Hautkrebs: Das maligne Melanome – Schwarzer Hautkrebs


Leonie Bluhm
Fachärztin für Dermatologie
Hautkrebszentrum Buxtehude

PROTOKOLL

Hautkrebs: Das maligne Melanome – Schwarzer Hautkrebs

Moderator: Wir beginnen um 19 Uhr.

Prius: Gibt es einen Test, um Metastasen im Körper nach Melanom-OP auszuschließen?

Leonie Bluhm: Nein, einen wirklichen Test, um Metastasen im Körper auszuschließen, gibt es nicht. Es gibt jedoch einen Tumormarker, Protein S100, der aus dem Blut bestimmt wird und der bei den Nachsorgen als Verlaufsparameter herangezogen wird. Desweiteren haben wir die Möglichkeit, Metastasen mittels CT- und MRT-Untersuchungen im Rahmen der Nachsorgen auszuschließen.

Mela_Dörtelmann: Ist es möglich, dass mein Vater nach 10 Jahren Ruhe jetzt wieder ein Melanom hat? Hängt das dann mit dem ersten zusammen, oder ist das eine Neuerkrankung?

Leonie Bluhm: Ob es eine Neuerkrankung, also ein weiteres Melanom, ist oder ob es eine Absiedelung des ersten Melanoms vor 10 Jahren ist, kann der Histologe anhand der Gewebeprobe feststellen. Es könnte sowohl ein zweites weiteres Melanom sein, aber auch eine Spätmetastasierung ist nach 10 Jahren nicht gänzlich ausgeschlossen.

Oda: Was hat eine Immuntherapie mit Hautkrebs zu tun?

Leonie Bluhm: Die Immuntherapie hat mittlerweile einen ganz großen Stellenwert im Bereich der Hautkrebstherapie eingenommen. Sowohl im metastasierten Stadium, als auch im Rahmen von Studien in der adjuvanten, also vorsorglichen, Situation werden Immuntherapien beim Hautkrebs angewendet. Die am häufigsten angewendete Wirkstoffgruppe sind aktuell die PD-1-Inhibitoren. Immuntherapien werden nicht nur beim Melanom angewendet, sondern bereits bei vielen anderen Krebserkrankungen, wie Kopf-Hals-Tumoren, Lungenkarzinom oder Brustkrebs.

Ästhet: Meine Mutter hat eine dunkle Stelle auf der Haut, ausgefranste Ränder. Sieht alles schlecht aus, finde ich. Ich brauche Argumente, damit sie endlich zum Hautarzt geht. Offenbar ist ein wichtiges Beurteilungskriterium die Dicke beim Melanom. Die Stelle ist im Laufe der letzten Woche, vielleicht Monate „höher“ geworden. Was bedeutet das, was zieht der Arzt daraus für Erkenntnisse?

Leonie Bluhm: Das Aussehen eines Pigmentmals gibt auf den ersten Blick Aufschluss über die Dringlichkeit der Entfernung. In dem Moment, wo keine klare Begrenzung vorliegt, oder sich sogar eine knotige Erhebung zeigt, wären das wahrscheinlich Anzeichen, um das Pigmentmal herauszunehmen. Auch in dem Moment, wo sich über Wochen oder Monate Veränderungen darstellen, sollte man hellhörig werden. Ob es sich jedoch im Fall Ihrer Mutter tatsächlich um ein Melanom handelt, kann aufgrund der geschilderten Einzelheiten lediglich vom Hautarzt beurteilt werden und könnte sich auch in jedem Fall als etwas Gutartiges herausstellen. Von daher ist eine rasche Vorstellung beim Hautarzt sicherlich eine geeignete Maßnahme.

Justus: Kann man Hautkrebszellen im Blut nachweisen mit einem Biomarker?

Leonie Bluhm: Beim Melanom gibt es einen Tumormarker - das Protein S-100 - der in Form einer Blutentnahme vom Patienten bestimmt werden kann. Er ist als Verlaufsparameter nach diagnostiziertem malignen Melanom in der Nachsorge geeignet. Er ist jedoch ungeeignet, um eine Erstdiagnose vom Hautkrebs allein durch das Blut herbeizuführen.

Front: Bei mir geht die eigentliche Erkrankung leider weiter voran. Es sind Metastasen festgestellt worden in den Lymphknoten. Am Hals ist ein Wächterknoten betroffen. Meine eigene Recherche hat ergeben, dass es so eine Art Immunisierung gibt wenn der Hautkrebs schon fortgeschritten ist, wie bei mir. Frage ist nur, ob das noch weiter hilft? Mir wurde gesagt, ich sei in Stadium IV.

Leonie Bluhm: In dem Moment, wenn das Melanom bereits fortgeschritten ist, wie bei Ihnen in den Lymphknoten, ist eine Therapie in einem zertifizierten Zentrum sicher anzuraten. Eine Immuntherapie (Anti-PD-1) ist eine der Behandlungsmöglichkeiten. Desweiteren sollte unbedingt der B-RAF-Status aus Ihrem Tumorgewebe bestimmt werden, denn bei Positivität ergibt sich noch eine weitere Behandlungsoption. In der Regel ist jedoch im Stadium IV diese Mutationsanalyse Standard und wahrscheinlich auch bei Ihnen bereits erfolgt.

Mains: Unser Hausarzt hat mir empfohlen ca. 8 Wochen nach dem Urlaub meine Haut von einem Hautarzt anschauen zu lassen. Mir erscheint das unsinnig, denn es braucht doch Jahre, bis sich Hautkrebs bildet. Oder kann man nach so kurzer Zeit schon was in der Tendenz sehen?

Leonie Bluhm: Es kommt darauf an, wie lange das letzte Hautkrebs-Screening her ist. Alle ein bis zwei Jahre, oder bei sichtbarer Veränderung, ist es anzuraten, die Haut von einem Hautarzt untersuchen zu lassen. Gerade die hellen Hautkrebsarten sind eher langsam wachsend, jedoch Veränderungen in Pigmentmalen können tatsächlich innerhalb von Wochen passieren. Sollte also direkt vor dem Urlaub beim Hautarzt noch kein Haut-Screening gelaufen sein, so wäre es im Verlauf sicher zu empfehlen, unabhängig vom Urlaub.

Cookie: Wieso gibt die Form von einem Pigmentmal Rückschlüsse auf einen möglichen Krebs? Woran macht der Hautarzt das fest? Kann ich als Laie das auch erkennen?

Leonie Bluhm: Es gibt eine sogen. ABCD-Regel. A steht für Asymetrie, B für Begrenzung, C für Colour/Farbe und D für Durchmesser. All diese Merkmale geben dem Hautarzt Hinweise darauf, ob es sicherer wäre, ein Pigmentmal zu entfernen. Als Laie ist es am wichtigsten, am eigenen Körper eine Veränderung festzustellen, also sensibel auf die Haut zu blicken. In dem Moment, wo ein Muttermal neu entsteht, oder sich ein altes in Form und Farbe rasch verändert, wäre immer ein Besuch beim Hautarzt empfehlenswert.

Avatar: Ich, männlich, 47, gehe einmal jährlich zur Hautkrebsvorsorge, da ich sehr viele Pigmentmale habe. Seit meiner Kindheit wurden mir bereits rund 40 verdächtige Pigmentmale vorsichtshalber entfernt. In den allerhäufigsten Fällen ergab sich später durch die Histologie, dass die entfernten Pigmentmale harmlos waren. Aber in den vergangenen Jahren waren auch 4 Basaliome, also der sogenannte Weiße Hautkrebs, dabei. Das hat mich erschreckt! Wie gefährlich ist ein Basaliom?

Leonie Bluhm: Ein Basaliom gehört in die Gruppe des hellen Hautkrebs und ist hiervon der gutartigste Hauttumor. Basaliome streuen nie. Sie zerstören jedoch die Haut an Ort und Stelle, weshalb es immer wichtig ist, sie früh herauszunehmen. Basaliome entstehen ausschließlich durch eine UV-Belastung im Laufe des Lebens und die Patienten sollten täglich Lichtschutzfaktor 50 an allen Stellen auftragen, die der Sonne ausgesetzt sind, also Gesicht, Kopfhaut bei wenig Haar und Ohren, sowie Decolleté und Handrücken. Das ist die einzige Möglichkeit, die Entstehung weiterer Basalzellkarzinome zu verhindern.

Männe: Bei meinem Bruder ist ein Melanom in fortgeschrittenem Stadium festgestellt worden. Man sagt ja die Haut vergisst nichts. Das ist wohl so, denn wir waren als Kinder immer im Freibad und in den Sommerferien in Italien. An Sonnenschutzcreme kann ich mich nicht erinnern. Nun also schwarzer Hautkrebs und auch noch fortgeschritten. Ob das Ding gestreut hat, erfahren wir erst noch. Habe mir sofort selbst einen Termin beim Hautarzt besorgt, leider mit 2 Monaten Wartezeit. Er soll jetzt eine Spritzentherapie in das befallene Hautareal bekommen. Ich bin zwar nur Laie, aber für mich ist das eine lokale Therapie. Was ist, wenn es doch schon Metastasen gibt?

Leonie Bluhm: Sollten bereits Metastasen festgestellt werden, ist eine Spritzentherapie, die lokal erfolgt, in der Tat nicht mehr ausreichend. Sollte sich die Metastasierung auf ein begrenztes Areal beschränken, ist eine Spritzentherapie sicher eine gute Option. Dabei wird alle zwei Wochen ein modifiziertes Herpes-Virus in die Hautläsionen injiziert. Bei Fernmetastasen gäbe es andere Behandlungsoptionen, wie z.B. die Immuntherapie, die mittels Infusionen verabreicht wird, oder die zielgerichtete Therapie, wo Tabletten eingenommen werden. In Ihrem Fall, wenn Sie momentan kein auffälliges Pigmentmal bei sich bemerkt haben, ist der Zeitraum von zwei Monaten bis zu Ihrer eigenen Hautarzt-Vorstellung sicher ausreichend.

Rico 54: Kann ich sicher sein, dass eine bösartige Veränderung bei einem meiner Leberflecke im Rahmen meiner jährlichen Hautkrebsvorsorge-Untersuchung in jedem Fall rechtzeitig erkannt werden wird?

Leonie Bluhm: Ich denke, in dem Moment, wo Sie sich beim Haut-Facharzt vorstellen, können Sie sicher sein, dass auffällig Pigmentmale sowohl rechtzeitig erkannt, als auch frühzeitig herausgenommen werden. Ein wichtiger Faktor ist auch hier die regelmäßige Selbstuntersuchung, denn sollte Ihnen während des Jahres eine Veränderung an einem Pigmentmal auffallen (Form oder Farbe), so ist sicherlich eine frühzeitige oder zwischenzeitliche Vorstellung beim Hautarzt empfohlen. Gerade für Stellen, die man selbst schlecht beurteilen kann, wie Rücken, Gesäß oder Kopfhaut, ist eine Mituntersuchung von einem Familienangehörigen sinnvoll.

Atweller: Ich hatte vor 10 Jahren ein Melanom und bin durch die ganze Therapieschiene. War schrecklich, aber ich war dankbar. Jetzt habe ich Metastasen. Völlig unerwartet. Mein Hautarzt sagte das seien sogen. „Spätmetastasen“. Könnte Frau Dr. Bluhm mir sagen, ob dadurch eine bessere oder schlechtere Prognose besteht und mit welcher Therapie die größten Erfolge erzielt werden? Vielen Dank.

Leonie Bluhm: Eine Spätmetastasierung gibt leider keinen Hinweis für eine bessere oder schlechtere Prognose. Ein trotzdem wichtiger Faktor ist zu wissen, dass in den letzten fünf Jahren hochpotente neue Wirkmechanismen erforscht wurden, von denen man vor zehn Jahren nicht hätte profitieren können. Mittlerweile gibt es hochwirksame Immuntherapien, die in der Kombination einer Ansprechrate von ca. 60% aufweisen. Aber auch die zielgerichteten Therapien mit B-RAF und Mek-Inhibitoren sind sehr wirksam. In einem zertifizierten Haut-Tumorzentrum werden mit Ihnen die besten Therapie-Optionen besprochen werden.

Katharina: Wenn ein Melanom infiltriert ist, heißt das, es hat bereits gestreut?

Leonie Bluhm: Ein Melanom als primärer Hauttumor ist nicht infiltriert. Es können aber die Lymphknoten der ableitenden Lymphbahnen vom Melanom infiltriert sein. Dieses würde in Form einer Wächterlymphknoten-Entnahme untersucht werden. Das gäbe dann Hinweise darauf, ob das Melanom bereits gestreut hat. Sollte der Wächterlymphknoten tatsächlich betroffen sein, würde man mit dem Patienten besprechen, ob an der jeweiligen Lymphknoten-Station noch weitere Lymphknoten herausgenommen werden sollten. Das ist jedoch nur bei ca. 20% der Wächterlymphnoten-Entfernungen der Fall.

Neuschwanstein: Wodurch unterscheidet sich schwarzer Hautkrebs von weißem Hautkrebs?

Leonie Bluhm: Der schwarze Hautkrebs, also das maligne Melanom, unterscheidet sich vom weißen Hautkrebs, also dem Basalzell- und Plattenepithelkarzinom in erster Linie dadurch, dass er in Organe streuen kann. In ca. 10% aller Melanom-Erkrankungen findet in Abhängigkeit mit der Tumordicke und der jeweiligen Fortgeschrittenheit der Erkrankung bei Erstdiagnose eine Streuung in die Lymphknoten, oder sogar in entfernte Organe statt. Beim hellen Hautkrebs hat lediglich das Plattenepithelkarzinom das Potenzial zur Streuung, welches hier jedoch deutlich seltener auftritt. Bei der Diagnose eines schwarzen Hautkrebses wird in der Regel eine engmaschige, dreimonatige Nachsorge in den ersten drei Jahren angeboten. Beim hellen Hautkrebs sind diese Intervalle häufig länger. Wenn man die Häufigkeiten betrachtet, so ist das Melanom mit ca. 20.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland viel seltener, gegenüber dem Auftreten von 170.000 Basalzellkarzinomen pro Jahr, oder ca. 75.000 Plattenepithelkarzinomen pro Jahr. Somit überwiegt der helle Hautkrebs zahlenmäßig gegenüber dem malignen Melanom.

Eva: Womit kann man Krebs bekämpfen, der durch Viren ausgelöst wurde?

Leonie Bluhm: Bei den Hautkrebsarten ist der einzige Krebs, der in einigen Fällen durch ein Virus ausgelöst wurde, das Merkelzellkarzinom. Dieser ist jedoch ein sehr seltener Krebs und das Virus, das ihn auslöst, ist das Merkelzell-Polyoma-Virus. Bei diesem seltenen Hautkrebs steht auch die komplette chirurgische Entfernung im Vordergrund. Sollte es bereits zu einer Streuung gekommen sein, so stehen verschiedene Chemotherapien zur Verfügung. Es wird zum Ende des Jahres aber auch ein PD-1-Antikörper zur Therapie zugelassen werden.

Barbara: Alle bildgebende Diagnostik ist bisher negativ beimir. Beunruhigend ist allerding, dass die Tumormarker rasant gestiegen sind - in weniger als 10 Tagen. Ist Hinweis auf was? Wie muss das bewertet werden?

Leonie Bluhm: Schwankungen des Tumormarkers kommen im Rahmen der Nachsorgen häufig vor und längst nicht immer ist eine Metastasierung der Grund dafür. Der Tumormarker ist sehr sensibel und wenig spezifisch, deutet also nicht ausschließlich auf Geschehnisse, die das Melanom betreffen, hin. Auch spezielle Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin H) oder kleine Ereignisse im Kopf, wie kurze Minderdurchblutungen, die der Patient selbst meist nicht merkt, führen zu Schwankungen bei der Abnahme des Tumormarkers. Ich würde sämtliche Nahrungsergänzungsmittel pausieren und eine Kontrolle in zwei Wochen empfehlen. Sollte dann immer noch eine steigende Tendenz vorliegen, so würden wir bei uns im Zentrum die Bildgebung wiederholen.

Raczkow: Kann man eine feingewebliche Untersuchung machen und einen grundsätzlichen Hautstatus/Belastung daraus ablesen? Oder ist das dann immer nur punktuell möglich?

Leonie Bluhm: Ja, in der Tat gibt eine Gewebeprobe immer nur punktuellen Aufschluß über veränderte Zellen in der Haut. Einen kompletten Blick auf die Haut und mögliche Risikofaktoren und hohe UV-Belastungen kann nur der Hautarzt im Rahmen des regelmäßigen Hautkrebs-Screenings einschätzen. Grundsätzlich kann man sagen, dass je höher die lebenslange UV-Belastung war (arbeiten im Freien, Hobbies wie Segeln oder Golfen), die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, in höherem Alter anfällig für die Entstehung eines hellen Hautkrebses zu sein.

rialto77: Was ist das für eine Injektionstherapie gegen Hautkrebs. Was macht das Medikament Imlygic Virus?

Leonie Bluhm: Imlygic (T-Vec) ist ein modifiziertes Herpes simplex Virus, welches in Hautmetastasen oder zugängliche Lymphknotenmetastasen alle zwei Wochen injiziert wird. Es hat eine erwartete Ansprechrate zwischen 20% - 30% und sogar in Einzelfällen ein systemisches Mitansprechen. Es ist also eine gute Therapieoption in dem Moment, wo lokalisiert Haut- oder Lymphknotenmetastasen aufgetreten sind, es jedoch im Optimalfall noch nicht in weitere Organe gestreut hat.

Helmut_Stegler: Entsteht Hautkrebs ausschließlich durch Sonne?

Leonie Bluhm: Der helle Hautkrebs, also Basalzell- und Plattenepithelkarzinome, entstehen ausschließlich durch die kumulative UV-Belastung, also die UV-Belastung oder Sonne, die der Patienten über das ganze Leben angesammelt hat. Bei schwarzen Hautkrebs hingegen gibt es eine Gruppe, die an sonnenbestrahlten Arealen auftritt, wie Gesicht oder Arme und Beine. Jedoch gibt es eine zweite Gruppe, wo Melanome an unbeschienenen Arealen auftreten, wie z.B. Kopfhaut, Pofalte, Fußsohle, oder sogar an den Schleimhäuten. Von daher sollten auch Veränderungen an Stellen, die nicht der Sonne ausgesetzt sind, sensibel betrachtet werden und ggf. dem Hautarzt gezeigt werden.

Hacker: Ich habe mehrfach gelesen, dass Viren Krebs auslösen können. Wo infiziert man sich, wie verhindern?

Leonie Bluhm: Der Krebs, den sie wahrscheinlich meinen ist am Gebärmutterhals oder beim Mann am Penis lokalisiert, und zwar in dem Fall ausgelöst durch Papillom-Viren. Der Gynäkologe schließt Veränderungen durch regelmäßige Abstriche aus und mittlerweile gibt es sogar eine Impfung dafür, die Teenagern vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen wird. Sollten also Männer Hautveränderungen am Geschlechtsorgan feststellen, so würde beim Hautarzt oder Urologen eine Hautprobe entnommen werden. Man infiziert sich also in erster Linie beim Geschlechtsverkehr und könnte sich entsprechend mit Kondomen schützen.

Peter12: Wenn Hautkrebs schon öfter in der Familie aufgetreten ist, kann das dann erblich sein? Ab welchem Alter bekommt man das dann? Ich bin 26.

Leonie Bluhm: Hier muss man dringend unterscheiden zwischen dem hellen und dem dunklen Hautkrebs. Der helle Hautkrebs, der ausschließlich durch Sonne/UV-Belastung ausgelöst wird, ist nicht vererblich. Wohingegen beim schwarzen Hautkrebs in seltenen Fällen bereits eine familiäre Häufung gesehen wurde. Den hellen Hautkrebs bekommt man meistens im höheren Lebensalter. Der schwarze Hautkrebs ist selten, aber auch junge Menschen um die 20 Jahre könnten betroffen sein. Sollte es sich in Ihrer Familie um eine Häufung des schwarzen Hautkrebses handeln, so sind sicherlich jährliche Hautuntersuchungen anzuraten, auch bereits mit 26.

Tasso_Brenke: Stimmt es, dass schwarzer Hautkrebs optisch auch wieder verschwinden kann bevor er diagnostiziert wurde und dann in der Zeit schon Metastasen gebildet hat?

Leonie Bluhm: Ja, in seltenen Fällen hat der Körper das vermeintliche Melanom bereits wieder - "abgeräumt". D.h., dass das Immunsystem durch eine Immunreaktion das Melanom abgebaut hat, es aber vorher schon Melanomzellen in die Blutbahn abgegeben hat und somit begonnen hat, zu streuen. Das ist insgesamt sehr selten, aber es gibt immer wieder Fälle, wo sich Metastasen zeigen, aber kein primärer Hautkrebs mehr am Körper entdeckt werden kann.

Raihana_Taheri: Kann man Hautkrebs mit Laser abtragen? Könnte mir vorstellen, dass die Wundfläche dadurch kleiner ist und alles schneller heilt.

Leonie Bluhm: Bei der Laserbehandlung wird die Haut physikalisch durch die Hitze stark verändert. Den schwarzen Hautkrebs sollte man deshalb möglichst nicht mit Laser abtragen, da er so keiner feingeweblichen Untersuchung mehr zugänglich ist und somit keine Aussage über eine mögliche Tumordicke und Tiefenausdehnung getroffen werden kann. Wohingegen bei frühen Formen des hellen Hautkrebses, z.B. bei aktinischen Keratosen manchmal eine Laserbehandlung angeraten wird. Aber auch hier sollte vorher eine Gewebeprobe entnommen werden.

Aiblinger: Bei meiner Mutter steht ein Nachschnitt an, wegen der Lymphknoten. Wie viele Zellen sind dann bereits im Körper unterwegs?

Leonie Bluhm: Diese Frage kann man leider nicht ohne weiteres beantworten. Der Lymphknoten an sich ist ein Filterorgan, welcher die vorhandenen Krebszellen erstmal umkapselt. Erst im Verlauf werden diese an die Blutbahn abgegeben. Von daher kann man nicht exakt sagen, ob eine Streuung bereits im Blut stattgefunden hat und es wird sicher bei Ihrer Mutter auf eine engmaschige, dreimonatige Nachsorge hinauslaufen, bei der auch CT- und MRT-Untersuchungen stattfinden, um eine Metastasierung im Verlauf auszuschließen.



Ende der Sprechstunde.


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