Risiko Osteoporose

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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PROTOKOLL

Risiko Osteoporose

Ingrid_Doost: Bin Vegetarierin seit 10 Jahren. Jetzt 52 Jahre. Der Orthopäde sagt, meine Ernährung sei Schuld an der Osteoporose. Ich kriege aber kein Fleisch herunter. Calcium und Vit.D sind nicht mehr ausreichend, geht um richtige, verschreibungspflichtige Medikamente. Eigentlich möchte ich das nicht, muss aber sein. Womit beginnen?

Dr. med. Knut Behle: Die Ernährung spielt schon eine gewisse Rolle bei der Entstehung der Osteoporose. Insbesondere ist die Versorgung mit Kalzium und Vitamin D wichtig. Deshalb bezeichnet man die Therapie von nicht ausreichender Versorgung auch als Basistherapie. Die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D lässt sich in der Regel über eine ausgewogene Ernährung sichern. Insbesondere Milchprodukte liefern ausreichende Kalziummengen. Die Versorgung mit Vitamin D ist allerdings in weiten Gebieten defizitär. Da das Vitamin D hauptsächlich unter UV-Licht in der Haut aktiviert wird, ist die Versorgung in der Regel unzureichend. Eine Ergänzug des Vitamin-D-Spiegels kann auch durch frei verkäufliche Kalzium- und Vitamin-D-Präparate gewährleistet werden. Allerdings ist eine Osteoporose mit 52 Jahren eher ungewöhnlich. Hier sollte einen Basisdiagnostik durchgeführt werden.

Gerda: Ich habe seit 2005 einen Kurzdarm, bedingt durch einen Mesenterialinfarkt. Von 2011 bis 2014 sind mir 4 Lendenwirbel und zum Schluß einen Beckenringbruch. Bonviva Spritzen 3 mg und auch Alendronsäure Tabletten hatte ich nur Nebenwirkungen, worauf mir ein Endrikologe , Forsteo empfohlen hat. Durch Nachforschungen im Internet und Rücksprache mit einem Orthopäden habe ich Abstand von dem Mittel genommen.Ich werde auch seit 2005 parenteral ernährt, habe auch immer wieder Nierensteine, COPD und ein Gen Defekt, das Blut ist zu dick und nehme U.a. Marcumar. Seit ich regelmäßig Vitamin D nehme, die Werte sind fast immer über 30, waren auch schonmal nur 4. Was kann ich machen bzw. noch einnehmen, ohne das ich Nebenwirkungen und Beschwerden bekomme. Mir geht es soweit ganz gut, in der Wohnung Laufe ich ohne Krücken, die nur zum Einkaufen und kurzen Strecken, fahre Auto. Nur die Angst bleibt das ich eines Tages. Im Rollstuhl lande. Im Voraus vielen Dank. Mit freundlichen Grüßen Gerda Klömpken.

Dr. med. Knut Behle: Wenn Sie bereits unter der Therapie von Bisphosphonaten Wirbelbrüche erlitten haben, ist eine Therapie mit Forsteo sicherlich sinnvoll. Insofern ist die Empfehlung Ihres Endokrinologen sicherlich passend, zumal er vermutlich auch Ihre zahlreichen Begleiterkrankungen berücksichtigt hat. In der Regel wird Forsteo ausgezeichnet vertragen, sodass die Befürchtung unerwünschter Wirkungen eher zu vernachlässigen ist.

Treff: Es gibt doch sicherlich Leitlinien, ab wann es notwendig wird, härtere Bandagen aufzufahren. Ich meine damit richtige Medikament. Wie kann ich meine Mutter von diesem notwendigen Schritt überzeugen?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat existieren Leitlinien der Deutschen Gesellschaft Osteologie, die ständig an die Ergebnissen der neuesten Forschung angepasst werden. Hier wird die Notwendigkeit von Basistherapie und ggf. von weiterführenden Therapien klar umrissen. Hier ist insbesondere sowohl die Basisdiagnostik hinterlegt, als auch eine Stufentherapie, die sich an Begleiterkrankungen und einer Knochendichtemessung orientiert. Hier wäre es sicherlich sinnvoll, sich mit Ihrer Mutter einem Osteologen vorzustellen, der Ihnen die Chancen und Risiken der einzelnen Therapien erläutert. Vielleicht ist der Rat eines Fachmannes hier bei der Entscheidungsfindung hilfreich.

Luise: Wie kann ich meine Knochen am besten während den Wechseljahren vor Entkalkung (Osteoporose) schützen?

Dr. med. Knut Behle: Grundbasis ist eine knochengesunde Ernährung. Insbesondere die Versorgung mit Kalzium und Vitamin D ist grundlegend, da Kalzium zur Stärkung der Knochen nur unter dem Einfluss von Vitamin D in den Knochen eingebaut wird. Wichtig ist hier zusätzlich eine ausreichende Bewegung. Es sollen insbesondere Muskelkraft und Koordination gefördert werden. Dies schützt nicht nur grundsätzlich den Knochen durch Anpassung, sondern hilft auch, Stürze zu vermeiden. Es gilt heute der Leitspruch: Turne bis zur Urne.

Wrage: Zwei Mal im Jahr eine Spritze und das bringt meine Osteoporose zum Stillstand (sagt mein Orthopäde)? Ich kann es nicht glauben. Ist das wirklich so einfach?

Dr. med. Knut Behle: Es stehen viele verschiedene Medikament mit unterschiedlichen Wirkansätzen zur Verfügung. Von der wöchentlichen Einnahme einer Bisphosphonat-Tablette über eine Drei-Monatsspritze, die zweimalige Injektion pro Jahr in die Bauchdecke, bis hin zur einjährlichen Infusionstherapie. Die Medikamente unterscheiden sich im Wesentlichen in den Einahmemodalitäten, den unerwünschten Wirkungen und vor allem im Preis. Für welche Therapien man sich in Absprache mit dem behandelnden Arzt entscheidet, hängt im wesentlichen von Begleiterkrankungen ab. Die Spritzentherapie zwei Mal im Jahr (Densomab) ist seit vielen Jahren etabliert.

Johanna_Jip: Ist Osteoporose unter30 Jahren überhaupt möglich. Bin 29 und der Orthopäde sagt, ich hätte Anzeichen. Habe aber Angst vor den erforderlichen Untersuchungen. Geht da wieder weg, wenn ich mich jetzt mehr bewege?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat wäre eine Osteoporose unter 30 Jahren sehr ungewöhnlich. Eigentlich kommt als Möglichkeit hier nur eine sekundäre Osteoporose infrage. D.h., dass es eine spezielle Ursache für eine Osteoporose gibt. Hier kommen insbesondere in Betracht: Langzeit-Kortisoneinnahme, Überfunktion der Schilddrüse, rheumatoide Arthritis und einige andere seltenere Erkrankungen. In jedem Fall ist eine Ursachenforschung hier erforderlich, da es auch Erkrankungen gibt, wie z.B. die Überfunktion der Schilddrüse, die man relativ elegant und gut behandeln kann. Eine vermehrte Aktivität ohne Abklärung der Ursachen halte ich für unzureichend.

Kulman: Gibt es eine Verbindung von Arthrose und Osteoporose? Liegt ja eigentlich nahe oder? Aber was tun. Irgendwie kriegen wir alle Arthrose. Wie viele bekommen Osteoporose? Bin jetzt 51 und würde das sehr gern vermeiden!

Dr. med. Knut Behle: Die einzige Verbindung von Arthrose und Osteoporose ist die Zunahme im Alter. Die Ursache für beide Erkrankungen sind doch recht unterschiedlich. Stehen bei der Arthrose verschieden Faktoren wie Übergewicht, O-Beine etc. im Vordergrund, so stehen bei der Osteoporose andere Faktoren im Fokus. Neben bestimmten Erkrankungen, wie Schilddrüsenüberfunktion und Diabetes Mellitus, spielen bei der Osteoporose eine familiäre Häufung eine entscheidende Rolle.

Taheri: Wieso merkt man Wirbelbrüche nicht immer. Das muss doch irre Schmerzen auslösen und Schmerzen sind der Hinweis, dass etwas nicht ok ist. Meine Schwester will nichts gemerkt haben. Aus meiner Sicht wollte sie die Wahrheit nicht wissen und durch die Verzögerung ist es noch schlechter geworden. Wie können weitere Wirbelbrüche verhindert werden?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist es so, dass nicht jeder Wirbelbruch notwendigerweise mit einem starken Schmerz einhergehen muss. Insbesondere das Zusammensinken einer Wirbelkörper-Vorderkante wird häufig kaum bemerkt. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als wenn man sich bei einem Umzugskarton auf eine Kante setzt und diese Kante etwas nachgibt. Diese Brüche können selbst beim Anheben von Einkaufstaschen auftreten, so dass ein leichtes Ziehen im Rückenbereich auftritt, dem aber dann kaum Bedeutung beigemessen wird. Die Therapie richtet sich ganz nach den klinischen Verhältnissen und nach dem Ergebnis der Röntgenaufnahmen bzw. der Knochendichtemessung. Dann kann man eine gemeinsame Strategie zur Verhinderung weiterer Wirbelbrüche abstimmen.

Bodensee: Was ist eine manifeste Osteoporose? Wurde meiner Mutter gesagt.

Dr. med. Knut Behle: Bei einer manifesten Osteoporose liegen bereits osteoporotische Knochenbrüche vor. Hier ist eine Therapie dringend erforderlich. Manifest heißt in diesem Fall: eine deutlich sichtbare Osteoporose-Folge. Die Osteoporosee verläuft zu Beginn häufig ohne äusserlich erkennbare Folgen.

Hadjiloo: Es entstehen ja immer wieder Situationen, wo Medikamente ihre Wirksamkeit verlieren. Trifft das auch auf Medikamente gegen Osteoporose zu und man merkt es dann erst zu spät daran, wenn die Krankheit weiter fortgeschritten ist?

Dr. med. Knut Behle: Sie sprechen ein wichtiges Thema bei der Osteoporose-Therapie an. In der Tat ist es so, dass Medikamente häufig nicht den gewünschten Erfolg nach sich ziehen. Deshalb ist eine Verlaufskontrolle mithilfe der Knochendichte-Messung auch erforderlich. Wenn sich anhand der Knochendichte-Messung eine fehlende Wirksamkeit der Therapie zeigen sollte, sollte man auf ein Ersatzmedikament mit einem anderen Wirkmechanismus ausweichen.

ASchlüte: Ich hatte eine Leukämie als Kind, bin aber bis jetzt 51J symptomfrei. Klar ist, dass ich an Medikamente nur nach sehr sorgfältiger Prüfung herangehe. Jetzt ist bei mir eine Osteoporose festgestellt worden. Eigentlich untypisch für mein Alter. Kann das noch eine Folge der großen Erkrankung aus Kindertagen sein? Wer weiß das schon, da gibt es bestimmt keine Forschung zu. Frage ist jetzt, was machen? Was ist mit den inzwischen wohl sehr wirksamen Osteoporose-Therapien und meiner Vorgeschichte. Bin gerade ziemlich verunsichert und erbitte konkrete Empfehlung von Dr. Behle. Herzlichen Dank.

Dr. med. Knut Behle: Eine ausgeheilte Leukämie-Erkrankung hat normalerweise nach einem langen therapiefreien Intervall keine große Auswirkung. Sollten Sie jedoch knochenwirksame Medikament im Rahmen einer Chemotherapie erhalten haben, könnten sie eine geringe peak bone mass (maximale Knochenmasse) bekommen haben. Insofern wäre der Verlust an Knochenmasse möglicherweise zu erklären. In jedem Fall wäre hier eine Basisdiagnostik mit entsprechender Blutuntersuchung erforderlich. Ich gehe davon aus, dass die Osteoporose mittels einer DEXA-Messung ermittelt worden ist. Aus der Zusammenführung der Untersuchungsergebnisse kann der Osteologe Ihnen eine sinnvolle Therapie-Empfehlung geben. 

SChorra: Warum ist vor der Einnahme von Aromatasehemmern eine Knochendichtemessung notwendig?

Dr. med. Knut Behle: Sollte Ihnen der Gynäkologe bzw. die Gynäkologin eine Knochendichtemessung empfohlen haben, weil sie mit einer Therapie von Aromatasehemmern begonnen haben, so ist das absolut lobenswert. Aromatasehemmer haben einen negativen Einfluss auf die Knochendichte, da sie in den Östrogen-Stoffwechsel eingreifen. Da Östrogen ein wichtiger Knochenschutzfaktor ist, führt die Einnahme von Aromatasehemmern zur Reduktion dieses Knochenschutzes. Um zu vermeiden, dass Sie bereits zu Beginn der Therapie eine zu geringe Knochendichte haben und diese nicht adäquat behandelt wird, ist eine DEXA-Messung zur Bestimmung des Knochenstatus, bzw. zur Knochendichte sehr sinnvoll.

R-Mueller: Kann das sein, dass Medikamente gegen Osteoprose (Bisphosphonate) den Stuhlgang verlangsamen? Wo ist der Zusammenhang?

Dr. med. Knut Behle: Eigentlich ist eine Veränderung der Stuhlgangsgewohnheiten bei Bisphosphonaten aussergewöhnlich selten. Sollte hier ein Zusammenhang zu der Medikamenteneinnahme von Bisphosphonaten nachgewiesen sein, stünde die Bisphosphonat-Therapie noch in Form von Injektionen zur Verfügung.

Isa-Albers: Mein Orthopäde hat mich eigentlich gut aufgeklärt und mir gesagt, dass bei dem jetzigen Stand meiner Osteoporoseerkrankung die üblichen Mittel nicht genug sind. „Es müssen richtige Medikamente sein“, hat er gesagt. Die dafür in Frage kommenden Substanzen konnte ich mir nicht merken, werde ich künftig aufschreiben. Geblieben ist die Info, entweder Infusion oder Spritze. Was sagt Dr. Behle, wie ist das Für und Wieder?

Dr. med. Knut Behle: Bei den Injektionen gibt es unterschiedliche Verfahren. Auf der einen Seite kann man Osteoporose-Mittel in die Bauchfalte injizieren. Auf der anderen Seite gibt es auch die Möglichkeit einer Injektion in die Vene. Beide Verfahren sind gut verträglich, wobei die Spritze in die Bauchdecke am besten verträglich ist. Bei der Infusion bekommen Sie die ganze Jahresdosis auf einmal injiziert. Hier kann es häufiger für 5 Tage zu grippeähnlichen Symptomen kommen. Insofern ist vom Spektrum der unerwünschten Wirkungen und der Bequemlichkeit die Bauschspritze häufig die bevorzugte Medikamentengabe.

J_Desaga: Mein Freund ist 21 Jahre und hat angeblich Osteoporose. Kann das überhaupt sein??? Er raucht und das soll jetzt Schuld daran sein. Aber doch nicht mit 21??? Kann man das stoppen? Geht das wieder weg? Muss er Medikamente nehmen?

Dr. med. Knut Behle: Eine Osteoporose im Alter von 21 Jahren ist eine absolute Ausnahme. Sollte die Diagnose tatsächlich aufgrund einer DEXA-Messung erfolgt sein, ist dringlich eine weitere Abklärung zu empfehlen. Das Rauchen hat neben vielen anderen ungünstigen Wirkungen auch tatsächlich Einfluss auf die Knochendichte. Als alleinige Ursache für eine Osteoporose erscheint mir das Rauchen allerdings sehr fraglich.

Meriton: Gibt es das noch, dass ein Korsett bei Osteoporose mehr Sinn macht, als Medikamente?

Dr. med. Knut Behle: Die Frage ist so ungünstig gestellt, da es nicht ein entweder oder gibt, sondern ein sowohl als auch. Ist eine Osteoporose einer medikamentösen Therapie sicherlich gut zuzuführen, kann ein Korsett bei einem akuten Wirbelkörperbruch ein wichtiges Mittel zur Schmerzreduktion darstellen. Deshalb kommen sowohl Korsettversorgungen als auch Medikamente als Therapie in Betracht.

Sarah_Kunning: Meine Mama kann plötzlich nicht mehr stehen. Z.B. in einer Schlange an der Supermarkt-Kasse. Da kann sie sich noch auf den Wagen aufstützen, aber in der Schlange am Flughafen geht gar nicht mehr. Kann das was mit Osteoporose zu tun haben?

Dr. med. Knut Behle: Als alleinige Ursache für das mangelnde Stehvermögen kann man dies so eigentlich nicht glauben. Wichtig wäre zu klären, ob Ihre Mutter wegen heftiger Schmerzen nicht mehr stehen kann, oder ob es sich eher um einen Kraftverlust handelt. Häufig ist die Muskulatur, welche die Wirbelsäule stabilisiert, irgendwann zu schwach, dass selbst unverhältnismässig unspektakuläre Belastungen nicht mehr kompensiert werden können. Hier sollte eine weitere bildgebende Diagnostik und eine klinische Untersuchung erfolgen, um eine genaue Ursache zu ermitteln.

Isabelle: Kann man eine familiäre Osteoporose-Neigung aufhalten? Wie geht das, was muss ich machen?

Dr. med. Knut Behle: Wie der Ausdruck familiäre Osteoporose-Neigung nahelegt, besteht eine eher genetische Disposition zur Osteoporose. Die familiäre Osteoporose-Neigung kann man so gesehen nicht durchbrechen. Aber die individuelle Veränderung der Knochendichte kann selbstverständlichen mit den etablierten Therapieformen ausgezeichnet behandelt werden. In der Tat ist die familiäre Häufung von Osteoporose-Erkrankungen ein wichtiger Risikofaktor für die persönliche Erkrankung.

Knartz: Nach einer Brustkrebsop. mit anschließender Bestrahlung wurde mir Taxotere verordnet. Hat das Einfluss auf eine bestehende Osteoporose? Ist es das richtige Medikament für die Brustkrebsnachsorge, aber was ist mit meinen Knochen? Meine Nachbarin bekommt ein ganz anderes Medikament zur Nachbehandlung, weil sie an Osteoporose leidet.

Dr. med. Knut Behle: Nach einer Brusstkrebsoperation hängt die weitere Therapie sehr stark vom Stadium des Brustkrebses und der Rezeptoreigenschaft für Östrogene ab. Deshalb ist z.B. das Tamoxifen ein Medikament, welches sich ungünstig auf die Knochen auswirkt. Taxotere ist ein Zytostatikum. Hier stehen die unerwünschten Wirkungen eher im Bereich der Blutbildung und der Nervenfunktionen. Ein Einfluss auf die Knochendichte ist so weit ich weiß nicht beschrieben.

FrankaKlein: Wie sinnvoll ist eine quantitative Ultraschallmessung am Fersenknochen? Ist das eine zuverlässige Messmethode, oder hübscher PR-Hokuspokus?

Dr. med. Knut Behle: Die quantitative Ultraschallmessung am Fersenknochen wird international nicht empfohlen. Der sogen. Goldstandard ist die DEXA-Messung, bei der sowohl die Lendenwirbelsäule und die Hüfte duntersucht wird. An der quantitativen Ultraschallmessung am Fersenknochen wird intensiv geforscht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann sie jedoch nicht empfohlen werden, weder beim Arzt noch in der Apotheke.

Anschi: Was bitte ist eine transiente Osteoporose?

Dr. med. Knut Behle: Eine transiente Osteoporose ist eine Osteoporoseform, die man bis vor einigen Jahren nicht diagnostizieren konnte, da entsprechende Untersuchungsmethoden nicht zur Verfügung standen. Diese transiente Osteoporose, oder auch Knochenmarködem-Syndrom genannt ist eine zeitlich begrenzte Erkrankung, die häufig im Hüftknochen auftritt. Ganz besonders betrifft sie häufig Frauen im letzten Drittel einer Schwangerschaft.

JJacobsen: Könnte Herr Dr. Behle mal etwas dazu sagen, wenn man eine Frage zu einem Medikament hat und die Herstellerfirma anruft? Da gibt es ja die Möglichkeit, aber bringt das auch was, geben die dann nicht Informationen, die ihr Medikament in ein sonniges Licht stellen?

Dr. med. Knut Behle: Meine persönlichen Erfahrungen mit den medizinischen Diensten der Pharmafirmen und der Hotline sind außergewönlich positiv. Entweder werden die Fragen zum entsprechenden Medikament sofort beantwortet, oder Sie erhalten innerhalb von 24 Stunden einen Rückruf eines zuständigen Mitarbeiters. Auch ich wende mich häufig an die entsprechenden Firmen. Diese Meldungen und Nachfragen werden für gewöhnlich sorgfältig dokumentiert. Durch das Sammeln verschiedener Nachfragen gibt es ziemlich genaue Angaben zu Häufigkeiten unerwünschter Wirkungen. Ich selbst habe schon über unerwünschte Wirkungen berichtet und von der Firma den entsprechenden Hinweis erhalten, dass entsprechende unerwünschte Wirkungen drei Mal in Skandinavien aufgetreten seien. Die Firma ist daraufhin diesen Meldungen nachgegangen und hat durch ausführliche Recherchen eine andere Ursache für die unerwünschten Wirkungen ermitteln können. Deshalb sollten Sie sich nicht scheuen, bei Fragen nach einem bestimmten Medikament, die Hotline der Herstellerfirma zu kontaktieren.

Baustein: Ich bekomme 10mg Cortison täglich wegen Asthma. Ab wann übernimmt die Kasse die Calciumtherapie?

Dr. med. Knut Behle: Die Cortison-Einnahme über 2,5mg pro Tag für mehr als 3 Monate im Jahr stellt in der Tat einen Risikofaktor für eine sekundäre Osteoporose dar. Die Behandlungsbedürftigkeit einer Osteoporose hängt von Alter, Knochendichte und Begleiterkrankungen ab. Hier gibt es ein festgelegtes Schema. Ist die Behandlungsbedürftigkeit der Osteoporose hier nachgewisen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht nur die Therapiekosten für die spezifischen Osteoporosemedikamente, sondern auch für die Kalzium- und Vitamin-D-Therapie.

Götsche: Wann gilt eine Inhalationsbehandlung mit Cortison als Langzeitbehandlung? Ab wann wirkt sich das auf die Knochen aus?

Dr. med. Knut Behle: Selbst bei einer Inhalationsbehandlung mit Cortison wirken geringe Mengen des Cortisons auch systemisch. Das bedeutet, dass sie nicht nur in den Luftwegen wirken, sondern auch im Körper sonst Auswirkungen haben. Hier kommt es sehr auf die Dauer und die Größenordnung der Medikamenteneinnahme an, ob und wann eine behandlungsbedürftige Osteoporose auftritt. Für gewöhnlich treten bei Inhalationsbehandlung keine therapiebedürftigen Osteoporosen auf.

Gärtchen: Die Medizin teilt sich immer weiter auf in Spezialgebiete. Das ist natürlich toll für die Patienten, weil dadurch besondere Kompetenz entsteht, aber wie behält ein Arzt dann den Blick fürs Ganze?

Dr. med. Knut Behle: Die Aufteilung der Medizin in Spezialgebiete ist besonders bei der Osteoporose ein großer Nachteil. Da hier der Hausarzt, der Orthopäde, der Gynäkologe und andere Fachgebiete gleichermassen betroffen sind, bedarf es eines Kollegen, der die Osteoporose-Problematik im Blick behält. Das kann durchaus der Hausarzt sein, kann aber auch der behandelnde Orthopäde sein.

Sattler: Gilt Spazierengehen als Bewegung gegen Osteoporose?

Dr. med. Knut Behle: Die Bewegung als Bewegung allein dürfte noch keine ausreichende Prophylaxe gegen Osteoporose darstellen. Das Spazierengehen hat sicherlich sehr viele positive Effekte des Herz-Kreislauf-Systems und sicherlich Erholungseffekte. Die Bewegung an der frischen Luft kann ebenso durch die UV-Bestrahlung den Vitamin-D-Spiegel stabilisieren. Da aber der Schutz vor Osteoporose im Wesentlichen durch den Muskelaufbau erfolgt, dürfte der Effekt des Spazierengehens eher überschaubar bleiben.



Ende der Sprechstunde.