Prostatakrebs – alle Behandlungsmöglichkeiten nutzen

Urologikum Hamburg MVZ
Dr. med. Rolf Eichenauer
Ärztlicher Leiter Urologikum Hamburg MVZ
Harksheider Strasse 3
22399 Hamburg

Telefon 040 6921440
Fax       040 69214429

praxis@urodoc-hamburg.de
www.urologikum-hamburg.de

Zertifizierung „Qualitätsmanagement nach den Richtlinien des „VUHH“
Entsprechend der Richtlinien GBA

12. Mai 2010 Zertifizierung in Kooperation mit dem Marienkrankenhaus Hamburg
als Prostatakrebszentrum der  DKG
Kooperationspartner des Universitären Cancer Center Hamburg
UCCH
 

Schwerpunkte Uroonkologie

• Medikamentöse Prostatakarzinomtherapie incl. der Chemotherapie
• Harnblasenkarzinom Minimalinvasive Therapien und Instillations-
• Therapie, Neoadjuvante und adjuvante Chemotherapie
• Betreuung im Rahmen klinischer Studienprotokolle
 

 Urologische Operationen
• endourologischer Einriffe, z. B. zur Therapie von Steinen oder Tumoren
an Blase, Prostata, Niere oder Harnleiter incl. der Laserchirurgie
und der Stoßwellenzertrümmerung (ESWL).
 

Diagnostik

• Alle aktuellen Diagnostischen Verfahren
 

Weitere Schwerpunkte

• Blasenentleerungsstörungen, Erektionsstörungen, Kinderwunsch,
• Prostataerkrankungen

PROTOKOLL

Prostatakrebs – alle Behandlungsmöglichkeiten nutzen

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Wir beginnen um 19 Uhr.

DR. MED. ROLF EICHENAUER:

Ich begrüße Sie zu der heutigen Sprechstunde mit vielen interessanten Fragen und hoffe, dass ich diese weiterführend beantworten kann. Vielen Dank auch an die Moderatoren für die Zusammenstellung der Fragen.

Pöpleu: Habe eine BPH. Der PSA-Wert ist leicht erhöht. Kann ich darauf vertrauen, dass die Diagnose stimmt und es sich wirklich nicht um Krebs handelt?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Darauf vertrauen kann man so natürlich nicht, aber dafür gibt es Urologen, die sich mittels Ultraschall, Tastbefund und ggf. einem Kontroll-PSA-Wert um diese Frage kümmern und die im Verlauf eine Beantwortung der Frage ermöglichen. Ein einzelner erhöhter Wert ist nicht gleich der Hinweis auf einen Prostatakrebs, da gibt es viele Erkrankungen, wie Entzündungen und Vergrößerungen der Prostata. Aber, es sollte bei ansteigendem PSA auf jeden Fall abgeklärt werden.

Gerloff: Gibt es schon Erkenntnisse durch die PREFERE-Studie?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Ja. Das sind vorläufige Erkenntnisse. Die Haupterkenntnis ist, dass zu wenige Urologen mitmachen und zu wenige Patienten eingebracht werden. Deshalb kann man natürlich noch keine Ergebnisse veröffentlichen.

Özer: Bisher war die Hormontherapie gut wirksam? Jetzt ist der Punkt erreicht, wo der Krebs wieder gekommen ist. Hätte man die nachlassende Wirkung nicht auch früher merken können, bevor der Krebs wieder konkret wurde?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Leider ist bei einem Prostatakrebs vorauszusehen, dass die Hormontherapie irgendwann nicht mehr wirkt, da die Zellen lernfähig sind. Inwieweit die nachlassende Wirkung durch Metastasen oder andere Probleme bestätigt werden, sollte natürlich durch Bildgebung oder andere Untersuchungen zunächst weiter verfolgt werden. Inwieweit dann eine Veränderung der Therapie eingeleitet werden muss, sollte durch den Sie begleitenden Urologen festgelegt werden. Fakt ist jedoch, dass die nachlassende Wirkung sich sehr unterschiedlich darstellt und man dann patientenabhängig reagieren muss.

Zweifler: Zentral geht es darum der Krankheit Einhalt zu gebieten, oder sie zu verlangsamen. Ich stehe unter dem Eindruck, dass es da bestimmte Glaubensrichtungen unter den Experten gibt. In meinem Umfeld wird bestrahlt, aber wirklich aufhalten können die Strahlen den Krebs nicht. Ein anderer Freund ist ständig in Chemotherapien. Gibt es einen allgemeinen Konsens für den goldenen Weg?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Den goldenen Weg gibt es nicht. Es gibt Leitlinien, die man auch befolgen sollte und viele unterschiedliche Erfahrungen, die die Therapie teilweise auch von Therapeut zu Therapeut prägen. Häufig sind auch kombinierte Therapien erforderlich. Strahlen alleine werden einen metastasierten Krebs nicht heilen. Da sind dann weiterführende Hormon- oder Chemotherapien angezeigt. Zu Glaubensrichtungen muss man aber sagen, Glauben alleine wird heute durch viele Studien im Prinzip nicht erforderlich sein, sondern es gibt hier klare Vorgaben.

Kulle: Wie ist es aus Sicht eines Arztes, wenn Patienten bis ins Detail einbezogen werden in die Entscheidung? Ich gehe davon aus, dass das notwendige Prozesse unnötig verlängert? In wieweit hat Art und Persönlichkeit innerhalb eines solchen gemeinsamen Treffens Einfluss auf die Therapieentscheidung?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Hier kann ich nur persönlich antworten. Ich sehe es als dringend und absolut erforderlich, den Patienten - bis auf ganz wenige Ausnahmen - mit einzubeziehen und auch die Vor- und Nachteile einer Therapie detailliert zu berichten. Die meisten Patienten sind auch mit dieser Vorgehensweise absolut einverstanden und sehr zufrieden, über auch negative Auswirkungen, Bescheid zu wissen. Dann können sie das auch besser verarbeiten.

Heitmann: Verliert die Pathologie durch die neuen Möglichkeiten wie Bio-Marker ihre Bedeutung bei der Bestimmung von Tumoren, oder wird sie dadurch sogar gestärkt? Mir erscheint wichtig, dass alle unterschiedlichen Disziplinen immer gut im Training bleiben, weil man nur so, das große Ganze voranbringt.

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Der zweite Teil ist richtig, sie wird dadurch gestärkt. Durch Biomarker bzw. neue Marker gibt es in Zukunft die Möglichkeiten, einzelne Therapien auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und dementsprechend kann man auch da vollkommen Ihrer Darstellung folgen, dass die Pathologen insbesondere sich den neuen Strukturen öffnen müssen und auch dort Leitlinien eingegeben werden, die auch die Pathologie durchsichtig für alle macht. Es gibt leider zwischen den Pathologen eine relativ große Unterschiedlichkeit in der Auswirkung von histologischen Präparaten (da geht es schon los), aber mit den neuen Markern könnte man dort eine Verbesserung der Aussage erreichen.

Nad87: Hallo, bei meinem Vater wurde Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Lymphknoten sind befallen, die Knochen noch nicht. Mein Vater hat in dem Tumor noch einen Tumor sitzen, der sehr aggressiv ist. Welche Behandlungsmethoden scheint hier die richtige zu sein? Hatten Sie selbst schon mal so einen Fall?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Zunächst, wir haben solche Fälle häufiger (das ist unser Leben). Es gibt da sehr wohl auch Standardtherapeutika, wie z. B. eine Chemotherapie. Nur, da ist der Einzelfall letztendlich nicht durch mich zu bewerten, sondern da sollen alle Untersuchungen, wie Histologie, Alter des Patienten, andere Erkrankungen, integriert und zusammengefasst werden, so dass man dann zu einer Antwort kommt. Das wird der behandelnde Urologe sicher übernehmen. Hier ist zwischen Chemotherapie und neuen Hormontherapeutika möglicherweise zu wählen, aber auch operative Möglichkeiten sind da sehr wohl noch möglich, abhängig von dem Zustand Ihres Vaters.

Dieter: Was bedeutet es, wenn der nächste Schritt die antihormonelle Therapie ist. Was ist damit gemeint? Wirkt das bisherige also nicht mehr?

DR. MED. ROLF EICHENAUER:
Es gibt LHRH-Therapien. Diese LHRH-Therapien können durch andere Hormone zusätzlich zu einer Unterdrückung des Prostatakrebses führen. Da gibt es noch das Bicalutamid, welches aber in seiner Wirksamkeit nicht mehr eindeutig gewertet wird. Deswegen gibt es heute nach dieser primären Hormontherapie eher den Einsatz von Abirateron oder Enzalutamid (das sind sehr potente Hormonunterdrücker), möglicherweise aber auch heute schon gleich eine Chemotherapie, weil in Studien nachgewiesen wurde, dass die Therapie mit einem Chemotherapeutikum bei bestimmten Voraussetzungen wirksamer ist. Ja, die anfangs eingesetzte Hormontherapie lässt in der Wirksamkeit nach.

REIKHARDT: Wie ist der zeitliche Prozess? Erst Hormontherapie, dann antihormonelle Therapie und später bei Hormonresistenz dann wieder etwas anderes? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Falsch verstanden! Eine Hormontherapie wird heute üblicherweise nicht mehr durchgeführt (historisch gab man weibliche Hormone). Insofern gibt man primär eine antihormonelle Therapie (das Testosteron wird unterdrückt) und diese Wirksamkeit dauert üblicherweise schon länger, manchmal sogar über Jahrzehnte. Es kommt aber häufig dann zu einer Kastrationsresistenz (Testosteronunterdrückung gelingt mit den Hormonen nicht mehr) und nun muss eine andere Therapie eingesetzt werden.

Ahrens7: Mein Vater hat schon „mehrere Runden“ mit Bestrahlung und Chemo hinter sich. Jetzt gehen wir in die nächste Stufe. Wir wussten dass das kommt, aber wenn es da ist, ist es dennoch ein Schock. Wie lange wirkt jetzt die antihormonelle Therapie?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Das kann man schwer einschätzen. Da die Hormontherapie nach einer Chemotherapie sehr wohl auch wirksam sein kann, gibt es hier sehr wohl auch längere Zeiträume, die wir auch überschauen nach einer Chemotherapie mit Hormonblockung. Aber, es gibt leider auch sehr schnell fortschreitende Krebse.

Drewes: Vor zwei Jahren hatte ich eine Prostata-Totaloperation. Der Tumor war noch innerhalb der Kapsel und fühlte mich auf der sicheren Seite. Der PSA-Wert steigt aber wieder. Ist das ein Anzeichen für einen Rückfall?

DR. MED. ROLF EICHENAUER:

Leider ja. Nach einer Totaloperation sollte der PSA-Wert im Nuller-Bereich sein. Hier gibt es leider sehr sehr sehr unterschiedliche Verläufe. Wichtig ist, dass man die Grundhistologie zugrundelegt. Wenn hier ein sehr bösartiger Tumor vorlag und der PSA schnell ansteigt, ist - durch den behandelnden Urologen - sehr zeitnah eine weitergehende Therapie, wie z. B. eine Bestrahlung oder eine weitere Abklärung, einzuleiten.

J-Tani: Ist Blut im Sperma ein Hinweis auf Prostatakrebs?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Ja, das kann ein Hinweis sein. In den allermeisten Fällen ist es aber ein entzündlicher Prozess und insofern ist die Sorge ganz ganz häufig überflüssig. Was auf jeden Fall erfolgen sollte, ist eine Abklärung und Ausschluss einer entzündlichen Erkrankung und natürlich eines Krebses durch den behandelnden Urologen.

D_Rafalko: Bin bei der Drei-Monatsspritze zwecks Hormonblockade wegen Rückfall angekommen. PSA ging daraufhin ganz schnell runter. Auch der Testosteron-Wert fiel fast auf Null. Kann man das jetzt so weitermachen, oder an welcher Stelle, welcher Steigerung der Werte muss eine andere Therapie ansetzen?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Üblicherweise wird eine Hormontherapie kontinuierlich durchgeführt. Es gibt selten die Möglichkeit einer so genannten intermittierenden Hormontherapie, die insbesondere in einem nicht oder wenig metastasierten Stadium möglich sein kann. Wenn dies so ist, kann man auch bei niedrigen PSA-Werten die Hormontherapie unterbrechen und dann bei erneutem Anstieg wieder erneut mit der Hormontherapie beginnen. Der Sinn dieser Therapie ist aber sehr umstritten (der Profit einer verbesserten Lebensqualität besteht nicht so häufig), trotzdem gibt es hierfür das eine oder andere Mal eine Begründung. Aber, auch hier wird das Ihr behandelnder Urologe selbst gut einschätzen können. Bei einer Zunahme des PSA-Wertes ist - wie vorhin bei anderen Fällen schon gesagt - ist eine Änderung der Therapie auf zusätzliche Hormone oder Chemotherapie erforderlich, aber nur, wenn auch Metastasen vermehrt dargestellt werden oder Schmerzen vorhanden sind.

Vinzent: Es geht um meinen Vater und die Diagnose hier in Kürze: mittleres azinäres klarzelliges Adenokarzinom der Prostata, GS 5+5=10, PSA Wert 11.43. Kann der Experte daraus Rückschlüsse auf das Stadium ziehen?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Nein. Der PSA-Wert kann bei einem solchen Gleason-Score sehr niedrig sein und es gibt trotzdem schon Metastasen.

Voice: Wenn es gelänge Tumorzellen, die in Lymphe und Blut im Körper unterwegs sind zu stoppen, dann wäre Krebs doch nur noch ein lokale Angelegenheit. Man käme dann viel besser an die Wurzel des Übels, wenn man Schwerpunktmäßig in diese Richtung gehen würde, statt immer neue, hocheingreifende Therapien zu entwickeln. Warum macht man das nicht?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Man ist im Moment dabei, die Tumorentstehung besser zu verstehen und ist derzeit noch im Versuchsstadium, Zellen konkret zu blockieren. Das würde dann bei Erfolg bedeuten, dass auch die fließenden Zellen in Lymphe und Blut blockiert werden könnten. Das ist im Moment noch etwas Zukunftsmusik, aber es gibt hier schon bei bestimmten Tumoren Möglichkeiten, das auch reel zu blockieren. Beim Prostatakrebs ist die Forschung hierauf fokussiert.

Markus: Was sagt dem Experten ein PSA-Wert 4 bis 8 wechselt? Bin 48 Jahre. Eine Prostataentzündung liegt hinter mir, unklar wie man so etwas bekommt. Beunruhigend: Es steigt der PSA-Wert wieder. Welche Untersuchung bringt Klarheit?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Ganz häufig liegt eine Prostatitis vor, die auch ohne Symptome zu einem PSA-Anstieg und wieder rückläufigem PSA führt. Wichtig ist eine engmaschige Kontrolle durch den behandelnden Urologen, der bei unklarem Befund ggf. eine Gewebeprobe entnimmt (auch mal nach einem MRT der Prostata).

Samier: Nach einer kompletten Entfernung der Prostatadrüse bekam ich Blockbestrahlung. Die hat mich total fertig gemacht. Ich könnte das besser aushalten, wenn ich wüsste, dass diese harte Bestrahlungsform besonders wirksam ist. Könnte der Experte sich dazu äußern? Würde mich sehr über eine Antwort freuen. Vielen Dank!

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Eine Bestrahlung nach einer Operation der Prostata hat dann einen Sinn, wenn es sich um einen sehr bösartigen Tumor handelt und / oder dieser Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte. In vielen Studien ist die anschließende Bestrahlungstherapie (die wirklich leider sehr häufig auch lokal deutliche unerwünschte Wirkungen hat) aber doch sehr erfolgreich. Insofern kann ich Ihnen bestätigen, dass eine solche Therapie meist auch erforderlich ist. Die unerwünschten Wirkungen sind meist vorübergehend, können aber doch unmittelbar danach massiv nerven.

Tschoko: Diagnostischer Verfahren werden immer besser. Das ist gut so, aber ich habe manchmal das Gefühl, dass selbst Ärzte sich schwertun mitzuhalten. Für Patienten ist es umso schwieriger, gleichwohl, sollen wir „mündig“ sein und unser Mitspracherecht ausüben. Welche Rolle spielen Cytopathologie und DNA-Zytometrie bei der Bestimmung eines möglichen Prostatakebses? Bei mir geht es um die finale Entscheidungen, welche Therapie die richtige sein soll. Ich formuliere das extra im Konjunktiv. Noch fehlt mir das Vertrauen, daran zu glauben.

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Hier gibt es in Deutschland einige Experten, die diese speziellen Untersuchungen durchführen und von denen man aber in der Fachwelt eher kritisch berichtet. Insofern ist Ihre Aussage absolut nachvollziehbar. Im Moment sehen wir aber bei den Histopathologen, die als wirkliche Experten genannt werden können, eine klare Tendenz zu Aussagen und wie bei einer der vorigen Fragen beschrieben, gibt es auch neuere Untersuchungen, über die man sich mit dem behandelnden Urologen und ggf. auch dem Pathologen unterhalten sollte. Häufig ist die korrekte pathologische Untersuchung und daraus resultierende Aussage ausschlaggebend für die bestimmende Therapie. Im Zweifel propagieren wir eine Zweitmeinung, falls der behandelnde Urologe die histologische Untersuchung kritisch sieht.

Fischer3: Operation Sommer 2015. Radikale Prostatovesikulektomie, Histologie: Adenokarzinom, N1 M1 R1 Glesen 4+5. Der PSA-Wert ging danach nicht richtig runter. Es ging weiter mit einer Hormontherapie mit Bicalutin 50 mg. Danach ging der PSA runter. Wie lange sollte die Nachbehandlung weitergehen? Ich hatte gehofft, nach der eigentlichen Hormontherapie mit der hocheingreifenden Chemie durch zu sein, aber ich bekomme alle drei Monate eine Infusion und es nimmt kein Ende.

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da wir über das aktuelle Stadium nicht informiert sind. Hier sollte auf jeden Fall noch einmal ein so genanntes Staging durchgeführt werden, was bedeutet, dass sowohl ein MRT oder CT des Bauches als auch ein Knochenszintigramm erforderlich sind. Unter der Zusammenschau von den bildgebenden Befunden und der PSA-Entwicklung ist dann darüber zu entscheiden, ob eine Hormontherapie weiter durchgeführt werden muss oder nicht. Grundsätzlich steht in den Leitlinien, dass in einer solchen Konstellation die Hormontherapie zwei Jahre und mehr erforderlich ist.

Carrera: Welchen Sinn bringen diese sogen. Konzile? Was bringt es dem Patienten konkret, wenn sich ganz viele Experten miteinander unterhalten, einer den Weg vorgibt, ein anderer Bedenken anmeldet und am Ende sagt, na gut ich geh mit? Ist das nicht eine pseudo-demokratische Abstimmung nach dem Mehrheitsprinzip. Hat aber nichts mit einer medizinischen Entscheidung zu tun. Oder habe ich da ein falsches Bild?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Bei schwerwiegenden Erkrankungen ist es sinnvoll, die Meinung der anderen Experten - wie beim Prostatakarzinom - des bestrahlenden Therapeuten, des Urologen und des Onkologen mit einzuholen. Es gibt immer wieder Standardtherapien, die von "allen auch abgewinkt werden". Es gibt aber auch immer wieder besondere Konstellationen, die es sinnvoll machen, dass man einen Fall unter mehreren Aspekten diskutiert. Insbesondere, wenn mehrere Therapeutika oder auch Therapien zusammen gegeben werden müssen, ist ein solches Konsil dringend erforderlich.

Rot: Woran erkenne ich, ob ein Arzt die Kompetenz für eine verlässliche zweite Meinung hat? Suche ich im Internet, bei den Ärztekammern – aber die geben keine Empfehlungen?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Es gibt für bestimmte Tumoren Zweitmeinungszentren, bei der Prostata ist das noch nicht etabliert, aber es wird auch von den Krankenkassen demnächst eine entsprechende Vorgabe geben. Grundsätzlich ist es sinnvoll, sich an Ärzte oder Zentren zu wenden, die eine Expertise / Erfahrung nachweisen können, aber oft ist es auch sinnvoll, den behandelnden Arzt einfach mal zu fragen. Die Zweitmeinung wird insbesondere auch in schweren Fällen von den Krankenkassen unterstützt und insofern bietet es sich oft an, dass der behandelnde Urologe oder auch die Krankenkasse einfach gefragt wird, wo man eine Zweitmeinung einholen soll. Das ist nicht als Misstrauensvotum zu sehen.

K-Kröncke: Gestern war ich auf dem Geburtstag meines Bruders (71) und wir haben uns dann zusammengesetzt und darüber gesprochen, ob man einen Prostatakrebs nach der alten Hacketalschen Empfehlung ruhen lassen sollte - mein Haustier – völlig bescheuert! Ob und wann Handlung notwendig ist. Am Ende war ich verblüfft. Gibt es da überhaupt eine Wahl?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Es gibt einen Haustier- und einen Raubtierkrebs und dazwischen gibt es viele Varianten. Früher wurde sehr sehr sehr viel operiert und das war nicht immer gut so. Deswegen haben sich Urologen und viele andere Fachrichtungen auf Leitlinien konzentriert und hier gibt es oftmals nur eine Meinung, manchmal - bei bestimmten Voraussetzungen - auch nur abzuwarten. Die ist aber abhängig von dem jeweiligen Haus- oder Raubtierkrebs und dem aktuellen Stadium. Deswegen sollte man dieses nicht über einen Kamm scheren, sondern eine spezifische patientenorientiete Therapie wählen. Welche das ist, weiß Ihr Urologe (er kennt die Leitlinien). Und.... Hackethal hatte einen Raubtierkrebs. Diese Fakten sollen in der Prefere-Studie überprüft werden.

Kaszta: Durch unterschiedliche Chemotherapien habe ich jedes Mal viel Gewicht verloren. Ich soll jetzt mit einem neuen Medikament in einer Mischung (wie bisher, nur andere Mischung) eine weitere Chemotherapie bekommen. Besonders belastend neben Übelkeit war der Durchfall. Weil ich nicht weiter abnehmen will die Frage, ob man da was gegen machen kann?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Ja, es gibt natürlich auch ergänzende Medikamente und Nahrungsmittel, die man während einer Chemotherapie geben kann oder muss, um Durchfälle und das weitere Abnehmen zu vermindern. Oftmals ist das allerdings nicht so erfolgreich, wie man es sich als Therapeut vorstellt. Die Frage stellt sich häufig, ob eine Chemotherapie mit massiver Einschränkung der Lebensqualität wirklich erfolgreich ist, gerade beim Prostatakrebs. Dies sollten Sie mit Ihrem Urologen besprechen.

Maierhuber: Geht um einen T3b-Tumor, Gleasonscore 4 + 3. Nach der Reha wurde ein PSA 0,54 gemessen. Mein Durch eine Strahlentherapie ging der PSA-Wert noch weiter runter. Dann begann eine Hormonbehandlung. Aber die wirkt jetzt nicht mehr. Gibt es eine andere anti Hormonbehandlung, oder wirken die alle gleich?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Die Hormontherapien wirken sehr ähnlich, aber es gibt auch besonders intensiv wirkende primäre Hormontherapeutika. Hier sollten Sie, wenn Sie sich unsicher sind, auch erneut Kontakt mit Ihrem Urologen aufnehmen. Es gibt LHRH Analoga oder Antagonisten. Beide wirken prinzipiell auf das Testosteron, aber etwas unterschiedlich in der Stärke. Insofern wäre ein Wechsel oder eine Ergänzung möglich. Zusätzlich ist dann auch eine weiterführende Therapie zu überlegen (aber auch hier sollte nicht nur der PSA-Wert, sondern auch bildgebende Verfahren zur Anwendung kommen, um zu sehen, ob es an anderer Stelle z. B. zu Metastasen gekommen ist).

Sangri: Mein Vater (65 J., Prostatakarzinom, Gleason 4+5, T3c Staging und PSA 10 ursprünglich) macht nach radikaler Prostatektomie und lokaler Bestrahlung in 2014/2015 derzeit eine Hormontherapie, zunächst mit Bicalutamid, nun mit einem LR-RH-Analoga, allerdings steigt der PSA nun scheinbar wieder an. 3 kleine Metastasen beim Zeitpunkt der Bicalutamid-Absetzung, eine davon am Rücken operiert. Welche Optionen hat er jetzt, ich denke an Hormontherapiekombinationen (probieren), ggf jetzt schon unter Zugabe von Docetaxel o.ä. oder eher noch nicht? Mir ist natürlich bewusst, dass es kein Patentrezept gibt, freue mich lediglich über eine erfahrene Meinung, zumal der Urologe meines Vaters absolut nur nach Schema F zu gehen scheint. Was halten Sie zudem vom PSMA-Test und anschließend ggf CyberKnife-Methode (PSA derzeit 0,5), um Krebsherde zu eliminieren, macht das zum jetzigen Zeitpunkt Sinn? Vielen Dank.

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Ein komplexer Fall. Grundsätzlich scheint auch eine Chemotherapie jetzt aktuell indiziert zu sein. Wenn eine PSMA-PET-CT-Untersuchung eingeleitet werden sollte, könnten ggf. weitere Metastasen erkannt werden. Dies wird aber aktuell von der Krankenkasse nur im Einzelfall übernommen. Bei nur einzelnen Metastasen ist auch einmal eine Cyber-Knife-Therapie sinnvoll (wie die Charite und auch Hamburg zeigt). Man muss aber im Gesamtkontext sagen, dass hier ein fortgeschrittenes Stadium vorliegt. Ob eine Heilung zu erreichen ist, ist fraglich. Inwieweit zusätzliche oder anschließende zusätzliche Hormontherapie sinnvoll erscheint, ist im Moment nicht eindeutig zu sagen.

Ockelmann: Für meinen Vater soll es jetzt mit Jevtana weitergehen, weil die vorangegangene Behandlung nicht mehr wirkt. Was ist daran jetzt anders?

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Grundsätzlich nicht viel. Es ist ein gut wirksames Medikament (eine Chemotherapie, die in erfahrenen Händen wenig unerwünschte Wirkungen hat und in Studien eine sehr gute Wirksamkeit zeigt).

DR. MED. ROLF EICHENAUER: Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern der heutigen Sprechstunde für die rege Teilnahme und die interessanten Fragen. Zum Abschluss wünsche ich Ihnen allen einen angenehmen Abend.



Ende der Sprechstunde.