Therapieoptionen bei Prostatakrebs

Dr. med. Friedrich Overkamp
Internist / Facharzt für Medikamentöse Tumortherapie
Praxis und Tagesklinik für Onkologie 
Springstraße 24
45657 Recklinghausen

Tel.: 02361 / 90427-0
FAX: 02361 / 90427-96

overkamp@onkologie-re.de
www.onkologie-re.de


Zweitmeinungs-Sprechstunde nach Vereinbarung


Schwerpunkte

• Medikamentöse Tumortherapie bei allen soliden Tumoren und hämatologischen Systemerkrankungen (Leukämien und Lymphome)
• Insbesondere:
Neoadjuvante, adjuvante und palliative Chemotherapie,
Therapie mit neuen zielgerichteten Substanzen (Antikörper und small molecules),
Supportivtherapie z.B. Schmerztherapie


Spezialgebiete

• Mammakarzinom (Brustkrebs)
• Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs)
• Kolorektale Karzinome (Darmkrebs)
• Therapie der fortgeschrittenen Krebserkrankungen (Metastasen) 


Spezielle Expertise

• Zahlreiche Zertifikate, u.a. ESMO-Zertifikat (European Society for Medical Oncology) 

 
• Eigenes Institut für Klinische Studien: Oncologianova GmbH – Gesellschaft für Innovationen in der Onkologie

www.oncologianova.de
 
• Vorträge und Publikationen: siehe http://onkologie-re.de/aerzte.htm

PROTOKOLL

Therapieoptionen bei Prostatakrebs

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Wir beginnen um 19 Uhr.

Hammernick : Was versteht man unter einer ausreichenden Schmerztherapie bei Prostatakrebs? Woran erkennt man die? Ich finde, dass für meinen Papa da zu wenig gemacht wird.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine ausreichende Schmerztherapie ist daran zu erkennen, dass jemand nicht mehr unter Schmerzen leidet. Geringfügige Schmerzen kann man natürlich tolerieren, aber es ist heute möglich, auch sehr starke Krebsschmerzen mit entsprechenden Medikamenten zu lindern. Wissenschaftliche Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass über 90 % aller krebsbedingten Schmerzen beseitig werden könnten, wenn nur alle zur Verfügung stehenden Mittel voll ausgeschöpft würden. Das setzt natürlich voraus, dass die behandelnden Ärzte alle medikamentösen Möglichkeiten einsetzen und dass die Patienten diese auch einnehmen.

Beeck : Meine Prostata wurde komplett entfernt, der Tumor hatte die Kapsel nicht beschädigt. Bei der Operation ist also bis ins gesunde Gewebe geschnitten worden. Trotzdem soll weiterhin die Gefahr bestehen, dass der Tumor nachwächst. Wie geht das, wenn doch alles weggeschnitten wurde?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Die Gefahr eines Nachwachsens bei intakter Kapsel ist natürlich sehr gering. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass einzelne Tumorzellen sich aus dem ursprünglichen Tumorverband bereits gelöst haben und "gestreut" haben.

Helmut : Bin 72 Jahre, 2001 wurde Prostatacarzinom festgestellt. Mai 2013 Mai wurde hormonresistentes Carzinom bei PSA Wert 6,6 festgestellt. Behandlung: Elegard und Zytiga. Knochensinti. zeigte evtl. MEtastase an Rippe. 3 MRT wurden gemacht, unterschiedliche Befunde. 1. mal Kein Befund. 2. Mal Verdacht auf Metastase Rippe. 3. Mal keine Metastase an Rippe, Metastase LW 1-5, ich wurde 1992 an der LW 4, 5 operiert. Urologe möchte nun zusätzlich Zometa verabreichen. Da bis jetzt schmerzfrei, bin ich skeptisch, ob nötig. Bitte um Ihre Antwort. Vielen Dank

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ja, Zometa ist ganz sicher eine gute Idee. Es handelt sich dabei um ein so genanntes Bisphosphonat. Das sind Medikamente, die den weiteren Knochenabbau hemmen und die sich gerade bei metastasierten Karzinomen sehr bewährt haben. Die unerwünschten Wirkungen der Bisphosphonate sind gering. Man sollte jedoch vor Beginn der Therapie eine Kontrolle beim Zahnarzt durchführen lassen. Gesunde bzw. sanierte Zähne und damit gesunder Kieferknochen sind eine Voraussetzung für die Verabreichung von Bisphosphonaten. Das von Ihrem Arzt empfohlene Präparat wird einmal monatlich als Kurzinfusion verabreicht. Eine Alternative dazu wäre der Antikörper Denosumab. Die in klinischen Studien gewonnen Erkenntnisse zu dieser moderneren Form der "Knochentherapie" sind beim Prostatakarzinom noch etwas besser als die der Bisphosphonate.

welker2013 : Was ist das Medikament Jevtana und wodurch unterscheidet es sich von den anderen Medikamenten gegen Prostatakrebs?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Bei dem Medikament Jevtana handelt es sich um den Wirkstoff Cabazitaxel. Dies ist eine Chemotherapie, die ähnlich wie das Medikament Dozetaxel zu bewerten ist. Es gibt unerwünschte Wirkungen, die den Einsatz dieses Medikamentes begrenzen. Dazu gehört z. B. relativ häufig eine Verminderung der weißen Blutkörperchen und ausgeprägte Durchfälle. Dennoch ist Cabazitaxel sicherlich ein gutes Reservepräparat in der Chemotherapie des Prostatakrebses.

Falkenhof : Wenn sich schon Metastasen gebildet haben, schließt dieser Zustand Heilung automatisch aus? Sind Metastasen in Knochen oder Leber unterschiedlich bedrohlich?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ja, wenn sich einmal Metastasen gebildet haben, gibt es keine Heilungsmöglichkeit mehr. Dies bedeutet aber nicht, dass man in kurzer Zeit in Lebensgefahr kommen muss. Im Gegenteil: Auch mit Metastasen leben viele Patienten heutzutage oft viele Jahre. Dank der modernen Therapie mit Medikamenten, Bestrahlung und operativen Verfahren, gelingt es immer öfter, trotz Metastasen eine Chronifizierung der Erkrankung zu ermöglichen. Mit anderen Worten, man lebt mit der Erkrankung und oft auch mit hoher Lebensqualität. Ähnlich wie ja auch Patienten mit Zucker oder mit hohem Blutdruck an chronischen nicht komplett heilbaren Krankheiten leiden. Metastasen in Knochen und Leber sind grundsätzlich unterschiedlich bedrohlich. Patienten mit ausschließlicher Knochenmetastasierung leben deutlich länger als wenn zusätzlich die Leber betroffen ist. Jedoch sind gerade die neuen Möglichkeiten der Antihormontherapie und der Chemotherapie auch für die Behandlung und die längerfristige Kontrolle von Lebermetastasen sehr gut geeignet.

Puntus : Könnte mir Dr. Overkamp sagen warum Krebszellen von der Prostata bevorzugt in die Rippen gehen? Liegt das an Lymphströmen, oder woran liegt das? Wenn man das erklären könnte, könnte man sicherlich auch eine rechtzeitige QUOT1SperreQUOT2 einbauen, oder?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Es sind insgesamt die Knochen, also das gesamte Skelettsystem, in dem sich Prostatakrebszellen bevorzugt aufhalten bzw. metastasieren. Dies liegt in erster Linie daran, dass Prostatakrebszellen im Knochengewebe eine Umgebung vorfinden, in der sie sich besonders gut teilen und ausbreiten können. Dies liegt u. a. am pH-Wert, also am Säuregrad, des Gewebes, dies liegt an der Struktur der Knochensubstanz und an vielen anderen Einflüssen. Die Rippen sind nicht zwangsläufig eine bevorzugte Lokalisation. Die Wirbelsäule und das Becken, aber auch die großen Röhrenknochen, sind es in gleicher Weise.

Frentzen : Zeigen sich Metastasen im allgemeinen im Blut durch veränderte Werte? Gibt e seine Differenzierung zu Organ- oder Knochenmetastasen?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Laborwerte sind nur eine orientierende Möglichkeit der Diagnostik. So können z. B. erhöhte Leberwerte und erhöhte Knocheneiweiße einen allgemeinen Hinweis auf eine Schädigung von Leber oder Knochen geben. Dies ist aber noch kein Beweis für das Vorhandensein von Metastasen in den jeweiligen Organen. Ein weiteres wichtiges Zeichen einer Metastasierung kann ein ansteigender PSA-Wert sein. PSA bedeutet prostataspezifisches Antigen. Dies ist ein Eiweiß, das von Prostatakrebszellen hergestellt wird. Im Falle einer Metastasierung entstehen ja wesentlich mehr Krebszellen in den neuen Aufenthaltsorganen des Krebses. Durch diese Ausbreitung und zunehmende Teilung der Krebszellen entsteht natürlich auch mehr von dem PSA-Protein in den Zellen. Da dieses Eiweiß von den Tumorzellen nach Außen abgegeben wird, ist es dann im Blut messbar. Dies ist jedoch auch nicht bei allen Prostatakrebsen der Fall. Es gibt auch Prostatakrebszellen, die kein PSA produzieren. In jedem Falle ist es wichtig, erhöhte Laborwerte zum Anlass zu nehmen, mit Hilfe von bildgebenden Untersuchungen (z. B. Computertomogramm oder Szinitgramm) einen Verdacht zu bestätigen oder zu widerlegen.

Balu : Ich habe Prostatakrebs, komme damit aber ganz gut klar. Ein Problem dagegen sind irgendwelche neuen, unbekannten Ereignisse. Schmerzt hier, zupft da usw. Ich bin dann extreme sensibilisiert. Am Schlimmsten ist aber ziehen im Rücken, weil mir jemand gesagt hat, das können Metastasen an der Wirbelsäule sein. So was hatte ich früher nie. Kannte mein Leben lang keine Rückenschmerzen. Bisher konnte nichts festgestellt warden und ich fürchte, ich mache mich mit meiner Angst lächerlich. Mein Arzt hat gesagt in meinem Alter sind Rückenschmerzen nichts ungewöhnliches. Ich möchte nicht als Heuelsuse dastehen, aber auf keinen Fall wichtige Sympthome übergehen. Wie verhalte ich mich richtig?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Zunächst einmal ist es ganz großartig, dass Sie Ihre Beschwerden so offen schildern. Dies sollten Sie auch gegenüber Ihrem Arzt nochmals betonen und ihn darum bitten, Untersuchungen zur Abklärung durchführen zu lassen. Konventionelle Röntgenbilder reichen nicht aus. Wichtig ist ein Knochenszintigramm und wenn sich dort verdächtige Stellen zeigen sollten, ist es sinnvoll, mit Hilfe einer Computertomographie diese verdächtigen Areale gezielter anzusehen. Auch dann, wenn das Knochenszintigramm keinen verdächtigen Befund zeigt, macht es Sinn, die besonders schmerzhaften Wirbelsäulenabschnitte mit Hilfe von CT oder Kernspintomographie zu untersuchen. Sollte auch dann keine Metastasierung gefunden werden, kann es sehr gut sein, dass Sie Verschleißerscheinungen (Arthrose im weitesten Sinne) an Ihren Wirbelkörpern haben. Dies geht fast allen von uns so und dies wäre dann ein Grund für eine Mitbehandlung durch einen Orthopäden. So oder so, egal ob es sich um Metastasen des Prostatakrebses oder um so genannte degenerative Veränderungen handelt, sollten Sie auf einer guten Schmerztherapie bestehen.

Tic : Wenn bei Prostatakrebs schon die Lymphknoten befallen sind, muss man davon ausgehen, dass dann irgendwo schon Metastasen bestehen?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein, das muss nicht zwangsläufig der Fall sein. Das Risiko, dass über diese Lymphknoten hinaus schon weitere Zellen gestreut haben, ist allerdings größer, als wenn keine Lymphknoten befallen sind. Ihre Ärzte werden die Therapie entsprechend Ihrem Tumorstadium durchführen.

Alpheis : Bei einer PET-Untersuchung wurden viele Kleine leuchtende Punkte entlang der Lendenwirbesäule festgestellt. Die konnte ich als Laie sogar erkennen. Das unglaubliche ist, ich habe keine, gar keine Beschwerden. Das lässt mich hoffen, dass es da was zu machen gibt. Ich informiere mich rundum und eine Einschätzung von Dr. Overkamp würde mir helfen. Wäre schön, wenn der Experte was dazu sagen könnte. Danke.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ich gehe einmal davon aus, dass Sie eine Krebserkrankung haben, denn sonst wäre die PET-Untersuchung normalerweise nicht gemacht worden. Des Weiteren nehme ich an, dass Sie einen Prostatakrebs haben, obwohl Sie dies nicht ausdrücklich erwähnen. Die PET-Untersuchung ist beim Prostatakrebs noch keine Routineuntersuchung. Wenn ich einmal unterstelle, dass Sie ein Karzinom haben, müssen die im PET-CT leuchtenden Areale als metastasenverdächtig eingestuft werden. Beschwerden müssen sie keine verursachen. Jedoch kann man aufgrund eines PET-Bildes allein weder eine Diagnose stellen, noch einen Therapievorschlag machen. Die Therapie hinge davon ab, welchen Krebs Sie haben (wirklich Prostatakrebs oder ein anderer Tumor?).

Jutta : Mein Mann hat seit 3 Jahren eine besonders aggressive Form von Prostatakrebs. Bei dem letzten Rückfall hat sich unser Zentrum zu einer Chemotherapie entschlossen. Hatte man vorher drauf verzichtet, weil die Knochen meines Mannes in keinem guten Zustand waren. Aber das war schrecklich. Mein Mann hatte schockartige Reaktionen und die Behandlung wurde abgebrochen. Jetzt berät man sich noch. Was ist möglich vor dem Hintergrund, dass der Zustand der Knochen mit einbezogen werden muss?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Es ist schwierig eine Antwort zu geben, ohne nähere Informationen über die Vorbehandlung. Sie schildern eine offenbar allergische Reaktion auf die Chemotherapie, so dass ich annehme, dass es sich um das Medikament Docetaxel gehandelt hat. Inzwischen gibt es mehrere neue Antihormonpräparate, die auch nach einer Chemotherapie erfolgreich eingesetzt werden können. Dies sind z. B. die Medikamente Abirateron und Enzalutamid. Ganz neu und vermutlich noch Ende diesen Jahres auf dem deutschen Markt erhältlich ist eine radioaktive Substanz, die sich Alpharadin nennt. Dies ist ein radioaktiver Strahler, der von einer nuklearmedizinischen Klinik einmal im Monat in die Blutbahn gespritzt wird und sich über das Blut in den Knochen anreichert. Die Ergebnisse der Studien waren sowohl für die erwähnten Antihormone als auch für den innovativen Alphastrahler so gut, dass alle Medikament in kürzester Zeit für den europäischen und damit auch für den deutschen Markt zugelassen sind, bzw. sich im Zulassungsprozess befinden. Die Ärzte Ihres Mannes wissen sicher davon. Eine weitere Alternative zur Behandlung von schmerzhaften Knochenmetastasen ist natürlich immer die konventionelle Bestrahlung und nicht vergessen werden sollte in jedem Falle die monatliche Gabe eines "Knochenaufbaupräparates", z. B. ein Bisphosphonat oder der Antikörper Denosumab.

Sauerbier : Mein Vater hat einen großen Tumor mit Knochenbeteiligung und keiner guten Perspektive. Geht natürlich immer um die Schmerzbekämpfung, aber auch darum, einen Rückfall zu verhindern und keine neuen Knochenmetastasen entstehen zu lassen. Würde mich über einen Vorschlag von Dr. Overkamp freuen und bedanke mich.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ich bin nicht sicher, was Sie mit "großem Tumor" meinen. Wenn damit ein großer Primärtumor in der Prostata gemeint ist, muss dieser natürlich auch entsprechend behandelt werden. Knochenmetastasen lassen sich heutzutage mit den schon in den vorhergehenden erwähnten Methoden in vielen Fällen erfolgreiche behandeln. Ich gehe einmal davon aus, dass es sich um einen metastasierenden Prostatakrebs handelt. Dann stehen Bestrahlung, Antihormontherapie, Schmerztherapie und Knochenaufbaupräparate zur Verfügung. Entscheidend ist natürlich, dass die Diagnose eines metastasierenden Prostatakarzinoms gestellt worden ist und, dass es sich nicht um einen anderen Tumor mit Knochenmetastasen handelt.

Rogalla : Wie hoch ist das Risiko für Metastasen bei wait and see? Mein Vater ist 73.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Das hängt ganz vom individuellen Tumorstadium ab. Es gibt bei lokal begrenztem Prostatakarzinom manchmal gute Gründe sich für watchfull waiting. Das Alter perse ist kein Kriterium für eine Therapieentscheidung, vielmehr sind es Begleiterkrankungen, Co-Medikationen und andere Einflüsse, die unsere Therapieentscheidungen beeinflussen.

Jöhnk : Vor zwei Jahren und 3 Monaten wurde bei mir ein Prostata Karzinom entfernt. Es blieb ein Rest, der nicht operiert werden konnte. Um diesen Rest geht es. Mein PSA-Wert war nach der Reha 0,03 und ging dann immer hin und her nach oben und wieder nach unten. Dann hatte ich einen Medikamentenwechsel von Trenantone zu Firmagon. Aber der PSA Wert ging nicht wieder runter. Es geht jetzt um eine mögliche Bestrahlung. Ist aber angeblich noch zu früh. Ab wann würde die erfolgen? Soweit der Tumor. Bei all dem mache ich mir große Sorgen, um mögliche Metastasen. Sind das die Voraussetzungen unter denen die Dinger entstehen?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: So, wie Sie den Verlauf Ihrer Erkrankung schildern, halte ich an dieser Stelle auch eine Bestrahlung für eine sinnvolle Option. Denn offensichtlich liegt ja immer noch ein lokales Tumorstadium vor, d. h. das Prostatakarzinom befindet sich immer noch im Bereich der ursprünglichen Prostataloge und hat offenbar noch nicht gestreut. Dies ist eine klare Indikation zu einer Strahlentherapie. Welche Form der Bestrahlung man wählt, sollte von den Strahlentherapeuten und den behandelnden Urologen interdisziplinär entschieden werden. Sie haben gute Chancen, bei einer guten Kontrolle des Tumorrestes eine Metastasierung zu verhindern oder wenigsten hinauszuschieben.

Hüseler : Kann mein Vater noch geheilt warden bei einer Totaloperation und 1 Knochenmetastase unter 1cm an der Wirbelsäule?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine Heilung ist bei Vorhandensein einer Knochenmetastasierung unwahrscheinlich. Dennoch gibt es Fälle, die bei einer so genannten solitären Einzelmetastase nach einer entsprechenden Therapie tatsächlich extrem lange überlebt haben, was schon einer Heilung gleichkommt. Es besteht die Möglichkeit, dass weitere - sehr kleine und damit bildgebend noch nicht sichtbare - Metastasen an der Wirbelsäule bestehen. Es kann aber auch tatsächlich nur eine einzelne Metastase vorliegen. In diesem Fall bietet sich die Kontaktaufnahme mit einem Spezialtherapeuten an. Seit Kurzem ist eine neue Methode auf dem Markt erhältlich, die für solche einzelnen Metastasen an der Wirbelsäule in Betracht kommt. Es handelt sich dabei um eine so genannte Radiofrequenzablation. Dabei wird über einen Katheter eine Radiotherapie direkt in den betroffenen Wirbel appliziert. Vielleicht können die behandelnden Ärzte Ihres Vaters einmal Kontakt aufnehmen. Der in Deutschland auf diesem Gebiet versierteste Orthopäde ist Professor Dr. Andreas Kurth.

Wettwer : Weil ich Probleme beim Wasser lasse hatte bin ich dann zum Urologen gegangen. Die Diagnose vergrößerte Prostata fand ich nicht gut, war aber nicht so sehr beunruhigt. Abtragung. Das war im Frühjahr. Vor 3 Wochen erhielt ich die Krebsdiagnose. Alles ging sehr schnell. Momentan will ich die nächsten Schritte langsamer angehen, weil ich einen klaren Kopf brauche. Wovon hängt ab, ob ich potenzerhaltend operiert werden kann.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine Garantie für eine potenzerhaltende Operation kann Ihnen leider niemand geben. Die Potenz ist bei allen Maßnahmen rund um die Prostata leider häufig in Gefahr. Dies ist sicherlich bitter, aber im Interesse einer möglichst optimalen Tumorkontrolle oft nicht vermeidbar. Ich rate Ihnen, mit Ihren Ärzten die Vor- und Nachteile aller Methoden zu diskutieren. Aber grundsätzlich können sowohl ein operativer Eingriff als auch eine Antihormontherapie, als auch eine Bestrahlung die Potenz beeinträchtigen. Ich wünsche Ihnen sehr, dass dies nicht oder nur in geringem Maße passiert. Jedoch halte ich die Wahrung einer möglichst hohen Heilungschance für die wichtigste Voraussetzung für Ihre Therapieentscheidung.

Ludwig : Mein Bruder hat schon einmal an dieser Sprechstunde teilgenommen und einen sehr guten Rat bekommen. Kann mir Dr. Overkamp erklären wann es Sinn macht eine Metastase in der Leber zu verdampfen anstatt zu operieren?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Mit Verdampfung meinen Sie ganz sicher die Methode der Radiofrequenzablation. Das, was ich in meiner vorletzten Antwort als neue Methode für einzelne Knochenmetastasen beschrieben habe, gibt es schon seit Längerem für Lebermetastasen. Allerdings kommt diese Methode bei einem in die Leber metastasierten Prostatakrebs nur selten zum Einsatz. Die Methode macht nur Sinn, wenn es sich um eine einzelne solitäre Metastasen handelt. Das Problem ist, dass bei einem metastasierenden Prostatakrebs meistens mehrere Metastasen vorliegen. Einzelne Metastasen kommen eher bei metastasierenden Darmkrebsen vor. Bei allen anderen Tumoren sind solitäre Metastasen selten und damit scheiden in den meisten Fällen sowohl die Operation als auch die Radiofrequenztherapie aus. Gerade bei der Lebermetastasierung eines Prostatakrebses würde ich grundsätzlich eher zu den in früheren Antworten beschriebenen medikamentösen Behandlungen raten.

MODERATOR: Unser Experte macht eine kurze Pause. Wir setzen die Beantwortung Ihrer Fragen in wenigen Minuten fort.

Gerrit : Bin 62 Jahre, Erstdiagnose 07/10, bPSA 7,3, ProstVol. 21ccm mittels TRUS, zunächst kein Tumor, dann doch kleiner Tumor, aber potenzerhaltend operiert. Keine Chemo. Eigentlich ist alles gut. Aber ich habe ständig Angst vor plötzlichen Metastasen. Wie kann ich diese Angst hinter mir lassen? Habe gelegentlich Knochenschmerzen, da sagt mein Orthopäde das sei normal in meinem Alter. Die Unruhe bleibt. Kann mir der Experte etwas sagen, zu meiner Beruhigung?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ich kann verstehen, dass Sie Sorge haben, trotz der offensichtlich erfolgreichen Primäroperation irgendwann Metastasen zu entwickeln. Andererseits ist es keineswegs sicher, dass dies der Fall ist und selbst wenn, gibt es ja heute hervorragende Behandlungsmöglichkeiten. Entscheidend ist, trotz der Ungewissheit eine gewisse Gelassenheit zu lernen. Angst ist kein guter Ratgeber. Sorge ist normal und Wachsamkeit sollte sowohl bei Ihnen als auch bei Ihrem behandelnden Arzt immer vorhanden sein. Der Ursache von Knochenschmerzen sollten Sie natürlich auf den Grund gehen. Aber es gibt viel mehr nicht bösartige Ursachen als bösartige.

Bunti : Seit gut einem Jahr bin ich in einer Hormonbehandlung mit Zoladex. Ich bekomme noch eine Erektion, aber mich interessiert das überhaupt nicht mehr. Ich habe meine Frau zum letzten Arzttermin mitgenommen, damit der Urologe ihr das erklärt, aber weil ich noch eine Erektion bekomme, fehlt ihr das Verständnis. Das zerrt zusätzlich an meinen Nerven. Ich habe dagegen nur ein Ziel: Ich will verhindern, dass sich der Krebs ausbreitet. Große Angst habe ich davor, dass Metastasen sich in den Knochen ansiedeln. Ist das Ganze zeitlich einzugrenzen, damit ich meiner Frau sagen kann, wann wir wieder ein normales Eheleben haben können?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ob sich die Antihormonbehandlung zeitlich begrenzen lässt, kann ich nicht beurteilen, da mir dazu zu wenig Daten von Ihrer Erkrankung vorliegen. Grundsätzlich kann man heute auch mehrmonatige Pausen im Rahmen der Antihormonbehandlung einlegen. Dann erholt sich meistens auch die Libido. Der Libido-Verlust ist häufig, auch wenn noch eine Erektion möglich ist. Sie sollten das unbedingt mit Ihrer Frau gemeinsam in einem Gespräch mit Ihrem Urologen erörtern. Allein ein solches Gespräch führt häufig schon zu einer deutlichen Entspannung in der Beziehung. Vielleicht wäre auch ein Beratungsgespräch mit einem Psychoonkologen oder eine Psychoonkologin hilfreich. Letztlich ist es für Sie beide, für Ihre Frau und für Sie, wichtig, auch andere Formen der Sexualität und Zuneigung mehr in den Vordergrund zu stellen.

Fetscher : Gibt es einen Unterschied zwischen Karzinomgewebe und Krebsgewebe? Woraus bestehen Metastasen in Organen und Knochen?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Krebse können grundsätzlich in allen Organen entstehen. Wenn ein Krebs in dem so genannten Deckgewebe von inneren Organen entsteht, spricht man von einem Karzinom. So ist also z. B. ein Krebs, der von der Schleimhaut der Atemwege ausgeht, ein Bronchialkarzinom. Ein Tumor, der von der Schleimhaut des Dickdarms ausgeht, ist ein Dickdarmkarzinom. Andererseits gibt es auch Krebse, die aus dem Bindegewebe von Organen entstehen. Diese bezeichnet man als Sarkome. Schließlich können Blutzellen bösartig werden, was man als Leukämie bezeichnet. Und auch Lymphdrüsenzellen können bösartig werden, dann spricht man von einem Lymphom. Der Oberbegriff Krebs meint also, entweder Karzinome, Sarkome, Leukämie oder Lymphome. Metastasen bestehen immer aus dem Krebsgewebe, aus dem sie stammen. D. h. für die Zusammensetzung von Metastasen ist entscheidend, aus welchem Ursprungsorgan sie kommen. Knochenmetastasen können also von einem Brustkrebs, Nierenkrebs, Hautkrebs oder eben einem Prostatakrebs stammen. Die Therapie richtet sich dann natürlich nach dem Ursprungskrebs. Knochenmetastasen eines Brustkrebses werden ganz anderes behandelt, als Knochenmetastasen eines Prostatakrebses. Zumindest medikamentös bestehen erhebliche Unterschiede. Krebszellen können eben schwimmen und wandern. Sie schwimmen durch Blut und Lymphflüssigkeit und können sie wie Amöben durch Organe und Knochen bewegen. Zunächst nehmen sie immer die Eigenschaften des Primärtumors mit, die Zellen können sich aber auf dem Weg zum Metastasierungsorgan auch verändern. Die Zukunft der medikamentösen Tumortherapie wird gerade diesen Prozess der Streuung von Tumorzellen durch das Blut sehr viel stärker in den Vordergrund rücken. Es wird in naher Zukunft möglich sein, aus dem Blut zirkulierende Tumorzellen herauszufiltern und zu analysieren. Auf diese Weise wird es in der Zukunft möglich sein, schon während des Prozesses der Metastasierung therapeutisch einzugreifen.

Drei : Mit welcher Untersuchung kann man sicher feststellen, ob es bereits Knochenmetastasen gibt? Die Kapsel war noch nicht gesprengt. Bin sehr unruhig.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ein Knochenszintigramm ist die Methode der ersten Wahl. Sollten dort verdächtige Areale vorhanden sein, lohnt es sich, diese mit Hilfe einer Computertomographie zusätzlich zu untersuchen. Wenn keine verdächtigen Stellen im Szintigramm aufleuchten und wenn Sie gleichzeitig keine Schmerzen haben, können Sie es dabei bewenden lassen.

Opel : Mein Zwillingsbruder - eineiig - hat PCa mit 32 Jahren!! Bisher keine Beschwerden, das ist ja das gemeine an dieser Krankheit. War auch ein reiner Zufallsbefund. Jetzt soll radikal operiert werden. Aber ich bin der Meinung, er braucht eine 2. Meinung, bevor eine Operation mit derart gravierenden Auswirkungen stattfindet. Wo bekommt er die? Wie macht man das. Sagt man, dass man eine 2. Meinung braucht? Wie gefährdet bin ich?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Der Rat zur radikalen Prostataentfernung ist eindeutig in diesem Falle. Auch bei einer zweiten Meinung würde Ihrem Zwillingsbruder sicher dazu geraten. Sie haben ja jetzt gerade eine zweite Meinung. Sie können und sollten aber auch unabhängig davon jederzeit mit dem behandelnden Urologen sprechen und in seinem Wissen eine Adresse für eine Zweitmeinung erbitten. Insbesondere kommt es dabei darauf an, dass Ihrem Bruder der Unterschied zwischen einer Bauchoperation und einer laparoskopischen Operation (Schlüssellochchirurgie) erläutert wird. Die Ergebnisse beider Methoden sind gleich gut, aber im Hinblick auf das Ausmaß der Vernarbung und möglicherweise auch im Hinblick auf postoperative Folgen unterscheiden sie die Methoden ein wenig. Letztlich sollte die Operation aber in jedem Falle die erste Maßnahme sein. Für Sie selbst gilt, dass Sie sich ohne Angst und Panik zu bekommen, trotzdem regelmäßig ab jetzt in eine urologische Vorsorge begeben sollten.

Orüphea : Bitte dem Experten diese Frage zeigen!! Erkrankte 2012 an PK. Erhielt 2 Zyklen Chemotherapie bin immer noch schlapp und antriebslos. Kopfschmerzen und wiederkehrend Knochenschmerzen, aber ohne Befund. Möchte dringend wieder arbeiten. Aber es geht mir körperlich zu schlecht. Diese Ungewissheit, dass ich in den Knochen was vermute belastet mich zusätzlich sehr. Könnte Dr. Overkamp mir einen Weg aufzeigen?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ihre Angaben klingen nicht plausibel. Es ist nicht klar, warum Sie eine Chemotherapie erhalten haben, wenn Sie gleichzeitig schreiben, dass keine Knochenmetastasen vorlägen. Dann sollten Sie sich auf jeden Fall nochmals mit Ihren Ärzten in Verbindung setzen, um zunächst diese Frage zu klären. Eine Chemotherapie wird normalerweise ja nur gemacht, wenn ein metastasierender Prostatakrebs vorliegt.

Klappstein : Werden die Knochen weniger gut ernährt als Folge von Chemotherapie, oder ist der Knochenstoffwechsel gestört. Das Ergebnis ist zwar das Gleich, aber wenn man das wüsste, könnte doch sicherlich gezielter daran gehen. Gibt es darüber konkrete Erkenntnisse/Behandlungsmöglichkeiten? Brauche das für meinen besten Freund der schon mit 39 Jahren an Prostatakrebs erkrankt ist.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Wenn Ihr Freund Knochenmetastasen hat - ich gehe einmal davon aus, so wie Sie es schildern -, dann ist die Knochenarchitektur durch die Anwesenheit von Prostatakrebsmetastasen gestört. Der Knochenstoffwechsel ist ein ebenso hochkomplexer Vorgang, wie der Leber- oder Zuckerstoffwechsel. Wir haben in den letzten 10 Jahren sehr viel vom molekularen Aufbau des Knochenstoffwechsels gelernt. Auf dieser Basis wurden "Knochenaufbaupräparate" entwickelt, die einen weiteren Abbau der Knochen verlangsamen, teilweise auch verhindern können. Hierbei handelt es sich, wie in einer früheren Antwort schon erwähnt, um Bisphosphonate oder den Antikörper Denosumab. Beide Medikamente stabilisieren die Knochen und haben gleichzeitig auch Antitumoreffekte. Eines dieser Präparate müsste Ihr Freund in jedem Falle erhalten. Insbesondere, wenn eine Chemotherapie oder eine Antihormontherapie durchgeführt wurden oder werden, wird die Knochensubstanz eben zusätzlich auch durch die Medikamente angegriffen.

Schaar : Mein Tumor in der Prostata ist hormonabhängig. Deshalb bekomme ich eine antihormonelle Therapie. Meine größte Angst sind Metastasen bis die Therapie anschlägt und die Hormonproduktion sich reduziert. Nach welcher Zeit fängt ein Tumor an zu streuen?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Man kann nicht sagen, ob Ihr Krebs überhaupt streuen wird. Der Sinn der Therapie ist ja, genau das zu verhindern. Offensichtlich sind bei Ihnen noch keine Metastasen vorhanden, aber vermutlich war es schon ein fortgeschrittener Prozess im Primärtumorbereich und vermutlich gibt man Ihnen deshalb die antihormonelle Therapie, um das Risiko für das Auftreten von Knochenmetastasen zu reduzieren. Mehr kann man zur Prognose, ohne Kenntnis der genauen Tumorformel, nicht sagen.

Fritz : Mit ein bißchen Glück kann bei mir potenzerhaltend therapiert werden. Das Konzept steht, klingt auch für mich als medizinisch mäßig gebildeter Patient schlüssig. Dennoch fällt es mir schwer, der vorgeschlagenen Behandlung meines Arztes mit Überzeugung zu folgen. Wie gewinne ich innere Sicherheit?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Eine hundertprozentige Garantie für einen erfolgreichen Potenzerhalt kann Ihnen natürlich niemand geben. Aber die Chance ist heute schon sehr groß, wenn der Eingriff von einem hochprofessionellen Team durchgeführt wird. Eine Zweit- und Drittmeinung hilft in diesem Falle eher nicht weiter, um innere Sicherheit und Gelassenheit zu gewinnen. Vielleicht wäre es aber hilfreich, wenn Sie sich zusätzlich zur uroonkologischen Beratung auch eine psychoonkologische Beratung durch eine erfahrene Psychoonkologin oder einen Psychoonkologen gönnen.

Malte : Seit einem knappen halben Jahr kann ich meine Blase nicht mehr ganz entleeren. Das geht nur mit intensivem Drücken. Ich scheu mich davor etwas zu unternehmen, aber so kann es nicht bleiben. Meine größte Sorge ist, ob das ein Anzeichen für Krebs sein kann? Vielleicht schon weiter verbreitet in dem Bereich. Bin 49 Jahre und weiß genug darüber, dass eine mögliche Erkrankung direkt an die Männlichkeit geht. Während ich dies schreibe werde ich innerlich immer panischer. Was wird da untersucht, wenn ich zum Urologen gehe?

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ich kann Ihnen nur raten, auf jeden Fall zum Urologen zu gehen. Es muss keineswegs eine Krebserkrankung Ursache Ihrer Beschwerden sein. Weitaus häufiger ist die gutartige Prostatavergrößerung, die fast jeder von uns Männern irgendwann im Leben bekommt. Die Untersuchungen sind sehr einfach und schmerzlos. Zunächst wird eine Tastuntersuchung vorgenommen, die so genannte digitale rektale Untersuchung. Das bedeutet, dass Ihr Urologe mit dem Finger durch den Enddarm die Prostata abtastet. Zusätzlich wird Blut abgenommen und es wird der so genannte PSA-Wert bestimmt. Dies ist - wie schon erwähnt - ein Eiweiß, dass von Prostatakrebszellen gebildet werden kann. Wenn dieser Wert erhöht ist, werden natürlich weitere Untersuchungen eingeleitet. Dies kann ein Computertomogramm sein. In jedem Falle wird Ihr Urologe auch eine Ultraschalluntersuchung vornehmen, sowohl mit einer Ultraschallsonde durch den Darm als auch konventionell von außen. Sie brauchen überhaupt keine Angst zu haben, vor dieser urologischen Vorsorgeuntersuchung. So, wie Sie Ihre Symptome schildern, wird Ihnen Ihr Urologe vermutlich mit einem kleinen Eingriff sehr schön helfen können.

Mecki : Ich fühle mich gar nicht so schlecht und die Behandlung mit Taxotere hat gut angeschlagen. Jetzt mache ich mir natürlich ständig Gedanken wie lange das im Normalfall anhält. Ich bekomme das auch nicht aus meinem Schädel heraus. Läuft wie ein Film im Hintergrund. Sicherlich gibt es da Erkenntnisse drüber und es wäre sehr wichtig für mich darüber Einzelheiten zu erfahren. Vielen Dank.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Nein, es gibt keine allgemeinen Hinweise, wie lange der Effekt einer Chemotherapie mit Taxotere anhält. Dies ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. Es ist ja erfreulich, dass die Behandlung bei Ihnen offensichtlich gut angeschlagen hat. Manche Patienten profitieren viele Monate, einige sogar Jahre von einer solchen Chemotherapie. Letztendlich ist für Sie das Wichtigste zu lernen, dass es sich bei Ihrer Erkrankung um eine chronische Erkrankung handelt, bei der man sehr viele Möglichkeiten hat, die Metastasierung immer wieder in den Griff zu bekommen. Erfreulicherweise kommen immer neue medikamentöse Therapien hinzu. Taxotere ist ja nur eine von mehreren möglichen Chemotherapien und die Chemotherapie ist auch nur eine von mehreren Behandlungsoptionen (Antihormone, Knochenaufbaupräparate, Strahlentherapie, die neue Radionuklidtherapie). All dies sind Möglichkeiten, die grundsätzlich zur Behandlung zur Verfügung stehen. Da es nie dauerhaft ohne Medikamente gehen wird, Sie aber trotzdem die Chance haben, sehr lange mit Ihrer Erkrankung zu leben, ist es sehr wichtig, Schritt für Schritt zu lernen, entspannter damit umzugehen. Vielleicht wäre auch für Sie eine zusätzlich psychoonkologische Beratung hilfreich.

Baum : Ich brauche mal eine neutrale Informationen zu Erektionsstörungen nach einer Prostata-Operation bei der die Prostata erhalten blieb, glücklicherweise. Hat mein Arzt dafür überhaupt Zeit? Bisher habe ich ihn nicht darauf angesprochen. Ich finde das Thema auch peinlich.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Peinlich ist dieses Thema überhaupt nicht. Es gibt viele Gründe für Erektionsstörungen. Sie können mit der Operation zusammenhängen, müssen sie aber nicht. Im Übrigen gibt es ja auch heute zur Therapie von Erektionsstörungen gute Möglichkeiten. Ich wünsche Ihnen daher von Herzen, dass Sie den Mut finden, kurzfristig mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen.

DR. FRIEDRICH OVERKAMP: Ich bedanke mich für die vielen interessanten Fragen und die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde. Zum Abschluss wünsche ich Ihnen allen einen angenehmen Abend, den Betroffenen gute Besserung und Betroffenen und Angehörigen Mut zu Dialog und Austausch.



Ende der Sprechstunde.