutzuckerselbstmessung, obwohl ich weiß, dass der Nutzen umstritten ist. Gerade vor dem Hintergrund, dass ja nicht wirklich klar ist, ob das wirklich notwendig ist die Frage, ob davon dann im Urlaub auch mal Urlaub von der Blutzuckermessung könnte?

DR. WIESNER: Ich würde meinen Patienten empfehlen, das Blutzuckermessgerät auf alle Fälle mit in den Urlaub zu nehmen. Wenn für Sie aber Urlaub, Urlaub vom Blutzuckermessgerät bedeutet, kann dieser Urlaub in Abhängigkeit der Medikamente auch erfolgen. Sind Medikamente dabei, die eine Unterzuckerung machen könnten, würde ich schon eine Blutzuckermessung hier und da empfehlen. Auf alle Fälle sollten Sie aber sich im Urlaub erholen und an das denken und machen worauf Sie Lust haben. Und wenn Blutzuckermessen in dieser leider zu kurzen Urlaubszeit nicht dazu gehört, dann lassen Sie es.

Neubüser : Als wir unsere Reise auf die Malediven zum Tauchen gebucht haben, habe ich mich extra erkundigt, ob im Zimmer auch eine Minibar ist, damit ich einen eigenen Kühlschrank für das Insulin habe. Das wurde bestätigt aber dann war da doch keiner. Kurzfristig kaputt gegangen, war die Antwort. Wir haben extra dieses Hotel ausgesucht, um eine gewisse Unabhängigkeit zu haben. Gibt es eine Möglichkeit sich vor solchen Überraschungen zu schützen?

DR. WIESNER: Leider nicht wirklich! Wobei ich hier auf die Vorantworten noch einmal verweise, dass solange das Insulin weder tiefgefroren noch über 40 Grad erhitzt wurde, eine Wirksamkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Alternativ habe ich auch eine Patientin erlebt, die in die Küche marschiert ist und sich eine Ecke im Kühlschrank "erkämpft" hat.

werner : Wir sind passionierte Golfer (nicht erst seit der Sport modern ist). Das tut mir sehr gut, aber wir planen jetzt eine Golfreise nach Dubai. Die 6 Stunden Flug sind nicht das Problem, weil nur eine geringe Zeitumstellung ist. Wir werden auf den Runden außerordentlich viel trinken müssen. Was natürlich das Herz belastet. Ich mache mir jetzt Gedanken darüber, ob und wie sich das evtl. auf meine Spritzeinheiten auswirkt?

DR. WIESNER: Hier in dieser Situation spielen mehrere Dinge eine Rolle. Einerseits die körperliche Belastung durch die höhere Temperatur als auch der erhöhte Flüssigkeitsbedarf können zu ungewohnten Blutzuckerschwankungen sowohl nach "oben" als auch nach "unten" führen. Ich empfehle daher eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle auf dem Rasen und das Mitführen sowohl des Insulinpens mit dem kurzwirksamen Insulin als auch Traubenzucker. In meinem Erleben geht der Insulinbedarf in dieser Situation nach unten, so dass eher Unterzuckerungen auftreten können. Ich würde daher eine Reduktion des Mahlzeiteninsulins vor der sportlichen Betätigung empfehlen und ggf. "Zuessen".

Holst : Wer stellt meiner Frau einen mehrsprachigen Diabetikerausweis aus?

DR. WIESNER: Mehrsprache Diabetikerausweise sind sowohl über den deutschen Diabetikerbund als auch die insulinherstellenden Firmen zu erhalten. Meist bietet dieser Ausweis noch eine weitere Zeile auf den Kontaktdaten zum behandelnden Diabetologen eingetragen werden können. Außerdem haben die meisten diabetologischen Praxen diese Ausweise zur Verfügung bzw. können diese sehr unkompliziert besorgen. Es sollte ein Arzt auf alle Fälle die Diagnose mit einem Arztstempel und seiner Unterschrift bestätigen.

LiloKoch : Ist eine Thermotasche sinnvoll? Habe eine gesehen in die alles sehr gut hineinpasst aber meine Güte knapp ?50,00.

DR. WIESNER: Eine Thermotasche ist sinnvoll, aber 50 EUR sind in der Tat sehr viel Geld. Verschiedenste Internetversender für Diabetikerbedarf bieten jedoch auch Taschen ab 15 EUR an. Ich empfehle, das Internet zu durchstöbern.

adleff : Wir möchten es wagen und nach Tunesien fliegen, all inklusive. Anders können wir uns das nicht leisten. Bringt mir eine Austauschtabelle etwas, wenn es doch ganz andere Lebensmittel sind?

DR. WIESNER: Eine Austauschtabelle mitzunehmen, schadet nicht. Aber testen Sie sich aus, probieren Sie neugierig andere Mahlzeiten und versuchen Sie in Abhängigkeit Ihrer Therapie auf den Blutzucker zu reagieren. Die schönste Zeit des Jahres sollte meiner Meinung nach mit einem gesunden Kompromiss aus Genuss und Vernunft einhergehen und nicht mit genereller Entsagung.

anonym : Ab welchem Alter kann ich meinem Sohn (jetzt 8 Jahre, 2. Klasse) auf Klassenreise mitfahren lassen? Ich möchte so gern, dass er keine Außenseiterrolle einnimmt. Die Klassenlehrerin ist nett, will da auch ein Auge drauf haben, aber die hat auch nur einen Kopf und zwei Hände. Es fährt auch noch eine Mutter mit. Auch nett, aber ein bisschen unbedarft. Ich kann leider nicht mit, weil ich alleinerziehend bin und arbeiten muss.

DR. WIESNER: Auch hier kann ich keine generelle Empfehlung geben. Ich bin aber immer wieder von diesen kleinen Typ I Diabetikern beeindruckt, die sich so gar nicht in eine Außenseiterrolle begeben, sondern oft von uns Erwachsenen dorthin gestellt werden. Von daher möchte ich auch Ihnen empfehlen, mit anderen Eltern aus Ihrer Region über Selbsthilfegruppen Kontakt aufzunehmen und möchte noch einmal höflich auf die ähnliche Frage zu diesem Thema weiter oben hinweisen. Es ist natürlich davon abhängig, wie viel sich Ihr Sohn selbst zutraut. Aber auch, wie viel die Klassenlehrerin und die andere Mama wissen. Daher habe ich gute Erfahrungen gemacht, wenn man sich einmal unkompliziert zusammensetzt und die Ängste der anderen zerstreut oder seine eigenen Sorgen und Ängste dem Gegenüber erzählt.



Ende der Sprechstunde.


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