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Infektionsrisiko während einer Chemotherapie - wie gefährlich ist eine Neutropenie?

Dr. med. Friedrich Overkamp
Internist / Facharzt für Medikamentöse Tumortherapie
Praxis und Tagesklinik für Onkologie 
Springstraße 24
45657 Recklinghausen

Tel.: 02361 / 90427-0
Fax : 02361 / 90427-96

overkamp@onkologie-re.de
www.onkologie-re.de


Zweitmeinungs-Sprechstunde nach Vereinbarung


Schwerpunkte

•Medikamentöse Tumortherapie bei allen soliden Tumoren und hämatologischen Systemerkrankungen (Leukämien und Lymphome)

Insbesondere:
Neoadjuvante, adjuvante und palliative Chemotherapie,
Therapie mit neuen zielgerichteten Substanzen (Antikörper und small molecules),
Supportivtherapie z.B. Schmerztherapie


Spezialgebiete

•Mammakarzinom (Brustkrebs)
•Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs)
•Kolorektale Karzinome (Darmkrebs)
•Therapie der fortgeschrittenen Krebserkrankungen (Metastasen) 


Spezielle Expertise

•Zahlreiche Zertifikate, u.a. ESMO-Zertifikat (European Society for Medical Oncology) 

 
•Eigenes Institut für Klinische Studien: Oncologianova GmbH – Gesellschaft für Innovationen in der Onkologie
www.oncologianova.de
 
•Vorträge und Publikationen: siehe http://onkologie-re.de/aerzte.htm

PROTOKOLL

Infektionsrisiko während einer Chemotherapie - wie gefährlich ist eine Neutropenie?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Wir beginnen um 19 Uhr.

Recardo : Besteht ein Zusammenhang zwischen der Intensität der Chemotherapie und einer sich entwickelnden Neutropenie?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Ja, es besteht ein Zusammenhang zwischen der Intensität einer Chemotherapie und dem Risiko einer sich daraus entwickelnden Neutropenie. Dies ist insbesondere von Bedeutung, wenn eine Chemotherapie in kurzen Intervallen oder mit mehreren verschiedenen Substanzen gegeben wird.

Tatar : Obwohl ich vor der Chemo meine Zähne habe sanieren lassen, steht jetzt ein unsausweichliches Zahnziehen an. Das ist so was von ärgerlich, aber es gibt keine Alternative. Ist das ein Problem während einer G CSF-Behandlung?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein, ein Problem im Zusammenhang mit G CSF sind Ihre Zähne nicht. Im Gegenteil, die Gabe von G CSF kann natürlich auch eine Infektion im Zahnkieferbereich lindern oder abkürzen.

Knaust : Mein Bruder hat ein aggressives Non-Hodgkin-Lymphom und beginnt in Kürze eine Chemotherapie, die die Schleimhäute besonders stark angreift. Darüberhinaus sind noch weitere Beeinträchtigungen zu erwarten, darunter eine mögliche Reduzierung der Granulozyten. Weshalb ihm empfohlen wurde im Vorfeld mit einer Behandlung zu beginnen, die dahin zielt seine Blutwerte stabil zu halten. Wie kann man das denn vorher schon beeinflussen? Es geht da wohl in erster Linie darum, dass er sich keine Krankheiten aufsammelt, wenn er in der Chemo ist. Wie kann man das verhindern, außer man geht nicht mehr vor die Tür und hat gar keinen Kontakt zu anderen Menschen. Aber darunter leider die Psyche und das macht auch krank.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine Therapie der Blutzellen vor Einleitung einer Chemotherapie ist in der Regel nicht üblich. Es genügt, wenn prophylaktisch ein Medikament zur Anregung der Produktion weißer Blutkörperchen nach der Chemotherapie verabreicht wird. Natürlich ist es sinnvoll, zusätzlich darauf zu achten, dass möglichst wenig Keime aufgenommen werden. Hierzu gehört insbesondere eine gute und regelmäßige Desinfektion der Hände, das Meiden von ungeschältem Obst und die besonders sorgfältige Zubereitung von Mahlzeiten. Große Menschenansammlungen, z. B. Kinokassen oder Massenveranstaltungen, sollten vermieden werden. Jedoch sind normale soziale Kontakte selbstverständlich uneingeschränkt möglich.

Bartels : Es geht um einen Nierentumor bei meinem Bruder, der im vergangenen Jahr nierenerhaltend herausoperiert wurde. Die Chemotherapie ist gut verlaufen, aber sein Blut erholt sich so schlecht. Eigentlich ist er jetzt therapiefrei, was eine wahnsinnige Erleichterung ist, aber nun soll er eine Blutbehandlung bekommen mit Infusionen. Es geht im eigentlich sehr gut und er würde so wahnsinnig gern mal runter von all denn Medikamenten bleiben. Ist das zu verantworten?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine Chemotherapie bei einem Nierentumor ist eine ungewöhnliche Maßnahme. Hierzu müsste man genau wissen, worum es sich wirklich gehandelt hat. Bei einem Nierenzellkarzinom macht man normalerweise keine Chemotherapie, sondern man gibt neuere zielgerichtete Medikamente. Wenn Ihr Bruder wirklich eine Chemotherapie bekommen hat, hat es sich möglicherweise um einen anderen Tumor in der Niere gehandelt. Welche "Blutbehandlung" Sie meinen, kann ich aus Ihren Angaben nicht ableiten.

Röttgen : Meine Freundin hat einen höheren Eisenwert, als normal. Das ist eher ungewöhnlich, weil sie sich immer über starke Regelblutungen beklagt. Dieser hohe Eisenwert fällt regelmäßig auf. Auch jetzt, wo durch die Chemotherapie (Brustkrebs) andere Blutwerte in den Keller gehen. Es wird jetzt vermutet, dass der hohe Eisenwert eine normale Blutbildung behindert, kann das sein? Ist es denkbar, dass deshalb die Ganulozyten-Produktion eingeschränkt ist?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein, ein hoher Eisenwert behindert die normale Blutbildung nicht und es gibt auch keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Eisenspiegel und der Granulozytenproduktion. Möglicherweise liegt eine andere zusätzliche Störung vor. Insofern würde ich Ihrer Freundin empfehlen, zur Abklärung einen Hämatologen aufzusuchen.

Danler : Kann man ernährungstechnisch etwas gegen Neutropenie machen?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein.

Tiago : Medikamente wirken ja nicht nur in eine Richtung, also heilend. Was sind die Nachteile einer CSF-Behandlung?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Selbstverständlich hat auch ein überwiegend positiv wirkendes Medikament, wie G CSF, auch unerwünschte Wirkungen. Z. B. kann es nach der Injektion von G CSF zu einer so stark überschießenden Neubildung von weißen Blutkörperchen kommen, dass dadurch Knochenschmerzen entstehen. Diese sind natürlich nur vorübergehend, bedürfen aber einer kurzzeitigen Schmerztherapie. Auch an der Einstichstelle kann es gelegentlich zu entzündlichen Reizungen der Haut kommen.

Camper : Ist eine Chemo-Therapiepause notwendig, wenn eine Neutropenie besteht? Meine Frau möchte das nicht, was ich sehr gut verstehen kann.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Die Entscheidung, ob man eine Therapiepause empfiehlt hängt sehr stark davon ab, welches Therapieziel man verfolgt. Wenn die Chemotherapie durchgeführt wird mit dem Ziel einer Heilung (so genannte neoadjuvante und adjuvante Therapien), dann ist es wichtig, die Therapieintervalle möglichst exakt einzuhalten. Insbesondere in solchen Fällen gibt man dann G CSF, um eine Neutropenie möglichst schnell zu beseitigen. Manchmal dauert es aber trotz G CSF-Gabe einige Tage länger, bis sich das Blut wieder vollständig von der Neutropenie erholt hat. In diesem Fall muss dann sogar eine längere Pause eingelegt werden. Bei Chemotherapien, die unter palliativen Aspekten durchgeführt werden, d. h. der Lebensverlängerung und der Krankheitskontrolle dienen, wird bei Neutropenie häufiger eine Pause eingelegt, was auch durchaus sinnvoll ist, um dem Knochenmark bei einer chronischen Therapie immer wieder Erholungspausen zu geben.

Biehel : Anfangs habe ich die Tage, Wochen und Monate gezählt. Jetzt sind 3 Jahre und 4 Monate nach einer erfolgreichen Morbus Hodgkin Behandlung vergangen. Was allerdings geblieben ist sind noch immer nicht normale Blutwerte. Die Thrombozyten gehen wiederkehrend stark runter und sind dann an der Grenze, wie mein Arzt sagt. Macht es Sinn, etwas dagegen zu tun? Mit all den Medikamenten, die ich in den letzten Jahren bekommen habe ringe ich darum, dass möglichst nichts neues dazukommt.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie offenbar schon seit mehr als drei Jahren rückfallfrei. Daraus ist zu entnehmen, dass Sie sehr wahrscheinlich eine sehr intensive Chemotherapie, vielleicht auch eine Bestrahlung bekommen haben. Eine leichte Einschränkung der Knochenmarkfunktion ist auch bei geheilten Patienten gelegentlich zu beobachten. Jedoch wird Ihr Hämatologe ganz sicher beurteilen können, ob die bei Ihnen zu beobachtenden Blutbildveränderungen noch im Rahmen liegen oder ob sicherheitshalber eine Knochenmarkpunktion durchgeführt werden sollte.

Kaitscheck : Ich habe ein NSCLC und werde mit Vinorelbin behandelt. Immer wenn ich das bekomme habe ich wenige Tage später Schmerzen. Ich habe nicht gedacht, dass die Chemotherapie zusätzliche Schmerzen auslöst. Jetzt kommt noch eine Neutropenie hinzu. Da frage ich mich, ob es denn die richtige Chemotherapie ist, oder ob es eine andere gibt, die weniger zusätzliche Probleme nach sich zieht? Das ist alles sehr schwer.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Aus Ihren Angaben geht nicht hervor, wo Sie Schmerzen haben. Normalerweise verursacht eine Chemotherapie keine Schmerzen. Bei Vinorelbin sind allerdings gelegentlich Schmerzen im Bereich der Venen zu verzeichnen, über die die Therapie gegeben wurde. Im Gegensatz zu den meisten anderen Chemotherapien sind unter Vinorelbin tatsächlich auch Muskel- und Knochenschmerzen sowie Bauchbeschwerden beschrieben worden. Sie sollten mit Ihrem Arzt darüber sprechen, ob die Schmerzen in Ihrem Falle auf die Therapie zurückgeführt werden können oder ob es andere Ursachen für die Schmerzen gibt. Wenn jetzt zusätzlich noch eine Neutropenie aufgetreten ist, ist dies kein negativer Aspekt. Ihre Ärzte werden die Blutbildveränderungen sicherlich bei der weiteren Therapieplanung berücksichtigen.

Kuddel : Was bedeutet der Begriff Linksverschiebung? Gibt es da eine Verbindung nur Neutropenie? Im Internet habe ich so was gefunden, aber es war nicht so erklärt, dass ich es richtig verstanden habe. Ist so eine Verschiebung bereits eine Erkrankung oder eine Vorstufe? Was und wie wird da getestet?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Der Begriff Linksverschiebung bezieht sich auf die mikroskopische Untersuchung des Blutes. Damit ist gemeint, dass mehr Abwehrzellen (Granulozyten) vorhanden sind als im Normalfall.

streifi : Gibt es auch eine bösartige Neutropenie, oder hat das wirklich gar nichts mit Krebs zu tun?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein, den Begriff "bösartige Neutropenie" gibt es nicht. Allerdings gibt es selbstverständlich eine bösartige Wucherung, d. h. Vermehrung von weißen Blutkörperchen, die man als Leukämie bezeichnet. Und es gibt auch das Gegenteil, nämlich eine Knochenmarkunterfunktion, die man als Aplasie bezeichnet.

Bedrano : Ich hatte als Kind über viele Jahre eine Neutropenie, die anfangs mit Bluttransfusionen behandelt wurde und später mit Medikamenten. Das war alles so weit in Ordnung, aber jetzt habe ich ein neues Problem. Ich bin in einer Darmkrebs-Behandlung mit OP und nachfolgender Chemo. Wegen meiner Vorgeschichte hat man mir geraten vor der Chemotherapie einer Neutropenie vorzubeugen. Meint Dr. Overkamp auch, dass da eine mögliche Verbindung hergestellt werden könnte zu meiner Disposition als Kind?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Wie vorhin schon erwähnt, gibt man Medikamente zur Vorbeugung einer Neutropenie in der Regel nach einer Chemotherapie und nicht vorher. Bei der Darmkrebs-Chemotherapie ist normalerweise keine Neutropenie-Prophylaxe notwendig. Ob in Ihrem Falle wegen der Vorgeschichte eine Prophylaxe mit G CSF sinnvoll sein könnte, können nur Ihre Ärzte anhand der aktuellen Laborwerte beurteilen.

Godarmo : Meine Mutter lebt allein und mir ist wichtig gleich anzufügen, dass das ihr ausdrücklicher Wunsch ist. Ich bemerke aber seit längerem, dass sie sich nicht gut ernährt, allerdings trinkt sie offenbar ausreichend, was ja auch schon was ist. Sie ist sehr dünn, wir haben das auf ihr Alter ? 84 ? geschoben, weil alte ja Menschen ja dünner werden. Jetzt ist eine Leukämie eingetreten und es ist von großem Nachteil, dass sie so dünn ist. Sie wurde gefragt, ob sie die Chemotherapie machen will und sie hat zugestimmt. Problem ist, dass aufgrund ihres Gesamtzustandes die Voraussetzungen schlecht sind. Eine besondere Gefährdung sehen die Ärzte darin, dass während der Chemotherapie eine Veränderung in der Zusammensetzung ihres Blutes entsteht. Dem gilt es entgegenzuwirken. Es kommen immer mehr einzelne Behandlungselemente dazu und ich frage mich, was für sie schlimmer ist, nichts machen, oder sie dieser umfassenden Behandlung auszusetzen? Bei alten Menschen wachsen die Zellen doch langsamer. Dann würde doch auch Krebs langsamer wachsen oder?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Diese Frage kann man nicht klar beantworten, da Sie nicht mitgeteilt haben, an welcher Leukämie Ihre Mutter erkrankt ist. Es gibt akute und chronische Leukämien. Eine akute Leukämie ist eine schwere Erkrankung, die mit einer intensiveren Chemotherapie behandelt werden muss. Eine chronische Leukämie kann in der Regel mit sehr viel leichteren Medikamenten erfolgreich behandelt werden. Die Beeinträchtigung der gesunden Blutkörperchen ist unterschiedlich stark, je nach dem wie intensiv die verwendete Behandlung ist. Für die schwierige Entscheidung, ob Ihre Mutter überhaupt einer Therapie zustimmen soll oder eher nicht, muss sie natürlich wissen, welche Art von Leukämie sie hat und wie intensiv die vorgesehene Behandlung sein wird.

Klondi : Ich habe erhöhte Temperatur, knapp 38 Grad. Das ist eher zufällig festgestellt worden, als ich zur Chemo ging. Die wurde jetzt ausgesetzt, was mich sehr aufregt und mir auch Angst macht. Aber in dem Zentrum sagen sie einmal aussetzen ist weniger gefährlich, als wenn ich richtig krank werde. Statt Chemo habe ich eine Infusion bekomme, damit sich meine Blutwerte verbessern. Einerseits bin ich sehr beeindruckt, wie sorgfältig alles gemacht wird und auch froh und dankbar. Andererseits habe ich das Gefühl es wird alles schlimmer anstatt besser. Wie häufig tritt so was auf?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Erhöhte Temperatur ist meistens ein Zeichen für eine Infektion. Der Grund ist häufig die Verminderung der weißen Blutkörperchen (Polizistenzellen) unter eine Chemotherapie. Grundsätzlich ist es richtig und vernünftig, eine Chemotherapie in diesem Falle zu pausieren. Allerdings sollte auch ein Medikament zur Anregung der weißen Blutkörperchen gegeben werden, falls diese erniedrigt sind. Wie Sie ja bemerkt haben, werden vor jeder neuen Chemotherapie Ihre Blutwerte kontrolliert, um jedes Mal wieder eine präzise Entscheidung fällen zu können, ob die Chemotherapie gemacht werden kann oder nicht. Eine Therapiepause muss in der Tat keinen Nachteil bedeuten, sondern sie kann Sie auch vor schwereren unerwünschten Wirkungen schützen.

Schloßer : Ich bin Samstag von einer Mücke gestochen worden. Durch den milden Winter sind die Dinger schon wieder unterwegs und es ist kaum zu verhindern. Es ist ein solches Pech. Ich habe gekratzt und jetzt ist alles rot und heiß. Habe große Angst, dass sich daraus etwas entwickeln kann, denn meine letzten beiden Blutbilder waren nicht gut, aber noch nicht so, dass etwas unternommen werden müsste. Wir sind dann in die Notaufnahme des Herz-Jesu-Krankenh. gefahren und haben die Situation erklärt. Da wollte man mir ein Antibiotikum geben, was ich aber abgelehnt habe, wegen der Chemotherapie. Ich hatte auch den Eindruck, der junge Arzt dort wusste nicht genau, ob das nicht doch nachteilig ist wegen der Chemotherapie. Schlimmer geworden ist es nicht. Sollte ich noch zu meinem Onko-Zentrum gehen? Ehrlich gesagt möchte ich jeden unnötigen Arztbesuch vermeiden.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Mückenstiche sind in der Regel harmlos. Bei einer gleichzeitig bestehenden Abwehrschwäche kann sich natürlich manchmal eine sekundäre Infektion mit Bakterien an der Einstichstelle entwickeln. Sie sollten in jedem Falle Ihrem behandelnden Onkologen diesen infizierten Mückenstich zeigen. Vielleicht ist es sinnvoll, ein Antibiotikum in Salbenform aufzutragen.

Kehrhahn : In welchen Abständen muss das Blut auf die Anzahl von Abwehrzellen untersucht werden. Wo sind die Grenzen, wenn man mit zusätzlich Medikamenten das Immunsystem stärken muss?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Die Abstände für die Kontrolle der Blutzellen hängt ab von der Intensität einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung oder sonstiger antitumoröser Therapien. Die Ärzte kennen klare Grenzen, die nicht unterschritten werden sollten, wenn man eine Chemotherapie fortsetzt. Unabhängig von der Gesamtzahl der Zellen ist natürlich auch die Qualität der Blutkörperchen und deren Produktion von so genannten Antikörpern von Bedeutung.

e.wegenbusch : Was verbirgt sich hinter den Bezeichnungen Neulasta und Pegfilgrastim. Meinem Vater wurde dies im Rahmen seiner Krebsbehandlung zusätzlich im Krankenhaus verordnet. Bin völliger Laie und möchte ein bisschen verstehen, wie mein Vater behandelt wird. Bisher hatte er eine Chemotherapie, deren Bezeichnung ich jedoch nicht genau kenne.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: "Neulasta" ist der Handelsname für ein hochwertiges Präparat, das die weißen Blutkörperchen anregt. Es wird am Tag nach der Chemotherapie injiziert und wirkt für die Dauer eines gesamten Chemotherapiezyklus. Dies ist pharmakologisch dadurch möglich gemacht worden, dass die eigentliche Wirksubstanz, nämlich Filgrastim, biochemisch längerfristig wirksam gemacht wurde. Diesen Vorgang bei der Arzneimittelherstellung nennt man Pegylierung, deswegen heißt die Wirksubstanz Pegfilgrastim.

Borcky : Damit ich keine Infektion während der Chemotherapie bekomme, wusste nicht, dass man da besonders gefährdet ist, bekomme ich vor Beginn jetzt Antibiotika. Ist das nicht übertrieben? Was passiert, wenn ich trotzdem eine Bronchitis bekomme, wozu ich neige. Bei mir geht das immer auf die Atmungsorgane. Dann wirkt doch keine weitere Behandlung mit Antibiotika, oder. Man hat mir gesagt, das solle ein Schutz sein, bevor ich durch die Chemo einen Absturz an Ganolozyten bekomme.Warum nicht abwarten, ob mich überhaupt eine Erkältung oder ähnliches anfliegt. Ich bin gewohnt, darauf aufzupassen und sicherlich habe ich auch gute Abwehr, weil ich Zahnarzthelferin bin und immer in Kontakt mit Menschen bin. Momentan bin ich allerdings krank geschrieben.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine prophylaktische Antibiotikagabe vor einer Chemotherapie ist nicht üblich. Wenn Sie eine intensive Chemotherapie bekommen, sollte man über die prophylaktische Gabe von G CSF nachdenken. Dies ist eine Substanz, die die weißen Blutkörperchen nach einer Chemotherapie anregt, damit sie nicht zu stark abfallen. Sollte es im Rahmen einer Neutropenie (Mangel an Abwehrzellen) trotzdem zu Fieber kommen, dann ist selbstverständlich der Einsatz eines Antibiotikums gerechtfertigt. Bei einer "normalen", nicht übermäßig intensiven Chemotherapie und fehlendem Risiko für eine Infektion kann jedoch auch einfach der Blutbildverlauf zunächst abgewartet werden.

Sorgenmann : Nach einer mehrwöchigen Zyklenpause erholen sich meine Blutwerte. Bin jetzt bei 12.000 und trotzdem sollen die jetzt durch eine gesonderte Behandlung gezielt angehoben werden. Wäre es nicht besser, dem Körper das nicht abzunehmen, sondern das körpereigene System das machen zu lassen? Hat das nicht eine längerfristige Wirkung, wenn der Körper aus eigener Kraft seine Genesung vollzieht?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Mit 12.000 weißen Blutkörperchen (ich nehme an, dass Sie mit 12.000 Ihre Leukozyten meinen) liegen Sie eigentlich schon im hochnormalen Bereich. Welche gesonderte Behandlung jetzt durchgeführt werden soll, ergibt sich aus Ihrer Frage nicht. Falls Sie mit der Zahl 12.000 Ihre Blutplättchen meinen (die Thrombozyten) dann müssen diese Zellen selbstverständlich deutlich angehoben werden.

Stella : Habe vor 4 Woche den 6. Zyklus mit Xeloda und Oxaliplatin abgeschlossen. Ich merke, wie die Anspannung von mir anfängt abzufallen. Ich bekomme wieder mehr Kraft, aber meine Blutwerte werden nicht besser. Thrombozyten und Granulozyten sind unterhalb der Normgrenze. Was ist besser eine Bluttransfusion oder eine Behandlung mit Medikamenten?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Nach sechs Zyklen Xeloda + Oxaliplatin ist es durchaus möglich, dass die Blutwerte noch niedrig sind und sich langsamer regenerieren. Eine Bluttransfusion von Thrombozyten macht man nur bei sehr niedrigen Werten, bei Blutungen oder bei erhöhter Blutungsgefahr. Transfusionen für Granulozyten gibt es nicht. Diese werden, wenn sie zu niedrig sind, mit so genannten Wachstumsfaktoren stimuliert. Diese Medikamente (G CSF-Präparate), wie z. B. Neupogen oder Neulasta, werden als Injektionen unter die Haut gegeben. Ob sie in Ihrem Falle sinnvoll und notwendig sind, müssen Ihre Ärzte anhand der aktuellen Blutwerte entscheiden.

Jule : Als Jugendliche hatte ich 2 mal eine Hirnhautentzündung, was wohl nicht so häufig vorkommt, wie man mir sagt. Ich bin daraufhin bei jeder Kleinigkeit vollgepumpt worden mit Antibiotika. Das soll jetzt der Grund für eine Knochenmarkschädigung sein, weshalb ich so schlechte Blutwerte habe und gelegentlich in die Nähe einer Neutropenie komme. Eine lange Ereigniskette, woraus sich das eine aus dem nächsten ergab. Heute bin ich 32 Jahre und komme damit ganz gut zurecht, habe aber immer die Rennerei zum Arzt. Könnte mir Dr. Overkamp einen Tipp geben, wie ich da mal Ruhe und Kontinuität in die ganze Geschichte bringe?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Es hängt davon ab, welche Art der Knochenmarkschädigung bei Ihnen vorliegt und wie niedrig die Blutwerte wirklich sind. Es gibt viele Menschen, die lebenslang eine eher schwache Blutbildung haben. Viele haben auch durch toxische Einflüsse eine verlangsamte oder teilweise eingeschränkte Blutbildung. Das bedeutet jedoch nicht, dass man deswegen eine kürzere Lebenserwartung hat und häufiger schwere Erkrankungen bekommt. Sie sollten mit Ihren Ärzten den genauen Grund der Knochenmarkschädigung besprechen und wenn dieser bekannt ist, werden Ihre Ärzte Ihnen auch Ratschläge geben können, was Sie zur Vorbeugung tun können.

Seggermann : Meine Mutter soll stationär aufgenommen werden wegen akutem Mangel an weißen Blutkörperchen. Sie versteht nicht, dass sie die Chemotherapie ambulant bekommt und wegen einer nach ihrer Einschätzung - kleinen Komplikation - ins Krankenhaus soll und sie will das auch nicht. Sie schläft viel und findet das nicht schlimm, da keine weiteren Anforderungen an sie gestellt werden. Wir können ihr das nicht klar machen, dass es sich um eine sehr erhebliche Gefahr handelt in der sie sich befindet und erwidert immer nur, was kann schlimmer sein als Krebs? Für Argumente ist sie nicht offen. Was bleibt uns, was können wir tun, damit sie ins KH geht?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Ein Mangel an weißen Blutkörperchen allein ist kein Grund für einen stationären Aufenthalt. Wenn Ihre Mutter kein Fieber hat, wenn keine erkennbare Infektion vorliegt, wenn der Allgemeinzustand stabil ist, kann sie in der Tat genauso gut zu Hause auf die Erholung der weißen Blutkörperchen warten (ggf. mit der Injektion von einem G CSF Präparat). Im Krankenhaus ist sogar die Gefahr einer Infektion mit besonders resistenten Keimen größer als im häuslichen Umfeld. Wenn Ihre Mutter eine fieberhafte Infektion bei gleichzeitigem Mangel an weißen Blutkörperchen hat, dann allerdings ist ein stationärer Aufenthalt in Erwägung zu ziehen.

Staakie : Was ist sinnvoller, die Chemotherapie zu "strecken", um das Neutropenie-Risiko zu reduzieren, oder die Chemo voll durchziehen und zusätzlich eine CSF-Behandlung aufzunehmen?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Das hängt ganz davon ab, mit welchem Ziel die Chemotherapie durchgeführt wird. Im ersten Drittel der heutigen Life-Sprechstunde hatte ich schon darauf hingewiesen, dass es Chemotherapien gibt, die man stringent durchziehen sollte, wenn sie einen kurativen (heilenden) Anspruch haben. In einem solchen Fall ist es immer besser, ein G CSF Präparat einzusetzen, um die Chemotherapiezyklen zeitgerecht geben zu können. Bei einer palliativen Chemotherapie, die eher das Ziel einer Chronifizierung verfolgt, sind durchaus auch Chemotherapiepausen eine sinnvolle Maßnahme.

Rana : Gibt es eine Grenze, wann eine Neutropenie zum Tode führt, ohne zusätzliche Infektionen?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine Neutropenie an sich führt nicht zum Tode. Es ist immer eine Infektion, die zu Lebensgefahr führt, wenn gleichzeitig die entscheidenden weißen Blutkörperchen fehlen.

Kbraun : Meine Kollegin hatte nach einer Brustamputation eine Chemotherapie mit ganz starken Nebenwirkungen. Haarausfall, Verringerung wichtiger Blutkörperchen, sind viel zu wenig und eine Erkältung nach der nächsten. Dabei hat sie vorher so was nie gehabt. War immer fit und gesund. Hat eine Strahlentherapie nach Brustkrebs auch so viele Nebenwirkungen?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein, die Strahlentherapie nach Brustkrebs wird in der Regel deutlich besser vertragen als die Chemotherapie. Die unerwünschten Wirkungen, die Ihre Kollegin erlitten hat, sind aber durchaus normal. Der Haarausfall ist ein Zeichen dafür, dass sie eine stärkere Chemotherapie bekommen hat, die mit dem Ziel gegeben wurde, alle noch unsichtbaren Reste des Brustkrebses zu beseitigen. Eine Chemotherapie greift eben alle sich teilenden Zellen an, Krebszellen, Haarzellen, Blutkörperchen. So erklären sich die unerwünschten Wirkungen. Das Erfreuliche ist, dass alle Patientinnen sich in relativ kurzer Zeit nach Ende der Chemotherapie von diesen unerwünschten Wirkungen vollständig erholen. Vor Begleiterscheinungen der Strahlentherapie braucht die Patientin definitiv keine Angst zu haben.

Blixen : Meine Schwester hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, obwohl sie überhaupt keinen Alkohol trinkt. Am Anfang war eine sehr große Operation, ging aber weil der Tumor an günstiger Stelle war. Aber sie bekam dann Metastasen und Chemobehandlung aus einer Mixtur von verschiedenen Medikamenten C-platin und Gemcitabine. Mit dramatischen Auswirkungen. Sie kann gar nichts mehr bei sich behalten und verfällt immer mehr. Was kann man noch tun? Geht total schnell. Momentan ist sie wieder im Krankenhaus und soll weitere Behandlung gegen den Verlust von weißen Blutkörperchen bekommen. Ich dachte immer die roten sind wichtiger, was machen die eigentlich?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Die Erkrankung Ihrer Schwester ist sehr bedauerlich. Zunächst muss man erwähnen, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Regel nichts mit einem Alkoholkonsum zu tun hat. Selbst bei noch so gesunder Lebensweise kann man diese schicksalhafte Erkrankung bekommen. Die Tatsache, dass Ihrer Schwester bereits eine Kombinations-Chemotherapie gegeben wurde, zeigt mir, dass die Erkrankung offenbar sehr weit fortgeschritten ist. Ihr Eindruck ist richtig, dass ein schneller Verlauf zu erwarten ist. Die Chemotherapie kann in diesem Stadium allenfalls das Krebswachstum ein wenig verlangsamen. Sollten die weißen Blutkörperchen sehr stark abgefallen sein, lohnt sich selbstverständlich die Gabe von stimulierenden Substanzen wie G CSF. Die weißen Blutkörperchen sind eben für das Immunsystem besonders wichtig, deswegen werden sie auch als "Polizistenzellen" bezeichnet. Die roten Blutkörperchen sind genauso wichtig, aber sie haben eine andere Funktion, sie sind für den Sauerstofftransport zuständig.

Bo : Worin sehen Sie den Grund, dass ein unter Chemotherapie stehender Patient mit wenig Thrombozyten ggf. eher blutet als ein ITP- Patient mit gleich niedriger Thrombozytenzahl.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Ein Patient unter einer Chemotherapie hat oft eine gleichzeitige Schädigung der Blutgefäße und insbesondere der Schleimhäute. Das ist der Hauptgrund dafür, dass ein Patient unter einer Chemotherapie schon blutet, während ein Patient mit einer Autoimmun-Thrombopenie mit gleich niedrigen Thrombozyten noch keine Blutungszeichen aufweist.

Reinbek : Meine Temperatur ist ständig leicht erhöht, seit ca. 1 Woche nachdem der 2. Zyklus Chemotherapie begann. Aber man weiß nicht warum. Nichts zu finden. Ist das jetzt schon ein Anzeichen dafür, dass mein Immunsystem nicht in Ordnung ist?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Das muss kein Zeichen für ein schwaches Immunsystem sein. Eine leichte Temperaturerhöhung kann viele Ursachen haben. Zellzerfall kann dies auslösen, aber auch Tumoraktivität kann Temperaturerhöhungen machen. Um die Frage genau zu beantworten, müsste man wissen, welche Chemotherapie bei welchem Krebs aus welchem Grund durchgeführt wird.

Büttner : Meine Frau hat eine vehemente Reduzierung der Ganulozyten, so dass die Gefahr einer Infektion besteht. Sie soll jetzt ein Medikament bekommen dass Wachstumsfaktoren beinhaltet. Das wiederum ist ein Eingriff oder zumindest eine Einflussnahme in das Knochenmark. Ein ganz fundamentaler Eingriff aus meiner Sicht. Es nimmt mir die Luft, wo überall Eingriffe vorgenommen werden bei ihr. Wie kann das je wieder normal werden?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Schön, dass Sie diese Frage stellen. Denn in diesem Falle kann ich Sie erheblich beruhigen. Die Stimulation der Granulozyten - also der Abwehrzellen des Immunsystems Ihrer Frau - ist eine sehr sinnvolle und einfache Maßnahme, die keinerlei Risiken in sich birgt. Es ist auch gar kein umständlicher Eingriff, sondern ganz einfach eine Spritze unter die Bauchhaut. So ähnlich, wie Diabetiker ihr Insulin unter die Bauchhaut spritzen, so bekommt Ihre Frau einen Wachstumsfaktor für die weißen Blutkörperchen gespritzt. Diese Maßnahme regeneriert sehr schnell die Blutbildung im Knochenmark und ermöglicht damit Ihrer Frau eine Weiterbehandlung mit weniger Risiko.

Stellwagen : Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei einem Mückenstich? Meine jüngere Schwester ist mitten in der Chemo und ihre Blutwerte werden immer schlechter.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Das Risiko bei einem Mückenstich ist klein. Natürlich kann sich ein Insektenstich sekundär mit Bakterien entzünden. In einem solchen Fall sollten Antibiotika, z. B. in Salbenform, angewendet werden. Wenn gleichzeitig die weißen Blutkörperchen niedrig sind, stellt dies kein Problem dar, aber es sollte dann eine Stimulation der weißen Blutkörperchen mit dem Wachstumsfaktor G CSF durchgeführt werden.

Boos : Meine Schwester hat bereits vor der Chemotherapie mit einer CS-F-Behandlung begonnen. Wie lange kann man eine solche Therapie aufrechterhalten im allgemeinen und während der Chemotherapie im speziellen?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Es gibt grundsätzlich keine Begrenzung einer G CSF-Behandlung. Die Dauer der Gabe dieses Wachstumsfaktors richtet sich nach dem Verlauf der Blutzellen unter der Chemotherapie und sie richtet sich natürlich auch nach der Chemotherapie selbst. Wenn diese in sehr engen Zeitabschnitten gegeben werden muss, dann muss in der Regel auch öfter G CSF gespritzt werden. Bei längeren Therapiepausen ist unter Umständen auch weniger G CSF notwendig. Auch das individuelle Infektionsrisiko muss beachtet werden. Hierbei werden das Alter, eventuelle Begleiterkrankungen und Begleitmedikamente mit berücksichtigt.

Borissova : Es liegt alles hinter mir: Darmkrebs, Op, Chemo mit Neutropenie. Jetzt möchte ich eine schöne Reise machen und danach ordentlich durchstarten und zurück in mein altes-neues Leben. Ich platze vor Energie und habe Lust aufs Leben. Sehr gern würde ich eine Reise machen, die ich immer schon machen wollte. Dieser Wunsch geht aber nicht so weit, dass ich mich in Gefahr begeben würde. Brasilien wäre mein Traum. Nicht zur WM, das interessiert mich nicht, sondern richtig schön Amazonas usw. Kann ich mir diesen Traum erfüllen??? Ich müsste eine Reihe von Impfungen vornehmen lassen. Wäre das verantwortungslos?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch zu der ganz offensichtlich erfolgreichen Darmkrebs-Therapie. Die Antwort ist sehr einfach: Sie können alles machen, worauf Sie Lust haben! Einer Reise nach Brasilien steht nichts im Wege. Für eventuelle Impfungen sollten Sie sich auf den Internetseiten, z. B. des Tropeninstituts Hamburg oder anderer Einrichtungen, erkundigen. Im Hinblick auf Ihre durchgemachte Krebserkrankung jedenfalls sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Gute Reise!

Chloris : Haben psychiatrische Medikamente Einfluss auf die Produktion weißer Blutkörperchen? Das ist nämlich bei meinem Bruder eingetreten, wobei ich nicht genau weiß, ob das wirklich miteinander zusammenhängt. Ich mache mir darüber Sorgen, denn er wird die Medikamente länger nehmen müssen. Kann man da anders gegensteuern?

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Ja, antipsychotische Medikamente können unter Umständen die Produktion weißer Blutkörperchen verlangsamen. Dies ist normalerweise jedoch nicht so schlimm, dass man ein Stimulationspräparat geben muss. Wenn jedoch gleichzeitig noch andere, ebenfalls das Knochenmark schwächende Medikamente gegeben werden, ist Wachsamkeit geboten. Zumindest sollte man dann in regelmäßigen Abständen die Zahl der weißen Blutkörperchen kontrollieren und bei einem zu starken Abfall ggf. Medikamente austauschen oder einen Wachstumsfaktor einsetzen.

DR. MED. FRIEDRICH OVERKAMP: Ich bedanke mich für die zahlreichen interessanten Fragen und die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde. Allen Teilnehmern wünsche ich nun noch einen schönen Abend!



Ende der Sprechstunde.


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