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Wie machen sich Knochenmetastasen bemerkbar?

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
(Mitinhaber und Gesellschafter)
Gynäkologischer Onkologe
Quadrat P7, 16-18
68161 Mannheim
 
Tel.: 0621/ 12 50 64 20
Fax: 0621/ 12 50 64 29
 
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Schwerpunkte
 
Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie
 
Primäre Therapie des Brustkrebses
Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie
 
Osteoporoseprophylaxe 
Beim Mammakarzinom
Postmenopausal
 
 
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PROTOKOLL

Wie machen sich Knochenmetastasen bemerkbar?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir beginnen um 19 Uhr.

Brincken : Was ist der erste Hinweis auf mögliche Kochenmetastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Das typische erste Symptom ist der Knochenschmerz. Es ist insbesondere bei Tumorerkrankungen wie dem Mammakarzinom und dem Prostatakarzinom wichtig, dass Schmerzen im Skelett auch nach vielen Jahren nach Ersterkrankung ernst genommen werden als Hinweis auf Knochenmetastasen. Manchmal ist auch ein erhöhter Tumormarker ein Hinweis auf Metastasen.

Meref : Mir wurde eine Strahlentherapie gegen Knochenmetastasen empfohlen. Ist das schonender, als eine Operation? Ich habe Angst, dass das Gewebe, was über dem Becken liegt, was ja gesundes Gewebe ist, also bis die Strahlen da hin kommen gleich mit zerstört wird.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Eine Strahlentherapie von Knochenmetastasen ist eine ausgezeichnete Therapie, insbesondere bei Knochenschmerzen. Die heutigen Methoden zur Strahlentherapie schonen in aller Regel die Umgebung und zerstören nur die Metastasen. Eine operative Entfernung von Metastasen ist in aller Regel der weitaus belastendere Eingriff und sollte Situationen vorbehalten sein, bei denen der Knochen droht zu brechen. Nur erfahrene Therapeuten können jeweils entscheiden, wann eine Operation oder wann eine Strahlentherapie notwendig ist.

Munich : Was ist eine Knochenmarkkarzinose?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Eine Knochenmarkkarzinose ist ein diffuser (d. h. nicht lokalisierter) Befall des Knochenmarks. Eine Knochenmarkkarzinose wird in aller Regel nicht durch Knochenschmerzen erkannt, sondern durch Veränderungen im Blutbild, z. B. durch einen nicht erklärbaren Abfall der roten und der weißen Blutkörperchen. Die Knochenmarkkarzinose hat einige Besonderheiten. Unter anderem kann das Knochenszintigramm negativ ausfallen. Zur Diagnose einer Knochenmarkkarzinose muss eine Punktion des Knochenmarks erfolgen. Die Therapie der Knochenmarkkarzinose besteht in aller Regel aus einer Chemotherapie.

urs_schweiz : In Deutschland gibt es etwas, das Xgeva oder Denosumab heißt. Was ist das für ein Medikament und wann muss es eingesetzt werden?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Denosumab ist ein Antikörper, der in aller Regel bei Knochenmetastasen als Basistherapie genutzt wird. Der Antikörper hemmt die Signale, die von der Metastase ausgehen und die knochenabbauenden Zellen aktivieren. Durch die konsequente Verabreichung, einer so genannten osteoprotektiven Therapie (Denosumab oder Bisphosphonate), werden typische Komplikationen im Gefolge von Knochenmetastasen verringert. Zu diesen Komplikationen zählen insbesondere Knochenbrüche und der Knochenschmerz. Denosumab ist nicht nur in Deutschland verfügbar, sondern in ganz Europa und den USA (und anderen Ländern).

doppeldeckerdackel : Wie sind die Nebenwirkungen von Denosumab im Vergleich zu Bisphosphonaten einzuschaetzen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Bisphosphonate und Denosumab haben zum Teil sehr ähnliche unerwünschte Wirkungen. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede. Denosumab ist typischerweise nicht nierengefährlich und ruft auch keine grippeähnlichen Beschwerden hervor. Beide Medikamentenklassen können aber zu Zerstörungen der Kieferknochen führen, insbesondere wenn in der Mundhöhle oder an den Zähnen Infektionen vorhanden sind. Durch die Therapie mit Denosumab kommt es etwas häufiger zu einem Abfall der Calciumwerte im Blut. Das führt nur sehr selten zu Symptomen, muss allerdings beobachtet werden. Die Einnahme von Calcium und Vitamin D verringert die Gefahr eines solchen Abfalls.

Aragon : Ich habe metastasierten Prostatakrebs und osteoplastischen Metastasen. Wie stehe ich damit da? Was kann ich zusätzlich zu den Standardtherapien OP und Chemo tun? Gibt es einen Unterschied in der Gefährlichkeit zwischen osteoplastischen zu osteolytischen Metastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Osteoblastische und osteolytische Metastasen werden in aller Regel mit den gleichen Knochenschutzpräparaten (siehe oben) behandelt. Osteolytische Metastasen sind etwas stärker bruchgefährdet. Osteoblastische Metastasen gehen zwar mit einem vermehrten Knochenanbau einher, die Struktur dieses Knochens ist aber untypisch. Daher ist auch bei osteoblastischen Metastasen eine Bruchgefahr gegeben. Knochenschmerzen sind für beide Knochenmetastasenarten typisch.

Vosen : Ich verfolge, wie die Forschung intensiv in Richtung Biomarker geht und man hat den Eindruck, dass sei ein Entscheidender Schlüssel für die Krebsbehandlung. Meine Frage: Gibt es auch Marker für Metastasen? Kann man die dann möglichweise weiter ausdifferenzieren in Richtung Organ- oder Knochenmetastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Leider weiß ich nicht, was Sie exakt unter Biomarkern verstehen. Wir wissen aber, dass es unterschiedliche Rezeptoren auf Tumorzellen gibt. Diese Rezeptoren weisen auf eine mögliche Therapie hin. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Primärtumor oder um Metastasen handelt. Es gibt auch so genannte Knochenmarker, die man bestimmen kann. Diese Marker zeigen aber nur an, ob der Knochenumbau gesteigert ist oder nicht. Zur Therapieauswahl im Alltag sind sie nur wenig geeignet.

Bibi Blocksberg : Nach BK mit G2 0M 0L und Grösse 1,6 cm bekamm ich 6xTAC und Bestrahlung und sollte eigentlich jun Tamoxifen nehmen. MeinKopf sagt mir, dass ich Gift schlucke, daher nehme ich kein Tamoxifen. Ich habe nun meine Ernährung komplett umgestellt, lasse hormonlastige Lebensmittel weg und versuche mich möglichst viel Zu bewegen. Ist dies aus Ihrer Sicht eine Alternative?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Leider kann ich aus den von Ihnen gemachten Angaben kein endgültiges Risikoprofil herauslesen. Da Sie aber 6 x TAC bekommen haben, nehme ich an, dass Sie eine relativ aggressive Tumorvariante in sich hatten. Wenn Sie vor den Wechseljahren sind, ist Tamoxifen eine gute Therapieoption. Wenn Sie es weglassen, sollte Ihr Arzt erklären können, inwieweit sich Ihr Risiko für ein späteres Wiederaufflackern der Erkrankung erhöht. Sport und eine gesunde Ernährung sind wichtige Aspekte der Therapie, ersetzen aber keine antihormonelle Behandlung. Sie sollten diesen Aspekt sehr intensiv mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin besprechen.

Torpedo : Macht eine Knochenschutztherapie in jedem Stadium Sinn, oder ist das ab einem bestimmten Punkt nur eine zusätzliche Belastung? Bei meinem Papa haben sich die Knochenmetastasen schon erheblich ausgebreitet. Er ist 61 Jahre alt und hat Prostatakrebs.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Knochenschutztherapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab ist eine Therapieform mit relativ wenig unerwünschten Wirkungen. Daher sollte diese Behandlung weitergeführt werden, insbesondere wenn sich die Knochenmetastasierung ausbreitet. Ich denke, dass dieses Behandlungsprinzip keine zusätzliche Belastung darstellt.

WIEN malako : Guten Abend, Herr Prof. Diel, ich bin ein niedergelassener Kollege in Österreich und wollte Sie als Spezialisten zur Indikation und Handhabung von Denosumab befragen. Ist die Verabreichung immer eine monatliche subkutane Injektion (120 mg) oder gibt es mittlerweile differenziertere Dosierungserkenntnisse?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Sehr geehrter Herr Kollege, Sie haben Recht. Die Behandlung von Knochenmetastasen mit Denosumab sollte monatlich mit einer Dosierung von 120 mg erfolgen. Es gibt bis heute keine klinischen Studien, die zeigen, dass eine Verringerung der Dosierung oder eine Verlängerung der Intervalle zu einer vergleichbaren Wirksamkeit führt. Daher rate ich, sich an den Zulassungstext zu halten.

Djelloud : Ich hatte Darmkrebs und bei der Operation sind mir fast 30cm Darm entfernt worden. Es gab auch schon 2 kleine Metastasen an der Hüfte. Die Chemo hat die ausradiert. Wie kann man jetzt vorbeugen, damit da keine neuen kommen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch bei Ihnen empfehle ich eine Dauertherapie mit osteoprotektiven Medikamenten. Das kann zwar nicht sicher eine weitere Metastasierung verhindern, führt aber möglicherweise zu einer Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und zu einer Verringerung der damit verbundenen Komplikationen.

Stolt : So weit ich weiß haben Knochen keine Nerven, warum können Knochen trotzdem so weh tun?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: In den letzten Jahren hat man sehr wohl erkannt, dass nicht nur in der Knochenhaut, sondern auch im Knochen selbst feine Nerven verlaufen. Das erklärt völlig problemlos die Entstehung von Knochenschmerzen.

Barga : Nützt Prolia noch was, wenn schon Knochenmetastasen das sind?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Prolia ist ebenfalls Denosumab, genau wie Xgeva. Nur wird Prolia zur Behandlung einer Osteoporose eingesetzt und nicht zur Behandlung von Metastasen. Der Unterschied zwischen beiden Therapeutika ist die Dosierung. Für Xgeva ist eine Dosierung von 120 mg pro Monat zugelassen. Für die Behandlung einer Osteoporose sind es zwei Mal 60 mg alle sechs Monate (die Jahresdosis für Prolia entspricht der Monatsdosis für Xgeva).

Nellie : Ich habe Lungenkrebs, hatte keine OP, aber eine Chemotherapie, die über fast 6 Monate ging. Die Chemo setzte sich aus verschiedenen Wirkstoffen zusammen. Leider konnte ich nicht immer alle drei Wirkstoffe bekommen, weil es mir zu schlecht ging. Jetzt habe ich Sorge, dass dadurch die Gefahr größer ist, Knochenmetastasen zu bekommen. Ich will mich nicht unnötig verrückt machen, oder ist das wirklich so?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Obwohl ich kein Spezialist für Lungenkrebs bin, vermute ich, dass es ähnlich wie bei Brustkrebs ist: Wenn die Dosierung manchmal verringert wurde oder die Behandlung verlangsamt, wird dadurch nicht prinzipiell das Risiko für Knochenmetastasen erhöht.

TimBack : Ich habe Prostatakrebs, operiert und bin in einer stabilen Phase. Ich weiß, dass nicht jeder schmerzende Knochen von Metastasen befallen sein muss. Zumal ich Knochenschmerzen kenne, weil ich eigentlich ein neues Hüftgelenk haben müsste, aber in der gegenwärtigen Situation traue ich mich nicht ran. Trotzdem ist für mich immer Alarm, wenn mir die Knochen in dem Bereich weh tun, weil die Schmerzen ausstrahlen in den ganzen Hüftbereich, Rücken und Leiste. Wie unterscheiden sich Knochenschmerzen von Schmerzen durch Metastasen davon?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Mein Ratschlag in Ihrer jetzigen Situation ist folgender: Lassen Sie bei sich ein Knochenszintigramm durchführen. Wenn keine Knochenmetastasen vorhanden sind, rate ich zu einem Hüftgelenksersatz. Dadurch wird die Gefahr einer Knochenmetastasierung nicht erhöht. Sie haben aber dadurch die Chance, dass die Gelenkbeschwerden verschwinden und Sie nicht andauernd von der Gefahr einer Knochenmetastasierung getrieben werden. Schmerzen durch Knochenmetastasen haben einen bohrenden Charakter und werden auch nicht besser, wenn man sitzt oder liegt. Trotz allem ist es schwer, zwischen Schmerzen vom Skelett oder von den Gelenken zu unterscheiden. Da hilft nur eine weitere diagnostische Abklärung.

Däni : Kann man was gegen die Schmerzen machen, die Knochenmetastasen verursachen? Es tut mir so leid, meine Mutter so leiden zu sehen.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Knochenschmerzen zu behandeln, ist oberste Priorität bei Metastasen. Zur Unterdrückung der Schmerzen stehen zahlreiche therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Die Kombination aus Strahlentherapie, Osteoprotektion (siehe oben) und klassischen Schmerzmedikamenten führt bei richtiger Anwendung bei den allermeisten Patienten zu einer normalen Lebensqualität und erträglichen Schmerzen. Ich behaupte, ohne den Fall genau zu kennen, dass Ihre Mutter nicht optimal betreut wird.

Robert : Wenn es um Studien geht, dann geht es meistens um zwei Gruppen. Eine Gruppe bekommt ein bestimmtes Medikament und die andere ein Scheinpräparat. Eigentlich ist so eine Teilnahme an einer Studie ja was sinnvolles, für einen selbst und für die Allgemeinheit sowieso. Aber der Gedanken gar kein Testmedikament zu erhalten hält mich davon ab. Nur in der Kontrollgruppe zu sein, sehe ich als reduzierte Chance und möchte mich nicht zur Verfügung stellen. Oder gibt es auch für die Kontrollgruppe einen Vorteil durch die Teilnahme?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Klinische Studien mit einem Scheinpräparat werden nur ganz selten durchgeführt. Insbesondere bei Tumorpatienten mit Metastasen ist es üblich, dass die Patienten kein Scheinpräparat bekommen, sondern die allgemein übliche Standardtherapie. Die andere Patientengruppe bekommt entweder ein weiteres Medikament zur Standardtherapie oder erhält eine innovative Behandlung, wenn das aus ethischen Gründen vertretbar ist.

Bauer1969 : Lassen sich Metastasen auch durch Marker oder ähnliche Tests finden?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: 50 % aller Metastasen gehen mit einer Erhöhung von so genannten Tumormarkern einher. D. h. bei 50 % aller Metastasen ist der Tumormarker normal. Das ist der Hauptgrund, warum Tumormarkerbestimmungen nicht von Leitlinien empfohlen werden. Tumormarker können bei allen Arten von Metastasen erhöht sein, erlauben aber keine Unterscheidung, ob es sich um Knochenmetastasen oder andere Metastasen handelt. Ich persönlich bin ein Freund von Tumormarkern, da deren Bestimmung nicht teuer ist und eben doch einige wenige Fälle mit einer frühen Metastasierung erkennt. Manchmal, aber nur selten, kann die Früherkennung zu einer konsequenten Behandlung weniger Metastasen beitragen und den Patienten zu einem Langzeitüberlebenden machen. In Ausnahmefällen ist auch eine Heilung vorstellbar.

Pure : Gibt es eine Leitlinie was gemacht werden muss um Knochenmetastasen zu vermeiden bei Lungenkrebs?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Kurze Frage, kurze Antwort: Die gibt es nicht.

Diener : Nackenschmerzen sollen ja ein Hinweis sein auf mögliche Absiedelungen im oberen Bereich der Wirbelsäule. Ich hatte vor 20 Jahren einen Auffahrunfall und ein HWS. Manchmal muckt das oben und ich kann nicht sagen warum. Andererseits will ich nichts auslassen, falls es sich um Metastasen handelt. Hatte Darmkrebs, aber eigentlich bin ich seit 4 Jahren und sieben Monaten durch damit. Gehen die Dinger eigentlich vom Darm in die Halsw.säule?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Knochenmetastasen in der Halswirbelsäule durch Darmkrebs sind selten. Falls Sie die Frage beunruhigt, ob die Schmerzen in der Halswirbelsäule von Metastasen herrühren, empfehle ich die Durchführung eines Knochenszintigramms bzw. einer normalen Röntgenaufnahme der Wirbelkörper des Halses. Metastasen, die Schmerzen bereiten, sind in aller Regel so groß, dass man sie auch auf einem gewöhnlichen Röntgenbild erkennen kann.

Kalle48 : Wie wirkungsvoll ist eine Strahlenbehandlung bei Knochenmetast.?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Strahlentherapie bei Knochenmetastasen ist außerordentlich wirksam. Erstens verringert diese Therapieform mögliche Knochenschmerzen, zweitens zerstören die Strahlen die Tumorzellen und drittens kann es nach einer Strahlenbehandlung eines zerstörten Knochens langfristig wieder zu einer Neubildung von Knochen führen (Rekalzifikation).

Grote : Gegen die Schmerzen ausgelöst durch Metastasen in den Knochen bekommt meine Mutter Medikamente. Sie beobachtet sich natürlich ständig selbst und ist über die eine oder andere Körperreaktion beunruhigt, aber eigentlich läuft es gut. Der Onkologe hat aber gesagt, sie solle die Sprache ihres Körpers lernen, um echte Warnzeichen von Falschmeldungen zu unterscheiden. Ein hoher Anspruch an eine 75jährige Frau. Was denken sich Ärzte bei solchen Sprüchen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Das sollten Sie vielleicht Ihren Onkologen fragen, was er damit meint. Ich würde mich nicht so ausdrücken.

Idealist : Es gibt so viele unterschiedliche bildgebende Verfahren um eine Krankheit festzustellen. Besteht da Einigkeit bei den unterschiedlichen Fachdisziplinen, welche Form der Diagnostik die beste ist, um mögliche Knochenmetastasen aufzuspüren?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Standardtherapie, um Knochenmetastasen aufzuspüren ist das Knochenszintigramm mit radioaktiven Substanzen in geringer Dosierung. Das Knochenszintigramm verweist aber nur auf Regionen im Skelett mit einer gesteigerten Knochenaktivität, wie sie bei Metastasen typisch ist. Die beste Methode, um Knochenmetastasen als solche zu erkennen, ist die Kernspinuntersuchung. Auch eine Computertomographie führt zu ähnlich guten Ergebnissen. Eine normale Röntgenaufnahme ist erst dann positiv, wenn ein Drittel des Knochens zerstört ist. D. h. dies ist keine geeignete Methode zur Früherkennung. Im Zweifelsfalle, doch solche Situationen sind selten, kann auch eine Gewebsprobe aus dem Knochen entnommen werden.

Nixe : Ich habe eine Frage zu meinen Zähnen. Ist das ähnliches Material, wie das, aus dem Knochen sind? Können Metastasen dadurch angezogen werden und sich in den Kieferknochen setzen? Diese Krankheit (Brustkrebs) ist so fatal und so gruselig in allen Details, dass ich das Gefühl habe, das wird immer schlimmer, je länger man damit zu tun hat.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zunächst ist das Material, aus dem Zähne sind, nicht identisch mit Knochen und Metastasen in den Kieferknochen sind selten bis sehr selten. Brustkrebs ist als Erkrankung keineswegs so fatal, wie Sie das empfinden. Immerhin werden 85 % aller betroffenen Patientinnen geheilt. Bei den verbliebenen 15 % ist die Erkrankung chronisch und kommt trotz intensiver Therapie immer wieder. Gerade in dieser fortgeschrittenen Situation ist es wichtig, gute Ärzte zu haben, damit die Lebensqualität optimal ist und die Krankheit keinen fatalen Verlauf nimmt.

City : Damit Tumore besser sichtbar werden bekommt man ja manchmal Kontrastmittel. Mein Bruder hat dadurch einen allergischen Schock bekommen. Wie kann man vorher herausfinden, ob ich auch so reagieren würde? Eigentlich sollte ich nämlich jetzt so eine Untersuchung bekommen, um diagnostische Sicherheit zu bekommen, wegen Metastasen. Ich habe/hatte verkapselten Prostatakrebs.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Allergische Reaktionen durch Kontrastmittel sind selten. Wenn jemand bekanntermaßen zu allergischen Reaktionen neigt, muss man extrem vorsichtig sein. Eine Untersuchung beim Allergologen mit Provokationstest kann hilfreich sein. Ansonsten empfehle ich, nur eine geringe Menge Kontrastmittel zu verabreichen und die Reaktion darauf abzuwarten.

Jule : Meine Mutter hatte schweres Überweicht (163cm/114kg), dann bekam sie Darmkrebs. Es folgte eine Operation da wurde gut die Hälfte vom Darm entfernt. Dann kam Chemo, die sie aber überhaupt nicht verträgt. Weil sie nichts essen kann ist sie jetzt wieder im Krankenhaus. Da hat man eine Metastase am Beckenknochen gefunden. Ihr Gewicht hat sich fast halbiert, klingt erst einmal gut, aber so geht es nicht weiter. Sie bekommt Astronautenkosten. Meine Frage ist, wie bekommt man sie wieder auf die Beine und wie verhindert man die Ausbreitung von Metastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Um Ihnen darauf eine vernünftige Antwort zu geben, müsste ich die komplette Krankengeschichte Ihrer Mutter kennen. Sollte sie nur eine Metastase am Beckenknochen haben, so kann man diese gut behandeln. Diese eine Metastase kann auch nicht den Gewichtsverlust erklären. Wenn Ihre Mutter so unter der Chemotherapie leidet, kann auch ein Abbruch dieser Behandlung sinnvoll sein, um die Lebensqualität Ihrer Mutter zu verbessern.

Liz : Nachdem jetzt auch noch Metastasen in den Knochen dazugekommen sind, hieß es anfangs, ich solle jede kleinste Irritation meinem Arzt melden. Das fand ich natürlich ein beruhigendes Angebot und ich fühlte mich nicht alleingelassen. Aber in der Realität geht das überhaupt nicht. Das habe ich ganz schnell gelernt. Wie findet man einen vernünftigen Mittelweg. Ich möchte nichts übersehen, aber ich habe jede Woche mehrfach irgendwelche Schmerzen und Veränderungen bei denen mein innerer Alarm anschlägt. Die meisten, davon ich ja selbst überzeugt, können durchaus auch psychisch bedingt sein. Vielleicht erwähne ich durch meine Zurückhaltung wichtige Veränderungen nicht. Am Ende hat mich der anfangs gut gemeinte Spruch kein Stück weiter gebracht.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Der Umgang mit der eigenen Erkrankung kann sehr schwierig sein und lässt sich nicht mit den Verhaltensweisen anderer Menschen vergleichen. Daher ist es wichtig, dass Sie einen Arzt haben, dem Sie vertrauen. Nicht jede kleine Veränderung muss kommuniziert werden. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Arzt grundlegende Veränderungen Ihrer Lebensqualität mitteilen. Insofern ist hier die Frage von Ihnen, wenn es denn eine war, nur schwer zu beantworten, auf jeden Fall per Internet.

Siegfried : Als Zufallsbefund wurde bei mir eine Hyperkalzemie festgestellt mit dem Hinweis, dass irgendwo Metastasen sitzen können. Seitdem bin ich ziemlich genervt. Mein PSA wert ist ganz unten, von daher kein Gefahrensignal. Soll ich der Sache weiter nachgehen? Was für Untersuchungen bringen Aufschluss?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich finde es bedauerlich, dass Ihr Arzt so wenig zur Abklärung dieses Befundes beiträgt! Zum Ausschluss einer Knochenmetastasierung empfehle ich ein Knochenszintigramm. Es gibt seltene Fälle, in denen wird die Hyperkalzemie durch den Primärtumor selbst hervorgerufen. Eine Hyperkalzemie kann auch eine "harmlose" Ursache haben, beispielsweise durch Veränderungen der Nebenschilddrüsen oder auch des Vitamin-D-Stoffwechsels. Alles das lässt sich ohne großen Aufwand herausfinden.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich bedanke mich für die vielen interessanten Fragen und die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde. Ihnen allen wünsche ich nun einen angenehmen Abend!

Heidtmann : Manchmal denke ich, die heutige Medizin kann zwar so viel, aber sie verursacht auch eine Menge Folgen, die vielleicht sogar vorhersehbar sind. Z.B. ist meinem Mann ein Stück Knochen aus der Hüfte entnommen worden. Kurze Zeit später hat man ihm empfohlen das Hüftgelenk gegen ein neues austauschen zu lassen. Leider kommt er damit nicht gut zurecht. Er hat Metastasen in der anderen Hüfte nach Prostatakrebs, die dadurch auch nicht belastbar ist. Es ist ein Teufelskreis. Was für eine Behandlung schlägt der Experte vor? Wir hätten so gern mal wieder ein wenig normalen Alltag.



Ende der Sprechstunde.


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