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Herzinsuffizienz - technische Hilfe bietet Sicherheit

St. Marien-Hospital Hamm
Prof. Dr. med. Dirk Böcker
Chefarzt
Klinik für Kardiologie
Knappenstr. 19
59071 Hamm
Tel.: 02 381 / 18 23 00
Fax: 02 381 / 18 23 02
E-Mail: Dirk.Boecker@Marienhospital-Hamm.de
Internet: www.marienhospital-hamm.de

Schwerpunkte

•    Katheterablation
Implantation von Defibrillatoren

•    Ballondilatation
Stentimplantation
 
•    Kardiale Resynchronisationstherapie

Kardiologische Ambulanz
Rhythmus-Ambulanz
Ambulanz für Schrittmacher und ICDs
 
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PROTOKOLL

Herzinsuffizienz - technische Hilfe bietet Sicherheit

RüSchön: Wie stellt man Herzschwäche fest? Was läuft da für Diagnostik? Wie zuverlässig sind die Ergebnisse? Sind die Untersuchungen schmerzhaft?

PROF. BÖCKER: Wenn der Verdacht auf eine Herzmuskelschwäche besteht, sind im Allgemeinen mehrere Untersuchungen erforderlich um die Ursache zu finden. Die Schlüsseluntersuchung ist die Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Echokardiographie. In der Echokardiographie kann bei den allermeisten Patienten zuverlässig die Herzfunktion beurteilt werden, allerdings sind zur Klärung der Ursache der Herzmuskelschwäche gelegentlich weitere Untersuchungen erforderlich, wie die Kernspintomographie und die Herzkatheterunter-suchungen. Echokardiographie und Kernspintomographie sind nicht schmerzhaft, die Herzkatheteruntersuchung ist ebenfalls nicht schmerzhaft, allerdings muss der Eintritt in das Gefäß örtlich betäubt werden. Alle drei Untersuchungsmethoden liefern sehr zuverlässige Ergebnisse und ergänzen sich.

Nimmwegen: Mein Vater hat eine beginnende Herzschwäche und ist jetzt dabei, fleißig zu trainieren, Laufen, Radfahren, Schwimmen usw., um sein Herz wieder leistungsfähiger zu machen. Geht das überhaupt? Ich habe Angst, dass er sich überfordert. Meines Erachtens kann man das nicht wieder richtig auftrainieren und er bringt sich dadurch zusätzlich in Gefahr. Er ist 59 Jahre und will sich selbst was beweisen. Das finde ich ziemlich gefährlich. Er läuft aber mit Pulsmesser. Schützt ihn das?

PROF. BÖCKER: Anders als man früher gedacht hat, ist regelmäßiges körperliches Training günstig auch für Patienten mit einer Herzmuskelschwäche. Durch das Training wird insbesondere die Arbeit der Muskulatur ökonomischer durchgeführt, so dass das Herz dadurch entlastet wird. Als Grundsatz kann man sagen, dass körperliches Training nicht zur Luftnot führen sollte. Wenn man sich an diesen Grundsatz hält, überlastet man das Herz während des Trainings im Regelfall nicht. Auch ein Pulsmesser kann hilfreich sein zur Einschätzung der Trainingsintensität.

Tomforde: Meine Frau trägt einen biventrikulären Schrittmacher (Herzschwäche). Der behandelnde Kardiologe hat empfohlen, dass sie Übungen, die sie in der Reha gelernt hat, zu hause weiter macht. Das klappt aber nicht gut, Sie sagt immer, dass sie nicht dazu kommt. Was Unsinn ist, sie kann sich die Zeit ja einteilen. Ich weiß, dass es Herzsportgruppen gibt, die sind aber für Patienten nach Infarkt. Sind die auch für meine Frau geeignet?

PROF. BÖCKER: Auch Patienten mit einem biventrikulären Schrittmacher sollten ein dauerhaftes körperliches Training durchführen. Wenn das alleine nicht geht, ist es durchaus sinnvoll, dies im Rahmen von Herzsportgruppen zu machen. Vorher sollte Ihre Frau mit dem Übungsleiter der Herzsportgruppe sprechen und ihm ihre Belastbarkeit und die Tatsache, dass sie einen biventrikulären Schrittmacher hat, mitteilen.

Q4DZ: Wie normal ist das Leben wieder, wenn ich einen von diesen Zweikammer-Schrittmachern hätte? Kann man hinterher wieder alles machen? Vor allem möchte ich wieder voll arbeiten. Ich bin 46 Jahre alt und Architekt. Mein Partner führt unser Büro seit einigen Monaten allein. Das geht so nicht. Aber ich soll und kann momentan auch nicht.

PROF. BÖCKER: Ich nehme an, dass Sie keinen Zweikammer-, sondern einen Dreikammer-Schrittmacher meinen, der in zunehmender Häufigkeit zur Behandlung von Patienten mit Herzmuskel-schwäche eingesetzt wird. Auch durch die Implantation eines solchen Schrittmachers wird die körperliche Leistungsfähigkeit im Regelfall nicht hergestellt wie bei einem Gesunden, allerdings verbessert sie sich bei den meisten Patienten, so dass durchaus zu erwarten ist, dass man die Arbeit eines Architekten durchführen kann.

Lippi: Ich habe bei meinen Recherchen im Internet entdeckt, dass es einen ziemlich neuen Herzschrittmacher gegen Herzschwäche gibt. Der stimuliert beide Kammern. Wird der schon vielfältig eingesetzt oder ist der noch in der Erprobung?

PROF. BÖCKER: Die Herzschrittmacher, die Sie ansprechen, sind so genannte Dreikammer-Schrittmacher, die eine Elektrode im rechten Vorhof haben und mit zwei Elektroden die rechte und die linke Herzkammer stimulieren. Solche Schrittmacher werden seit einigen Jahren in stark zunehmender Häufigkeit bei Patienten mit einer Herzmuskelschwäche implantiert, wenn diese Patienten verschiedene zusätzliche Kriterien erfüllen. Dabei wird die Indikation für solche Schrittmacher derzeit eher ausgeweitet. Bei der Ausweitung der Indikation spielen Studien eine große Rolle. Für viele Patienten, die aber bereits derzeit eine sichere Indikation für ein solches System erfüllen, wird der Schrittmacher auch außerhalb von Studien eingesetzt. Systeme dieser Art werden wahrscheinlich in den meisten kardiologischen Abteilungen, die auch über Herzkatheter-Labore verfügen, implantiert. Sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Kardiologen, welches das nächste Zentrum ist, bei dem ein solches Gerät implantiert werden kann. Das Stichwort für Ihren Kardiologen ist die kardiale Resynchronisation.

anonym : Welche Kriterien muss ich als Patient erfüllen, um so einen modernen Schrittmacher zu bekommen?

PROF. BÖCKER : Die überzeugendsten Daten für die Nutzung eines solchen Systems liegen vor für Patienten mit einer Herzmuskelschwäche, die bereits mit den bekannten wirksamen Medikamenten gegen die Herzmuskelschwäche behandelt werden. Sie sollten die folgenden zusätzlichen Kriterien aufweisen: Es sollte ein Linksschenkelblock vorliegen. Die besten Ergebnisse werden dann erfolgt, wenn die behandelten Patienten im Sinusrhythmus sind. Die zugrunde liegende Herzerkrankung ist dagegen von eher untergeordneter Bedeutung. Sowohl Patienten nach einem Herzinfarkt als auch Patienten mit einer Herzmuskelerkrankung profitieren von der kardialen Resynchronisation. Allerdings scheinen die Ergebnisse für Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie etwas besser zu sein. Es gibt auch Patienten-gruppen, bei denen der Nutzen der Therapie noch nicht ganz so gut belegt ist. Das sind z. B. Patienten mit Vorhofflimmern oder Patienten mit einer weniger stark fortgeschrittenen Herzmuskelschwäche. Hier werden zukünftige Studien zeigen, ob auch bei diesen Fällen die Implantation eines solchen Schrittmachers gerechtfertigt ist. Die bisherigen Ergebnisse der Therapie sind auch für diese Patienten sehr viel versprechend.

Rini : Mein Vater hat nach einem Infarkt und einer ACB-OP im Juni 06 eine Herzpumpleistung von 30%, was bedeutet das eigentlich? Er sagt, ihm geht es besser als vor dem Infarkt, doch eine Entscheidung für oder gegen einen implantierten Defibrillator liegt bei ihm, sagen die behandelnden Ärzte. Er weiß nicht so recht wie er sich entscheiden soll. Wie ist Ihre Meinung dazu? Mein Vater ist 63 Jahre alt und hat zusätzlich Diabetes und Bluthochdruck.

PROF. BÖCKER : Mit dem implantierbaren Defibrillator sollen Patienten vor dem plötzlichen Herztod geschützt werden. Grundsätzlich ist eine solche Therapie indiziert bei Patienten, die ein stark erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod, der durch bösartige Herzrhythmusstörungen ausgelöst wird, haben. Dabei haben Patienten mit einer deutlich eingeschränkten Herzpumpleistung ein relativ hohes Risiko und die Auswurffraktion von 30 %, die bei Ihrem Vater bestimmt wurde, ist ein solches Anzeichen für ein erhöhtes Risiko des plötzlichen Herztodes. Allerdings haben Patienten, die sich einer Bypass-Operation unterzogen haben, eine eher bessere Prognose, da sich die Auswurffraktion nach der Bypass-Operation oft verbessern kann. In einer Studie hat sich gezeigt, dass der Einsatz von Defibrillatoren bei Patienten mit gleichzeitig durchgeführter Bypass-Operation keinen Nutzen erbracht hat. Ich würde bei Ihrem Vater daher dazu raten, die Auswurffraktion einige Monate nach der Bypass-Operation erneut zu bestimmen.

Rini Nachfrage : Es gibt wohl noch einige Spitzen in seinem EKG.

PROF. BÖCKER : Ihr EKG ist leider nicht zu beurteilen, ohne die Kurven zu sehen. Daher sollten Sie dieses EKG gemeinsam mit dem Kardiologen besprechen, der Ihren Vater behandelt. Einzelne Extraschläge sind jedenfalls kein ausreichender Grund für die Implantation eines Defibrillators zur Vorbeugung des plötzlichen Herztodes. Dagegen können Ketten von Extraschlägen, so genannte nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardien ein Hinweis für ein erhöhtes Risiko des plötzlichen Herztodes sein und Anlass geben zu weitergehenden Untersuchungen oder zur Implantation eines Defibrillators.

Black : Meine Mutter (69) bekommt seit Jahren Betablocker. Ist das der einzige Weg. Ich hätte sie gern von den starken Medikamenten herunter. Außerdem ist sie unglücklich, dass sie so viel zugenommen hat. Welche andere Möglichkeit gibt es? Wäre es gefährlich, für eine Weile auszusetzen und zu schauen, ob sich das Herz erholt hat?

PROF. BÖCKER : Betablocker werden aus verschiedenen Gründen eingesetzt, daher ist es schwer zu entscheiden, ob bei Ihrer Mutter der Beta-Blocker weggelassen werden kann. Gründe für die Behandlung mit einem Betablocker können sein: Die Herzmuskelschwäche, aber auch bestimmte Formen von Herzrhythmusstörungen und die koronare Herzerkrankung oder der erhöhte Blutdruck. Für Betablocker ist klar belegt, dass sie in vielen Fällen die Prognose verbessern und das Leben verlängern, daher müssen gute Gründe bestehen, wenn ein Betablocker abgesetzt werden soll. Dies sollten Sie oder Ihre Mutter mit dem behandelnden Arzt besprechen. Im Regelfall werden dann andere Medikamente erforderlich werden.

anonym : Kann jeder so einen neuartigen Synchronisator eingesetzt bekommen?

PROF. BÖCKER : Ein solches Gerät zur kardialen Resynchronisation kann eingesetzt werden, wenn die Patienten bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Das sind, wie bereits vorhin gesagt, insbesondere die Herzmuskelschwäche trotz intensiver medikamentöser Therapie und das Vorhandensein eines verbreiterten QRS-Komplexes. Daneben gibt es noch eine andere Kriterien, die helfen vorauszusagen, ob Patienten von der Implantation eines solchen Gerätes profitieren oder nicht.

Soro_Kyl : Lernt das Herz etwas durch die Taktunterstützung. Kann man später wieder darauf verzichten, oder muss so ein Gerät immer im Körper bleiben?

PROF. BÖCKER : Die Funktion des Herzens kann sich durch die Implantation eines solchen Gerätes deutlich stabilisieren und verbessern. Das Herz kann dabei auch kleiner werden, allerdings muss man zumindest im Regelfall davon ausgehen, dass es sich um eine dauerhafte, d. h. lebenslängliche Therapie, handelt. Nur ganz selten ist die Ursache für die Herzmuskelschwäche vorübergehend, so dass sich das Herz wieder vollständig erholen kann.

Damkowski : Wie oft führt eine Herzschwäche zur Transplantation? Wie hinauszögern?

PROF. BÖCKER : Wie oft eine Herzschwäche zur Transplantation führt, kann nicht eindeutig beantwortet werden, hierzu fehlen uns die Daten. Für viele Patienten kommt eine Herztransplantation aber gar nicht in Frage, so z. B. für ältere Patienten. Zudem wissen Sie, dass es einen erheblichen Mangel an Spenderorganen für die Herztransplantation gibt. Daher sind Alternativen zur Herztransplantation vorzuziehen, wenn es solche gibt. Die Resynchroni-sationstherapie kann für viele Patienten eine Alternative zur Herztransplantation sein oder diese zumindest hinauszögern. Auch die intensive medikamentöse Therapie kann durchaus geeignet sein, das Fortschreiten einer Herzschwäche zu verzögern. Und schließlich ist es für einige Patienten erforderlich, Herzklappenfehler zu korrigieren oder Herzrhythmusstörungen zu behandeln, um das Fortschreiten einer Herzschwäche zu verzögern. Im Einzelfall muss das mit dem behandelnden Kardiologen abgesprochen werden.

anonym : Wie viele Menschen leiden in Deutschland unter Herzinsuffizienz?

PROF. BÖCKER : Etwa 0,5 bis 2 % der Bevölkerung leidet unter Herzinsuffizienz. Dabei steigt das Auftreten der Herzinsuffizienz altersabhängig an auf ca. 10 % der über 65-Jährigen. So ist davon auszugehen, dass mit zunehmender Alterung der Bevölkerung die Herzinsuffizienz in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Man muss davon ausgehen, dass etwa 3 % der über 85-Jährigen pro Jahr neu erkranken.

Jockel : Weil die Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend durchblutet waren, hat mein Vater innerhalb von 2 Operationen insgesamt 5 Bypässe bekommen. Damit geht es ihm gut. Irgendwie verlässt uns das Pech aber nicht. Jetzt hat meine Mutter durch eine verschleppte Grippe eine beginnende Herzinsuffizienz. Deshalb die Frage, ob ihr auch durch so einen Eingriff geholfen werden kann, die Herzschwäche an dieser Stelle „einzufrieren“, damit es nicht schlimmer wird? Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft meiner Eltern (62/58) Meine Frau und ich sind beide berufstätig mit 3 Kindern, wer soll sich um meine Eltern kümmern, wenn das alles zunimmt und schlimmer wird. Sie können sich ja schlecht gegenseitig helfen, weil keiner von beiden richtig belastbar ist.

PROF. BÖCKER : Auch bei Ihrer Mutter muss die Ursache der jetzt beginnenden Herzinsuffizienz geklärt werden. Dazu sind verschiedene Untersuchungen erforderlich. Ob tatsächlich die Grippe oder eine andere Viruserkrankung für die Herzmuskelschwäche verantwortlich gemacht werden kann, muss ggf. durch die Entnahme einer kleinen Probe untersucht werden. In einem frühen Stadium der Herzinsuffizienz ist es häufig möglich durch die Gabe von Medikamenten das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen oder zumindest sehr stark zu verzögern. Eine Bypass-Operation, wie bei Ihrem Vater, ist nur erforderlich, wenn auch bei Ihrer Mutter die Herzinsuffizienz durch die koronare Herzerkrankung verursacht wurde. Anhand der Schilderung, die Sie gegeben haben, erscheint das eher unwahrscheinlich. Im Vordergrund steht zunächst die Behandlung mit Medikamenten, die das Herz entlasten.

anonym : Gibt es bei der Herzinsuffizienz eine Gradeinteilung, was die Schwere der Erkrankung betrifft? Erfolgt darauf basierend dann eine entsprechende Behandlung? Gibt es dafür Leitlinien?

PROF. BÖCKER : Die Herzinsuffizienz wird im Regelfall nach der Gradeinteilung der New York Heart Association eingeteilt in vier Grade. Diese besteht seit langem und ist international standardisiert. Basierend auf dieser Einteilung erfolgt auch die Behandlung mit verschiedenen Gruppen von Medikamenten. Natürlich haben auch die kardiologischen Fachgesellschaften seit längerer Zeit Leitlinien erstellt zur Behandlung der Herzinsuffizienz. Diese sind zumindest zum Teil auch im Internet verfügbar und können dort nachgelesen werden.

Deniz : Wenn man durch körperliche Arbeit schnell müde wird und der Atem schneller geht, ist das ein Hinweis auf Herzschwäche? Früher hatte mein Vater das nicht, aber er hatte zwei kleine Miniinfarkte. Er sagt, das sei die Folge davon und ich solle mich nicht aufregen. Wird das jetzt immer weiter schlechter?

PROF. BÖCKER : Eine Herzmuskelschwäche ist eine mögliche Ursache dafür, dass man schneller müde wird oder leichter Luftnot bei körperlicher Belastung bekommt. Allerdings ist es nicht die einzige Ursache. Wenn die Herzinfarkte tatsächlich sehr klein gewesen sind, müssen daher mögliche andere Ursachen, z. B. eine Lungenerkrankung, ausgeschlossen werden. Daher sollte Ihr Vater dieses Problem mit seinem Kardiologen oder seinem Hausarzt besprechen.

Kolle : Wann spricht man eigentlich von einer Herzschwäche? Kann man das genau messen und im EKG erkennen?

PROF. BÖCKER : Von einer Herzschwäche spricht man, wenn die Pumpfunktion des Herzens gegenüber dem Normalzustand eingeschränkt ist. Eine Herzschwäche kann man durch verschiedene apparative Untersuchungen erkennen. Allerdings ist das EKG hierfür nicht geeignet. Vielmehr ist die Erkennung der Herzschwäche eher eine Domäne der Ultraschallunter-suchung des Herzens. Daneben gibt es aber auch andere Methoden, die geeignet sind, eine Herzschwäche zu erkennen. Z. B. die Kernspintomographie und weniger genau auch das normale Röntgenbild des Brustkorbes.

CorinnaNeumann : Ich hatte vor 18 Monaten eine Herzmuskelentzündung. Bin nach wie vor eingeschränkt belastbar. Trainiere ausreichend, aber mit Augenmaß. Bessert sich das noch mal irgendwie? Habe das Gefühl, es gibt da keine vernünftige Hilfe.

PROF. BÖCKER : Wenn nach einer Herzmuskelentzündung sich das Herz innerhalb von 18 Monaten noch nicht vollständig erholt hat, ist eher nicht damit zu rechnen, dass es zu einer vollständigen Normalisierung der Herzmuskelfunktion kommen wird. Ich fürchte, eine gewisse Herzmuskel-schwäche wird verbleiben, daher ist es umso wichtiger, das Herz zukünftig so gut wie möglich zu entlasten und körperliches Training ist eines der Mittel, um eine solche Entlastung der Herzmuskulatur dauerhaft zu erreichen. Insofern sollten Sie dieses unbedingt fortführen. Aufgrund der Seltenheit von Herzmuskelentzündungen gibt es in den meisten Städten leider keine Selbsthilfegruppen für Patienten mit Herzmuskelentzündungen.

User : Wie ist das mit diesem Schrittmacher, der beide Herzkammern koordiniert? Ist der wirklich so gut. Zahlt die Kasse dieses Gerät? Was kostet es, wenn ich das selbst bezahle inkl. Einbau und Krankenhausaufenthalt? Ich lebe z. Zt. in England und bin nicht im deutschen System versichert. Macht Prof. Boecker das?

PROF. BÖCKER : Ein Herzschrittmacher zur kardialen Resynchronisation ist indiziert bei einer Herzmuskel-schwäche unter bestimmten Voraussetzungen, die ich vorhin bereits genannt habe. Die Krankenkassen in Deutschland bezahlen den Eingriff, wenn die Indikation zur Implantation eines solchen Gerätes besteht. Aber auch in England werden solche Geräte implantiert. Grundsätzlich sind die Eingriffe relativ teuer, weil die Geräte verhältnismäßig teuer sind. In Deutschland wird der Eingriff durch das so genannte DRG-System gut abgebildet. Entscheidend für die Bewertung ist die Frage, ob der biventrikuläre Schrittmacher mit einer Defibrillatorsystem kombiniert ist oder nicht. Im letzteren Fall muss man mit Kosten von bis zu 30.000 EURO rechnen. Ob es also überhaupt möglich ist, den Eingriff selbst zu bezahlen, entzieht sich meiner Kenntnis. Und nun zu Ihrer letzten Fragen: Auch am Marienhospital in Hamm werden solche Eingriffe durchgeführt.

anonym : Wie aufwändig ist die Operation, ich meine das Einsetzen eines solchen Gerätes?

PROF. BÖCKER : Die Implantation eines solchen Gerätes ist relativ aufwändig. Wobei die Operationsdauer abhängt von der Erfahrung des Operateurs. Auch bei erfahrenen Operateuren muss aber mit einer Operationsdauer von zwei bis drei Stunden gerechnet werden.

Göran : Woran erkennt der Arzt, wenn zu viel Wasser im Gewebe eingelagert wird, wenn es also krankhaft ist, über das normale Maß hinaus?

PROF. BÖCKER : Es gibt keine gute Methode, um zu erkennen, ob zuviel Wasser in der Lunge eingelagert ist. Zumindest nicht, bis ein bestimmtes Ausmaß überschritten ist und das zuviel eingelagerte Wasser zu Luftnot geführt hat. Dagegen kann man Wassereinlagerungen in den Beinen leichter erkennen, dadurch, dass die Beine insbesondere im Fußgelenkbereich anschwellen. Zuviel Wasser im Lungengewebe kann dagegen mit der Röntgenuntersuchung des Brustkorbes diagnostiziert werden.

anonym : Habe gerade Ihre letzte Antwort gelesen und habe dazu eine Frage: Welcher Zusammenhang besteht denn zwischen Herzschwäche und der Einlagerung von Wasser?

PROF. BÖCKER : Eine Herzschwäche, insbesondere eine Schwäche der linken Herzkammer, führt dazu, dass sich Blut in die Lungengefäße zurück staut und führt über diesen Mechanismus zu einer zunehmenden Einlagerung von Wasser in das Lungengewebe. Der Extremfall eines solchen Zustandes ist das so genannte Lungenödem. Aber auch leichtere Formen der Herzschwäche können zur Einlagerung von Wasser in der Lunge führen, was dann beim Patienten sich durch Luftnot bei Belastung oder in Ruhe bemerkbar macht.

Moruni : Ist das grundsätzlich so, dass die Hautoberfläche bei Herzschwäche anders aussieht? Bei meiner Frau sehe ich die schlechte Durchblutung zeitweilig - nicht immer - an den Lippen. Auch an den Fingern und Füßen. Sonst ist sie recht gut medikamentös eingestellt. Ich wüsste dennoch gern, ob es neuere Möglichkeiten gibt, eine fortschreitende Herzschwäche aufzuhalten?

PROF. BÖCKER : An der Haut ist die Herzmuskelschwäche nicht immer zu erkennen. Auch an den Lippen ist erst etwas zu sehen, wenn die Sauerstoffversorgung der Organe eingeschränkt ist. Das gleiche gilt für Finger und Füße. Außer der Herzmuskelschwäche gibt es verschiedene andere Ursachen für die Verfärbung der Lippen oder von Fingern und Füßen. Insofern ist die Bedeutung der Verfärbungen für die Diagnosestellung der Herzschwäche eingeschränkt. Die hauptsächlich eingesetzte Therapie zum Aufhalten des Fortschreitens der Herzschwäche sind verschiedene Gruppen von Medikamenten, die alle das Herz entlasten. Nur für sehr fortgeschrittene Fälle gibt es zusätzliche apparative Therapieformen, die ich zumindest zum Teil vorhin schon besprochen habe. Im Vordergrund steht hier insbesondere die kardiale Resynchronisationstherapie, die die Herzmuskelschwäche selbst behandelt, indem sie das Herz ökonomischer schlagen lässt. Daneben muss aber auch der implantierbare Defibrillator zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes genannt werden. Für diese beiden Therapieformen ist die Bedeutung für Patienten mit Herzschwäche inzwischen gut etabliert. Ein Therapieverfahren, was noch am Anfang der Erprobung steht, ist die so genannte Kontraktilitätsmodulation. Ob dieses Verfahren an Bedeutung gewinnen wird, kann noch nicht abgeschätzt werden. Für noch weiter fortgeschrittene Herzschwächen spielen auch Herzersatzpumpen eine gewisse Rolle. Auch auf dem Gebiet der Medikamente ist es durchaus denkbar, dass es Fortschritte geben wird. Denn auch hier sind in den letzten Jahren neue Substanzgruppen gefunden worden.

Ellie : Gibt es für Herzschwäche ein System der Selbstüberwachung, Paramater wie bei Diabetes z.B., wo man bestimmte Werte zu Hause aufschreiben kann und man dann weiß, wo man steht?

PROF. BÖCKER : Der Wert zur Selbstüberwachung der von Patienten mit Herzschwäche am leichtesten gemessen werden kann, ist das Körpergewicht. Insbesondere Patienten mit Herzschwäche müssen davon ausgehen, dass eine Zunahme des Körpergewichtes ein relativ frühes Zeichen von Einlagerung von Wasser ist. Daneben ist es für diese Patienten hilfreich, den Blutdruck und die Pulsfrequenz zu messen. Laborwerte, wie den Zucker bei Diabetikern, spielen für die Selbstüberwachung von Patienten mit Herzschwäche, zumindest derzeit, noch keine Rolle.

anonym : Wie lange hält die Batterie bei einem Schrittmacher. Verkürzt sich die Laufzeit, wenn das Herz schneller schlägt? Wie kündigt sich an, wenn die Batterie ausgewechselt werden muss?

PROF. BÖCKER : Bei einem Herzschrittmacher hängt die Laufzeit der Batterie davon ab, wie oft der Schrittmacher stimuliert und insbesondere wie viel Energie für einen einzelnen Stimulus benötigt wird. Natürlich verkürzt eine höhere Stimulationsfrequenz die Haltbarkeit der Batterie. Bei einem biventrikulären Schrittmacher zur kardialen Resynchronisation kann man mit einer etwa fünfjährigen Laufzeit des Aggregates rechnen, wenn die so genannten Reizschwellen normal sind. Während der Laufzeit eines Schrittmachers wird der Batterie-zustand in regelmäßigen Abständen überwacht. Das ist eine der Aufgaben der regelmäßigen Schrittmacherkontrollen. Für den Patienten kündigt sich die allmähliche Entleerung der Batterie nicht vorher an.

Adona : Wie kann man die Pumpfunktion des Herzens verbessern? Durch Sport?

PROF. BÖCKER : Sport ist eine der Möglichkeiten, das Herz zu entlasten und trägt dadurch dazu bei, die Pumpfunktion des Herzens zu verbessern. Besonders hilfreich hierzu sind Ausdauersport-arten mit leichter bis mäßiger körperlicher Belastung. Im Einzelfall muss die Art und Intensität des Sportes mit dem behandelnden Hausarzt oder dem behandelnden Kardiologen abgesprochen werden. Im Allgemeinen sollte die sportliche Aktivität nicht zur Luftnot führen, anderenfalls muss die Intensität abgesenkt werden.

Elbo : Ist Angina Pectoris ein Wegbereiter für Herzschwäche? Wenn ja, wie kann ich das verhindern?

PROF. BÖCKER : Angina Pectoris ist ein Anzeichen für eine Einengung von Herzkranzgefäßen und kann daher ein Vorbote eines Herzinfarktes sein. Zumindest aber ein Anzeichen für eine Minder-durchblutung von Herzmuskelgewebe. Angina Pectoris ist aber kein Wegbereiter oder Vorbote einer Herzmuskelschwäche. Trotzdem ist es natürlich wichtig, einen drohenden Herzinfarkt zu erkennen und zu verhindern. Denn Gewebe, was bei einem Infarkt zerstört wird, kann an der Pumpfunktion des Herzens nicht mehr teilnehmen. Wenn Sie also Angina Pectoris haben, sollten Sie Ihren behandelnden Arzt oder ein Krankenhaus in Ihrer Nähe kontaktieren.

anonym : Ich habe kürzlich gehört, dass man unter Umständen gar nicht merkt, dass man an einer Herzmuskelentzündung leidet. Das finde ich total beängstigend. Stimmt das?

PROF. BÖCKER : Es ist in der Tat so, dass eine Herzmuskelentzündung nicht wehtut. Daher wird eine Herz-muskelentzündung im Regelfall erst dann erkannt, wenn sie über eine zunehmende Herzmuskelschwäche zu Symptomen führt. Im Regelfall also erst dann, wenn Luftnot auftritt. Glücklicherweise ist eine Herzmuskelentzündung aber selten, so dass die Angst vor dem Auftreten einer Herzmuskelentzündung eigentlich unberechtigt ist, solange keine Symptome bestehen.

anonym : Du meine Güte! Haben Sie ein paar Tipps, woran man als Laie eine Herzerkrankung möglichst früh erkennen kann?

PROF. BÖCKER : Als Laie ist es insbesondere wichtig, zu erkennen, ob man ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung hat und wenn das so ist, dieses Risiko zu senken. Dazu ist es erforderlich, nicht zu rauchen, das Gewicht im Normalbereich zu halten oder es dorthin zu bringen und einen eventuell erhöhten Blutdruck einzustellen oder zu behandeln. Wenn diese Tipps erfüllt sind, hat man als Laie schon das meiste getan, um eine Herzerkrankung möglichst zu verhindern. Darüber hinaus sollte man Symptomen, die auf einer Herzerkrankung hindeuten können, nachgehen und dieses nicht auf die lange Bank schieben. Symptome, die hier zu nennen sind, sind insbesondere Schmerzen oder ein Druckgefühl im Brustbereich und Luftnot. Aber auch weniger spezifische Symptome sollten mit dem Hausarzt besprochen werden, zumindest dann, wenn sie länger anhalten.

Rosi : Bei mir wurde eine "angedeutete diast Funktionsstörung, Linksherzhypertrophie Klappen regelrecht" festgestellt. Ich nehme jetzt täglich eine halbe Ramipril-1A 2,5mg Tablette ein. Meine Frage: Ist es möglich, die Verdickung der Herzwände wieder rückgängig zu machen? Was wirkt sich vorteilhaft auf diese Krankheit aus. Mein Blutdruck war eigentlich nicht erhöht, muss man trotzdem die blutdrucksenkenden Tabletten einnehmen? Ist Sport gut oder kann man damit das Herz zu sehr belasten? Ist man durch die Einnahme des Medikamentes davor geschützt, dass man eventuell einen Herzanfall oder der Gleichen erleidet.

PROF. BÖCKER : Bei einer Linksherzhypertrophie ist es wichtig, den Blutdruck auf niedrige Werte einzustellen. Insofern ist die Gabe von Ramipril sinnvoll, um eine fortschreitende Verdickung der Herzwände zu verhindern. Ob die bereits bestehende, offenbar leichtgradige Verdickung der Wände rückgängig gemacht werden kann, bleibt abzuwarten. Die Frage, ob Sport gut oder möglicherweise schädlich ist, hängt ab von der bestehenden Linksherzhypertrophie. Bei extremen Formen kann es durchaus sein, dass sich Sport eher schädlich auswirkt. Im Regelfall ist Ausdauersport allerdings nützlich, da der Blutdruck abgesenkt wird und das Herz somit entlastet wird. Eine Aussage zu Ihrer Situation würde eine genauere Kenntnis des Ultraschallbefundes erfordern, daher sollten Sie dies mit dem Sie behandelnden Arzt besprechen. Ramipril schützt nicht vor dem Auftreten des plötzlichen Herztodes, allerdings ist aus den von Ihnen genannten Befunden nicht erkennbar, dass Sie ein besonders hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod hätten.

GMS : Wie arbeitet eigentlich ein Schrittmacher? Stellt der sich auf die jeweilige Anforderungssituation ein, oder muss man sich vorher für eine bestimmte Maximalbelastung entscheiden und darf die nicht überschreiten?

PROF. BÖCKER : Ein Herzschrittmacher ist normalerweise dafür gedacht, einen zu langsamen Herzschlag zu verhindern. Daher ist die wesentliche Funktion des Herzschrittmachers, diejenige, zu erkennen, ob eine Eigenaktion vorliegt oder nicht und nur im Bedarfsfall zu stimulieren. Im Wesentlichen guckt der Herzschrittmacher also nach der Herzfrequenz und arbeitet in einem bestimmten Frequenzbereich. Bei einem Gerät zur kardialen Resynchronisation ist dies anders. Hier geht es nicht darum, einen langsamen Herzschlag zu verhindern, sondern darum, die Herzaktion ökonomischer zu machen und dadurch die Pumpfunktion zu verhindern. Auch hier wird ein bestimmter Frequenzbereich eingestellt in dem der Schrittmacher arbeitet. Allerdings ist die obere Frequenz im Regelfall so groß, dass dadurch keine Einschränkung der Maximalbelastung entsteht.

Julius : Bin Sportler gewesen, Motorradfahrer, bis nach Nordafrika gefahren. Jetzt (52 J.) komme ich kaum noch 4 Stufen hoch ohne Spray. Stehe inzwischen auf der Liste für ein Spenderherz an 5. Stelle. Das ist sehr gut für mich und ich fühle mich auch privilegiert, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, mein eigenes Herz zu erhalten, wäre das natürlich viel besser. Dieses Gerät, das beide Kammern unterstützt, wäre das etwas für mich? Vielleicht wäre das ein Weg. Ich verbringe endlose Stunden im Internet und versuche, neueste Informationen herauszufinden.

PROF. BÖCKER : Ob die Therapie mit einem kardialen Resynchronisationssystem für Sie von Nutzen sein kann, sollten Sie mit dem Sie behandelnden Herzzentrum besprechen. Voraussetzung hierfür ist in erster Linie die Verbreiterung des QRS-Komplexes im EKG und das Vorliegen einer so genannten Asynchronie im Echokardiogramm. Nur in diesem Falle besteht eine berechtigte Hoffnung, eine eventuell notwendige Herztransplantation zu verzögern. Andere Therapieformen, die die Kontraktionskraft des Herzens verbessern sollen, wie die Kontraktilitätsmodulation, sind wahrscheinlich nicht geeignet, eine Herztransplantation zu verhindern. Details müssen Sie aber mit dem Sie betreuenden Transplantationszentrum besprechen. Aufgrund des Spenderherzmangels sind alle Herztransplantationszentren bemüht, Alternativen vor einer eventuellen Transplantation auszuschöpfen.

Weggy_Westerland : Leide an Typ I Diabetes. Ich bin jetzt 49 und habe beginnende Neuropathie. Beeinträchtigt das mittelfristig auch mein Herz?

PROF. BÖCKER : Diabetiker haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einer koronaren Herzerkrankung zu erkranken und leider ist der Krankheitsverlauf bei Diabetikern auch schlechter. Insofern besteht für Sie tatsächlich ein relevantes Risiko, mittelfristig auch tatsächlich eine Herzerkrankung zu erleiden. Aufgrund der Neuropathie ist es zudem auch so, dass die Symptome eines Herzinfarktes oft nicht so typisch sind, wie bei Nicht-Diabetikern. Gerade bei Diabetikern sind daher regelmäßige kardiologische Untersuchungen empfehlenswert.

anonym : Der Kardiologe meine Vaters hat ein medical device empfohlen, das beide Herzkammern taktet. Ich hatte nichts gehört davon und habe Sorge, das da an ihm etwas ausprobiert werden soll. Habe ich Grund zu Sorge?

PROF. BÖCKER : Ein Gerät zur kardialen Resynchronisation, das der Kardiologe Ihres Vaters offenbar empfohlen hat, gehört inzwischen zu den gut etablierten Therapieverfahren. Solche Geräte werden inzwischen seit über 10 Jahren implantiert und gelten für bestimmte Patienten-gruppen schon fast als Standardtherapie. Insofern gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen.

anonym : Wer stellt so einen Schrittmacher her, wer bezahlt, wie teuer?

PROF. BÖCKER : Es gibt verschieden Firmen, die solche Geräte herstellen. Die drei größten Firmen haben ihren Hauptsitz in den USA. Es gibt auch eine in Deutschland und eine in Italien. Die Implantation solcher Geräte wird, eine richtige Indikationsstellung vorausgesetzt, von den Krankenkassen bezahlt.

Tost : Gibt es Studien über den Erfolg von Resynchronisierungen, ich meine bei wie viel Prozent der Patienten das wirkt? Gibt es Erkenntnisse, wie lange das anhält, oder ob das nach einer Reihe von Monaten oder Jahren nicht mehr wirkt?

PROF. BÖCKER : Es gibt inzwischen verschiedene Studien über den Effekt der kardialen Resynchronisation, bei den in diese Studien eingeschlossenen Patienten gibt es etwa 20 % so genannte Therapieversager. Auf der anderen Seite bedeutet das, dass bei 80 % der so behandelten Patienten ein deutlicher Therapieeffekt nachweisbar ist. Durch die kardiale Resynchroni-sation wird die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten und auch das Sterben an der fortschreitenden Herzinsuffizienz verringert. Das ist zumindest für bestimmte Patienten durch mehrere Studien belegt. Die Dauer dieser Studien betrug dabei bis etwa vier Jahre. Ob der Therapieeffekt bei der Mehrzahl der Patienten nach dieser Zeit nachlässt oder nicht, kann derzeit nicht sicher gesagt werden.

Nicki : Meine Mutter bekommt abends ihre Ringe nicht von den Fingern seit sie in den Wechsel-jahren ist (49). Hängt das nun mit der hormonellen Umstellung zusammen, oder ist das doch vielleicht was mit dem Herzen?

PROF. BÖCKER : Eine Verdickung der Finger ist durchaus vereinbar mit einer Wassereinlagerung durch eine Herzmuskelschwäche. Allerdings gibt es hierfür auch andere Ursachen, insbesondere wenn die Einlagerungen nur an den Händen oder Fingern sind. In diesem Fall ist eher davon auszugehen, dass die Schwellungen nicht mit einer Herzerkrankung zusammenhängen.

anonym : Meine Mutter (73) nimmt Tabletten gegen Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Inkontinenz, Kopfschmerzen, Abführtabletten und noch mehr. Ich bin erschüttert, was ihr der Hausarzt alles aufschreibt. Kann sie sich dadurch zusätzliche Krankheiten heranholen? Führen diese vielen Medikamente zu einer Herzschwäche, weil der Körper das alles nicht mehr verarbeiten kann und das, was eigentlich eine Hilfe sein sollte, zur Belastung führt??

PROF. BÖCKER : Ob die Tabletten, die Ihre Mutter einnimmt, sämtlich erforderlich sind oder nicht, kann ich nicht abschließend beurteilen. Grundsätzlich ist es aber so, dass zumindest Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen häufig nebeneinander auftreten und dann auch beide behandelt werden müssen. Wenn andere Erkrankungen zusätzlich vorliegen, erscheint es durchaus möglich, dass auch hierfür eine Therapie erforderlich ist. Natürlich ist dabei zu beachten, dass es Wechselwirkungen zwischen einzelnen Medikamenten geben kann. Ggf. sollten Sie dieses auch mit dem Hausarzt Ihrer Mutter besprechen.

anonym : Wir sind vor 2 Jahren von Hamburg nach Augsburg gezogen. Durch eine Ablation wurde unser Sohn in Hamburg mit drei Jahren von seinen Herzrhythmusstörungen befreit. Ich habe seither Angst, dass er ein dauerhaft vorgeschädigtes Herz hat. Müssen wir ihn, oder wenn er erwachsen ist, muss er sich selbst, vor Herzschwäche schützen? Er gilt bisher als geheilt. Vor 8 Jahren (jetzt 12) hat ihn Prof. Kuck in Hamburg behandelt. Wie gesagt mit vollem Erfolg.

PROF. BÖCKER : Einige Formen von Herzrhythmusstörungen werden durch zusätzliche Leitungsbahnen verursacht und können durch die Katheterablation behandelt und geheilt werden. Das Vorhandensein dieser zusätzlichen Leitungsbahnen ist nicht mit dem Auftreten einer Herzmuskelschwäche verbunden. Deshalb besteht kein Grund zur Sorge, dass bei Ihrem Sohn in Zukunft eine Herzmuskelschwäche auftreten wird.

anonym : Mein Freund lagert bis zu 10 l Wasser ein, wird aber nicht stationär eingewiesen. Welche Chancen gibt es bei einer Linksherzinsuffizienz. Wir haben Angst um ihn!

PROF. BÖCKER : Eine Linksherzinsuffizienz mit Einlagerung von Wasser muss im Regelfall durch die Gabe von wassertreibenden Medikamenten, so genannten Diuretika, behandelt werden. Zumindest bis zu einem gewissen Grad der Wassereinlagerung kann dies durchaus auch ambulant geschehen. Wenn Sie große Sorge haben, müssen Sie ggf. mit dem behandelnden Arzt Ihres Freundes sprechen oder sich in einem Krankenhaus vorstellen.

Plush : Wieso liest man immer öfter von Herzschwäche. Früher war das doch kein Thema. Werden wir immer kränker, obwohl wir immer mehr Geld ausgeben für die Medizin? Ich find das alles sehr auffällig.

PROF. BÖCKER : Herzmuskelschwäche ist eine Erkrankung, die an Häufigkeit zunimmt und weiter zunehmen wird. Die Hauptgründe dafür liegen in der besseren Behandlung von Erkrankungen, die früher häufiger zum Tod geführt haben, z. B. in der besseren Behandlung des Herzinfarktes. Ein weiterer Grund liegt in der zunehmenden Alterung der Bevölkerung, da die Herz-schwäche eine Erkrankung ist, die mit zunehmendem Alter häufiger ist.

anonym : Wie kann man aus einer verschleppten Erkältung eine Herzerkrankung zurückbehalten? Das ist doch wohl völlig übertrieben, oder?

PROF. BÖCKER : Selten kann es im Rahmen eines Infektes zu einer Mitbeteiligung des Herzens, also einer Herzmuskelentzündung, kommen. In diesem Falle würde man nach einem solchen Infekt eine Herzerkrankung "zurückbehalten". Allerdings ist ein solcher Fall sehr selten, so dass man nicht bei jeder Erkältungserkrankung mit einer Herzerkrankung rechnen muss.

GärtChiemsee : Wie wichtig ist es, in der Kardiologie einer Universitätsklinik behandelt zu werden. In unserem Kreiskrankenhaus ist eine Abteilung mit wirklich gutem Ruf. Kann mein Vater dort guten Gewissens behandelt werden? Ich könnte ihn auch zur LMU fahren. Es wäre aber eine große Erleichterung, wenn ich dieses ganze Fahren nicht auf mich nehmen müsste. Auch mein Vater würde sich freier und weniger verpflichtet fühlen. Aber selbstverständlich sind das nachgeordnete Kriterien.

PROF. BÖCKER : Die allermeisten Herzerkrankungen können auch in kardiologischen Abteilungen eines Kreiskrankenhauses gut behandelt werden. In diesem Falle gibt es keine Notwendigkeit, etwa eine Universitätsklinik aufzusuchen. Ich würde Ihnen raten, mit der kardiologischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Kontakt aufzunehmen und dort zu fragen, ob die Erkrankung Ihres Vaters dort behandelt werden kann oder nicht. Sollte eine Therapieform notwendig sein, die dort nicht angeboten wird, so wird eine Verweisung an ein Herzzentrum, etwa die LMU, ausgesprochen werden.

PROF. BÖCKER : Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern des Forums für die vielfältigen und interessanten Fragen und wünsche Ihnen allen einen schönen und erholsamen Abend.



Ende der Sprechstunde.


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