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Brustkrebs - Substanzverlust der Knochen durch Chemotherapie und Knochenmetastasen bei Brustkrebserkrankungen

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
(Mitinhaber und Gesellschafter)
Gynäkologischer Onkologe
Quadrat P7, 16-18
68161 Mannheim

Tel.: 0621/ 12 50 64 20
Fax: 0621/ 12 50 64 29

E-Mail: diel@cgg-mannheim.de

 

Schwerpunkte

Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie

Primäre Therapie des Brustkrebses
Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie

Osteoporoseprophylaxe
Beim Mammakarzinom
Postmenopausal


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PROTOKOLL

Brustkrebs - Substanzverlust der Knochen durch Chemotherapie und Knochenmetastasen bei Brustkrebserkrankungen

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir beginnen um 19 Uhr.

Giesela : Nach einer Brustkrebsoperation links, bursterhaltend in gesundem Gewebe operiert und ohne Lymphknotenbeteiligung, soll ich jetzt noch eine Chemotherapie bekommen. Die wiederum zieht eine Knochenschutztherapie nach sich, natürlich auch was gegen Übelkeit. Ich frage mich ernsthaft, ob das wirklich notwendig ist. Ob all das nicht mehr schadet, als dass es nützt. Woran macht man diese Folgebehandlungen fest? Was sind die Kriterien für diese Entscheidung?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Damit ich beurteilen kann, ob Sie tatsächlich eine Chemotherapie benötigen, bräuchte ich erheblich mehr Informationen. Es ist nicht nur der Lymphknotenstatus und die Tumorgröße, die für eine postoperative Chemotherapie relevant sind. Eine Knochenschutztherapie sollten Sie nur dann durchführen, wenn die Knochenmasse (Knochendichte) sich verringert. Ansonsten helfen Sport und Bewegung, calciumreiche Ernährung (Käse und anderes) und Vitamin D (1.000 Einheiten täglich).

Melcher : Brustkrebs mit Metastasen in Knochen und Lunge. Ist Xgeva nur zur Stärkung der Knochen gut, oder bekämpfen diese Injektionen auch die Metastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Xgeva schützt den Knochen vor weiterer Zerstörung, hat aber keine Wirkung auf andere Metastasen. Durch den Einsatz von Xgeva treten weniger Komplikationen (wie z. B. Knochenbrüche und Knochenschmerzen) auf. Das ist die Hauptwirkung von Xgeva.

Prianka : Bevor die Chemotherapie losgeht sollte ich meine Zähne sanieren lassen. Das hat man mir aber sehr spät gesagt und ich bin damit nicht fertig geworden. Geht das auch noch während der ersten drei Chemos? Bitte herzlich um Antwort Herr Prof. Diel.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Das kann im Prinzip nur Ihr Zahnarzt beantworten. Wenn keine gravierenden Eingriffe vorgenommen werden müssen, kann die Sanierung auch etwas später erfolgen.

Kathleen Rosner : Sehr geehrter Herr Prof. Diel, ich bin 45 Jahre. Nachfolgend vorab meine Diagnose: 17 mm Fibroadenom mit max. 10 mm DCIS, geringer Kern- malignitätsgrad ohne Komedonekrosen WHO Grad I. Das DCIS ist auf das Fibroadenom begrenzt. Sicherheitsabstand 1mm allseits im Gesunden. Umgebung Mammaparenchym mit einfacher Mastopathie. Auf meinen Wunsch Nachresektion Erhöhung um wenigstens 3mm. Hormonrezeptoren: Östrogenrezeptor, Progesteronrezeptor IRS= 12. Prozentsatz pos. Zellen: 4, Stärke der Farbreaktion: 3. Heute habe ich die 3. von insgesamt 28 Bestrahlungen. Meine Fragen zur weiteren Therapie: Tamoxifen ? wenn ja wie lange ? z.Zt. noch Mirena.. ziehen lassen ? welche Verhütung dann ? Kupferspirale, Gynefix, Sterilisation, Eierstöcke entfernen ? Ich würde gern einen Hormonstatus und den Tamoxifen-Test CYP2D6 machen ? Risiken! Mutter, Oma Schlaganfall. Vielen Dank für Ihre Antwort. Alles Gute. MfG Kathleen Rosner.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: So, wie ich das sehe, sind Sie nicht von einem richtigen Brustkrebs betroffen. Sie haben einen Vorstufenkrebs (DCIS). Dieser Tumor kann nicht metastasieren und wächst auch nicht in die Umgebung. In aller Regel reichen Operation und Bestrahlung völlig aus. Ich halte es nicht für sinnvoll, zusätzlich Tamoxifen zu schlucken, da dies nur Zweittumoren und Tumore auch in der anderen Brust verhindern hilft. Dafür müssen Sie sämtliche unerwünschte Wirkungen des Tamoxifen ertragen. Insofern entfällt auch der Hormonstatus und der Tamoxifentest. Die Mirena würde ich entfernen lassen, statt dessen eine Kuperspirale.

Jura : Die Verteilung mancher Krebserkrankung zwischen den Geschlechtern erscheint mir sehr unterschiedlich. Gibt es auch geschlechtsspezifische Schwerpunkte wie sich Chemotherapie auswirkt und wohin Metastasen gehen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die gibt es verständlicherweise beim Brustkrebs und beim Prostatakrebs nicht. Nach meinem Wissen gibt es keine geschlechtsspezifische Chemotherapie bei ein und demselben Tumor. Auch Männer, die extrem selten an Brustkrebs erkranken, werden nach den gleichen Prinzipien behandelt wie Frauen.

Jona : Ich selbst bin Hautärztin, aber mir fehlen Erfahrung und Wissen für die Erkrankung meiner Mutter. 67 Jahre, 6grav/5para, 1 Kind gestillt, Raucherin, Bluthochdruck. ED invasiv-ductales Mamma-ca 04/11, pT1c (1,7cm, insitu-Komponente von 2,3cm nachresiziert, G2, keine Gefäßinvasion, N1mic, 1 von 2 Sentinel-LK hatte eine Mikrometastase, übrige 13 LK tumorfrei, M0. ER 12/12, Prg 0/12, Her2/neu negativ. Ki-67 5%, Chemo gemäß S3-Leitlinien 3x FEC, 3x mit Taxan, dann Radio/Hormontherapie. Bietet diese Therapie auch ausreichend Schutz gegen Knochenmetastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Therapie, die Ihre Mutter erhalten hat, ist mit Sicherheit ausreichend. Es spielt keine Rolle dabei, ob es sich um die Verhinderung von Knochen- oder anderen Metastasen handelt. Wichtig für Ihre Mutter ist der Aspekt der Knochengesundheit. Hier könnte eine Knochendichtemessung sinnvoll sein.

Bültemeyer : Jetzt bin ich in dem Alter wo ich regelmäßig zur Brustkrebsvorsorge gehen sollte (war bisher einmal da), aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass die Brust keinen Schaden nimmt, wenn sie maximal zusammengepresst wird und darum herumgezogen wird um sie zu positionieren. Mir kann keiner erzählen, dass das gut ist. Der Ultraschall macht ja so was nicht. Bietet eine Ultraschalluntersuchung allein ohne Mammo ausreichend Schutz?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Medizinisch gesehen sind die Maßnahmen zur Mammographie nicht gefährlich. Es gibt aber zahlreiche Frauen, die die Mammographie nicht nur als unangenehm, sondern als extrem schmerzhaft erleben. Für diese Frauen ist die Sonographie durchaus eine Alternative. Man weiß allerdings, dass es Situationen gibt, bei denen die Mammographie die bessere Alternative darstellt (z. B. Mikrokalk). Ideal ist die Kombination aus beidem. Bei Patientinnen, die extrem schmerzempfindlich sind und bei denen eine Sonographie nicht als ausreichend erscheint, profitieren von einer Kernspinuntersuchung.

Suse-B : Leukozyten nach Chemo/Aromasin 2 Jahre nach Chemo-Ende (6 Zyklen) immer noch niedrig (ca. 3000), ist dies normal und was kann man dagegen tun? Laut Frauenarzt soll ich 5 Jahre lange Aromasin einnehmen. Ist das wirklich unvermeidlich? Über Knochenschutz wurde nichts gesagt. Das erscheint mir aber genauso wichtig. Wie vorgehen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir wissen aus zahlreichen Untersuchungen, dass es viele Patienten gibt, die nach einer Chemotherapie eine Verringerung der Leukozyten haben, wobei eine Zahl von 3.000 nicht gefährlich ist. Eine spezifische Therapie dagegen gibt es nicht, oftmals hilft abwarten. Zur Knochengesundheit lässt sich sagen, dass im Rahmen einer Chemotherapie oder antihormonellen Therapie die Messung der Knochendichte (DEXA) sinnvoll ist. Auch Ihnen kann man raten, knochengesund zu leben, d. h. Sport und Bewegung, calciumreiche Ernährung und Vitamin D.

Golinsky : Alle reden von der Gentechnik, aber die hat doch in Zusammenhang mit Krebs kaum etwas gebracht. Dagegen findet eine unglaubliche Entwicklung bei der Kenntnis über molekulare Mechanismen der Tumorentstehung statt. Gilt das auch für die Entwicklung von Metastasen? Wo ist denn da die Grenze, oder überschneiden sich diese beiden Bereich ab einem bestimmten Punkt?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wissenschaftlich gesehen gibt es natürlich Überschneidungen. Die Gentechnik im Rahmen der Therapie ist in der Tat noch nicht soweit entwickelt, wie wir uns das wünschen. Insofern muss man die nächsten Jahre abwarten. Leider sind die Mechanismen im Rahmen einer Metastasierung bis heute noch nicht gut erforscht. Das kann sich aber in den nächsten Jahren ändern. Bei Knochenmetastasen wissen wir, dass ein aktivierter Knochenstoffwechsel sich negativ auf die Knochenmetastasierung auswirken kann. Daher empfehlen wir, wie schon mehrfach gesagt, eine knochengesunde Lebensweise für unsere Patienten.

Andrea_Schlochter : wenn die Krebsoperation schon drei Jahre zurückliegt, macht es dann immer noch Sinn Mistel und Selen einzunehmen, TAM nehme ich sowieso,

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Bis heute gibt es keinen medizinischen Beweis, dass eine Therapie mit Mistel und Selen Ihre Prognose verbessert. Insofern überlasse ich das Ihrer Entscheidung, ob Sie diese beiden komplementärmedizinischen Maßnahmen nutzen wollen oder nicht. Es gibt aber keinen Hinweis, dass diese Therapie nach wenigen Jahren weniger effektiv ist als zuvor.

Carola_Yeti : Sehr geehrte Damen und Herren, im April dieses Jahres wurde bei mir BK festgestellt. Ich habe eine OP und 4 EC hinter mir, nun folgten die Bestrahlungen. Danach eventuell noch einmal Chemo (Taxol). Wurde brusterhaltend Operiert. Habe ich dadurch ein höheres Risiko auf Knochenkrebs? Wie sieht die Nachsorge aus, damit die guten Ergebnisse lange anhalten? Was fällt da alles rein? Oberbauchsono, CT, Szinti? In welchen Abständen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ob diese Therapie für Sie die richtige ist, kann ich anhand Ihrer spärlichen Aussagen nicht beurteilen. Insgesamt liegt die Heilungsrate für Brustkrebs bei ca. 80 %. D. h. Metastasen findet man nur bei den restlichen 20 %. Insofern gilt für Knochenkrebs (Metastasen), das Gleiche, was auch für andere Metastasen gilt. Welche Maßnahmen man im Rahmen der Nachsorge nutzen sollte, müssen Sie ausführlich mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Wenn Sie ein geringes Rückfallrisiko haben, würde ich eher für eine minimale Nachsorge plädieren und nicht für technische Untersuchungen.

Billi : Ich bin Jahrgang 1943 und hatte folgende Diagnose: MKarzinom re pT2pNo -045- MoLoVoG1RO, Stadium IIa. negativ HER2, stark pos ÖR und PR. OP war vor genau zwei Jahren. Ich nehme Tamoxifem 30mg. Meine Blutwerte haben sich verschlechtert. Die Bluttfette sind enorm gestiegen bei gleichbleibender Ernährung. Habe auch Gewichtsprobleme, die ich vorher nicht kannte. Warum muss ich überhaupt ein Medikament nehmen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ob Sie Tamoxifen nehmen müssen, lässt sich so schwer beurteilen. Bei einem Tumor, der nicht in die Lymphknoten metastasiert ist und einen G1-Status besitzt, erscheint mir das Rückfallrisiko nicht sehr hoch. Es ist von großer Wichtigkeit, dass Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über Ihr persönliches Metastasierungsrisiko sprechen. Soweit ich das beurteilen kann, ist bei Ihnen der Nutzen von Tamoxifen gering. Dies kann aber nur in einem ausführlichen Gespräch mit Ihrem Arzt beurteilt werden.

Piwi77 : Mein Freund hatte schon 8 Tumore, immer an anderen Stellen. Angefangen hat es mit Darmkrebs und dann im Becken. Er hatte schon verschiedene Chemos und soll jetzt demnächst Strahlen kriegen, aber es soll erst noch ein PET gemacht werden um vielleicht mal den Haupttumor zu finden. Jetzt besteht die Möglichkeit dass der ursprüngliche Tumor in der Brust war. Gibt es das überhaupt bei Männern? Ist er dadurch auch osteoporosegefährdet? Es wurde gesagt, der Zustand sei nicht altersgemäß - 54 Jahre. Das ist zwar das wesentlich kleinere Problem, aber auch dieses Problem bleibt und müsste vernünftig diagnostiziert werden. Ich mache den Ärzten da gar keinen Vorwurf, denn er selbst kümmert sich nicht genug darum. Männer haben doch einen ganz anderen Hormonspiegel. Wie ist das möglich?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn Ihr Freund einen Brustkrebs hat, gehört er zu den wenigen Fällen in Deutschland, bei denen das geschieht (nur 600 Neuerkrankungen). Die Behandlung des männlichen Mammakarzinoms ist identisch mit der bei Frauen. Ob Ihr Freund osteoporosegefährdet ist, hängt von seiner Knochendichte ab, die ich zu messen empfehle.

Lufti : Irgendwie kommt man an Taxol gar nicht vorbei. Warum bekommen das so viele Frauen? Gute Marketingnummer? Wie häufig werden Erkenntnisse revidiert, siehe Hormonersatztherapie? Was ist, wenn nun doch alles anders ist als die Wissenschaftler jahrelang gedacht? Finde es schwierig, wenn alle Fachleute sich auf ein einziges Medikament einigen. Wird dann nichts mehr hinterfragt?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Taxane, zu denen Taxol gehört, sind die Medikamente, die gegen Brustkrebserkrankungen am wirksamsten sind, deswegen werden sie auch häufig eingesetzt. Wann und ob eine Therapie mit Taxol sinnvoll ist, muss intensiv zwischen Arzt und Patientin diskutiert werden. Wir wissen (siehe Hormonersatztherapie), dass auch das medizinische Wissen im Fluss ist. Was heute als sinnvoll erscheint, kann morgen schon anders bewertet werden. Das betrifft andere Bereiche des Lebens auch (siehe Justiz oder Technik). Das sollte aber keine Zweifel hervorrufen, denn ich gehe davon aus, dass Sie einen guten Arzt haben, den Sie um Rat fragen können. Wenn nicht, dann wechseln Sie den Therapeuten.

Matraka : Wann ist der beste Zeitpunkt für den Beginn der Chemotherapie nach der Operation? Links Brust amputiert, 3 Lymphknoten betroffen. Muss man noch Vorbereitungen vor der Chemo treffen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir empfehlen den Beginn der Chemotherapie nach Operation ca. drei Wochen danach. Auch bis zu zwei Monaten nach Operation gilt eine Chemotherapie noch als rechtzeitig. Länger würde ich nicht warten. Bei drei befallenen Lymphknoten erscheint mir eine Chemotherapie prinzipiell angebracht.

Meret : meine Freundin hat Rezidiv mit drei Metastasen in der Leber. Da stellt sich natürlich die Frage, wo sind eventuell noch mehr? vielleicht in den Knochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn Ihre Freundin Lebermetastasen hat, sollte ebenfalls in den Knochen und in der Lunge nach Metastasen gefahndet werden. Welche Therapie im Falle Ihrer Freundin sinnvoll ist, lässt sich ohne mehr Informationen nicht beantworten. In dieser Situation ist ein Spezialist, der sich auch mit der lokalen Behandlung von Lebermetastasen (Operation, Laser oder Thermotherapie) auskennt, von Nutzen.

Jannik : Meine Frau bekommt die Chemo alle 14 Tage und ist sehr schwach. Bedeutet es einen gravierenden Nachteil, wenn sie um einen drei-wöchigen Abstand bitten würde? Oder wenigstens nur einmal.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Soweit ich das beurteilen kann, ist es durchaus sinnvoll bei gravierenden Nebenwirkungen das Chemotherapieintervall zu verlängern. Das hängt aber von vielen anderen Komponenten ab (Tumortyp, Tumorstadium, Metastasen etc.). Ich vermute, dass es nicht mit Nachteilen verbunden ist, wenn Ihre Frau die Therapie einmal oder auch mehrmals hinauszögert.

Daria52 : Meine Mutter Jahrgang 1945 hat fortgeschrittenen Brustkrebs mit Metastasen in Knochen und Leber. Sie hat zusätzlich zur Operation Chemo usw. bisher Bisphosphonate erhalten und soll jetzt umstellen auf Icksgeva. Da frage ich mich warum. Es ging ihr bisher gut. Eine Umgewöhnung muss ja nicht immer ein Vorteil sein, oder?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Nach der vorhandenen Studienlage profitiert Ihre Mutter von einem Wechsel von den Bisphosphonaten zu Xgeva. Dieses Medikament ist nicht nur wirksamer, es führt auch zu weniger unerwünschten Wirkungen und ist leichter anwendbar (Spritze unter die Haut). Es findet auch kein Umgewöhnungsprozess statt. Daher ist meine Empfehlung ein klares Ja zum Wechsel.

Leni : Man hat mich vorgewarnt, wir anstrengend eine Chemotherapie ist. Ich erlebe das aber ganz anders, bin total aufgedreht, fast überdreht sagt mein Mann. Ist das noch normal? Nach 5 Chemos machen mir nur die Knochen Probleme. Das sei nun wiederum nicht normal. Ich bin sehr irritiert. Leider weiß ich nicht welchen Mix ich become, weil ich diese Sprechstunde gerade gefunden habe und nicht mehr bei meinem Onkologen nachfragen konnte. Ich hatte Darmkrebs, aber der wurde erfolgreiche entfernt, ohne LK-Beteiligung.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich bin zwar "nur" Spezialist für Brustkrebserkrankungen, aber auch unter meinen Patientinnen sind 20 bis 30 %, die eine Chemotherapie sehr gut vertragen und kaum von Komplikationen geplagt sind. Oft gibt es Knochenschmerzen, weil man zur Verhinderung eines Abfalls der weißen Blutkörperchen Medikamente verabreicht, die zu Knochenschmerzen führen können. Möglicherweise ist das bei Ihnen auch die Ursache für diese unerwünschte Wirkung.

Hoyer : Ich bekomme ZOMETA. Leider habe ich Knochenmetastasen. Ich habe immer wieder, aber nicht durchgängig Knochenschmerzen. Die dauern wenige Tage nach der Chemo und sind dann wieder weg. Was bedeutet das? Kann man das ganz ausschalten?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Anwendung von Zometa kann hin und wieder zu Gelenkbeschwerden und leichter Temperaturerhöhung führen. Wenn das die Ursache Ihrer Beschwerden ist, würde ich zu einem Therapiewechsel von Zometa zu Xgeva raten. Mit diesem neuen Antikörper sind keine Knochen- oder Gelenkschmerzen verbunden. Wichtig wäre es aber, abzuklären, dass die Schmerzen nicht von Metastasen verursacht werden. Dann ist die Behandlung natürlich anders.

Kuckuck : Ärzte benutzen ja immer viele Fachbegriffe. Aber da gibt es einen den selbst ich verstehe. Da geht es um den Goldstandard, also die beste Behandlung, auf die sich Ärzte geeinigt haben. Was ist damit in Zusammenhang mit Knochenmetastasen. Besteht da auch Einigkeit zur Diagnose und Behandlung von Knochenmetastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Therapie von Knochenmetastasen kann außerordentlich schwierig sein, weil nur wenige Ärzte sich darauf verstehen, die richtige therapeutische Möglichkeit zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Gerade bei Knochenmetastasen sollten Sie sich einen Arzt aussuchen, der sich darauf versteht. Im Zweifelsfall sind Sie gerne dazu eingeladen, nach Mannheim in meine Praxis zu kommen.

Kills : Sind Knochenschmerzen während der Chemotherapie ein Hinweis auf irgend etwas? Ist das ein Warnzeichen für etwas? Muss ich meinem Arzt das sagen? Ich will ihm ja nicht mit jeder Kleinigkeit auf den Nerv gehen.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich empfehle Ihnen, die oben von mir gemachten Antworten durchzulesen. Es gibt Medikamente zur Erhöhung der weißen Blutkörperchen, die Knochenschmerzen verursachen können. Vielleicht ist auch das bei Ihnen der Fall. Das ist aber vorübergehend nicht schädlich, allerdings schmerzhaft.

Reddermann : Bei einer Szintigraphie ist eine Metastase im Kiefer bei mir entdeckt worden. Mir wurde gesagt, das sei ein sehr ungewöhnlicher Ort. Jetzt sollen mir im Unterkiefer alle Zähne gezogen werden. Meine eigentliche Krankheit ist Brustkrebs. Ich bin so entsetzt, kann das gar nicht beschreiben. Habe so gut wie keine Füllungen und bestens gepflegte Zähne. Herr Prof. Diel ist das eine übliche Maßnahme? Soll ich eine zweite Meinung einholen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: In der Tat sind echte Metastasen im Kieferknochen sehr selten. Bevor ich mir alle Zähne ziehen lassen würde, würde ich darauf bestehen, dass von einem Zahn-, Mund- und Kieferchirurgen eine Gewebeprobe entnommen wird. Ich wüsste auch nicht, worin die Therapie bestünde, wenn man alle Zähne zieht. In diesem Fall sollten Sie eine zweite Meinung einholen. Die Gewebebiopsie ist der Schlüssel zum Erfolg.

Isidora : Nach der Brustkrebsoperation bekam ich Bestrahlung, denn man hat meine Brust erhalten wollen. Aber die Entscheidung war falsch. Die Brust musste doch noch abgenommen werden und in Kürze beginnt meine Chemotherapie. Nichts mehr mit lokal begrenzt, es geht um alles. Ich verfluche den Tag, als mir jemand ins Ohr geflüstert hat, wir erhalten Ihre Brust. Hätte man das gleich radikal gemacht, hätte ich höchstwahrscheinlich nicht den Rückfall. Was passiert jetzt durch die Chemotherapie mit meinen Knochen? Das soll ja auch Auswirkungen haben.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn Ihre Brust jetzt nach einem lokalen Rückfall entfernt werden musste, ist das sehr bedauerlich. Wir wissen, dass in wenigen Fällen nach einer brusterhaltenden Therapie und nach Bestrahlung der Krebs in der gleichen Brust wiederkommt (ca. 5 % der Fälle). Aber auch in dieser Situation kann eine Behandlung zu dauerhafter Heilung führen.

Palmiri : Sind Knochen und Zähne nicht in der Substanz ähnlich? Es wurde gesagt, ich soll meine Weisheitszähne vor der Chemotherapie ziehen zu lassen. Ich bekomme Xgewa-Spritzen, wirken die nur positiv auf die Knochen oder auch auf die Zähne?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn Sie derzeit Xgeva wegen Knochenmetastasen erhalten, sollten Sie sich keinesfalls die Weisheitszähne ziehen lassen. Xgeva hat eine Wirkung auf den Knochen aber nicht auf die Zähne. Wir wissen allerdings, dass die Entfernung von Zähnen während einer Xgeva-Therapie zu erheblichen Problemen führen kann (sog. Kieferosteonekrosen).

Kummerfeld : Ich bin in der 6. Woche mit meiner Chemotherapie und leider mit dem Fahrrad gestürzt. Dabei habe ich mir den linken Unterarm angebrochen. Das stellt jetzt offenbar ein größeres zusätzliches Problem dar, weil es nicht so einfach wird, den Knochen zur Heilung zu bringen. Ich weiß, dass es unterschiedliche Medikament gibt, die als Knochenschutz während einer Chemo eingesetzt werden, hatte ich allerdings bisher nicht. Würde das auch helfen damit mein Arm schneller heilt?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es ist nicht typisch, während einer Chemotherapie einen Knochenschutz durchzuführen, es sei denn, Sie haben Knochenmetastasen. Da Ihr Knochen nur angebrochen ist, kann die Chemotherapie, vielleicht nach einer Unterbrechung weitergeführt werden. Es sei denn, es handelt sich um einen so genannten offenen Bruch.

Albinus : Kann eine dauerhafte Schmerztherapie auch die Knochen angreifen? Meine Mutter bekommt schwere Schmerzmittel. Da weiß ich, dass das die Leber und Nieren belasten kann. Aber wir haben keine Alternative. Nur was ist mit den Knochen, meine Mutter hat nämlich schon vorher eine beginnende Osteoporose?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Leider weiß ich nicht, warum Ihre Mutter eine Schmerztherapie bekommt. Die klassischen Schmerzmedikamente haben keine knochenschädigende Auswirkung, machen allerdings müde und verhindern regelmäßige Bewegung. Wenn Ihre Mutter bereits eine Osteoporose hat, muss sie von einem Spezialisten gesehen und behandelt werden. Mit einer entsprechenden Knochenschutztherapie kann auch die klassische Schmerztherapie weiter verabreicht werden.

Hüsing : Greift eine CHOP-Chemo die Knochen an?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die CHOP-Chemotherapie wird typischerweise nicht bei Brustkrebs durchgeführt. Insofern ruht mein Wissen nicht auf einem festem Fundament. Soweit ich weiß, ist die CHOP-Therapie nicht knochenschädigender, als andere Chemotherapien, es sei denn es werden Cortison-Präparate über einen längeren Zeitraum (als der der Chemotherapie) verabreicht.

Bichi : Mir hat keiner was gesagt, dass die Chemotherapie auch auf die Knochen geht. Das habe ich in einer SH-Gruppe erfahren, obwohl ich so was eigentlich ablehne, wo sich Leute zusammentun, die sich dauernd gegenseitig von ihren Krankheiten erzählten. Aber in diesem Fall war das sehr gut. Interessanterweise sprang mein Onkologe darauf gar nicht an. Fühlte er sich in seiner ärztlichen Ehre angegriffen? Soll ich das erneut thematisieren, oder trifft das bei meiner Chemoth. nicht zu? Grunderkrankung hormonabhängiger Burstkrebs.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch in Ihrem Fall ist es schwer, darüber zu urteilen, ob die Therapie knochenschädigend ist, da ich nicht weiß, was Sie erhalten. Eine Chemotherapie wirkt typischerweise bei jungen Frauen, knochenschädigend, weil durch die Medikamente die Eierstockfunktion ausgeschaltet wird. Der Östrogenmangel, der auch durch antihormonelle Medikamente ausgelöst werden kann, hat einen negativen Einfluss auf die Knochenbildung. Auch Ihnen rate ich, wie schon in vielen Antworten zuvor, zu einer knochengesunden Lebensweise (Sport, calciumreiche Ernährung, Vitamin D). Auch die Messung der Knochendichte könnte weiterhelfen.

Lola : Wie lange wirkt die Beeinträchtigung der Knochen durch die Chemotherapie hinterher noch nach?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Siehe die vorherige Antwort. D. h. wenn die Östrogenproduktion durch die Chemotherapie lahmgelegt ist, kann es zu einer Verringerung der Knochenmasse kommen.

Dominiki : Beeinträchtig eine Chemo wegen Brustkrebs auch die Bänder z.B. im Knie? Ich bin da voroperiert und hören von mehreren Seiten, dass die Chemo gerade solche Schwachstellen angreift.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Chemotherapie wirkt sich nicht speziell auf Sehnen und Bänder aus. Allerdings kann es zu einer Beeinträchtigung des Knochens und der Gelenke kommen. Insofern können auch Sehnen und Bänder mit betroffen sein.

Ingelore : Wegen Brustkrebs soll ich eine Chemotherapie machen. Nun habe ich gelesen, dass daraus dann gleich das nächste Problem entstehen kann, weil die Chemo den Herzmuskel beschädigen kann. Ich habe ohnehin ein angegriffenes Herz. Macht das dann trotzdem Sinn?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Einige wenige Medikamente können herzschädigend sein (die so genannten Antrazykline und der Antikörper Herceptin). Sollten eines dieser Medikamente bekommen, ist es unbedingt wichtig, zuvor abklären zu lassen, ob Ihr Herz diese Therapie verträgt. Ein erfahrener Kardiologe kann darüber Auskunft geben. Typischerweise wird zuvor ein Herzecho durchgeführt.

VCerbe : Als meine Mutter in die Wechseljahre kam hat ihr der Arzt Hormone verschrieben, damit sie keine Osteoporose bekommt. Das liegt jetzt 8 Jahre zurück. Wegen Brustkrebs, Op und gegenwärtig Chemo wurde ihr gesagt, dass sie aufgrund der langjährig eingenommenen Hormone keine Sorge um ihre Knochen haben müsste. Ich beobachte das alles mit großen Zweifeln. Zum einen denke ich, die Hormontherapie hat mit dazu beigetragen, dass sie überhaupt Brustkrebs bekommen hat und dann liegt das ja einige Jahre zurück, sodass die Wirkung auf die Knochen doch sicherlich nachgelassen hat. Ist sie da trotzdem noch im sicheren Bereich?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: In der Tat wissen wir, dass eine langjährige Hormontherapie die Häufigkeit von Brustkrebs geringfügig, aber signifikant, erhöht. Es ist allerdings nicht nachzuweisen, ob diese Konstellation bei Ihrer Mutter zu Brustkrebs geführt hat. Unabhängig davon muss Ihre Mutter auf eine knochengesunde Lebensweise achten (siehe oben). Ob die zuvor durchgeführte Hormontherapie mit einem langjährigen Knochenschutz einhergeht, ist nicht beurteilbar. Prinzipiell wissen wir, dass ein gesunder Knochen seltener von Knochenmetastasen betroffen ist.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich bedanke mich für die vielen interessanten Fragen und die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde und wünsche Ihnen nun allen eine angenehmen Abend!



Ende der Sprechstunde.


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