Osteoporose - Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

OrthopädieZentrum
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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PROTOKOLL

Osteoporose - Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Dr. med. Knut Behle: Wir beginnen um 19 Uhr.

Jenny_Erchen: Wie muss ich mir als Laie eine Osteoporose physiologisch vorstellen? Sind die Knochen wirklich porös, also durchlöchert?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist es so, dass bereits der Begriff Osteoporose sich aus den Begriffen für Knochen und Porosität zusammensetzt. Bei dem Wirbelkörper Knochen ist es so, dass die Knochenmasse wie ein Netzwerk angeordnet ist. Der Knochen ist nicht massiv, sonst würde ein Mensch wahrscheinlich 400kg wiegen. Das Netzwerk besteht aus verzweigten Strukturen, Stäbchen und Platten. Es gibt also physiologischerweise Hohlräume. Werden jedoch diese Hohlräume im Rahmen eines vermehrten Knochenabbaus größer und es werden sogar Stäbchen oder Platten zerstört, werden diese Löcher größer und der Knochen verliert seine Stabilität. Hieraus resultiert das erhöhte Knochenbruchrisiko bei Patienten, die eine Osteoporose haben.

RAMIK: Bin 59 Jahre alt und bekomme notallmäßig Kortison, aber nicht als Dauertherapie (wegen wiederkehrender Entzündungen) Hatte eine Dexa Messung, die nicht gut ausfiel und muss jetzt was machen. Was wäre die erste Stufe an Medikation (Diagnose Osteopenie)

Dr. med. Knut Behle: Für gewöhnlich ist eine notfallmässige Kortison-Stoßtherapie nicht problematisch. Die Dauertherapie mit Kortison hingegen vermindert die Knochenmasse vorrangig im Bereich der Wirbelsäule. Liegt bei Ihnen eine Osteopenie vor, sollten Sie in jedem Falle auf eine sogen. Basistherapie zurückgreifen. Diese besteht aus der regelmäßigen Einnahme von Kalzium und vor allem Vitamin-D. Sollten Sie über weitere Risikofaktoren verfügen und die Knochendichte weiter abnehmen, kommen verschiedenste Therapeutika zur Anwendung. Am meisten verbreitet sind sicherlich die Bisphosphonate. Die genaue Abschätzung des Knochenbruchrisikos und eine optimale ergänzende medikamentöse Therapie, sollten Sie mit Ihrem Osteologen besprechen.

Timo Dieckmann: Meine Mutter bekommt jetzt eine Spritzentherapie. Davor hatte sie Tabletten. Warum dieser Umstieg erforderlich war kann ich nicht sagen. Ich frage mich jetzt, ob es damit zusammenhängt, dass Medikamente gegen Osteoporose vielleicht nach einer Weile wirkungslos werden? Wie lange hält die Wirkung normalerweise an?

Dr. med. Knut Behle: Das ist eine sehr interessante Frage, da es Unterschiede im Bereich der medikamentösen Therapie gibt. Die Bisphosphonate bleiben für gewöhnlich recht lange am Knochen und wirken dem weiteren Knochenabbau entgegen. Sie wirken als sogen. Resorptionshemmer. Bei der Injektionstherapie mit Bisphosphonaten verhält es sich ähnlich. Bei der Spritzentherapie mit Denosumab, die nur alle 6 Monate durchgeführt werden muss, verbleibt der Wirkstoff nicht so lange wirksam, so dass hier die Therapieintervalle sorgsam eingehalten werden müssen. Eine Sonderstellung nimmt Teriparatid ein, welches den Knochen aufbaut. Dieses Medikament nimmt aber eine Sonderstellung ein und gehört nicht zu den Medikamenten, die man für gewöhnlich zu erst einsetzt.

Xeni_Weberson: Kriegt jede Frau Osteoporose nach den Wechseljahren?

Dr. med. Knut Behle: Nein, es ist aber so, dass der Knochenmassenverlust während der Wechseljahre bei Frauen besonders stark ist. Mit der nachlassenden Östrogenproduktion fehlt dem Körper dann ein wichtiger Knochenschutz. Ob der Knochenmassenverlust so groß ist, dass er in eine Osteoporose mündet, hängt von verschiedendsten Faktoren ab. Sollten Sie über vermehrte Risikofaktoren verfügen - wie z.B. BMI unter 20, Diabetes mellitus Typ I oder Hyperthyreose - dann wäre eine Knochendichtemessung mittels DEXA-Gerät wichtig.

Horst_Jünger: Wieso können Wirbelbrüche (!) fast schmerzfrei vorkommen? Das kann doch gar nicht sein?

Dr. med. Knut Behle: Wirbelkörperbrüche treten nicht immer mit einer Verletzung auf. Sind sie unfallbedingt, stehen schon häufig die Schmerzen im Vordergrund. Bei osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen bestehen oft keine Unfallmechanismen, sondern der Knochen gibt einfach an einigen Stellen nach. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als ob man sich auf die Ecke eine Umzugskartons setzt, die entsprechende Stelle gibt dann häufig etwas nach. Jedoch geht der Karton nicht komplett kaputt.

Petershagen: Mein Vater nimmt seit seiner Jugend Medikamente gegen Epilepsie. Das hat sicherlich eine Langzeitwirkung. Fördern die Medikamente Osteoporose? Die wurde nämlich vor 6 Monaten bei ihm bereits erheblich fortgeschritten diagnostiziert.

Dr. med. Knut Behle: Sie sprechen einen ganz wesentlichen Risikofaktor an. Es ist tatsächlich so, dass sogen. Antiepileptika eine Verminderung der Knochendichte beschleunigen können. Da man fast nie komplett auf diese Medikamente verzichten kann, empfiehlt es sich über ein Basislabor und eine Knochendichtemessung die Ausprägung der Osteoporose festzustellen. Aus Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie schon die ersten diagnostischen Schritte unternommen haben. Aber auch für diese Konstellation stehen wirksame Medikamente zur Verfügung.

JensBorn: Ich – 54J. - habe kommende Woche eine Knochendichtemessung und befasse mich mit dem Gedanken an eine mögliche Osteoporose. Was ist zu tun, wenn sich die Diagnose bestätigt? Macht mir alles gerade Angst.

Dr. med. Knut Behle: Die Tatsache, dass Sie eine Knochendichtemessung durchführen lassen, wird ja in jedem Falle dazu führen, dass man ggf. eine behandlungsbedürftige Osteoporose erkennt. In jedem Falle stehen ausreichend wirksame Medikamente zur Verfügung, um auch im frühen Stadium bereits eine Osteoporose wirksam zu behandeln. Wie so oft, ist auch hier Angst kein guter Ratgeber. Ich kann Sie nur ermutigen, diese Messung und das entsprechende Basislabor durchführen zu lassen, damit man ggf. Ihnen eine vernünftige Therapieempfehlung geben kann.

MareikeOpitz: Meine Mutter (78) hatte Brustkrebs und Chemotherapie. Alles gut und unter Kontrolle. Leider braucht sie jetzt ein neues Hüftgelenk und zwar eines, das einzementiert wird. Frage ist jetzt, kann das wirklich fest werden, denn ihre Knochen sind geschädigt durch die Chemo? Die sind offenbar wie bei einer Osteoporose.

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist die Implantationstechnik einer Hüftgelenk-Endoprothese häufig von der Knochenqualität abhängig. Gerade beim Vorliegen einer Osteoporose wird man eher dazu tendieren die Prothese einzuzementieren, da hier der Sitz und die zügige Belastbarkeit eher möglich sind. Eine zementfreie Implantationstechnik ist beim Vorliegen einer Osteoporose und bei dem Alter der Patientin eher die Ausnahme.

Anke-Berger: Durch das Zusammensacken der Wirbelkörper kann sich die Körpergröße reduzieren, hab ich gelesen. Wie viel wird man da kleiner?

Dr. med. Knut Behle: Es ist tatsächlich so, dass zum Einen das Zusammensacken der Wirbelkörper in Verbindung mit einer Verringerung der Bandscheibenhöhe zu einer Reduktion der Körpergröße führen können. Dies kann z.T. groteske Ausmaße annehmen. Wir haben schon Patientinnen gesehen, die innerhalb eines Jahres mehr als 7cm oder 8cm kleiner geworden sind. Da dieser Prozess langsam vor sich gehen kann, werden sie nicht immer rechtzeitig wahrgenommen. Da hilft manchmal ein Blick in den Personalausweis. Wenn die tatsächlich gemessene Größe von der im Personalausweis angegebenen Größe deutlich abweicht, wäre das einer Abklärung würdig. Schwankungen um ein bis zwei Zentimeter im Tagesverlauf sind nicht ungewöhnlich und bedürfen keiner besonderen Abklärung.

Schilka: Was ist ein „Greisenbogen“?

Dr. med. Knut Behle: Geläufig ist der Ausdruck "Witwenbuckel", der möglicherweise das Gleiche beschreibt. Durch das Kleinerwerden der Wirbelkörper an der Vorderkante, hauptsächlich im Bereich der Brustwirbel, kommt es zu einer Vorneigung des Oberkörpers und einem Rundrücken. Der wurde in früheren Zeiten wenig freundlich als "Witwenbuckel" bezeichnet.

Schleswig: Wie ist das, wenn man von Tabletten auf Spritzen umsteigen soll? Ich muss an weniger denken, sehr gut. Wer kontrolliert die Werte und wie oft?

Dr. med. Knut Behle: Patienten berichten häufig, dass die Therapie mit Spritzen für sie deutlich bequemer ist, als das tägliche oder wöchentliche Einnehmen von Medikamenten in Tablettenform, zumal diese meist unter besoneren Rahmenbedingungen genommen werden müssen. Zum Zweiten kann man bei Injektionen auch sicher sein, dass der Wirkstoff vollständig an die richtigen Stellen kommt. Bei einigen Tabletten liegt die Resorptionsrate nach Einnahme häufig nur bei ca. 20%. Insofern ist es für einige Patienten tatsächlich sinnvoller, auf eine Spritzentherapie umzusteigen. Die Frequenz der Kontrollen wird durch die Art der Therapie nicht beeinflusst.

GerdEisermann: Bisher hatte ich immer nur gehört, dass speziell Frauen Vitamin D-Mangel haben im Alter und auch Kalzium-Mangel. Aber neuerdings gibt es immer öfter Warnungen vor Überdosierung. Das verwirrt uns. Es betrifft meine Frau, 63 Jahre.

Dr. med. Knut Behle: Aufgrund der spezifischen geografischen Lage der Bundesrepublik Deutschland reicht die UV-Bestrahlung fast nie aus, um eine Aktivierung des Vitamin-Ds in der Haut ausreichend zu gewährleisten. Eine Überdosierung mit Vitamin-D ist aber eine ausgesprochene Rarität. Insofern kann man eine Vitamin-D Gabe kaum überdosieren, zumal die entsprechenden Blutwerte ja regelhaft kontrolliert werden.

Annika_Träutmann: Ist Osteoporose eine grundsätzliche Stoffwechselerkrankung?

Dr. med. Knut Behle: Ob eine Osteoporose entsteht, ist tatsächlich von vielen Rahmenbedingungen abhängt, wobei der Stoffwechsel eine erhebliche Rolle spielt. Dies kann sich zum Einen auf ganz banale Rahmenbedingungen wie die Ernährung reduzieren. Aber auch andere Stoffwechselsysteme wie das der Schilddrüse oder medikamentöse Einflüsse können Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel haben. In den letzten 10 Jahren hat man zunehmend Stoffwechseleinflüsse erkannt, die entweder die knochenaufbauenden Zellen hemmen, oder die knochenabbauenden Zellen aktivieren. Einige dieser Stoffwechsel sind noch nicht bis zu Ende erforscht. Aber wesentliche Einflüsse werden immer besser verstanden.

Heiko: Der Hausarzt sagt, meine Mutter sei 4cm kleiner geworden. Sie soll zum Orthopäden gehen, wegen ihrer Knochen. Welches Medikament stärkt die Knochen?

Dr. med. Knut Behle: Für den Verlust der Körpergröße kann tatsächlich eine Osteoporose eine Begründung sein. Um hier eine entsprechende Sicherheit zu haben, sollte man in jedem Falle ein sogen. Basislabor, also eine Blutuntersuchung durchführen. Abschließende Klarheit über ggf. einen Therapiebedarf gibt eine DEXA-Massung, also eine Knochendichtemessung.

Holger: Osteoporose-Medikamenten sind für Frauen entwickelt worden. Muss die Dosierung deshalb auf mein Gewicht angepasst werden? Spielt auch die Körpergröße eine Rolle?

Dr. med. Knut Behle: Sie haben Recht, dass die Osteoporoseproblematik zuerst bei Frauen beobachtet worden ist. Inzwischen gibt es aber eine gute Datenlage und eine Vielzahl von Untersuchungen über die Osteoporose des Mannes. Hierbei muss die Dosierung weder an das Gewicht, noch an die Körpergröße angepasst werden. Aufgrund der verschiedenen Untersuchungen bestehen zur Behandlung der Osteoporose des Mannes allerdings etwas weniger Medikamente zur Verfügung.

MUlrich: Stimmt es, dass Osteoporose-Tabletten auf die Nieren gehen?

Dr. med. Knut Behle: Die allermeisten Osteoporosemedikamente sind sehr gut verträglich. Der wesentliche Anteil der unerwünschten Wirkungen bezieht sich schwerpunktmäßig auf den Magen-Darmtrakt. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion jedoch muss man gelegentlich das Medikament wechseln. Sollte die Nierenfunktion bereits erheblich eingeschränkt sein, wäre ein Umsteigen z.B. auf Denosumab ggf. hilfreich.

Augsburg: Ich habe kein Problem damit zuverlässig jeden Tag eine Tablette einzunehmen. Bislang war das ein guter Weg. Trotzdem soll ich jetzt Spritzen erhalten. Ist natürlich schön einfach. Ich muss nicht mehr jeden Tag Tabletten einnehmen. Tu mich trotzdem ein bißchen schwer mit einer solchen Veränderung. Angeblich reichen die Tabletten nicht mehr. Nähere Erklärungen gab es nicht. Ist leider eine „Drehtürpraxis“. Warum kann die Tablettendosis nicht einfach erhöht werden?

Dr. med. Knut Behle: Wenn Sie tatsächlich ein Problem damit haben, jeden Tag eine Tablette zuverlässig einzunehmen, ist die Lösung das Umsteigen auf eine Injektionstherapie. Diese muss zwar auch zuverlässig erfolgen, aber dann nur einmal in einem halben Jahr. Insofern ist der Vorschlag wirklich gut. Es ist natürlich schade, dass eine entsprechende Erklärung offenbar etwas kurz gekommen ist. Eine einfache Erhöhung der Tablettendosis ist aufgrund der zu erwartenden unerwünschten Wirkungen unsinnig und gefährlich.

IngeE: Würden Dr. Behle Osteoporose als normale Alterserscheinung bezeichnen? Oder eher als vermeidbare Krankheit einstufen?

Dr. med. Knut Behle: Seit Ende der 80er Jahre weiß man erst, wie die Knochendichte im Laufe des Lebens sich überhaupt verändert, ohne dass eine Osteoporose vorliegt. Die Knochendichte steigt bis zum 20. Lebensjahr normalerweise stetig an und erreicht dann bald die maximale Knochenmasse. Ab ca. dem 40sten Lebensjahr nimmt dann die Knochenmasse langsam ab. Hierbei ist der Knochenmassenverlust einer Frau während der Wechseljahre am höchsten. Wenn die gemessene Knochenmasse allerdings zu weit von der besten Knochenmasse abweicht, spricht man von einer Osteoporose und dann ist es eine zu behandelnde Krankheit. Ob man diese Krankheit grundsätzlich vermeiden kann, vermag ich nicht abschließend einzuschätzen, da zu viele Einflußfaktoren eine Rolle spielen, die nicht immer sofort bekannt sind.

Jil_Lienert: Gibt es Krankheiten, die als Folge eine Osteoporose begünstigen?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, welche eine Osteoporose begünstigen, wie z.B. Diabetes mellitus Typ I, eine Hypertheriose, ein Hypercortisolismus, eine rheumatoide Arthritis usw. Parallel dazu gibt es auch Medikamente, die eine Entstehung einer Osteoporose begünstigen, wie Kortison, Antiepileptika und (wichtig für die Frauen mit Brustkrebs) Aromatasehmmer (Tamoxifen).

Monika: Gibt es für die Spritzentherapie auch so einen „Endpunkt“, wie bei den Tabletten? Wie lange bekommt man die?

Dr. med. Knut Behle: Sollten Sie auf die Spritzentherapie mit Denosumab abheben, reden wir von einer Dauertherapie. Die Studien der letzten 10 Jahre haben gezeigt, dass nach dem Beenden der Denosumab-Spritzen die Knochenmasse innerhalb von 6 Monaten so deutlich zurückgeht, dass man wieder auf einem niedrigen Knochenmassen-Niveau mit einer erneuten Therapie beginnen müsste. Deshalb ist eine vorzeitige Beendigung dieser Spritzentherapie nicht sinnvoll.

AS: Hat das Gleichgewicht was mit Osteoporose zu tun? Kann man das Gleichgewicht fördern oder trainieren? Betrifft meine Mutter 88 Jahre, die schon einen Oberschenkelhals-Bruch hatte.

Dr. med. Knut Behle: Einen direkten Zusammenhang von Gleichgewicht und Osteoporose besteht in dem engen Zusammenhang nicht. Es wird aber ein moderates Muskelaufbautraining bei einer Osteoporose durchaus empfohlen. Hierzu gehören auch koordinative Elemente, die das Gleichgewicht fördern. Beides hat einen positiven Einfluß auf den weiteren Verlauf der Osteoprose. Man weiß, dass Menschen nach einem moderaten Muskelaufbautraining/Koordinationstraining z.B. deutlich seltener und weniger schwer fallen. Demzufolge ist hier eine Empfehlung auszusprechen.

M.Ebert: Kann man winterlichen Sonnenmangel mit Sonnenbank ausgleichen?

Dr. med. Knut Behle: Für die Aktivierung des Vitamin-Ds ist der UV-B-Anteil am natürlichen Sonnenlicht verantwortlich. Dieser lässt sich auch mit einem intensiven Besuch einer Sonnenbank nicht kompensieren. Der wesentliche Anteil des Lichtes auf einer Sonnenbank liegt im UV-A-Bereich, der leider keinen positiven Einfluss auf die Aktivierung des Vitamin-Ds ausübt.

Ingrid: Kann meine Mutter noch mit 84 diese Spritzen gegen Osteoporose beginnen? Führt das zu was? Tabletten machen keinen Sinn. Sie vergisst immer die Einnahme.

Dr. med. Knut Behle: Es gibt auch in fortgeschrittenem Alter noch positive Effekte der Denosumab-Therapie. Prinzipiell gibt es eigentlich kein "zu spät". Wie Sie richtig schreiben, ist die Tabletteneinnahme nicht günstig, da hierfür eine regelmäßige Einnahme erforderlich ist, aber hier auch wegen zu erwartenden Einschränkungen der Nierenleistungen eine Einnahme von Bisphosphonaten nicht sinnvoll ist.

Morie: Ich soll mich körperlich bewegen, aber Überanstrengung meiden. Nicht schwer heben, oder tragen, nicht mit gebeugtem Rücken aufstehen. Meine Güte! Wie soll ich meinen Alltag managen, wenn ich mich nur noch mit meiner Gesundheit befassen soll. Ist das normal, wenn man über 60 Ist?

Dr. med. Knut Behle: Es ist tatsächlich so, dass körperliche Bewegung einen positiven Trainingseffekt hat, sobald sie auch einen Traingsreiz darstellt. Insofern ist ein körperliches Training absolut sinnvoll. Eine Überanstrengung ist wenig hilfreich, weil sie keinen postiven Trainingseffekt hervorruft, sondern tendenziell eher ein´Schädigungspotenzial mit sich bringt. Hierzu kommen natürlich auch wesentliche Hinweise zum täglichen Leben. Diese Hinweise können z.B. darin bestehen, wie man am Günstigsten sitzt oder steht und z.B. schwere Lasten bewegt. Eine ständige Befassung mit der Gesundheit ist hier nicht vonnöten. Ein ein- bis zweimaliges Training pro Woche hat bei richtiger Durchführung einen ausgezeichneten Trainingseffekt, auch wenn man über 60 ist. Hierzu gibt es interessante Untersuchungen in italienischen Altenheimen. Hier hat man vor einigen Jahren Seniorenheime mit professionellen Fitness-Studios ausgestattet. Das Ergebnis war, dass 20% der Bewohner nach 6 Monaten wieder eigene Wohnungen beziehen konnten.

Elina_Fahr: Kein Untergewicht entwickeln hat unser Hausarzt unserer Tochter gesagt, als sie 16 Jahre war und immer weniger aß. Leider ist sie dann doch in eine Eßstörung mit Untergewicht gerutscht. Das liegt 25 Jahre zurück und ich mache mir Sorgen, wie das mit zunehmendem Alter mit den Knochen wird. Außerdem bekommt sie gelegentlich Kortison wegen eines Hauproblems. Mal mehr, mal weniger. Sie will von möglichen Problemen nichts wissen. Ich möchte das so nicht laufenlassen. Wie verhalte ich mich richtig?

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben eine wirklich schwierige Situation, da eine Eßstörung in jungen Jahren den Aufbau des Knochens schon erheblich behindern kann. Wenn Sie jetzt noch zusätzlich Kortison in höheren Dosen als Dauermedikation nähmen, könnte sich die Knochendichte weiter negativ entwickeln. Hier ist sicherlich eine Basisdiagnostik sinnvoll, um rechtzeitig eine Therapiebedürftigkeit zu erkennen. Auch ist hier sicher eine Knochendichtemessung sinnvoll, um ggf. rechtzeitig reagieren zu können. Dies Ihrer Tochter nahe zu bringen, ist sicherlich nicht einfach und bedarf einer gehörigen Menge an Fingerspitzengefühl, da gerade Personen mit Eßstörungen häufig auf gut gemeinte Hinweise ablehnend reagieren. Ich wünsche Ihnen viel Glück und viel Weisheit!



Ende der Sprechstunde.