Brustkrebs: Knochen schützen - Schmerzen lindern - Brüchen vorbeugen

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
(Mitinhaber und Gesellschafter)
Gynäkologischer Onkologe
Quadrat P7, 16-18
68161 Mannheim

Tel.: 0621/ 12 50 64 20
Fax: 0621/ 12 50 64 29

E-Mail: diel@cgg-mannheim.de

 

Schwerpunkte

•Knochenmetastasen
  Systemische Therapie
  Bisphosphonate
  Multimodale Therapie

•Primäre Therapie des Brustkrebses
  Chemotherapie
  Endokrine Therapie
  Antikörpertherapie
  Prognosefaktoren
  Neoadjuvante Therapie

•Osteoporoseprophylaxe
  beim Mammakarzinom
  postmenopausal


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PROTOKOLL

Brustkrebs: Knochen schützen - Schmerzen lindern - Brüchen vorbeugen

MODERATOR: Wir beginnen um 19 Uhr.

Petra : Ich bin mit der Standardbehandlung Chemotherapie und Bestrahlung Operation behandelt worden. Hatte dann 8 Jahre Ruhe. Jetzt erneut erkrankt. Gilt das immer noch als Rückfall, oder ist das eine Neuerkrankung? Worauf muss ich jetzt achten?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Das hängt davon ab, welche Art von Rückfall Sie haben. Wenn es sich um eine Metastasierung handelt, dann muss man davon ausgehen, dass es sich um einen Rückfall der Ersterkrankung handelt. Wenn Sie aber einen neuen Tumor in der anderen Brust haben, dann kann das durchaus auch eine Neuerkrankung sein. D. h. ein Zweittumor wird auch neu behandelt. Sollte es sich um eine Metastasierung oder ein Lokalrezidiv handeln, so wird entsprechend den Vorgaben bei fortgeschrittener Behandlung die Therapie eingeleitet.

Schürger : Meine Frau hat einen schnellwachsenden Tumor in der rechten Brust. Bezieht sich das schnelle Wachstum nur auf den Tumor, oder auch auf die Ausbreitung? Stimmt es, dass besonders Knochenmetastasen ein großes Risiko darstellen? Wie frühzeitig erkennen, wie begegnen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Schnellwachsende Tumore haben den großen Vorteil, dass sie gut auf eine Chemotherapie ansprechen. Zwar weiß man, dass schnellwachsende Tumore auch häufiger metastasieren können. Eine effektive Therapie schränkt aber das Risiko ein. Knochenmetastasen sind häufig. D. h. sie treten bei fast allen Patientinnen auf, bei denen die Krankheit wiederkommt. Die gute Nachricht lautet allerdings: 80 % aller Patientinnen mit Brustkrebs werden geheilt.

Hankel : Warum gehen Brustkrebszellen gezielt in Knochen und nicht in Bindegewebe

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Metastasen gehen ausgesprochen gerne in Organe, die gut durchblutet sind. Dazu zählt auch der Knochen mit dem sehr blutreichen Knochenmark. Aber auch in die Leber und in die Lunge, die ebenfalls gut durchblutet sind, können Metastasen ausgestreut werden. Das Bindegewebe zählt zu den Organteilen, die typischerweise nicht als Reservoire für Tumorzellen gelten.

Michniewukt : Meine Frau ist noch radikal operiert worden, also alle Lymphknoten weg. Die Folgen sind bekannt, sie hat regelmässig Lymphstauung im Arm. Der schwillt dann an und sie hat unerträgliche Schmerzen. Gibt es neue Erkenntnisse dazu, ob man das dauerhaft beheben kann? Wie wirkt sich das auf den Gesamtorganismus aus, welche langfristigen Folgeschäden sind zu erwarten?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Das so genannte Lymphödem zählt in der Tat zu den schwerwiegenden Komplikationen bei Operationen in der Achselhöhle. Es ist außerordentlich wichtig, dass in solchen Fällen regelmäßig ein Kompressionsstrumpf getragen wird. Eine Heilung ist nur in seltenen Fällen möglich. Hilfreich sind Lymphdrainagen und Hochlagerung des Armes. Des Weiteren weiß man aus neuen Erkenntnissen, dass auch eine verstärkte Belastung des Armes hilfreich sein kann. Früher ist man davon ausgegangen, dass eine Schonung des Armes notwendig ist. Heute ist man der Ansicht, aufgrund klinischer Studien, dass ein Armtraining (auch Gewichtstraining) hilfreich sein kann.

balu33 : habe aber natürlich nochmal eine Frage an alle! Bei mir wurde ja im Sept. ein Mamma-CA entdeckt und brusterhaltend operiert (pT1c, p, NO,MO,G3,VO,L1,ER12,PR4,Her2neu genativ), Es sollte eine Chemo +Bestrahlung und anschließender Anti-Hormontherapie (Letrozol) beginnen. Beim Knochenszintigramm zeigten sich allerdings 2 Metas in der Schulter und am Oberarmkopf, die von einem Rektums-CA von 2008 stammen. Nach vielen Untersuchungen und noch mehr Wartereien in verschiedenen Kliniken um die Metas rauszuschneiden, kamen die Chirurgen zu dem Ergebnis das eine OP zu Risikoreich wäre (Beweglichkeit des Armes wäre sehr eingeschränkt, Schulterblatt würde herausstehen). So jetzt wird die Schulter bestrahlt und dann soll 4 wöchentlich eine Bisphophonate-Therapie beginnen. Für das Mamma-CA will nun keiner mehr eine Chemo oder Bestahlung machen (habe einige Onkologen gefragt). Es soll nun nur noch eine Antihormontherapie gemacht werden. Die Internisten meinen zwar es sollte eine Chemo gemacht werden, aber das sind nur die Internisten. Die Gynäkologischen Onkologen wollen nur eine Antihormontherapie mit Letrozol. Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht oder hat mit den gleichen Werten auch nur eine Antihormontherapie bekommen. Wie sind die Erfahrungen damit. Ich bin nun sehr verunsichert, da ich Angst habe das sich evt. noch Metas bezügl. der Brust bilden können.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Beantwortung dieser Frage ist kompliziert. Es sollte auf jeden Fall eine gemeinsame Tumorkonferenz von Gynäkoonkologen und internistischen Onkologen stattfinden. In dieser Konferenz sollte festgelegt werden, welche Art von Chemotherapie von Rektumkarzinomen und Mammakarzinomen erfolgreich sein könnte. Anschließend sollte in der Tat eine Bestrahlung (nach der Chemotherapie!) durchgeführt werden. Parallel dazu sollte man sofort mit einer Knochenschutztherapie beginnen (z. B. auch mit dem neuen Antikörper Denosumab als Alternative zur bisherigen Bisphosponat-Therapie). Im Anschluss an die Strahlentherapie und Chemotherapie sollte eine antihormonelle Therapie mit Letrozol erfolgen.

Babs : Dianose Januar 2006 ein DCIS und ein Tumor pT1b/N1mi(2/16)/MX, G1. Chemo hatte ich abgelehnt, Bestrahlung fand statt. Ich führe z.Z. eine Misteltherapie mit Iscador und eine UVB durch. Ist eine Behandlung mit Herceptin (HER2-neu= pos., Östrogen=neg.) und Xgeva möglich und sinnvoll? Welche alternativen Behandlungsmethoden würden Sie noch empfehlen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn Sie derzeit rezidiv- und metastasenfrei sind, kann keine weitere Therapie empfohlen werden, weil die Diagnose sehr weit zurück liegt und von einer Heilung ausgegangen werden kann.

ElaMilchert : Ich weiß eine Ferndiagnose kann es natürlich nicht geben. Trotzdem meine Frage: Seit Januar 2010 bildet sich bei mir zu wenig Parathormon. Ist die Folge einer Operation, die nicht ganz gelungen ist. 18 Monate bekam ich täglich 2000 mg Calzium. Ersatz für das fehlende Parathormon bekam ich nicht. Seit einiger Zeit habe ich einen hohen Kreatininwert. Aber das kann ja auch Zufall sein. Bei einer Kontrolluntersuchung wurde Mikrokalk in meiner rechten Brust auf etwas15.00 Uhr gefunden. Ist da möglicherweise ein Zusammenhang mit meiner Vorgeschichte?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Nach allem, was man weiß, hat die Bildung von Mikrokalk in der Brust nichts mit einem gestörten Kalziumstoffwechsel zu tun. Und nicht jeder Mikrokalk, der in der Mammographie nachweisbar ist, ist ein Hinweis für eine bösartige Erkrankung oder deren Vorstufen.

Beecken : Meine Frau hat Brustkrebs Stadium IV. Also die Zellen teilen sich in alle Richtungen. Da stellt sich mir, als inzwischen medizinisch halbgebildeter Ehemann die Frage, ob eine Stammzelltransplantation in Frage kommt, weil die Tumorzellen ja weder hormonabhängig sind noch Rezeptoren für Wachstumsfaktoren haben. Wir sind in der glücklichen Lage so etwas privat finanzieren zu können und würden das zweifellos sofort machen, wenn eine Chance auf Erfolg bestünde. Zunächst einmal stelle ich diese Frage hier im geschützten Raum, bevor ich mich damit an die behandelnden Ärzte wende und würde mich über eine Antwort sehr freuen, weil mir auch klar ist, dass meine wirtschaftlichen Möglichkeiten Begehrlichkeiten wecken, die den Blick für Sinnhaftigkeit versperren könnten. Vielen Dank!

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es gibt derzeit keinen Hinweis dafür, dass eine Therapie, bei der Stammzellen wieder zurück transplantiert werden können, bei einem metastasierten Brustkrebs aussichtsreich sind. Wir wissen, dass das bei manchen bösartigen Erkrankungen des Blutes oder des Knochenmarks erfolgreich ist. Bei soliden Tumoren verlaufen Rezidive allerdings völlig anders. Deswegen kann ich Ihnen bzw. Ihrer Frau keine Therapie empfehlen, bei der Stammzellen verabreicht werden können.

Günther : Meine Schwester hat einen Tumor der ziemlich schnell größer geworden ist, obwohl sie immer bei der Vorsorge war alle zwei Jahre. Sie hat eine Hormontherapie bekommen und auch Chemo. Wir haben alle große Angst, dass sich Metastasen bilden. Wie schnell kann das gehen bei einem solchen Tumor, der schnell wächst?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich möchte in meiner Antwort nochmals hervorheben, dass über 80 % aller Frauen mit Brustkrebs geheilt werden. Wenn eine Chemotherapie und eine antihormonelle Therapie bei Ihrer Schwester notwendig waren und sie diese hat auch durchführen lassen, so sind ihre Heilungschancen sehr groß. Es gibt keinen einzigen alleinigen Faktor, an dem man eine spätere Metastasierung festmachen kann.

Tarek : Kann man nicht die Zeit verkürzen, bis der Pathologe sein Urteil abgibt? Warum dauert das so lange? Es ist ja wirklich ein Urteil und die Zwischenzeit ist so ultimativ grausam. Meine Mutter hat ganz viel Angst davor. Eigentlich hat sie davor am meisten Angst sagt Sie. Sie geht Mitte der Woche ins Krankenhaus zur Operation.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir wissen, dass die Zeit, die manche Pathologen bis zur endgültigen Beurteilung brauchen, lange sein kann. Das ist zwar kein medizinisches Problem aber ein psychologisches. Sie können im Einzelfall leider keinen Einfluss darauf nehmen, ob der Pathologe schneller arbeitet oder nicht. Oft arbeiten niedergelassene Pathologen erheblich schneller als Pathologen an großen Zentren oder Universitäten.

Vera : Ist der Wächterlymphknoten wirklich zuverlässig? Also, wenn der frei ist kann man dann sicher sein, dass auch die anderen Lymphknoten frei sind? Wie sicher ist die Langzeit-Prognose?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Entfernung des Wächterlymphknotens ist eine sehr sichere Methode, um die Fähigkeit des Tumors zur Streuung zu beurteilen. Man kann davon ausgehen, dass, wenn der Wächterlymphknoten frei ist, die anderen Lymphknoten auch frei sind. Die Lymphknoten stellen keinen zwingenden Zwischenschritt auf dem Weg zur Metastasierung dar. Sie signalisieren nur die Fähigkeit des Tumors zur Metastasierung. Insofern gibt es auch Fälle, bei denen die Lymphknoten feingeweblich frei waren, es aber trotzdem zu einer Metastasierung kam.

aysel : Sehr geehrter Herr Prof. Diel, können Sie bitte die Nachteile von:Antihormontherapie, Chemotherapie und Bestrahlung auf unseren Knochen kurz erklären. Haben diese Behandlungen die gleiche negative Wirkungsweise? Hilft prophylaktisch schon mal Bisphosphonate zu nehmen? Ich bedanke mich im Voruas für Ihre Antwort.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Bestrahlung der Brust nach Operation des Mammakarzinoms stellt kein Risiko für den Knochen dar. Wir wissen aber, dass eine Chemotherapie und eine antihormonelle Therapie zu einer Osteoporose führen können. Insbesondere bei Frauen vor den Wechseljahren. Man kann deswegen trotzdem nicht zu einer allgemeinen Prophylaxe mit Bisphosphonaten zu raten. Es wäre wichtig, stattdessen die Knochendichte zu kontrollieren. Sollte die Knochendichte innerhalb eines Jahres abfallen, so könnte eine Therapie mit Bisphosphonaten durchaus sinnvoll sein. Weitaus wichtiger ist eine knochengesunde Lebensweise auch nach / unter chemo- oder antihormoneller Therapie. Dazu zählen: Sport und Bewegung, kalziumreiche Ernährung (Käse und Co.), Mineralwasser und eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D.

Hanne : Meine beste Freundin wurde im Sommer 2010 brusterhaltend operiert und hat jetzt 2 Metastasen in der Leber. Die sollen herausoperiert werden. Stimmt es, dass Metastasen entweder in die Organe, oder in die Knochen gehen und erst später, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist überall hin? Kann Sie jetzt noch was machen, um Metastasen in weiteren Organen und Knochen zu verhindern?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Eine operative Entfernung von zwei Lebermetastasen ist sinnvoll, insbesondere, wenn keine weiteren Metastasen vorhanden sind. Eine wichtige Empfehlung lautet allerdings, dass neben der operativen Therapie auch eine Chemotherapie erfolgen sollte. Unter diesen Voraussetzungen besteht durchaus die Hoffnung, dass die Krankheit über einen längeren Zeitraum stabil bleibt. Eine Chemo- und / oder antihormonelle Therapie kann auch hilfreich sein, weitere Metastasen zu verhindern.

sarah : Meine Mutter hatte Brustkrebs vor 22 Jahren und entscheidend damals war die Größe des Tumors und ob und wie viele Lymphknoten befallen waren. Ich habe seither große Angst, selbst an Brustkrebs zu erkranken. Man weiß jetzt so viel mehr dazu, weiss man jetzt auch zur Vererbung mehr?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Nach derzeitigem Wissensstand werden die meisten Formen von Brustkrebs nicht vererbt. Wer allerdings in seiner Verwandtschaft mehrere Frauen kennt, die an Brustkrebs erkrankt sind oder waren und die Krankheit oft vor den Wechseljahren diagnostiziert wurde, trägt ein erhöhtes Risiko. Viele Frauen lassen dieses Risiko durch eine genetische Untersuchung abklären. Viel wichtiger ist allerdings, dass man bei einem erhöhten Risiko häufige Früherkennungsuntersuchungen (Mammographie, Ultraschall) durchführen lässt.

Kämper : Im Oktober 2009 hatte ich rechts einen Tumor, dann erneut 9/2011 (lymphogene Metastasierung). Nach der Behandlung jetzt als Erhaltungstherapie jede Woche nur Herceptin. Meine Frage: Was bewirkt Herceptin allein ohne Taxol? Es gibt jetzt auch noch eine erste Metastase in der Leber. Bin ziemlich mutlos und erwarte mehr vielleicht im Becken?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Diese Frage lässt sich ohne mehr Informationen nur sehr schwer beantworten. Wenn Sie eine einzelne Metastase in der Leber haben, empfehle ich die Entfernung dieser Metastase und die feingewebliche Beurteilung derselben. Sollten keine weiteren Metastasen vorhanden sein, empfehle ich eine Hinzunahme einer Chemotherapie zum Herceptin. Da man Herceptin zeitlich nicht endlos mit einer Chemotherapie kombinieren sollte, kann nach drei bis vier Monaten Chemotherapie auch nur noch mit Herceptin behandelt werden. Es wäre allerdings sinnvoll, herauszufinden, ob die Metastase für eine Herceptin-Therapie empfindlich ist.

Cirruswolke : Ich bin 31 Jahre alt und hatte vor 2 Jahren ein triple-negativ Karzinom mit befallenen Lymphknoten (6/20). Chemo erfolgte neoadjuvant (Epirubicin,Cyclophosphamid,Paclitaxel)und adjuvant ein Zyklus mit Gemcitabin/Cisplatin, welcher wegen zu hoher Toxizität abgesetzt wurde. Die neoadjuvante Chemo blieb wirkungslos, der Tumor war unbeeindruckt geblieben. Nun habe ich Knochenmetastasen (Femur, Sternum) und vergrößerte Lymphknoten im Mediastinum sowie supraclavikulär. Die Bestrahlung für die Femurmetastase ist nun abgeschlossen und ab nächste Woche werde ich mit Xeloda,Avastin und Xgeva therapiert. Ich bin ansonsten gesund. Wie sieht das Ansprechen bei triple negativem Tumor aus und gibt es noch Alternativen? Macht ein PET-CT Sinn um zu wissen welche Lymphknoten vielleicht befallen sind, um ggf. diese noch zu entfernen? Vielen Dank!

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ein PET-CT macht nur dann Sinn, wenn alle anderen Methoden keine weiteren Metastasen gezeigt haben. Die Bestrahlung von Knochenmetastasen und die Behandlung mit Xgeva und Xeloda ist sinnvoll. Ob eine Bestrahlung der Lymphknotenmetastasen sinnvoll ist, kann ich nicht endgültig beurteilen und sollte mit einem Strahlentherapeuten abgesprochen werden. Meine Meinung ist Folgende: Sollte es sich nur um die zwei Knochenmetastasen handeln, kann im Anschluss an die Chemotherapie mit Xeloda auch eine Bestrahlung des Mediastinums (und supraclavikulär) erfolgen. Meine Empfehlung: Die Strahlentherapie erst nach der Chemotherapie.

Chlond : Ich wurde im Dezember 2012 wg. Brustkrebs operiert (pt1b, L0, M0, V0, R0) - G2, ER+, Pgr+, Her2neu negativ. Glücklicherweise habe ich eine gute Prognosen und deshalb wurde mir von einer Chemotherapie abgeraten (3% Rückfall-Wahrscheinlichkeit innerhalb von 10 Jahren), ich soll stattdessen Tamoxifen nehmen. Mein Gynäkologe sieht das anders. Ich bin verunsichert. Was ist jetzt richtig, wer hat Recht? Was ist mit der Wahrscheinlichkeit von Metastasen in Knochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es wäre sehr hilfreich - wie bei anderen Fällen auch - wenn Sie als Patientin Ihr Alter angeben würden, denn viele Empfehlungen sind von der Situation abhängig, ob die Wechseljahre bereits stattgefunden haben oder nicht. So, wie man den Wirkungsgrad einer Chemotherapie abschätzen kann, so kann man das auch für eine Therapie mit Tamoxifen. Wenn Ihr Rückfallrisiko nur 3 % auf 10 Jahre beträgt, ist auch die Wirksamkeit von Tamoxifen von geringer Bedeutung. Möglicherweise liegt sie bei 1 %. Das bedeutet, wenn man 100 Frauen behandelt, ist die Wirkung von Tamoxifen bei 99 = 0 und nur eine Patientin hat möglicherweise einen Erfolg durch diese Behandlung.

MODERATOR: Der Experte macht eine kurze Pause. Wir setzen die Beantwortung Ihrer Fragen in wenigen Minuten fort.

Marion : Die Hormontherapie läuft (Zoladex über 2 Jahre, Tamoxifen 20mg über 5 Jahre). Wann macht eine Antikörpertherapie Sinn? Was schützt die Leber besser, oder die Wirbelsäule plus Becken?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zunächst weiß ich nicht, von welcher Art Antikörper-Therapie Sie sprechen. Wenn es um die Behandlung bzw. Prophylaxe des Knochens vor einer Knochenmetastasierung bzw. einer Osteoporose geht, dann dreht es sich wahrscheinlich um den Antikörper Denosumab. Dafür gibt es aber nur eine Zulassung bei nachgewiesener Osteoporose bzw. Knochenmetasen. Um den Knochen zu schützen empfehle ich - wie bereits oben ausführlich dargestellt - eine knochengesunde Lebensweise: Sport, kalziumreiche Ernährung und Vitamin D.

Chlond : Ich bin jetzt 49 Jahre alt und seit zwei Jahren in den Wechseljahren. Ich hatte noch ein spätes 3. Kind mit 44 Jahren.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Antwort ändert sich durch Ihre Angabe nicht. Vor den Wechseljahren gibt man typischerweise Tamoxifen, nach den Wechseljahren einen so genannten Aromathasehemmer. Aber auch durch die Einnahme eines Aromatasehemmers wird bei einer Rückfallgefahr von nur 3 % die Heilungsrate nicht signifikant verbessert.

Köhler : Ist die Brustkrebstherapie altersabhängig? Wie unterscheiden sie sich?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir wissen, dass Frauen vor den Wechseljahren oftmals von einer Chemotherapie mehr profitieren als Frauen nach den Wechseljahren. Das ist aber auch von anderen Prognosefaktoren abhängig. Wie bereits eben ausgeführt, verabreicht man vor den Wechseljahren Tamoxifen und später einen Aromatasehemmer. Das Alter ist durchaus ein wichtiger Entscheidungsfaktor für die Therapie, aber nicht der alleinige.

Nadja : Ich möchte als Patientin sehr genau wissen, welcher Teil der vorgeschlagenen Behandlung durch Studien abgesichert ist und welcher noch in der Erprobung ist. Letztlich ist es mein Risiko! Habe ich darauf ein Anrecht?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zunächst einmal haben Sie selbstverständlich ein Anrecht zu erfahren, ob das Medikament welches Sie erhalten durch Studien abgesichert ist oder nicht. Sie können aber davon ausgehen, dass die allermeisten Therapieformen bei Brustkrebs in großen Studien getestet wurden.

Astrid : Kann man im nachhinein feststellen ob eine Hormonersatztherapie, die ich über 7 Jahre gemacht habe einen kleinen Knoten ausgelöst hat. Ist in der rechten Brust außen und als Krebs diagnostiziert.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es ist im Nachhinein nicht festzustellen, ob eine Hormonersatztherapie für einen Brustkrebs verantwortlich war oder nicht. Es gibt durchaus Theorien, die behaupten, dass eine Hormonersatztherapie das Tumorwachstum beschleunigen, aber nicht verursachen.

Magdalena : Meine Mutter hat ein Rezidiv nach 5 Jahren in der linken Brust. Damals wurde brusterhaltend operiert. Jetzt geht es um Dinge, von denen hatten wir noch gar nicht gehört. Und zwar geht es um die biologische Struktur des Tumors. Sind das neue Behandlungsansätze? Wie gesichert sind die? Was weiß man über den Weg von Krebszellen in die Knochen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn es sich um ein wirkliches Rezidiv handelt, dann müssten die biologischen Strukturen des jetzigen Tumors in etwa identisch sein mit denen des früheren Tumors. Tatsächlich gibt es Behandlungsansätze, die sich an solchen Strukturen orientieren. Die bekanntesten sind die Hormonrezeptoren (Hormonabhängigkeit) des Tumors. Krebszellen gelangen in den Knochen über den Kreislauf, so wie es auch in andere Organe geschehen kann. Da das Knochenmark sehr gut durchblutet ist, ist auch die Möglichkeit für Tumorzellen relativ hoch, in den Knochen zu gelangen. Trotzdem besitzen nur ganz wenige Zellen die Fähigkeit, sich zu Metastasen zu entwickeln.

Dora : Ich bin 51 Jahre alt. Im April 2009 wurde in meiner linken Brust ein invasives, duktales Mammakarzinom diagnostiziert. Hier die Tumorbestimmung, ist vielleicht nicht ganz komplett: pT1c(m,2),G2, pN (i+, SN) (0/3), pL1,pV0,M0,pTis cis),G2 Rezeptoren: ER>95%,PR>95%, nach wiederholter FISH-Testung als Karzinom mit niedriger Verstärkung des Her2/neu-Gens (positiver Fall) bestimmt. Als erstes kam die Operation dann Bestrahlung. Danach Zoladex und Tamoxifen, keine Chemotherapie. Ich hatte Glück mit der Therapie und kam gut zurecht. Bin fleißig und bewege mich regelmäßig ohne Übergewicht. Soll ich trotzdem die antihormonelle Therapie mit einem Aromatasehemmer weiter machen? Kann man nicht auch dadurch Metastasen hervorrufen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es gibt keinen Hinweis dafür, dass Aromatasehemmer Metastasen hervorrufen. Im Gegenteil, sie können Metastasen verhindern. In Ihrem Fall empfehle ich, die Therapie fünf Jahre lang durchzuführen und anschließend zu beenden. Es gibt keine zwingenden Resultate, die eine Empfehlung über einen längeren Zeitraum rechtfertigen.

D_Rafalko : Meine Mutter hat einen Tumor der Kategorie III. Wie ist mit der Aggressivität eines HER2 Tumors, nicht hormonabhängig einzuschätzen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich gehe davon aus, dass Ihre Mutter einen Tumor mit einem Grading III (GIII) hatte, der HER2 positiv und hormonnegativ war. Diese Tumoren verhalten sich in aller Regel sehr aggressiv. Allerdings ist die Heilungschance unter einer Kombinationstherapie mit Chemotherapie und Herceptin sehr hoch.

Liz : Meine Schwester hat eine sehr besondere Art von Brustkrebs. Uns wurde gesagt, dass der Zellaufbau eher einem Eierstockkrebs entspricht oder zumindest nahe kommt. Was ist mit einer Chemotherapie bei Brustkrebs, die Platin enthält? Hat man ja eigentlich früher nicht eingesetzt, aber wenn man jetzt eine Sorte Brustkrebs diagnostizieren kann, die Eierstockkrebs viel näher ist, als Brustkrebs wäre das doch auch eine Option, weil man platinhaltige Chemos bei Eierstockkrebs einsetzt, oder? Gibt es da schon Erfahrungen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ihre Frage ist nur schwer zu beantworten. Ich weiß nicht, was damit gemeint ist, wenn Sie sagen, dass der Zellaufbau an Eierstockkrebs erinnert. Meiner Ansicht nach ist eine solche Diagnose unüblich. Der Einsatz von platinhaltigen Chemotherapien bei Brustkrebs ist durchaus erfolgversprechend und wird, insbesondere in der metastasierten Situation, oft genutzt.

Schully : Ich habe einen langsam wachsenden Tumor in der Brust, der auf eine Hormonbehandlung reagiert. So wurde das jedenfalls getestet. Ich wurde entsprechend behandelt und brauchte keine Chemotherapie. Darüber habe ich mich natürlich total gefreut, aber jetzt kommen mir erhebliche Zweifel, ob das richtig ist, oder ob ich damit nicht eine größere Gefahr eingehe, dass sich Metastasen bilden. Zumal bei mir zwei Lymphknoten betroffen waren. Kann mich Prof. Diel beruhigen? Vielen Dank für eine Antwort.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Der Einsatz einer Hormontherapie bei hormonabhängigen Tumoren ist eine Standardbehandlung. Allerdings sollte man in Fällen, bei denen die Lymphknoten befallen sind, zusätzlich eine Chemotherapie durchführen. Trotzdem werden viele Frauen in einer solchen Situation auch ohne Chemotherapie geheilt und eine Chemotherapie ist auch keine Garantie für eine Heilung. Wie bereits oben ausgeführt, wäre es bei Frauen vor den Wechseljahren sicherlich sinnvoller, eine Chemotherapie durchzuführen, bei Frauen nach den Wechseljahren nicht unbedingt.

Fragemann : Das Ärztegremium hat für meine Frau eine Antikörperbehandlung und Chemotherapie entschieden, OP natürlich auch. In erster Linie geht es darum zu verhindern, dass sich Absiedelungen bilden. Kann man das überhaupt verhindern? Was ist mit einem regelmäßigen Ganzkörper MRT?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich gehe davon aus, dass unter eine Antikörperbehandlung eine Therapie mit Herceptin gemeint ist. Diese Kombinationsbehandlung (inklusive Chemotherapie) trägt, wie auch die Operation und die Strahlungsbehandlung der Restbrust, zur Verhinderung von Metastasen bei. In manchen Fällen (15 bis 20%) kommt die Krankheit trotz aller therapeutischen Bemühungen wieder. Ein regelmäßiges Ganzkörper-MRT kann keine Metastasen verhindern, sondern nur möglicherweise zu einer früheren Diagnose beitragen. Allerdings gibt es keine Untersuchung, die beweist, dass ein solches Vorgehen zu einer verbesserten Heilungsrate führt. Deswegen ist in keiner Leitlinie weltweit eine regelmäßige Ganzkörper-MRT-Untersuchung sowie auch andere technische Verfahren in der Nachsorge verankert.

Gundi : Nach neoadjuvanter Chemotherapie ist meine rechte Brust abgenommen worden. Es ging weiter mit Strahlentherapie. 1 Tumor Hormonpositiv, 2. Tumor Herceptin pos, Score 3. Bekomme alle 3 Wochen Herceptin, zusätzlich Tamoxifen und Trenantone. Vor 8 Wochen war der 8. Herceptinzyklus. Jetzt stellte der Arzt ein deutlich verändertes Echo fest. Das macht mich ganz irre und ich schwanke zwischen wissen wollen und nicht. Aber ich kann ja gar nicht davon laufen. Wie schlimm könnte es sein, was könnte mich erwarten?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Diese Frage bezieht sich auf eine der unerwünschten Wirkungen von Herceptin, der so genannten Herzschwäche. Der untersuchende Kardiologe (Herzspezialist) sollte über genügend Erfahrung verfügen, um zu beurteilen, ob eine weitere Therapie mit Gefahren verbunden ist oder nicht. Sollte eine Herzschwäche vorhanden sein, macht es durchaus Sinn, eine Therapiepause einzulegen und später fortzufahren. Dies ist insbesondere dann notwendig, wenn klinische Symptome vorliegen. Allerdings sind acht Zyklen Herceptin auch schon ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Heilung.

PIB53 : Was kann ich unterstützend tun, nach erfolgreicher Operation + Chemo + Bestrahlung alles in 2011. Leider musste mir auch noch der linke Eierstock entfernt werden. Was für begleitende Maßnahmen sind sinnvoll? Was ist mit Knochenvorsorge? Danke!!!

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wie schon des Öfteren in dieser Sprechstunde, möchte ich noch einmal auf die Knochengesundheit hinweisen. Eine Messung der Knochendichte kann sinnvoll sein. Eine knochengesunde Lebensweise ist es in jedem Fall: Sport, kalziumreiche Ernährung und Vitamin D.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch in dieser Sprechstunde wurden zahlreiche Fragen gestellt, zu deren optimaler Behandlung man noch einige Informationen benötigen könnte. Insbesondere empfehle ich den Patientinnen und deren Angehörigen bei der Fragestellung immer, das Alter der Patienten anzugeben. Die Behandlung von Metastasen, insbesondere in den Knochen, ist oft sehr kompliziert, da zahlreiche Methoden zur Verfügung stehen und kombiniert werden müssen. Die drei Säulen der Behandlung von Knochenmetastasen sind Chemo- / antihormonelle Therapie, Bestrahlung und Knochenschutz (Bisphosphonate und/oder Denosumab). Immer mehr in den Vordergrund kommt die Knochengesundheit, auf die die Patientinnen Einfluss nehmen können, auch ohne spezifische Medikamente. Knochengesunde Lebensweise ist ein integraler Bestandteil im Rahmen der Therapie des Mammakarzinoms und auch von Knochenmetastasen. Ich empfehle Patientinnen mit Knochenmetastasen, sich einem Spezialisten anzuvertrauen, der die Fähigkeit besitzt, die Knochengesundheit in den Mittelpunkt der Behandlung zu stellen und der die Fähigkeit besitzt jederzeit für die richtige Situation die richtige Therapie auszuwählen. Ich danke Ihnen für die vielen interessanten Fragen und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!



Ende der Sprechstunde.