Prostatakrebs – Chancen der antihormonellen Behandlung

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Markus Porsch
Facharzt für Urologie


Zusatzbezeichnungen

• Medikamentöse Tumortherapie
• Andrologie
• Palliativmedizin
• Radiologie – Fachgebunden


Urologische Praxis am Hasselbachplatz
Dr. Diebel – Dr. Samland – PD Dr. Porsch
Breiter Weg 251
39104 Magdeburg
Tel.: 0391-6624540
Mail: info[at]urologen-am-hassel.de
Web: www.urologen-am-hassel.de


Schwerpunkte

• Prostatakarzinom
• Blasenkarzinom
• Nierenkarzinom
• Hodenkarzinom
• Urologische Onkologie
• Klinische Studien
• Ambulante und stationäre Operationen


Sprechzeiten
Montag bis Donnerstag 08:00 – 12:00 und 13:00 – 17:30
Freitag 08:00 – 12:00

PROTOKOLL

Prostatakrebs – Chancen der antihormonellen Behandlung

PD Dr. med. Markus Porsch: Wir freuen uns über Ihr Interesse. Wir beginnen mit dieser Sprechstunde um 19.00 Uhr.

Eisberg: Prostata-Krebs gilt als einer der häufigen Krebse. Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse woran es liegt, dass bestimmte Krebsarten häufiger oder weniger häufig auftreten? Zuordnung?

PD Dr. med. Markus Porsch: Prostatakrebs ist mit ca. 12.000 Todesfällen im Jahr in Deutschland die zweithäufigste Krebs-Todesursache bei Männern. Genaue Erkenntnisse, warum Prostatakarzinome besonders häufig auftreten, haben wir nicht. Wir wissen allerdings, dass Patienten, die erstgradige Verwandte (Väter/Brüder) von an Prostatakrebs erkrankten Verwandten haben, eine Prädisposition haben, selber an einem Prostatakrebs zu erkranken.

Pritsch_L: Zu meiner großen Beruhigung habe ich gelernt, dass gerade bei Prostatakrebs die Auswahl unterschiedlicher Therapien größer ist, als bei anderen Krebserkrankungen. Die Molekulargenetik spielt eine immer größere Rolle bei Therapieentscheidungen zwischen den unterschiedlichen Therapieformen. Wie funktioniert die Dynamik der Behandlung? Wenn einmal der Weg eingeschlagen ist, wird dann noch was neu hinterfragt, wenn der Patient in die nächste Krankheitsphase eintritt? Ich denke, vor dem Hintergrund, dass sich medizinische Ansichten und Bewertung verändern müssten im Laufe einer über Jahre laufenden Behandlung grundsätzliche Therapieentscheidung auch noch mal überdacht werden.

PD Dr. med. Markus Porsch: In den letzten Jahren hat sich viel in der Therapie des Prostatakrebses getan. Wir besitzen heute viele unterschiedliche Therapieformen. Die Frage der Therapie-Sequenz wird durch immer neue Studien verfeinert. Im Vergleich zu dem Zeitpunkt von vor 10 Jahren, können wir heute mitunter die Prostakrebs-Erkrankung "chronifizieren". Entscheidend ist, dass unter jeder Therapie eine regelmäßige Bildgebung durchgeführt wird. Denn mit fortschreitender Therapie-Sequenz eignet sich u. U. der PSA-Wert als alleiniger Verlaufsparameter nicht. Somit kann regelmäßig der aktuelle Therapieweg überprüft werden und ggf. das Therapie-Regime gewechselt werden.

Tokarska: Was sagt der Experte zu einem besonderen Ernährungsfahrplan? Beruhigt nur die Psyche, weil man sich einbildet, es würde was bringen, oder bringt es wirklich was?

PD Dr. med. Markus Porsch: Generelle Empfehlungen für eine spezifische Ernährung, weder in der Prophylaxe, noch einer laufenden Therapie gibt es auch nach den S3-Leitlinien nicht. Eine ausgewogene Ernährung wird dennoch empfohlen und ich gehe davon aus, dass diese auch "etwas bringt". Große Studien zu diesem Thema gibt es leider nicht. Insofern müssen wir uns auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen.

Kejwan: Wir wohnen auf dem Land außerhalb von Neumünster. Um meinem Vater den Weg zu ersparen, hat man ihm angeboten, das Abschlussgespräch nach der Chemotherapie telefonisch zu machen. Er fand den Vorschlag gut, aber ich würde gern dabei sein. Wie kann ich ihn von einem persönlichen Gespräch überzeugen, zumal ich ihn fahren würde?

Sultan: Bisher habe ich von außen zugeguckt, wie das bei Arbeitskollegen oder im Sportclub lief, wenn einer Prostatakrebs hatte und dann irgendwann doch noch darüber gesprochen hat. Passiert ja auch nicht so häufig, wer will schon über so eine Krankheit reden? Machen ja nur wenige. Inzwischen geht es um mich selbst. Habe ein hormonabhängiges ProstataCA. Ich habe viel gelesen und in Erfahrung gebracht. In allererster Linie verunsichert mich, wie ein Arzt bei all den differenzierten Ansätzen der Behandlung noch den Überblick behalten kann. Ist es da nicht eher zufällig, wenn ich als Patient auf den großen Spezialisten treffe, der sich laufend fortbildet? Wo finde ich den? Im Krankenhaus, im Onkozentrum? Ich denke mir, als niedergelassener Arzt bekommt man das kaum hin, immer auf der Höhe der wissenschaftlichen Entwicklung zu sein. Freue mich über diese Sprechstunde, dass ich diese grundsätzliche Frage stellen und viel wissenswertes mitnehmen kann. Möchte möglichst viel dazu wissen, wie die eine antihormonelle Therapie aussieht, weil ich wohl in absehbarer Zeit selbst in diese Stufe komme.

PD Dr. med. Markus Porsch:
Zu Kejwan
Ein persönliches Abschlussgespräch nach einer Chemotherapie ist einem Telefongespräch sicher vorzuziehen, zumal der behandelnde Arzt, sich dann auch persönlich ein Bild vom Zustand Ihres Vaters machen kann. Insofern würde ich versuchen, Ihren Vater mit diesen Argumenten zu überzeugen, das persönliche vor Ort Gespräch in der Praxis zu suchen.

Zu Sultan
Lassen Sie mich generell etwas zur komplexen Therapie sagen. Jeder Arzt ist in der Pflicht, sich weiter zu bilden. Dies tut er meist auf seinem Spezialgebiet. Das ist unabhängig davon, wo der Kollege arbeitet, ob im Krankenhaus, oder in der Praxis. Sicher ist die Therapie in den letzten Jahren deutlich komplexer geworden, aber die Übersicht zu behalten, ist Ziel eines jeden ärztlichen Kollegen. In ganz spezifischen Fragestellungen wird der verantwortliche Arzt Sie sicher auch einem Prostata-Zentrum zuführen. Der Einstieg in die antihormonelle Therapie kann mit vielen verschiedenen Medikamenten erfolgen. Ihr behandelnder Urologe wird die richtige für Sie auswählen. Eine antihormonelle Therapie sollte auch, wenn diese alleinig nicht mehr wirkt, fortgeführt werden. Vor allem auch, wenn eine weitere Therapieform gewählt wird. Über die Dauer kann nur eine Aussage getroffen werden, wenn genau der Tumorstatus bekannt ist.

Tyllack: Ist ein steigendes PSA trotz Totaloperation ein Hinweis darauf, dass evtl. Metastasen da sind, die vorher noch nicht erkennbar waren? Wie findet man die? Welche Behandlung liegt dann an?

PD Dr. med. Markus Porsch: Ein steigender PSA-Wert nach einer heilenden Totaloperation ist immer ein Hinweis darauf, dass entweder Metastasen vorliegen, oder aber auch im Bereich des Operationsgebietes Tumorzellen nach der Operation verblieben sind. Entscheidend ist die Anstiegsgeschwindigkeit des PSA-Wertes, sowie auch der niedrigste PSA-Wert nach der Operation. Dann kann entschieden werden, ob evtl. eine lokale Bestrahlung im Operationsgebiet, ggf. mit Erweiterung der Bestrahlung auf die Lymphbahnen im kleinen Becken, durchgeführt werden sollte. Bei sehr niedrigen PSA-Werten ist die konventionelle Bildgebung mittels CT und Skelett-Szintigraphie meist nicht ausreichend. Hilfreich kann hier die Anfertigung einer PSMA-PET-Untersuchung sein. Wobei diese nicht überall durchgeführt wird. Im Zweifel wird Sie Ihr behandelnder Urologe sicher an ein entsprechendes Zentrum überweisen.

Paule: Die Auswirkungen dieser Erkrankung sind derart fundamental, weil sie das innerste Selbstverständnis des Mannes angreift und ich weiß überhaupt nicht, wie mein Bruder damit klarkommen soll. Mir ist auch nicht klar, wie ich ihm dabei helfen kann. Wie verhalte ich mich richtig als naher Angehöriger?

PD Dr. med. Markus Porsch: Angehörige sind die wichtigsten Verbündeten eines jeden Patienten. Der behandelnde Arzt wird sachlich jeden Therapieschritt mit dem Patienten besprechen und ihm fachliche Empfehlungen geben. Dies kann der Angehörige selbstverständlich nicht, aber wir wissen, dass eine offene Kommunikation innerhalb der Familie eine grundlegende stabilisierende Wirkung hat, die sich dann auch wieder positiv auf den Therapieerfolg auswirkt. Mitleid will kein Patient!  

Maletzki: Mir wurden 4 Lymphkn. entfernt und die Samenblase. Durch eine antihormonelle Therapie ging der PSA endlich runter. Aber jetzt steigt er wieder. Ich gehe davon aus, dass die Wirkung nachlässt. Kann man die Behandlung durch eine Dosiserhöhung wieder wirksam machen?

PD Dr. med. Markus Porsch: Ich gehe davon aus, Sie meinen, neben der Prostata wurden Lymphknoten und die Samenbläßchen entfernt. Steigt der PSA-Wert nun wieder an, ist von einer verbliebenen Krebs-Erkrankung auszugehen. Eine antihormonelle Therapie lässt den PSA-Wert unabhängig vom Ort der PSA-Bildung abfallen. Im Verlauf entwickelt sich immer eine sogen. Resistenz - d.h. die antihormonelle Therapie wirkt nicht mehr. Eine Dosiserhöhung bringt keinen Nutzen. Allerdings sollte durch eine Laboruntersuchung sichergestellt werden, dass das Testosteron sich im Kastrationsbereich befindet, also nicht nachweisbar ist. Nur in dieser Konstellation ist von einem Nichtwirken der antihormonellen Therapie auszugehen. Das Therapie-Regime sollte dann gewechselt werden.

Koblenz: Ich wünsche mir manchmal, dass der Mensch mehr im Mittelpunkt der Behandlung stehen würde. Bei meinem besten Freund, der an Prostatakrebs erkrankt ist, sehe ich den pharmakologischen Einsatz, aber auch den menschlichen Kampf. Da sind kaum Antworten. Wie bekommt man in eine so schwere Therapie mehr Menschlichkeit?

PD Dr. med. Markus Porsch: Ich bin Ihrer Meinung. Selbstverständlich steht der Mensch/Patient immer im Mittelpunkt der Therapie. Es sollten weder alleine der PSA-Wert, noch ein suspekter Befund in der Bildgebung therapiert werden. Der Patient muss in jede Therapieentscheidung einbezogen werden. Die mögliche positive Wirkung, sowie auch die nicht gewollten mitunter schwerwiegenden Nebenwirkungen, müssen vor Therapiebeginn gemeinsam erörtert werden. Nur wenn der Patient sich für das Für und Wider einer neuen Therapie für sich, ggf. auch mit den Angehörigen, entschieden hat, kann eine adäquate Therapie beginnen. Familie und Freunde spielen immer eine ebenso große Rolle, wie der therapierende Arzt.

Schütte-7: Könnte mir Dr. Porsch helfen, die Hormontherapie zu verstehen, denn irgendwie ist immer nicht ausreichend Zeit, wenn ich zur Besprechung komme. Auch kann ich mich dort nicht so gut konzentrieren, weil ich die Gesamtsituation sehr belastend finde.

PD Dr. med. Markus Porsch: Die Hormontherapie stellt den Beginn und auch die Basis für Folgetherapien da. Das Eingreifen in den Hormonhaushalt kann an vielen Stellen in diesem Kreislauf erfolgen. Die nachgeordnete Hormontherapie kann bei Nichtwirken der Basistherapie mit neuen Medikamenten erfolgen. Sowie das Abirateron, als auch Enzalutamid können zum Einsatz kommen. Die Chemotherapie, als Hauptvertreter das Docetaxel, kann vor oder nach dieser weiterführenden Hormontherapie erfolgen. Hier muss individuell für jeden Patienten die Sequenz festgelegt werden.

Leckau: Ab welchem Stadium beginnt eine Antihormonellen Therapie? Gibt es dafür einen besten Zeitpunkt?

PD Dr. med. Markus Porsch: Dies lässt sich generell so nicht beantworten und hängt immer vom Krankheitsstadium ab. So z.B. ob ein Patient in einem sehr fortgeschrittenem Stadium erst diagnostiziert wurde und u. U. schon Fernmetastasen z.B. im Knochen vorliegen. In einem solchen Stadium sollte unmittelbar mit der Hormontherapie begonnen werden. Aktuelle Studien zeigten auch, dass der frühe Einsatz einer taxanbasierten Chemotherapie einen Überlebensvorteil bringt. Wir wissen, dass Patienten auch schon mit Symptomen eine deutliche Linderung dieser unter einer sofortigen, kombinierten Therapie erfahren. Im Gegensatz zu dem gerade beschriebenen Fall sind Patienten mit PSA-Progress nach einer heilenden (kurativen) Therapie u.U. schon bei relativ niedrigen PSA-Werten einer antihormonellen Therapie zuzuführen. Es gibt auch Hinweise dafür, dass eine Unterbrechung der Hormontherapie in den Therapie-Pausen zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führt.

Wirtschaft: Ich bin vor der Prostataoperation bestrahlt worden, um den Tumor zu verkleinern. Mit etwas zeitlicher Verzögerung bekam ich erst Kribbeln und dann eine gewisse Taubheit in den Fingerspitzen und Zehen. Mein Arzt fasste das als Empfindungsstörungen zusammen. Kann das von der Bestrahlung kommen? Geht das von allein weg?

PD Dr. med. Markus Porsch: Die Symptome, die Sie beschreiben, sind nicht typisch für eine Nebenwirkung einer Bestrahlung bei Prostatakrebs, oder einer Prostatakrebs-Operation. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass unter einer Chemotherapie (taxanbasiert) es im Verlauf zu eben diesen Empfindungsstörungen in Fingern und Zehen kommen kann. Diese Empfindungsstörungen können sich im Verlauf wieder bessern. Im Zweifelsfalle sollten Sie einen Neurologen konsultieren.

Plath: Welche Möglichkeiten bietet die Aktivierung des Immunsystems durch Tumorantigen-beladenen dendritische Zellen? Wie lange brauchen solche Forschungen bis eine Therapie daraus entstanden ist? Wäre wichtig für uns, weil das unseren Vater betrifft, der nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht. Ist dieser neue Ansatz, dann eine Verlängerung, die noch nach einer antihormonellen Therapie angewendet werden kann?

PD Dr. med. Markus Porsch: Ich bin mir nicht sicher was Sie meinen. Wenn Sie eine Vaccinierung meinen, so ist diese in Deutschland noch nicht zugelassen. Diese ca. 90.000 EURO-teure Therapie steht aktuell nur in den USA zur Verfügung. Wenn Ihr Vater auf die Hormontherapie nicht mehr anspricht, so wird Ihnen Ihr Urologe sicher weitere Therapieansätze empfehlen.

Akir: Die Liste belastender Folgen einer antihormonelle Therapie ist lang. Ich habe aufgehört, mich von so was erschrecken zu lassen. Schließlich bekommt nicht jeder alles davon. Was tritt am häufigsten und immer wieder auf?

PD Dr. med. Markus Porsch: Wie immer ist die Liste der Nebenwirkungen in den Beipackzetteln lang und mitunter abschreckend. Die Bandbreite der Nebenwirkungen ist groß. Sie reicht auf der einen Seite von Patienten, die die Therapie nicht bemerken, auf der anderen Seite bis zu Patienten, bei denen die Therapie nebenwirkungsbedingt abgebrochen werden muss. Besonders häufig auch als sogen. Wechseljahres-Beschwerden des Mannes beschriebene Nebenwirkungen sind Libido-Verlust, Verlust der Erektionsfähigkeit, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Verlust an Knochen- und Muskelmasse, Reizbarkeit und dünner werdendes Haar beschrieben. Aus meiner Erfahrung leiden die Patienten am meisten unter den potenzbetreffenden Nebenwirkungen.

Drucker: Kleinste Zyste dorsal an der linken Niere. Sonst unauffällig. Leber soweit erfasst regelrecht. Prostata vergrößert aber kein Hinweis auf Tumor. Hier meine Frage: Kann durch falsche Atmung das Ergebnis von Bildgebung verändert werden und zu einer Fehlinterpretation führen?

PD Dr. med. Markus Porsch: In der Bildgebung mittels CT spielt die Atmung keine allzu große Rolle, weil diese Untersuchung sehr schnell durchgeführt werden kann. Allerdings eignet sich das CT nicht für detaillierte Beurteilungen der Prostata bei Verdacht auf Prostatakrebs. Hier geht es eher um die Frage von Metastasen. Im Gegensatz dazu kann eine MRT-Untersuchung (weil länger dauernd) sehr wohl "veratmet" werden. Die MRT-Untersuchung in spezialisierten Zentren spielt jedoch eine zunehmende Rolle in der Diagnostik des lokal begrenzten Prostatakrebses.

Locki: Gibt es eine medizinische Begründung dafür, warum Prostatakrebs, wenn er zurückkommt in der Regel viel aggressiver ist, als beim ersten Mal?

PD Dr. med. Markus Porsch: Eine medizinische Begründung gibt es nicht. Allerdings kann durch Mutation der Krebszellen unter der Vielzahl von Therapie-Regimen der aggressivere Anteil der Prostatakrebs-Zellen regelrecht herausselektioniert werden. Dies ist eine Erklärung, warum häufig im Endstadium die entdifferenzierten Zellen kein PSA mehr bilden und sich somit das PSA als alleinige Therapie-Kontrolle nicht mehr eignet.

Kummer-Me: Habe keine Hormonreaktion mehr und der Krebs ist zurück. Ich vertraue darauf, dass die Wissenschaft für mich und andere Patienten arbeitet. Wo liegen jetzt meine Chancen? Vor allem eine mögliche Zeitschiene neuer Medikamente interessiert mich.

PD Dr. med. Markus Porsch: Die Standardtherapie, wenn die Hormontherapie wirkungslos wurde, ist die Einleitung einer taxanbasierten Chemotherapie. Im Verlauf kann auch noch eine Zweitlinien-Chemotherapie mit einem Taxan der neuen Generation durchgeführt werden. Auch eine weiterführende Hormon-Behandlung steht dem Patienten offen. Somit haben Sie noch viele therapeutische Optionen.

Savelsberg: Bedeutet ein PSA Wert unter 0,5 dass kein neuer Tumor aktiv ist. Wie zuverlässig ist das?

PD Dr. med. Markus Porsch: Ein PSA-Wert unter 0,5 nach heilender (kurativer) Therapie (Operation oder Bestrahlung) sollte ein Absinken des PSA-Wertes in den Null-Bereich - also unterhalb der Nachweisgrenze - nach sich ziehen. Unter alleiniger hormoneller Therapie ohne heilenden Ansatz ist ein Absinken des PSA-Wertes in den Null-Bereich auch möglich, wobei die Tumorzellen dann nur "schlummern". Ein Wiedererwachen nach Pausierung der Hormontherapie ist entsprechend möglich.

Holst: Wie kann aus der Isolierung zirkulierender Tumorzellen im Blut eine Behandlungsstrategie entwickelt werden? Man kann die Zirkulierung nicht stoppen, oder die Zellen abfischen. Was macht man dann mit der Erkenntnis, dass man sie isolieren könnte?

PD Dr. med. Markus Porsch: Eine neue Behandlungsstrategie für eine Vielzahl von unterschiedlichen Krebserkrankungen leitet sich aus der Erkenntnis zirkulierender Tumorzellen ab. Kleinere Studien zeigten vielversprechende Ergebnisse. Allerdings ist der Einsatz in der täglichen Routine meiner Meinung nach zu früh. In den nächsten Jahren werden wir vor allem in Bezug auf eine bessere Therapieüberwachung mit zirkulierenden Tumorzellen, weitere Ergebnisse erwarten können.

Emmerich: Was ist sinnvoller nach einem Rückfall ein dreifacher Chemoblock oder eine längere antihormonelle Behandlung?

PD Dr. med. Markus Porsch: Hat die Chemotherapie bei der ersten Durchführung deutlich angeschlagen, so ist nach einem Rückfall die erneute Chemotherapie (re-challenge) eine sehr gute Option.



Ende der Sprechstunde.